Kraftvoller Sound für wenig Geld
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Wer denkt bei der Firma Numark und DJ-Produkten an Tonabnehmer-Systeme? Vermutlich fast niemand. Doch, ältere DJs werden mit ein wenig Kramen im Hinterstübchen vielleicht noch die eine oder andere Erinnerungen finden an die silbernen Numark CX-1 mit der blauen Spitze oder das Numark Groove Tool. Nein? Vielleicht helfen die Bilder zur Erinnerung. Nun hat Numark neben diesen beiden Systemen doch in der Tat noch zwei weitere DJ Tonabnehmer-Systeme im Angebot: Numark CC-1 und Numark CS-1. Obwohl diese schon seit vielen Jahren auf dem Markt sind, sind sie doch nie großartig in Erscheinung getreten. Dass sie nicht einmal beim Hersteller eine wirklich große Relevanz haben, zeigt sich schon an der Produktseite. Auf dieser ist zum Produkt nur ein einziger Satz zu finden: „Numark´s all-round champ, for durability and reliability.“
Weiterführende Infos oder technische Daten? Fehlanzeige.
Auffällig ist die Ähnlichkeit zum Stanton DS-4 System, das DJ Tonabnehmer-System von Stanton. Dieses ist im Jahr 2021 auf den Markt gekommen und ähnelt dem CC-1 bis auf die Farbwahl in jedem Punkt, inklusive der technischen Daten. Da Stanton und Numark beide dem inMusic Brands-Unternehmen angehören, darf man stark davon ausgehen, dass das Stanton DS-4 dasselbe System wie das Numark CC-1 ist – nur in anderer Farbgebung. Auch die Ähnlichkeit mit den japanischen Taruya-Systemen ist auffällig. Auch hier kann man von der gleichen Produktionsstätte ausgehen.
Zurück zum Numark CC-1. Mit einem sphärischen Nadelschliff ist das Numark CC-1 ausgelegt für die Ansprüche von DJs und so wird es Zeit, dass System mal in einen Plattenspieler zu verbauen und zu schauen, was das gute Stück so kann.
Numark CC-1 – ein erster Blick
Das Numark CC-1 ähnelt den Ortofon Concorde Systemen mit einem langen geraden Body, ist jedoch deutlich massiver als die Concorde-Systeme. Das CC-1 System ist komplett in Silber gehalten. Nadel, Körper, Fingerbügel. Einzig das vergoldete Anschlussstück fällt hier farblich auf.
Auf dem Körper prangt ein großer Numark Schriftzug, die Nadel ist einseitig mit CC-1 gekennzeichnet.
Durch den direkten Anschuss des System an den Tonarm mittels der vergoldeten Kontakte kann das System so wie es ist direkt in Betrieb genommen werden. Es braucht nicht an einem Headshell installiert werden, es muss auch nicht eingestellt werden. Aufgrund dieser Bauform ist jedoch nur eine Nutzung an einem S-förmigen Tonarm möglich.
Auffällig auch an diesem System, ebenso wie dem Stanton DS-4, der rundliche Fingerbügel, der sich dem Finger ergonomisch anpasst.
Verpackt kommt das Numark CC-1 in einem transparentem Kunstoff-Case in einem Papp-Karton, halb offen, so dass das System sichtbar ist.
In diesem Case sitzt das System eingeschraubt und sicher. Man könnte das Case sicherlich auch zum Transport des Tonabnehmers nutzen. Die Papphülle dient nicht nur der Kund:innen-Information sondern stellt zugleich auch die technischen Informationen dar. Auf der Innenseite finden sich die notwendigen Informationen zu den Einstellungen für das Tonabnehmer-System, Auflagegewicht zum Beispiel.
Praxis-Test und Klang des DJ Tonabnehmer-Systems
Zeit, das System einmal an einem Plattenspieler zu verschrauben. Die ersten Stunden läuft das System, so dass sich die Nadel einspielen kann.
Das Einstellen eines Tonabnehmer-Systems dürfte jedem bekannt sein: Tonarm in die Waage bringen, das Auflagegewicht einstellen, ebenso das Anti-Skating. Hier gilt: Entweder mit einer leeren Seite einstellen oder grob Auflagegewicht = Anti-Skating-Wert.
Durch die Bauform, bei Ortofon Concorde genannt, also der gerade Körper, der direkt im Anschlussstück endet, ist eine Installation denkbar einfach. Einfach an den Tonarm anschrauben. Eine Installation an einem Headshell mit Einstellungen ist nicht notwendig. Das System ist quasi plug and play und auch für DJs und Vinyllisten geeignet, die bei dem Wort Azimut fragend schauen. Erwähnt werden jedoch sollte auch, dass das System nur mit Plattenspielern genutzt werden kann, die einen S-förmigen Tonarm besitzen. Das trifft mit sehr wenigen Ausnahmen auf alle DJ-Plattenspieler zu, jedoch nicht auf Plattenspieler im HiFi-Bereich.
Hard facts: Die Nadel des Numark CC-1 besitzt einen sphärischer Schliff. Der Frequenzgang reicht von 20 Hz bis 20 kHz. Mit 6 mV Ausgangsspannung liegt das System gleichauf mit einem Ortofon Concorde MKII DJ- oder dem Mix-System. Also ausreichend Ausgangspegel, jedoch kein hervorhebenswert hoher Pegel. Die Kanaltrennung liegt bei 28 dB, ein sehr guter Wert. Die maximale Abweichung zwischen links und rechts liegt bei 1,5 dB. Hier schafft Ortofon mit den Concorde Systemen max. 1 dB, aber dieser Unterschied ist zu vernachlässigen.
Das zulässige Auflagegewicht liegt bei 3 bis 6 g. Einen empfohlenen Wert gibt Numark nicht an, getestet wurde mit 4 g.
Mit nur 4 von maximal zulässigen 6 g liegt das System sauber in der Rille und kann mit Back-Cueing und Scratchen reichlich provoziert werden – das System wird davon zunächst einmal relativ unbeeindruckt bleiben. Sollte der Einsatz „härter“ werden, bleiben 2 Gramm Auflagegewicht als Headroom, die genutzt werden können. Im Setup zuhause habe ich das System zeitweise bei gerade einmal 3 Gramm getestet – mit gutem Ergebnis, klanglich wie haptisch.
Auffällig ist der nicht erwartete Druck, mit dem das System aufwarten kann. Das klingt nicht nach 6 mV. Das ist mehr. Das Numark CC-1 steht dem Stanton DS-4 in nichts nach und drückt ordentlich Power in den Tonarm. Ein kräftiger Bassbereich, nicht überbetont, aber sehr voluminös transportiert, bis in die unteren Mitten. Die gehörten Techno und Hip Hop Scheiben machen hier richtig Spaß.
Dafür fehlt es in den oberen Mitten und Höhen ein wenig an Präzision und Klarheit – das gerät dabei ein wenig in den Hintergrund. Aber das ist nur eine kleine Auffälligkeit, generell liefert das System einen sehr ordentlichen, druckvollen Klang ab. Speziell mit der Zielsetzung für DJs, interessant zu sein.
Gegenüber klassischen „alten“ Ortofon Concorde Pro oder Pro-S-Systemen oder auch einem Mix fällt die mangelnde Präzision in den Höhen nicht auf. Hier spielt das Stanton DS-4 auf einer gleichen Ebene und klanglich auch nur minimal unter dem Ortofon VNL, das etwas präziser im Mitten- und Höhenbereich abliefert.
Es ist kein HiFi-System, das ist klar. Als DJ-System liefert es gut ab. Rillentreu, bassstark und solide in den mittleren und hohen Frequenzen (hier halt einfach nichts erwähnenswert überzeugend). Jedoch ein solides DJ-System, das klanglich das leistet, was der Preis erwarten lässt.
Qualität und Haptik
Nicht nur optisch, sondern auch qualitativ ist das Numark CC-1 ein „dicker Brummer“. Das System selbst ist durch den dicken Körper sehr kräftig, entsprechend ist auch die Nadel. Das bereits erwähnte Kunststoff-Case ersetzt kein richtiges Transport-Case, ist aber dennoch ein guter Schutz für unterwegs.
Positiv fällt bei der Haptik in jedem Fall der ergonomische Griff auf, durch den einem auch bei schnellerer Bewegung das System nicht „durch die Finger rutscht“. Positiv ebenso, der Griff ist mittels einer kleinen Schraube am System verschraubt und kann daher gewechselt werden.
Ebenso wie am Stanton DS-4 ist die Nadel des Numark CC-1 in einem Pink-Ton gehalten.
Dadurch setzt sich die Nadel optisch vom Nadelkörper ab und ist gut sichtbar. Das relativiert ein wenig den Nachteil, den der dicke Nadelkörper mit sich bringt.
Eine weitere wichtige Information: Ersatznadeln sind für rund 40,- Euro verfügbar.
@Bolle:
Macht sich der Preisunterschied zu Stanton in der Qualität bemerkbar?
Oder ist das einfach das gleiche Produkt mit anderem Aufdruck?
@mfk Nein. Da ist kein Unterschied erkennbar :)
Wer sagt denn dass dieses System nur auf einem S-förmigen Tonarm genutzt werden soll?
Hab ich noch nie bei einem „Concord“-System gelesen.
@Trance-Ference Das ist eine Notwendigkeit, denn entgegen einem Headshell-System kannst du bei einem Concorde System keinen Winkel einstellen.
Diesen erhält das System durch den s-Formungen Tonarm.
Bei einem geraden Tonarm wäre ein Ortofon System mit völlig falschen Winkel auf der Platte.