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Test: Peavey Solo, Gitarrenverstärker

Ein kleiner Freund zum Üben

9. Juni 2020
Peavey Solo Gitarrenverstärker

Peavey Solo

In unserer heutigen Zeit, in der man DSP-Chips quasi für einen Apfel und ein Ei hintergeworfen bekommt, setzen nur wenige Hersteller noch auf die Klangbearbeitung mittels Halbleitertechnik in ihren Gitarren-Amps. Der Transistor ist sozusagen tot und wenn überhaupt, dann findet man diese Schaltungen überwiegend in kleinen Übungsverstärkern. Einer von diesen Amps steht nun vor mir – der Peavey Solo tritt als reiner Übungsverstärker an, dessen Sound und Dynamikverhalten einem echten Röhren-Amp nachempfunden wurde und für einen Spottpreis von knapp unter 100,- Euro den Besitzer wechselt. Was er kann und was nicht, werden wir uns im folgenden Review mal genauer betrachten.

Peavey Solo – Facts & Features

Das Format für einen typischen Übungsverstärker stimmt schon mal, denn mit den Maßen von 35,6 x 32, 1 x 17,5 cm bei einem Gewicht von etwas über 5 kg findet der Combo garantiert Platz in jeder noch so kleinen Hütte. Mit dem Gewicht hat der Tragegriff auf der Oberseite überhaupt kein Problem, jedoch ist er recht zierlich ausgefallen, sodass ihn vermutlich nicht jeder voll umgreifen kann. Auf der Unterseite sorgen vier ausreichend dimensionierte Gummifüße für einen wackelfreien Stand des Gehäuses, rundherum wurden Kantenschoner angebracht, die sogar aus Metall bestehen und somit einiges wegstecken sollten, falls es beim Transportieren hier und da mal enger wird.

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Der schwarze Tolexbezug wurde sauber aufgeklebt, auch in den Ecken und an den Kanten sind keine Verarbeitungsmängel zu entdecken. An der Rückseite herrscht gähnende Leere, außer dem Anschluss für das ausreichend lange Netzkabel, das fest montiert ist, gibt es dort gar nichts zu entdecken: kein Effektweg, kein Line-Out, kein Fußschalteranschluss oder Ähnliches. Aber mal ehrlich: Braucht man das bei einem Übungs-Amp wirklich? Die wenigen Anschlüsse, die der Peavey Solo besitzt, wurden allesamt vorne auf dem Bedienpanel untergebracht

Peavey Solo back

Peavey Solo Rückansicht

Durch das nur zu einem Viertel geschlossene Gehäuse ist jedoch der Lautsprecher gut zu erkennen, der Hersteller verwendet hier sein eigenes Modell im 8″-Format und nennt ihn „Blue Marvel“. Mit den 12 Watt, die die Endstufe abdrückt, sollte der Speaker keine Probleme bekommen und in Sachen Headroom standfest sein. Der Aufkleber auf dem Verstärkereinschub verrät uns dann auch das Herkunftsland des Peavey Solo: „Made in China“ steht dort, wer hätte bei diesem günstigen Preis auch etwas anderes erwartet? Man sollte zwar etwas vorsichtig vorgehen, aber eben gerade durch die fast offene Rückseite bietet sich doch die gute Gelegenheit, ein paar Utensilien, wie Kabel, Stimmgerät oder vielleicht sogar eine Dose Bier dort unterzubringen. Das hat schließlich Tradition! An der Frontseite ist der kleine Speaker in jedem Fall gut geschützt, denn die dort aufgezogene Bespannung zeigt sich sehr robust. So, nun aber ran an das Bedienpanel und damit an das, was uns der Peavey Solo an Möglichkeiten bietet.

Peavey Solo Bedienpanel

Wie heißt es doch so schön: Symmetrie ist die Ästhetik der Dummen. Warum man jedoch die Klinkeneingangsbuchse derart versetzt auf dem Bedienpanel angebracht hat, bleibt wohl ein Geheimnis von Peavey. Den Platz für die Bedienelemente besser zu verteilen, wäre durchaus sinnvoller gewesen, denn die aufgesteckten Chickenhead-Potis des Volume-Reglers und die des Bass-Potis des EQs kommen sich verdächtig nahe. So nahe, dass sie sich im ungünstigsten Fall sogar berühren, wenn das untere Ende des Reglers auf die Spitze des benachbarten trifft. Somit sind ungewollte Pegelsprünge bzw. ein Verstellen des Bassklangs nicht zu vermeiden und man sollte tatsächlich etwas vorsichtiger agieren, um hier keinen Schaden anzurichten.

Neben dem besagten Dreiband-EQ mit Bässen, Mitten und Höhen sowie dem Lautstärkepoti finden wir natürlich noch einen Gain-Regler, der den Grad der Verzerrung bestimmt. Ab etwa einem Viertel seines Regelwegs beginnt der Amp in die Zerrung zu gehen, unter diesem Level kann man zusammen mit dem Volume-Regler unverzerrte Sounds erwarten bzw. erzielen. Das kommt aber natürlich auch immer darauf an, welche Pickups die angeschlossene Gitarre mit an den Start bringt – aktive EMGs etwa werden hier vermutlich noch viel früher einen Overdrive erzeugen als ein Satz Singlecoils einer Strat. Erfreulich ist, dass die Regler mit dem Gehäuse verschraubt sind und man nicht gleich die ganze Platine in Bewegung versetzt, wenn man mal zu hart zugreifen sollte.

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Neben dem Schalter zum Clean/Overdrive bleiben noch zwei Klinkenbuchsen übrig, die eine arbeitet als Aux-In zum Zuspielen externer Soundquellen, währen ein Kopfhöreranschluss für ein ungestörtes Üben sorgt. Zur Not ist das natürlich eine praktische Sache mit dem Aux-In, die zu erwartenden Ergebnisse aus einem 8″ Speaker, zusammengepresst mit dem Gitarrensignal in solch einem kleinen Gehäuse, dürften allerdings nicht berauschend sein. Ähnliches gilt für den Kopfhöreranschluss, der nur in Mono arbeitet. Ohnehin kann man den Peavey Solo auch mit viel Gain flüsterleise betreiben, aber wenn es die Kumpanen in der WG oder den Partner/die Partnerin im Schlafzimmer dann doch stört, bleibt hier immerhin noch ein Fluchtweg übrig.

Den Abschluss auf dem Bedienpanel des Solo bildet der Netzschalter, neben dem ein kleiner Aufdruck mit der Bezeichnung „Trans Tube“ darauf hinweist, dass man sich bei Peavey Mühe gegeben hat, dem Amp trotz seiner Transistorbauweise ein möglichst authentisches Röhren-Feeling mit auf den Weg zu geben. Und ob das gelungen ist, erfahren wir jetzt im Praxisteil.

Der Peavey Solo in der Praxis

Einen voluminösen und mit druckvollen Bässen garnierten Sound kann und sollte man aufgrund des kleinen Gehäuses und des nur 8″ großen Lautsprechers nicht erwarten – die Physik setzt auch hier eindeutige ihre Grenzen. Wie zu erwarten können die Cleansounds mehr gefallen, als die verzerrten Sounds es tun. In diesem Bereich überrascht der kleine Combo mit einem sauberen und glasklaren Grundsound, der sich durch den Dreiband-EQ in eingeschränkten Maßen noch variieren lässt und zudem einen mehr als ausreichenden Headroom besitzt. Will heißen, dass auch bei höheren Lautstärken mit keinerlei Verzerrungen zu rechnen ist, der Lautsprecher bietet zusammen mit der 12 Watt leistenden Endstufe absolut ausreichende Reserven. Zumindest so viel, wie man für das Üben benötigt, denn auf die Bühne wird man den kleinen Peavey Solo wohl keinesfalls mitschleppen wollen.

Bei den Zerr-Sounds ist die Transistorschaltung nicht zu überhören. Es kratzt spürbar im Klang, hier hilft nur der Einsatz des EQs bzw. dessen Höhenreglers, um den gefürchteten „Rasierapparat-Sound“ etwas abzumildern. Die Gain-Reserven dürften vielen unter uns wohl ausreichen, das Spektrum reicht von leichtem Crunch bis zum Metal-Sound und alle die, die noch mehr benötigen, können ja einen Booster oder ein Overdrive-Pedal ihrer Wahl vor den Eingang hängen. Obwohl die „Trans Tube“-Schaltung kaum an den Sound eines echten Röhrenamps heranreicht, so kann doch die Dynamik des Amps gefallen, denn in diesem Bereich fühlt es sich nicht so zäh an, wie zunächst befürchtet bzw. wie man bei dem gebotenen Sound vermuten würde. Zudem hält sich der Peavey Solo recht bedeckt, was die Nebengeräusche betrifft: Selbst bei voll aufgedrehtem Gain-Poti ist nur wenig Rauschen wahrnehmbar. Unterm Strich geht das also in Ordnung und man darf ja an keiner Stelle vergessen, wie günstig der Combo zu haben ist.

Peavey Solo – Klangbeispiele

Für die Klangbeispiele wurde eine Jackson Dinky Super-Strat verwendet, vor dem Speaker des Peavey Solo wurde ein AKG C3000 Mikrofon platziert, ehe das Signal in Logic Audio ohne weitere Effekte aufgenommen wurde.

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Fazit

Trotz der „Trans Tube“-Technik kann der Peavey Solo seine Transistorschaltung nicht verbergen, was insbesondere bei den verzerrten und überwiegend kratzigen Sounds zeigt. Gut gefallen können hingegen der Cleansound, die Dynamik des Amps sowie die gute Verarbeitung, auch wenn es in dem Bereich einen Punktabzug für das enge Miteinander des Volume- und des Basspotis geben muss. Dennoch ein interessantes Angebot für Leute mit schmalem Budget oder für alle die, die beim Üben überwiegend mit cleanen Sounds unterwegs sind.

Plus

  • gute Verarbeitung
  • gute Dynamik
  • Cleansounds
  • sehr günstig zu bekommen

Minus

  • Zerrsounds kratzig
  • Volume- und Bassregler zu eng angeordnet

Preis

  • 99,- Euro
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Klangbeispiele
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