Massiver Tonabnehmer, nicht nur bei der Bauform!
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Wenn man an DJ-Tonabnehmersysteme denkt, woran denkt man automatisch? Sicherlich zunächst an Ortofon, die Concorde-Systeme, danach vielleicht an Shure und die ausgelaufenen M44-7 und dann vielleicht noch an Audio-Technica oder die japanischen Taruya Tonabnehmer. Denkt man noch ein wenig genauer nach, dürften da noch die Stanton Groovemaster hinzukommen, ebenso wie die Tonar Banana oder das Numark Groovetool. Damit graben wir aber auch schon ein wenig in der Geschichte. Lange ist es her, dass die Staton Groovemaster auf den Markt kamen und bei DJs aufgrund ihres Klangs und der massiven Bauweise Anklang fanden. Im Jahr 2021 folge ein Nachfolger von Stanton, das Stanton DS-4.
Das Stanton DS-4 ist laut Hersteller ein Pro-DJ-Tonabnehmersystem mit Nadel. Das System wird in Japan gefertigt und besitzt hinsichtlich der Körperform eine verblüffende Ähnlichkeit zu den ebenfalls in Japan herstellten bereits erwähnten Taruya Tonabnehmersystemen, von denen auch die Nadeln 1:1 auf das Stanton System passen. Ein Fakt, den ich an dieser Stelle einmal so stehen lassen möchte.
Kostenpunkt für das Stanton DS-4: 89,- Euro. Damit platziert es sich preislich auf einer Liga des Ortofon VNL, Ortofon Concorde MKII Mix oder Audio-Technica AT-XP3 oder AT-XP5.
Bemerkenswerter Side-Fact: Auf der Homepage des Herstellers Denondj.com finde man nach wie vor das Groovemaster-System, ebenso das Discmaster, beide in Version 3, nicht jedoch das DS-4. Generell scheint die Seite vom inMusic Brand, zu dem Stanton gehört, vernachlässigt zu werden. Den Eindruck bekommt man zumindest, wenn man sich die Produkte anschaut, von denen einige nicht mehr erhältlich sind.
Stanton DS-4 – ein erster Blick
Das Stanton DS-4 wird in einem kleinen Kunststoffgehäuse geliefert, das teilweise in einer Papphülle steckt. Im Sichtfenster kann man das DS-4 schon wohlpräsentiert erkennen, die Pappverpackung bietet die ersten Infos. Generell eine schlanke Verpackung mit wenig „Müll“, die zugleich ein kleines Kunststoff-Case für das System bietet, in dem dieses auch einmal transportiert werden kann. Dieses wirkt, man erkennt es, wenn man es in den Händen hält, ziemlich haltbar. Das System sitzt sicher in diesem und ich würde das kleine Case jederzeit auch so in einen Rucksack stecken.
Weiterer schöner Fakt: Im Inneren befindet sich ein zusätzlich ausgedrucktes Stück Papier mit technischen Daten oder ähnlichem. Alles befindet sich gedruckt auf der Außen- oder Innenseite der Verpackung.
Nun zum System. Dieses sitzt eingedreht auf dem Sockel der Cases und wird mit Needle-Cover geliefert. Das System erinnert äußerlich deutlich an Groovemaster oder Discmaster. Es ist hinsichtlich der Körpers entsprechend massiv. Ähnlich der Ortofon Concorde Systeme ist es jedoch sehr viel dicker, jedoch leichter. Rund 17,2 g wiegt das System. Ein Ortofon Concorde MKII hingegen liegt bei rund 18,5 g.
Aufgesetzt auf den schwarzen Körper des Tonabnehmers ist der graue Nadelkörper mit der sehr gut erkennbaren pinken Nadel.
Auffällig an dem Tonabnehmersystem ist der Griff. Dieser, wie die Nadel in Grau gehalten, ist nicht gerade, wie bei den meisten Systeme, sondern ergonomisch einem Finger angepasst. Er ist aufgesteckt auf das System und unterseitig verschraubt. So kann er bei einem Schaden von den DJs selbst gewechselt werden. Dies müsste jedoch beim Hersteller angefragt werden. Erhältlich im normalen Verkauf ist dieser noch nicht. Die Nadel ist jedoch für den Austausch für knapp unter 50,- Euro einzeln erhältlich.
Seitlich auf dem Systemkörper (beidseitig) befindet sich ein weißer Stanton Aufdruck, die Nadel besitzt einen kleinen DS-4 Schriftzug. Der Anschluss des Systems verfügt über einen goldenen Körper wie auch Goldkontakte.
Ein Gummiring dient als Schutz beim Anschrauben an einem Tonarm. Genutzt werden kann das System bauartbedingt nur an S-förmigen Tonarmen, da der Winkel zur Spurrille nicht wie bei einem Headshell eingestellt werden kann.
Praxis-Test und Klang des DJ-Tonabnehmersystems
Beginnen wir mit ein paar Fakten. Das Stanton DS-4 besitzt einen sphärischer Schliff. Der Frequenzgang reicht von 20 Hz bis 20 kHz. Mit 6 mV Ausgangsspannung liegt das System gleichauf mit einem Ortofon Concorde MKII DJ- oder dem Mix-System. Also ausreichend Ausgangspegel jedoch kein hervorhebenswert hoher Pegel. Die Kanaltrennung liegt bei 28 dB, ein sehr guter Wert. Die maximale Abweichung zwischen links und rechts liegt bei 1,5 dB. Hier schafft Ortofon mit den Concorde Systemen max. 1 dB, aber dieser Unterschied ist zu vernachlässigen.
Das zulässige Auflagegewicht liegt bei 3 bis 6 g. Einen empfohlenen Wert gibt Stanton nicht aus, getestet wurde mit 4 g.
Mit nur 4 von maximal zulässigen 6 g liegt das System sauber in der Rille und kann mit Back-Cueing und Scratchen reichlich provoziert werden, bleibt aber sauber liegen. Das gefällt.
Das Stanton DS-4 macht im ersten Test direkt ordentlich Druck. Das liegt nicht nur an 6 mV Ausgangsspannung, denn hier können andere mehr, sondern daran, dass der Bassbereich sehr kräftig und mit viel Volume wiedergegeben wird, jedoch nicht dröhnend. Das DS-4 macht schnell klar, dass „Bassmusik“ hier Spaß bringen wird. Egal ob Mine & Fatoni oder beim Hacker Remix der Swoop „Superlicious“. Ich verzichte auf genaue Auflistungen aber von klassischem Pop über Hip Hop bis zu straightem Techno, das DS-4 liefert ab. Je mitten- und höhenlastiger die Musik jedoch wird, umso mehr macht sich bemerkbar, dass die Stärken des DS-4 eher im Bassbereich liegen. Nicht dass der Sound schlecht wäre, jedoch merkt man, dass das DS-4 hier einfach minimal dumpfer agiert, ein wenig im Stereobild enger wirkt als höherwertigere Systeme wie ein Ortofon Concorde MKII Club mit elliptischem Schliff. Gegenüber klassischen „alten“ Ortofon Concorde Pro oder Pro-S Systemen oder auch einem Mix fällt dies nicht auf, hier spielt das Stanton DS-4 auf einer gleichen Ebene und klanglich auch nur minimal unter dem Ortofon VNL, das etwas präziser im Mitten- und Höhenbereich abliefert.
Es ist kein HiFi-System, das ist klar. Als DJ-System liefert es gut ab. Rillentreu, bassstark und solide in den mittleren und hohen Frequenzen (hier halt einfach nichts erwähnenswert überzeugend). Jedoch ein solides DJ-System, das klanglich das leistet, was der Preis erwarten lässt.
Qualität und Haptik
Hier gibt es absolut nichts auszusetzen. Das System ist gut produziert und durch den dicken Körper durchaus sorglos einsatzfähig. Geliefert wird das System wie erwähnt im kleinen Kunststoff-“Case“ samt Nadelschutz. Der Griff ist ergonomisch, so rutscht das System beim Legen auf oder Abheben von der Platte nicht vom Finger. Dafür gibt es einen Pluspunkt.
Ebenso für die Möglichkeit, den Griff beim Schaden zu ersetzen (sofern der Hersteller diesen über den Service einzeln liefert).
Pluspunkt zudem: Das System samt Verpackung produziert weniger „Müll“ als andere, die mit voller Kunststoff- plus Pappverpackung plus gedruckter Beilage ausliefern.
Gut gefällt mir nicht nur optisch die leuchtend pinke Nadel. Diese ist in der Öffnung des Nadelkörpers auf der Platte gut sichtbar und hebt sich gut von der dunklen Platte ab, auch wenn es ein wenig dunkler ist. In jedem Fall sehr viel besser sichtbar als eine graue oder silberne Nadel. Zudem optisch ein sehr kleiner aber feiner Hingucker.
…nicht das das die Nadeln sind, die es nicht durch die Endkontrolle von Taruya geschafft haben…
Der Preis ist auf jeden Fall super.
P.S.: Numark CC-1 sieht genauso aus. Inklusive Schraube. Sehr schräg.
…Stanton und Numark gehören inMusic.
Mal abwarten. Vielleicht bekommen wir das System auch noch von Denon oder Rane angeboten.
@mfk Ja, wobei stanton (im gegensatz der anderen genannten marken) eine lange tradition mit systemen hat.
@Numitron Absolut. Anzunehmen, dass Stanton und Numark sowieso wie auch Taruya einfach aus der selben Fertigung beziehen. ;)