Kleiner Tausendsassa
Die schon zur Musikmesse 2015 vorgestellten Phonic Celeus Kompaktmixer sind nun endlich im Handel angekommen. Da haben wir uns mit dem Celeus 600 doch gleich ein Modell zum Test gesichert.
Lieferumfang und erster Eindruck
Das Pult kommt gut gesichert im stabilen Pappkarton an. Mit an Bord sind ein Netzkabel, eine USB-Verbindung und passende 19“-Rackohren. Das gibt direkt einen Pluspunkt, oft sind diese optional und kostenpflichtig zu erwerben.
Auch mit dabei ist eine beidseitig bedruckte DIN A5 Kurzanleitung. Eine ausführliche Anleitung steht unter www.phonic.com online bereit.
Optisch macht der Mixer schon mal einen guten Eindruck. Eine stabile Blechwanne schützt die Elektronik, die Plastikseitenteile werden durch eine gebürstete Aluminium-Applikation in Purple aufgewertet. Die Lackierung ist in einem matten Olivgrün gehalten. Große Gummifüße bieten eine gute Rutschfestigkeit.
Die Potis sind nicht verschraubt, Standard in dieser Klasse, laufen aber ruckelfrei mit dem nötigen Widerstand. Die Taster schalten sauber, könnten aber besser ablesbar sein. Angenehm schieben sich die 60 mm Fader.
Auf der Rückseite brfindet sich eine Kaltgerätebuchse. Der Celeus 600 arbeitet also mit einen internen Netzteil. Sehr schön, so kann keine Wandwarze vergessen oder verloren werden.
Nicht sofort erschließt sich die aufklappbare Schiene am oberen Ende des Gehäuses. Ah, das dient zur Aufnahme eines Pads oder Smartphones, clevere Idee.
Ausstattung
Hier hat sich Phonic einige Konkurrenzprodukte wohl ganz genau angeschaut und versucht, möglichst viel im eigenen Produkt zu verwirklichen. Aber der Reihe nach.
Inputs
Sehen wir uns zuerst die Eingangskanäle an. Die acht Züge gliedern sich in drei Arten. Kanal 1-4 sind reine Mikrofoneingänge mit XLR-Buchse. Der Gain-Bereich reicht von 10 bis 60 dB. Vorhanden ist sowohl ein Low Cut bei 75 Hz als auch ein Kompressor mit der für diese Klasse üblichen 1-Knopf Funktion.
Die Klangregelung bietet drei Frequenzen, wobei die beiden Äußeren fest bei 80 Hz und 12 kHz sitzen. Die Mitten sind durchstimmbar im Bereich von 100 Hz bis 8 kHz. Die einzelnen Bänder arbeiten mit +/-15 dB. Die Klangregelung greift recht breit und ist gut einsetzbar. Prima sind die semiparametrischen Mitten, die durchaus keine Selbstverständlichkeit sind. Der Low-Cut senkt mit 18 dB Steilheit ab.
Hier ist der alte Mackie Trick anwendbar: Bei der Kick Low-Cut rein und dann mit 80 Hz einen ordentlichen Wumms erzeugen.
Der Compressor arbeitet recht dezent. Bis Reglerstellung 12 Uhr arbeitet der Compressor allein, danach greift auch noch ein Expander mit ein. Eine LED zeigt seinen Einsatz an. Viel falsch machen kann man mit dem Effekt nicht, dafür arbeitet er, hatte ich es schon erwähnt (?), zu dezent.
Kanal 5/6 und 7/8 sind sowohl als Mikro- als auch als Line-Eingänge konzipiert. Die Lines können symmetrische und unsymmetrische Signale aufnehmen, auch eine Monobeschickung ist möglich. Gain ist für Line von -10 dB bis +20 dB regelbar, für Mikrofone stehen 10 bis 40 dB zur Verfügung. Das sind 20 dB weniger als bei den reinen Mikrofonkanälen, hier sollten also nicht unbedingt die pegelschwächsten Mikros landen. Die zentral schaltbare Phantomspeisung liegt auch an diesen XLRs an.
Die Klangregelung ist in vier Bänder aufgegliedert, die fix bei 12 kHz, 3 kHz, 800 Hz und 80 Hz liegen. Auch damit lässt sich sehr ordentlich der Klang gestalten, Maximalausteuerungen verbiegen den Sound aber ziemlich. Wie auch die Klangregelung der ersten vier Kanäle, arbeitet der 4-Bänder eher breit als analytisch.
Für Kanal 9/10 und 11/12 sind keine Gain-Regler vorhanden, hier wird die Anpassung mit dem Taster +4/-20 vorgenommen. Auch hier finden die Signalquellen über Klinkenbuchsen Anschluss. Alternativ kann an Kanal 9/10 auch ein Bluetooth-Signal anliegen und Kanal 11/12 kann vom internen USB-Laufwerk oder einem externen USB-Zuspieler beschickt werden. Die Klangregelung entspricht den vorher gehenden Stereokanälen.
Jeder Kanal verfügt über einen On-Taster, der zudem von einer LED flankiert wird. Danach werden die Signale auf den Main-Out und/oder die vorhandene Subgruppe geschaltet. Auch das ist in dieser Größe und Klasse ein nicht unbedingt übliches Feature. Abschließend regeln die 60 mm Fader den Ausgangspegel. Auch ein Solo-Taster mit LED ist vorhanden. Diese dient gleichzeitig als Peak-Anzeige. Zum Einpegeln wird das Signal auf die 11-stellige Aussteuerungsanzeige geschaltet.
Weitere (Hilfs-) Eingänge sind die beiden Aux Returns 1 und 2 als Klinkenbuchse. Wird Aux 2 gesteckt, ist automatisch der interne Effekt abgeschaltet, da er denselben Weg benutzt. Mit den beiden Aux-Return-Potis wird der Ausgangspegel gesteuert. Aux-Return 2 bietet hier noch die Besonderheit, dass er auch auf die Subgruppe verschaltet werden kann. Aux-Return 1 kann sein Signal dafür stufenlos dem Aux-1 zuführen.
Als Cinch-Buchsen befinden sich auf der Rückseite des Mixers noch die 2Track-Return-Eingänge, die ebenfalls einen Lautstärkeregler mitbringen.
Die Aux-Wege und der Effektprozessor
Alle acht reguläre Eingangskanäle können auf die beiden Aux-Wege zugreifen. Aux 1 kann pre/post umgeschaltet werden, Aux 2 liegt post und beschickt standardmäßig den internen digitalen Effektprozessor. Wird die entsprechende Send-Buchse belegt, ist der Effekt deaktiviert und der Weg arbeitet als normaler Post-Aux-Ausspieler. Somit sind die beiden Szenarien 1x Monitor/1x FX oder 2x Monitor realisierbar, wobei hier der zweite Monitorweg Post-Fader abgegriffen wird. Durch die Aux 1 Send-Buchse wäre natürlich auch noch ein externer Effekt anzuschließen, so dass auch die Anwendung 2x FX vom kleinen Phonic abgedeckt werden kann.
Der interne Effektprozessor bietet 16 Programme, die mit einem Drehpoti durchgeschaltet werden. Neben diversen Reverbs stehen auch die üblichen Verdächtigen Delay, Modulationsprogramme und ein kombinierter Chorus/Reverb bereit. Jedem Programm ist ein Parameter zugeordnet, der mit dem entsprechenden Poti gesteuert wird. Auch ein Bypass-Schalter mit LED-Anzeige ist vorhanden. Dieser arbeitet als Impulsschalter. Genau das ist auch mit einer Footswitch-Buchse auf der Rückseite steuerbar, ein Versuch mit einem zufällig greifbaren Yamaha Pedal führte sofort zum Erfolg. Hier zeigt sich wieder die Praxisbezogenheit der Entwickler, so kann ein Musiker schnell den Effekt bei Ansagen eliminieren.
Die Programme sind recht brauchbar, Klassendurchschnitt würde ich sagen. Phonic gibt in der Bedienungsanleitung an, dass die Parameteränderungen der einzelnen Programme gespeichert würden und somit nach Programmwechseln wieder abrufbar wären. Diese durchaus sinnvolle Funktion kann ich in meinem Test nicht bestätigen, es wurde für alle Programme immer die Position des Potis übernommen. Und wo wir gerade am nörgeln sind, die Programmtabelle ist auf der Rückseite aufgedruckt, das ist wenig praxisbezogen. Deshalb ist es sinnvoll, sich die entsprechende Seite aus der Bedienungsanleitung auszudrucken, da hat man dann auch gleich Parameter und Einstellbereich mit dabei.
Sehr lobenswert ist hingegen wieder, dass der Prozessor sehr rauscharm agiert.
Die Gruppen
Eine einfache Funktion, die aber doch schnell und komfortabel einige Problemchen lösen kann. Jeder Eingangskanal kann zusätzlich an die Gruppenausgänge geschickt werden. Diese lassen sich wiederum den Main-Outs zuweisen. So sind viele Szenarien schnell abgedeckt. Beispiel gefällig?
– Ein Redner soll in den Nebenraum übertragen werden, die Musik nicht. Einfach den entsprechenden Kanal auf die Gruppe schalten und nach drüben führen.
– Die Gesänge sollen gleichzeitig in der Lautstärke angepasst werden? Ab in die Gruppe, der L/R-Taster bleibt aus und die Gruppe wird wieder dem Main-Signal zugewiesen.
– Ein oder mehrere Signale sollen mit einen externen Prozessor belegt werden. Gruppe -> Group-Out -> Prozessor -> das Signal wieder ins Pult zurückführen, z.B. über Aux-Return.
Die Rückseite
Schauen wir uns nun an, welche Anschlüsse die Rückseite des Pultes bietet.
Hier finden sich zunächst die Main-Outs, professionell als XLR-Buchsen, parallel sind auch Klinkenausgänge vorhanden. Das Gruppenpaar kann hier ebenso mit Klinke ausgeführt werden. Weiterhin finden sich hier, ebenfalls als Klinke, die beiden Aux- und die Control-Room-Ausgänge. Dieser teilt sich das Poti mit dem Kopfhörerausgang. Leider ist auch dieser auf die Rückseite gewandert, das ist sehr schade, denn hier ist er nur schlecht erreichbar. Für diese beiden Ausspielwege kann angewählt werden, ob das Main-, das Group-Signal oder 2Track-Return anliegt. Auch Mehrfachbelegungen sind möglich. Klanglich überzeugt der Kopfhörer nicht völlig, das Signal klingt schon bei mittleren Lautstärken etwas angezerrt.
Direkt daneben befindet sich eine Buchse für einen Fußschalter. Hier wird mit einem Impulsschalter der Bypass des Effektgerätes geschaltet.
Zwei Paar Cinch-Buchsen hat die Rückseite noch zu bieten, einmal für Rec-Out, einmal für 2Track-Return.
Die zwei Schalter für Power und Phantomspeisung sitzen neben der Euronetz-Buchse.
Digitale Welten
Der Celeus 600 hat einen eingebauten USB-Player und Recorder. Hier stecke ich zunächst einen Stick mit Musikbibliothek aus meinem A&H Qu-24 Pult ein, er wird prompt erkannt und ich kann in den Abspielordner wechseln. Hier befinden sich meine Titel, das Display zeigt sie brav an, allein, der Abspielversuch scheitert. „File Format not supported“ zeigt das Display. Eigentlich sollten WAV und MP3 abgespielt werden, aber vielleicht stört sich der Phonic an den für das Allen & Heath zwingend vorgeschriebenen 48 kHz? Also konvertiere ich einige Songs in 44,1 kHz WAV und als MP3. Die WV werden immer noch nicht gelesen, aber das Pult kann die 48 kHz WAVs aus dem Recording-Ordner abspielen. Seltsam. Ich lösche in meinem Player-Ordner wieder alles raus und füttere ihn mit den MP3. Diese lassen sich sofort abspielen. Also kein Konflikt mit dem Ordner. Fairerweise sollte man für so einen Test natürlich einen frisch formatierten Stick nutzen, hatte ich aber eben nicht zur Hand. Ich würde also sagen, Test bestanden, Player funktioniert mit WAV und MP3.
Die USB-Schnittstelle liegt übrigens an Kanal 11/12 ohne weitere Auswahl an, sind die analogen Eingangsbuchsen gesteckt, haben diese Vorrang. Also nicht wundern, wenn der USB-Player dann kein Signal ausgibt.
Aufnahme ist auf den Stick übrigens auch möglich, hier lassen sich die Bitraten 128 kbit/s und 192 kbit/s auswählen. Das erledige ich aber lieber am Rechner, also schließe ich mein Macbook Pro per USB an. In Logic wähle ich die USB-Audio-CODEC Treiber aus, funktioniert sofort. Auch der entgegengesetzte Weg, Zuspielen vom Macbook klappt reibungslos.
Bleibt noch die Überprüfung der Bluetooth-Übertragung. Mein iPad erkennt den Mixer sofort und PHONIC-BT ist anwählbar, schon ist die Verbindung hergestellt. Das Signal liegt nun an Kanal 9/10 an. Übrigens arbeitet das Phonic ohne das berüchtigte Bluetooth Zippern, das ist prima. Nicht ganz durchdacht ist die Halteschiene am Pult. iPad und iPhone nackt halten hier ganz gut, aber in ihren Hüllen kippen beide Geräte nach hinten raus. Hier darf Phonic gerne nochmals nachbessern.
Es würde mich noch sehr interessieren ob die Aufnahme auf dem USB-Stick nur als Endmix möglich ist, oder ob auch Einzelspuren aufgezeichnet werden können, und ob das Recording in einem kompressionsfreien Format wie wav. erfolgen kann.
Bin gespannt wann der erste Hersteller ein einfaches 12 Kanal Pult mit 4 pre-fade Auxen bringt. Für einfache InEar Setups im Proberaum.
@tenderboy Da solltest du dich im Digitalbereich umsehen.
Oder analog, seit ca. 20 Jahren, die A&H Mixwizard Serie
(hat halt 6 Auxe)
@Armin Bauer mit „einfach“ meinte ich auch billig :)
@tenderboy Schau mal das Zoom LiveTrak L-12 an
@dr noetigenfallz ah, danke, kannte ich noch nicht.
Ich bin eh versorgt mit Soundcraft UI16 für den Proberaum…aber das ist mein eigenes. Band wollte nicht so viel Gel dausgeben…tzzz…
Deswegen hab ich lang gesucht um was neues (von Behringer) im Sub 350.- Bereich zu finden.
4 Aux haben eh einige Pulte, aber fast immer nur 2 davon Pre-Fader.
@tenderboy Na ja, wenn die Band nix ausgeben will heißt es halt mit Kompromissen zu leben.
Post Aux ist für Monitormix eigentlich von Vorteil, du hast damit auch Post EQ.
Zur Not kann man für 4 InEar Mixe sogar mit 2x Aux auskommen, die anderen beiden laufen über die Main Outs, das Pegelverhältnis wird mit Pan gemacht. Umständlich, aber geht.
@Armin Bauer Yes yes, weiss ich alles… trotzdem schade dass Kleinmixer zwar hin und wieder sogar 4 Aux haben, aber dann zwei davon fixe postfade Aux sind anstatt umschaltbare Auxe.
@tenderboy Tja, die Anforderung wird wohl nicht so oft nach gefragt. Aber mehr Features (mehr Bauteile, höherer Preis) bei geringeren Stückzahlen ist wohl einfach in der Budgetklasse nicht realisierbar.
Ansonsten, wie schon erwähnt, einen Mixwizard suchen, könnte mit etwas etwas Glück beim Preisverfall Analogequipment, gebraucht sogar hinhauen.
@tenderboy Viele Behringer-Pulte lassen sich wohl recht einfach auf pre-fader „umlöten“. https://www.google.de/search?q=behringer+pre+fader+modification — da die Behringer Designs stark modular gehalten sind, schätze ich die Chance auf eine passende Anleitung für ein beliebiges gegebenes Pult als recht hoch ein…
Ich kann aus dem Text nicht erkennen, ob die Aufnahme über USB 2-kanalig oder mehrkanalig möglich ist. Da das nirgendwo steht, wahrscheinlich 2-kanalig…. :(
@Tai 2-Track, 16 Bit/48 kHz