Hier wird aufgetischt - aber der Tisch sollte groß sein!
Pioneer meint es offensichtlich ernst. Mit dem Pioneer DDJ-RZX schickt das Unternehmen ein wahres Schlachtschiff unter den DJ-Controllern ins Rennen. Sowohl die Feature-Liste als auch die Abmessungen sind irgendwo zwischen „gewaltig“ und „furchteinflößend“ zu verorten. Das mit der Furcht meine ich ernst, doch dazu später mehr.
Überblick
Im Prinzip sieht das Gerät aus wie ein aktueller Mischer von Pioneer, der zusammen mit zwei CDJs und einem Numark Dashboard in ein Gehäuse gepackt wurden. Wobei, CDJs ist nicht ganz korrekt. Die Bezeichnung „DDJ“ sagt es schon, die Decks sind eben keine Mediaplayer, sondern reine Controller. Ein Stand-alone Betrieb ohne Rechner mit Musik vom USB-Stick oder CDs ist mit dem Gerät nicht möglich. Ein Computer ist für den Betrieb also zwingend nötig. Der Mixer ist allerdings ein vollwertiges Stand-alone-Gerät mit vier Line-Eingängen, zwei Plattenspieleranschlüssen und zwei als XLR-Klinken-Kombi ausgeführten Mikrofoneingängen. Eine Rekordbox DVS-Lizenz ist ebenfalls inbegriffen.
Das obere Viertel des Pioneer DDJ-RZX wird von drei sieben Zoll abmessenden Displays dominiert, die eine Vielzahl von Informationen anzeigen und auch zur Steuerung des Geräts dienen, es handelt sich natürlich um Touch-Screens.
Komplettiert wird das Ganze noch durch die Steuerelemente für die Effektsections sowie das Browsing. Eine ganze Menge Regler, Knöpfe und Fader kommen so zusammen. Würde mich nicht wundern, wenn die Anzahl der Bedienelemente die im Cockpit eines Verkehrsflugzeug toppen würde…
Das Gerät in Betrieb zu nehmen war absolut problemlos. Anschließen, Software starten, fertig. Hier zeigt sich wieder, dass nichts so tight funktioniert, wie integrierte Lösungen mit Hard- und Software von ein und demselben Hersteller.
Ich hab mit dem Gerät ein paar Abende lang intensiv herumgemixt und kam prinzipiell sofort zurecht, obwohl ich eher selten Equipment von Pioneer in den Fingern habe. Wenn es um „ganz normales“ Mixen ohne viel Bells & Whistles geht, wird sich jeder DJ sofort auf der Maschine zurechtfinden, soviel ist mal klar. Dank der großen Pads bin ich als Traktor-User auch mit dem Handling der Cue-Punkte zufrieden. Die Loop-Steuerung ist in meinen Augen nicht so intuitiv wie bei der Kombination aus Traktor Software und Controllern von NI, aber das kann auch Gewöhnungssache sein.
Eine Besonderheit des Flaggschiff-Controllers ist die Video-Steuerung, die es ermöglicht, eigene Visuals direkt mit dem Controller zu steuern. Sogar ein Kamerabild lässt sich zumischen. Klingt super, konnte ich aber mangels Erfahrung mit Licht und Video nicht testen.
Die Displays des Pioneer DDJ-RZX
Ein Feature, das beim Pioneer DDJ-RZX heraussticht, sind natürlich die drei 7″-Displays, die mehrere Funktionen erfüllen können. Displays sind seit den Modellen Kontrol D2, Kontrol S5 oder Kontrol S8 aus dem Hause Native Instruments oder Numark NS7III und Pioneer XDJ-RX voll im Trend.
Gleich mal vorweg: Obwohl die Displays an dem Kontrol S5 durchaus zu schätzen gelernt habe, verstehe ich den Hype darum nicht wirklich. In meinen Augen ist es egal, ob man auf den Laptop sieht oder auf andere Monitore. In der Regel ist der Monitor des Rechners der größte und beste, den man bekommen kann. Klar ist aber auch: Der Monitor vom Laptop steht aufgrund seiner Größe entweder zwischen dem DJ und dem Publikum oder aber er ist weit aus dem Sichtfeld des DJs entfernt und zwingt, zur Seite zu sehen. Ich persönlich mag deswegen die Kombination aus Laptop-Monitor für das Browsen durch die Library und der Nutzung der Displays im Controller für alle Infos, die ich während des Mixens benötige, sehr gerne.
Die Deck-Displays des Pioneer DDJ-RZX verfügen über verschiedene Modi. In der „Standardansicht“ zeigen sie alle wichtigen Infos zum geladenen Track und zwar wesentlich übersichtlicher als die Displays an den NI-Controllern. Mir gefällt besonders gut, dass auch umfangreiche Kommentare aus den ID3-Tags vollständig angezeigt werden. Auch die Möglichkeit, Needlejump direkt auf der Waveform zu machen, ist äußerst nützlich.
Weitere Modi zeigen entweder die wichtigsten Infos von zwei Decks an oder ein Deck und den X-Y-Effektmodus. Auch eine Anzeige, die ausschließlich den X-Y-Effekt anzeigt, ist möglich.
In den XY-Modi lassen sich die Effekte per Touchscreen steuern. Normalerweise liebe ich dieses Feature, aber beim Pioneer DDJ-RZX wurde ich nicht richtig warm damit. Ich führe das darauf zurück, dass die Displays generell etwas zögerlich reagierten und sich hakelig anfühlten. Mein Rechner ist mit seinen 8 GB RAM am unteren Ende der Systemanforderungen. Empfohlen werden 16 GB, ganz schön heftig. Daran könnte es liegen.
Das mittige Display zeigt entweder die Wellenformen von vier Decks oder zwei Waveforms und die zugehörigen Cover.
Selbstverständlich dient es auch zum Browsen und zum Anzeigen des Utility, wo sich allerlei Einstellmöglichkeiten finden, die auf der Hardware keinen Platz mehr fanden. Sehr gut gefällt mir zum Beispiel die Möglichkeit, den Monitorausgang auf Mono zu stellen.
Insgesamt sind die Displays superscharf und hell. Im Clubbetrieb dürften sie ein wahre Freude sein, aber das ist man ja von Pioneers CDJs schon lange gewöhnt.
Die Decks
Die Decks sind eine Mischung aus denen des DDJ-RX und den CDJs. Die Pitchfader und das Jogwheels mit den zentralen Displays wurden von den großen Standalone-Playern übernommen, was den professionellen Anspruch des Controllers unterstreicht. Die acht großen Pads lassen sich für Cue-Punkte, PAD-FX, den Slicer und für den eingebauten Sampler nutzen. Direkt daneben findet sich noch die Loop-Section, der ich als Traktor-User gemischte Gefühle entgegenbringe. Ich sehe da viel zu viele Knöpfe. Bei NI kann ich mit nur einem Push-Encoder, einem kleinen numerischen Display und einem Shift-Button die Länge des Loops auswählen, Loops aktivieren, die Länge verdoppeln oder halbieren, sowie Loop Move bzw. Beat Jump setzen.
Der Mixer
Die Mixersection ist von der Größe her mit der meines alten DJM-500 identisch, also quasi Vollformat. Dennoch geht es aufgrund der großen Anzahl an Bedienelementen und Möglichkeiten ganz schön crowded zu auf der Oberfläche. Wer die aktuellen Clubmischer von Pioneer kennt, wird sich hier sofort zurechtfinden. Bis auf den separaten Kanalzug für den Sampler und die über den Decks bzw. in den Displays untergebrachte Beat-Effects-Abteilung, ist das grundsätzliche Layout dem eines DJM-900NXS sehr ähnlich. Allerdings rücken alle Fader und Regler ein gutes Stück näher zusammen.
Wo beim 900er die Effektsteuerung sitzt, befindet sich beim Pioneer DDJ-RZX ein Sampler, der entweder eingebaute Sounds abfeuern kann oder Sounds von einem USB-Stick entgegennimmt. Zur Verfügung stehen Sinus, weißes Rauschen und Nebelhörner. Ich sag mal so: Der Sampler hat das Potential, den Nervfaktor des klassischen Pioneer-Flangers um Längen zu übertreffen, wenn ihr wisst, was ich meine.
Die EQs fühlen sich ein wenig wackelig an, lassen sich aber zwischen normalem EQ und Isolator umschalten, was sich persönlich sehr schätze. Direkt darunter lassen sich die Kurven der Kanalfader und des Crossfaders in drei Stufen an die persönlichen Vorlieben anpassen.
Die bekannten Colour-Effekte sind im Pioneer DDJ-RZX natürlich ebenfalls an Bord und funktionieren wie gewohnt. Die Buttons, mit denen die verschiedenen Effekte aktiviert oder deaktiviert werden, sprachen mit einer Verzögerung von über einer Sekunde an, was es vollkommen unmöglich macht, die Effekte beatgenau zu aktivieren oder zu releasen. Ich hoffe, das ist nur ein Bug auf meinem Testgerät.
Die beiden Mikrofoneingänge verfügen über einen gemeinsam genutzten Dreiband-EQ und eine eigene Effekteinheit mit Echo, Reverb und Pitch. Gute Sache das.
Eingangsseitig gibt es neben den erwähnten zwei Mikrofoneingängen vier Line sowie zwei Phonoeingänge.
Außerdem lassen sich zwei Rechner per USB an die Maschine anschließen, was sehr erfreulich ist und Stress bei der Übergabe vermeidet bzw. ermöglicht, back2back mit dem Controller zu spielen. Super!
Ebenfalls auf der Mixereinheit: Die Steuerung für Browsing und das Beladen der Decks.
Was ein riesen Teil. Als ich das erste Paket davon angehoben habe, was ich zunächst platt – im wahrsten Sinne des Wortes..
“Die Bezeichnung „DDJ“ sagt es schon, die Decks sind eben keine Mediaplayer, sondern reine Controller. Ein Stand-alone Betrieb ohne Rechner mit Musik vom USB-Stick oder CDs ist mit dem Gerät nicht möglich“
Da habe ich aufgehört zu lesen.
15kg und 3000€ und dann braucht er noch die Nabelschnurr an einen Laptop der vielleicht 1/3 der Größe hat.
Das Ding ist buchstäblich ein riesen Baby. Warum man es nicht ganz Standalone mach….es ist mir unbegreiflich.
@FLTRHND Schon irgendwie krass ja..kann ich nicht einmal meinen Stick reinstecken und „einfach“ Tracks spielen.
Das Teil macht vom Aussehen erst mal was her. Schöner großer Arbeitsplatz. Für Mobil nur bedingt einsetzbar. Ich möchte nicht mehr über 30 kg in unhandlicher Größe durch die Gegend schleppen. Klangregelung für Mikro nur einmal geht nur bedingt. Jeder Hochzeit Djay weiß was ich meine. Alle angeführten Video Sachen gibt es z.B. bei Virtual DJ schon lange und das über Kontroler zu bedienen auch. Wenn hier noch Usb Stick oder CD möglich wäre, hätte Pioneer die Konkurrenz im eigenen Haus. Ich kann mir das Teil aber gut in Clubs vorstellen, vorausgesetzt der Betreiber kann sich mit Recordbox anfreunden und die gebuchten Djay’s auch.