Innovation im Eurorack
Inhaltsverzeichnis
- Konzept des OXI Instruments Coral
- Hardware, Anschlüsse und Aufbau des Coral Eurorack-Moduls
- Die Coral Engines (Firmware 0.6.0)
- 8-fache Polyphonie/Multi-part
- Signalweg und Klangformung
- Globale Klangformung
- Das digitale Filter
- Der WAV-Sample-Player
- Drone-Modus
- Das User-Interface
- Wie klingt das OXI Instruments Coral Modul?
- Speichermöglichkeiten
- MIDI vs. CV
- Zukunftsausblick
- Zwischenfazit
Ungläubig schaue ich auf die Website von Oxi Instruments, um mich über ein vor mir liegendes Testgerät zu informieren. CORAL heißt das Eurorack-Modul von Oxi Instruments und ist ein Soundlieferant mit 8-facher Polyphonie und 8-facher Multi-Part-Engine. Bitte was? Ein Sample-Player und Audioeffekte sollen auch noch an Bord sein, MIDI und CV noch on top. Ich sehe aber kein Display auf der Frontplatte!
Die spanische kleine Firma hat bisher mit einem Desktop All-in-one-Hardware-Sequencer namens ONE auf sich aufmerksam gemacht, hier findet ihr unseren Test dazu. Das zweite Produkt ist nun CORAL und verspricht bisher nie dagewesene Klangvielfalt und Polyphonie auf kleinstem Raum. Ob das Konzept ausgereift ist und auch aufgehen wird, werden wir nun gemeinsam herausfinden. Es gibt auf jedenfalls immer und immer wieder Innovationen im Eurorack-Hardware-Dschungel.
Soviel sei jetzt schon verraten: Stell dir vor, du hast plötzlich achtmal mutable Instruments Plaits im Rack mit noch mehr Möglichkeiten. Gehirn einschalten und los geht’s!
Konzept des OXI Instruments Coral
So, jetzt kommt es ganz dicke und ich umreiße nun das Konzept des Corals. „Polyphonic Freedom in 14 HP“ schreit die Schlagzeile. In ausführlicher Art und Weise kann man das so umschreiben: “8 full voice polyphonic, multipart, multi engine synthesizer module with sample playback, sweet reverb and chorus.“ Wir haben hier also eine 8-stimmigen polyphone Synth-Engine, bei der man entweder alle acht Voices gleichzeitig spielt, also schön mit beiden Händen auf der Klaviatur, oder man teilt diese acht Stimmen auf andere Parts auf und kann somit gleich ganze Songs mit Drums, Pads, Bass, HiHats oder Synths spielen. Natürlich kann man auch einen Synth mit acht Stimmen programmieren und jede der acht Stimmen im Stereo-Panorama einstellen oder leicht verstimmen. Wohlgemerkt alles ist in Stereo! Inklusive eingebautem Mixer!
Und wo kommen die verschiedenen Sounds denn nun her? Derzeit stehen zehn Engines zur Auswahl, die sich teilweise an dem Modul PLAITS anlehnen. Weitere sollen noch mit Updates den Weg ins Modul finden. Aber wie soll das Ganze nun mit CV und einem Trigger-Signal funktionieren? Genau deswegen gibt es die Tests bei AMAZONA.de und deswegen lernen wir nun das Modul Stück für Stück kennen. Hier eine Übersicht, wie das Modul aufgebaut ist:
Hardware, Anschlüsse und Aufbau des Coral Eurorack-Moduls
Doch erstmal zu den Basics! 14 Einheiten breit (7 cm) und 2,6 cm flach ragt das Modul ins Rack hinein, wobei das Stromkabel schon mitgerechnet ist. Das Panel ist markant bunt bedruckt und unten sammeln sich alle Anschlüsse. Am auffälligsten ist der violette Metall-Dial mit festem Druckpunkt. Man kann sich denken, dass dieses Poti der Dreh- und Angelpunkt der Menüstruktur sein wird. Drumherum finden wir einen RGB-LED-Kranz, der den Status von allem Möglichen anzeigt, dazu später mehr. Alle weiteren kleinen und die großen, zusätzlich verschraubten Regler sind in bekannter Qualität und durch die geriffelte Struktur gut zu drehen.
Die Breite des Moduls wurde vollumfänglich ausgenutzt, eng zum Greifen ist es aber trotzdem nicht. Alles ist super zu erreichen. Alle Anschlüsse sind im Prinzip CV-Eingänge bis auf den 3,5 mm MIDI-Zugang (TRS A oder B) und den Audio-Out mit L und R (DC coupled). Die Beschriftung ist hochwertig und fast selbsterklärend. Der „oct“ Eingang ist für Pitch CV. Der microSD-Kartenslot befindet sich ebenso noch auf der Frontplatte und stört in keinster Weise. Alles, was das Coral berechnen muss, findet auf dem Huckepack-Submodul-Board auf der Rückseite statt. Die DSP-Plattform von Elektrosmith ist für das Eurorack konzipiert und bietet eine problemfreie Ressource für verschiedene Programmiersprachen. Firmware-Updates sind über USB für jeden simpel zu machen und zugänglich. Das Modul benötigt auch nicht viel Saft. Es reichen 110 mA bei +12 V und 10 mA bei -12 V.
Zu beanstanden gibt es in der Ausführung gar nichts. Die Aufteilung ist gelungen und die Beschriftung ist logisch und selbsterklärend. Generell kann man aber auch sagen, dass mittlerweile eigentlich alle Hersteller von Eurorack-Modulen keine Defizite in der Hardware-Qualität oder Langlebigkeit der Produkte haben. Der Qualitätsanspruch ist mittlerweile sehr hoch und hat einen unkritischen Zustand erreicht. Das ist eine schöne Entwicklung.
Die Coral Engines (Firmware 0.6.0)
Derzeit besteht die Grundlage der Klangvielfalt aus zehn verbauten Engines. Hier sind Details hierzu:
- Virtual Analog – Zwei verstimmte virtuelle analoge Oszillatoren mit kontinuierlich variablen Schwingungsformen. Der zweite Oszillator ist mit dem ersten synchronisiert.
- Waveshaper – Ein asymmetrisches Dreieck, das von einem Waveshaper und einem Wavefolder verarbeitet wird.
- FM – Zwei Sinusoszillatoren, die sich gegenseitig in der Phase modulieren.
- Wavetable – Drei Schwingungsformen können kombiniert und überblendet werden. Die Schwingungsformen können durch eigene WAV-Files auf der SD-Karte ausgetauscht werden. Hierzu wurde eine eigene Anwendung, die Wave-APP programmiert und diese steht zum Download auf der Herstellerseite für Mac und PC zur Verfügung.
- Multiple Detuned Oscillator – Jede Stimme enthält acht verstimmte Oszillatoren, die zwischen SAW, SQUARE und PWM morphen.
- Digital String/Resonator Modeling (bekannt aus PLAITS)
- Hi-Hat Synth – Zwei HiHat-Modelle können überblendet werden.
- Snare Synth – Zwei Snare-Drum-Modelle können überblendet werden.
- Kick Drum – Zwei Kick/Bass-Drum-Modelle stehen zur Verfügung.
- Wav-Player – Ein Sample-Player, der jede Bit-Tiefe oder Samplerate abspielen kann.
Soweit bewegen wir uns ja noch im normalen Bereich. Jeder geht davon aus, dass er sich eine Engine auswählt und dann diese zum Leben erweckt. Ja, so war es bisher in vielen anderen Modulen. OXI Instruments Coral fängt hier erst an.
8-fache Polyphonie/Multi-part
Von Haus aus kann das Coral acht Stereo-Stimmen gleichzeitig wiedergeben. Aus welcher Engine die erzeugten Signale kommen, ist völlig egal. Man kann also die acht Voices so verteilen, wie man möchte. Sprich, es ist möglich, gleichzeitig, aber völlig unabhängig voneinander, eine Kick-Drum, eine HiHat, einen Mono-Synth-Bass, dreistimmige Akkorde und zwei Samples abzuspielen und noch separat den Chorus-, Reverb- und Lautstärkenanteil im Coral Modul zu bestimmen. Ab hier muss man gedanklich eine Aufteilung der Möglichkeiten von Coral vollziehen. Die Ansteuerung über MIDI und die Ansteuerung über Gate und Pitch-CV. Das oben skizzierte Beispiel ist nur über MIDI zu erreichen. Dann verwandelt sich das Coral in ein Hardware-Expander mit maximal acht MIDI-Kanälen, so wie es „früher“ z. B. die EMU 19“ Rack-Expander waren.
Das heißt jedoch nicht, dass das Spielen über Gate und CV nur einstimmig oder nur einkanalig stattfinden kann. Auch hier bieten sich die acht Stimmen zur geschickten Klangformung im Sinne von Soundstacking oder Detune an. Bei einem anliegenden Gate erklingen immer alle acht Stimmen im UNISONO-Mode gleichzeitig. Das kann man dann aufteilen, wie man möchte. Ob man die einzelnen Stimmen im Panorama verteilt und zusätzlich noch gegeneinander etwas verstimmt, ist ebenso möglich, wie verschiedene Engines zusammen zu mischen. Auch Akkorde sind möglich, die dann getriggert und in der Tonhöhe gespielt werden können.
Signalweg und Klangformung
Jede dieser acht Stimmen, oder nennen wir es acht Parts, hat eine separate Klangformung und einen eigenen Signalweg. Jeder Part kann komplett anders programmiert werden. Es befinden sich also auch acht Lowpass-Filter im Modul, eines pro Part. So verhält es sich mit allem. Das zu verstehen, braucht ein bisschen Zeit. Sich vorzustellen, dass man z. B. acht mutable Instruments PLAITS Module nebeneinander vor sich im Rack geschraubt vorfindet, die dann in einer Stereosumme zusammengeführt sind, ist hilfreich. Wobei ein Plaits kein LowPass-Filter, keinen Chorus oder Reverb bereit hält, ganz zu schweigen von einer rudimentären Hüllkurve. So muss man sich das vorstellen. Wir kommen dem Kern der Sache langsam näher. Hier die Übersicht des Signalweges.
Globale Klangformung
Jede Engine hat seine spezifischen Parameter, die immer auf die drei großen Drehregler verteilt werden. Allein sich treu bleibt immer das „oct-freq“, welches die Oktavlage bestimmt oder in zweiter Ebene für das Feintuning zuständig ist.
Egal, welche Engine man benutzt, man hat immer pro Part eine ADSR-Hüllkurve, das LowPass-Filter mit Resonanz nebst Modulationsanteil zur Filterfrequenz, einen VCA, einen Chorus und einen Hall-Effekt. Eine rudimentäre Noise-Quelle ist auch beimischbar sowie die Position des Klanges im Stereobild bestimmbar.
Die Attack-Phase ist sowohl für knackige Sounds als auch für langsam anschwellende Sounds verwendbar, geht aber nicht über zehn Sekunden Anlaufzeit hinaus. Länger hält dafür die Release-Zeit durch. Lange, träge, abschwellende Klänge sind möglich. Ganz neu ist eine Gilde-Funktion hinzugekommen.
Das digitale Filter
Ja, es ist digital, verhält sich aber überraschend brauchbar und hat sogar seinen eigenen Charakter. Es neigt, je nach Engine, speziell bei Drums, auch gerne mal zum Übersteuern, zeigt das aber nicht durch völlige Zerstörung des Klanges, sondern umschifft wohlwollend so manchen Sound mit Frequenzerweiterungen, die man so gar nicht erwartet hat, mit denen man aber dann doch experimentiert. Das kann sogar von einem Notenwert zum nächsten sich in einem anderen Verhalten niederschlagen. Typische analoge Filterverläufe lassen sich auch darstellen und das Filter kann gerade noch seine Herkunft verschleiern. Alles in allem ist das Filter ganz brauchbar, liefert musikalische Ergebnisse und lässt sich unkompliziert einstellen.
Der WAV-Sample-Player
Der Sample-Player kann vier Stereo-Samples (polyphon) gleichzeitig abspielen. Da jede Bit-Tiefe oder Samplerate und Audio-Länge verarbeitet werden kann, ist auch das Ablegen von Samples auf der SD-Karte schnell gemacht und es muss keine besondere Regel dabei beachtet werden. Es ist möglich, mehrere Ordner mit Samples anzulegen und alles mit CV-Signalen anzusteuern. So können zum einen der Ordner wie auch das Sample experimentell gespielt werden. Die Länge des Materials wird auch hier mir der ADSR-Kurve eingestellt. Die Samples können 18 Semitöne nach oben und 24 Semitöne nach unten gepitcht abgespielt werden.
Tipp: Bitraten bis 32 Bit float und maximal 48 kHz sind möglich, aber je höher die Belastung des Prozessors, umso höher ist die Gefahr, dass die Audio-Engine Artefakte erzeugt, gerade bei exzessiver Nutzung des Moduls. Daher sind 16 Bit und 48 kHz eine Empfehlung für einen sorgenfreien Betrieb.
Drone-Modus
Das ganze Spektakel kann man natürlich auch im Drone-Modus verwenden. Eine dauerhafte Spannung an die AMP-Buchse angelegt, lässt das Coral permanent erklingen. Et voilà: Nun lädt das Modul förmlich zur Modulation von allem Möglichen über die CV-Eingänge ein. Durch das Filter und den eingebauten Hall bekommt man schon ordentliche Klänge out of the box. Das kann nur gut sein! Zusätzlich kann man definieren, welche Parts von den eingehenden CV-Spannungen verändert werden. Wenn man dann noch verschiedene Parts definiert hat und über den PART CV die Beeinflussung von den eingehenden CV-Signalen an verschiedene Engines einbaut, kann schon allerhand passieren.
Das User-Interface
Mit Absicht habe ich dieses Kapitel etwas weiter unten angesiedelt, ist es doch neben dem Klang das Spannendste. Wie schafft man es nun, in so einem Format ohne Display solch komplexe Einstellungen auf maximal acht verschiedenen Parts zu bedienen? Der Einstieg gelingt recht schnell. Erstens, weil das Einführungshandbuch übersichtlicher ist als die normale Anleitung, und man zu Beginn den Umfang und die Kleinigkeiten noch außer Acht lassen kann bzw. noch gar nicht die Weitsicht hat, was alles mit diesem Modul möglich ist. Im Prinzip läuft die Programmierung über das RGB-Rad in der Mitte in Kombination mit den außenstehenden Reglern.
Durch verschiedene Farben und Leuchtbegrenzungen muss man die verschiedenen Engines auswählen, die Parts definieren, MIDI-Kanäle bei Bedarf zuordnen und auch CV zu bestimmten Parts einstellen. Das Modul kommt übrigens ohne Presets daher, nur der Sample-Player ist reichlich mit Material gefüllt. Manches hat sogar die gleiche Farbe und nur ein gehaltener Druck des Main-Dials verrät, was man tut. Das geht recht schnell in Fleisch und Blut über, aber die Schrittfolgen sind vorhanden und müssen konsequent abgearbeitet werden und zwar exakt. Ist man zu schnell oder verliert den Faden, muss man sich erstmal sammeln und zur Not noch mal alles durchgehen.
Hier möchte ich einen neuen Begriff einführen: lost during programming, kurz LDP. Das mag von Mensch zu Mensch unterschiedlich sein, aber bei mir war es so. Welchen Part bearbeite ich gerade? Welche Engine habe ich dort drin? Bearbeite ich gerade Parameter für alle Parts oder nur für den einen? Neben all dieser Kritik muss ich auch dafür sprechen, dass es eben kein Display gibt. Das hat auch sein Gutes! Einmal die Wunschkonfiguration eingestellt, kann man tatsächlich schön spielen und hat die wichtigsten Klangparameter direkt zum Einstellen vor sich. Sogar mit einer Hand kann man Parameter auf einer unteren Ebene regeln. Da gewöhnt man sich schnell dran. Control Voltages einstecken und einfach nur auf modularer Ebene spielen funktioniert und das Eurorack-Gefühl ist da. Ein anderes Programm laden geht dann auch ruckzuck und hey, wo kann man das schon? Die ganze Bedienung macht trotzdem einen sehr durchdachten Eindruck und keinen konfusen, denn es wird immer dem gleichen Muster gefolgt. Versteckte Parameter-Menüs? Fehlanzeige. Unklare Abkürzungen? Fehlanzeige. Das ist schon ganz gut gemacht! Ach, es gibt übrigens auch keine Parameter-Sprünge beim Drehen der Dials, denn die Werte werden abgeholt und mit einem Leuchtkranz angezeigt. So weiß man immer, wo die Veränderung des Parameters anfängt.
Wie klingt das OXI Instruments Coral Modul?
Die Soundvielfalt ist jetzt schon sehr umfangreich und bietet eine enorme Vielfalt. Drum- und Perkussionsklänge reagieren wuchtig und satt, Bässe sind rund und langsame Flächen modulieren von sich selbst aus schon recht analog. Eigentlich wollte ich den Begriff Brot-und-Butter-Klänge nicht schreiben, da es eher abwertend klingt, aber im Kontext von sowieso speziellen Benutzern im Eurorack-Bereich bietet es durch die Bank alles, was man im Prinzip jemals haben „müsste“. Sprich, alleine die Kick-Engine weiß schon so zu begeistern, dass die Anschaffung sich schon lohnen kann. So geht es Stück für Stück weiter, über die HiHat- oder die Snare-Engine und endet bei einem Sample-Player, der auch für sich schon andere Module wie z. B. das Music Thing Radio Music komplett ersetzen kann. Speziell bei Synth-Engines kam mir öfters der begeisternde Gedanke, dass es teilweise so analog und lebendig klingt, wie ich es nicht für möglich gehalten hätte. Gerade bei Flächen und polyphoner Spielweise. Der einstellbare Chorus trägt dabei noch gut auf. Das OXI Instruments Coral ist wandelbar wie ein Chamäleon, ja so kann man das sagen. Es kann kalt, statisch, aber je nach Engine auch warm und wohlig klingen.
Noch ein Wort zur Klangqualität. Der Gesamtklang ist ausgeglichen und nicht zu spitz in den Höhen. Hifi-Charakter attestiere ich dem Coral nicht. Das wäre zu viel des Guten, eher als sachgerecht und analytisch würde ich den Grundcharakter beschreiben. Über ein Grundrauschen muss man sich bei dem Modul keine Sorgen machen. Das ist heutzutage im Eurorack-Bereich ja nicht immer so, komischerweise. Der Klang und die Klangvielfalt bieten keinen Anlass zur Kritik.
Speichermöglichkeiten
Da es schon in Arbeit ausarten kann, um sich aufwendige Presets zu basteln, kann man diese auch an zehn Speicherplätzen ablegen und auch wieder per Knopfdruck abrufen. Auf der SD-Karte werden die Presets abgelegt und können so auch in einer eigenen Datenbank gesichert werden. Im Prinzip also unendliche Speichermöglichkeiten. Das Umschalten zwischen den Programmen geht schnell und ohne Störgeräusche und kann auch per MIDI-Programm-Change ausgelöst werden.
MIDI vs. CV
Den Multipart-Teil kann man klar nur mit MIDI ausspielen, wenn es darum geht, getrennte Inhalte anzusteuern. Oder eben auch achtfach polyphon zu spielen, ist nur mit angeschlossenem MIDI-Gear möglich. Immerhin hat man dann einen achtstimmigen Synthesizer in einem kleinen Eurorack-Modul oder komponiert gleich ganze Tracks mit dem Coral. Selbst alle anderen Parameter können dann per MIDI-CC ferngesteuert werden. Somit ist das Modul förmlich in einem Modularsystem deplatziert. Das ist die eine Seite der Medaille. Die andere ist die, dass sich ohne MIDI und nur im CV-Umfeld ein Interesse entwickelt, mit den vorhandenen acht Parts etwas anzustellen, was man bisher nur mit 20 Eurorack-Modulen hätte realisieren können. Mit anderen Worten, die gewohnten Grenzen, die einem mit einem Klangerzeuger im Eurorack meist auferlegt werden, werden aufgebrochen und bekommen in diesem Fall eine neue Dimension. Die Dimension der maximal acht gleichzeitig spielenden Engines und das auch noch in Stereo. Hm, das gärt in einem und spornt an. Deswegen spricht nichts dagegen, MIDI und CV mit seinen Spektren in ein Modul zu verbauen.
Die zwei Schnittstellen machen das Coral nur noch flexibler, wertiger und auch innovativer. Dadurch ist es jeder Situation und jeder Anwendung gewachsen.
Zukunftsausblick
Schade ist, dass durch das Daisy-Mainboard keine Hardware-Erweiterungen in Form von zusätzlichen CV-Eingängen zur Verfügung gestellt werden können. Es ist sozusagen ein geschlossenes System. Super wäre ein Gate- und CV-Expander gewesen, um zumindest vier Parts gleichzeitig spielen oder Bereiche stummschalten zu können. Während der Testphase von einigen Wochen wurden von mir gefundene Fehler und Ungereimtheiten ausgemerzt und weitere Neuigkeiten im Sample Player eingebaut und schon in zwei Updates veröffentlicht. Es ist daher davon auszugehen, dass dieses Modul noch weitere Verbesserungen und Inhalte (Engines) erfahren wird. Zur Verfügung steht immerhin schon eine App, um die Wavetables auszutauschen. Angekündigt ist ebenso eine Anwendung, um am Rechner seine Presets zu programmieren (siehe Anleitung).
Nachtrag: Inzwischen sind auch noch weitere Verbesserungen in die Firmware (zu Redaktionsschluss 0.8.4) eingeflossen. Darunter fällt der überarbeitete Chorus FX, eine Settings-Datei auf der SD-Karte wird noch weitere Konfigurationsmöglichkeiten der CV-Ins bereitstellen, und das abholen der Parameterwerte sowie die Panoramaeinstellungen gehen nun smoother.
Zwischenfazit
Der Trend zu immer komplexeren Eurorack-Modulen, auch speziell mit Polyphonie, reißt nicht ab. Der Benutzer ist meist mit komplexen Vorgängen konfrontiert, um sich das Wohlwollen der Geräte zu sichern. Das ist auch hier so. Es wird aber eigentlich ganz geschickt präsentiert, indem es komplett auf ein Display verzichtet. Ich finde das persönlich ganz sympathisch, hat man doch nicht den Eindruck, mit einem DSP zu arbeiten, stöpselt und konfiguriert alles wie gewohnt. Die Ohren und die Hände stehen hier im Vordergrund, nicht die Augen. Alles weitere Technische hält sich dezent im Hintergrund und das ist ganz toll, wenn man das Konzept verstanden hat.
Dass so ein Modul nicht jedermanns Sache ist und dem Grundtenor eines modularen Systems widerspricht, ist offensichtlich. OXI Instruments hat sich aber mit Coral darum bemüht, trotzdem auch den modularen Charakter hochzuhalten. Es bietet eben Zugriff aus beiden Welten, MIDI und CV.
Bleibt zu hoffen, dass noch einige tolle Engines hinzukommen werden. Das lässt den Anschaffungspreis wiederum in einem anderen Licht erscheinen.
In meinem über einstündigen Video kann man die Basics erfahren und auch alle Engines hören, jedoch alles mit einer älteren Firmware (0.4.5). Viel Spaß!
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WOW! Vielen Dank für diesen ausführlichen und sehr anschaulichen Test! Jetzt hast Du es wieder Mal geschafft mir Bock auf ein cooles Modul zu machen. Ich hatte ja den Oxi One zum Testen da und weiß damit um die wertige Verarbeitung der Oxi-Produkte und natürlich hatte ich mir dabei auch ein paar Infos zum Coral angelesen. Mit diesem tollen Test hier wird mein positives Gesamtbild bestätigt .. mein Zeigefinder schwebt schon gewaltig über dem „Kaufen-Button“. :)
Also mal ein Dankeschön für den ausführlichen Test, kommt ein wenig spät für mich ich leide zeitweise schon unter LDP ( treffender geht es nicht) Bin kein Modularfan aber habe mir das Coral mit dem kleinsten Case beschafft, betreibe es lediglich mit dem Oxi One, erstaunliches Teil gefällt mir , ich hoffe ich bekomme LDP noch in den Griff, dann klappt das auch mit dem OXI und Coral.
@olduser Echt, du bist auch schon länger Nutzer davon. Das ist ja echt krass. Dann immer schön die Updates aufspielen. Das Oxi One muss eine sehr sehr gutes Teil sein.
Hab’s nur überfliegen können aber bedeutet dass ich damit meinen s1 Cwejman mk2 mehrstimmig machen kann?
@Ron Nein, das Coral ist ja kein Sequenzer. Es nimmt mehrstimmige Midi-Daten an und füttert damit die interne mehrstimmige Klangerzeugung.