Der Performance-Controller, ab jetzt Rekordbox DJ UND Serato DJ Pro!
Circa zwei Jahre ist es nun her, seitdem der Pioneer DDJ-XP1 auf den Markt kam. Nun folgt, derweil erhältlich, der Pioneer DDJ-XP2. Fangen wir einmal kurz mit der Geschichte an. Im Test zum DDJ-XP1 schrieben wir: „Der DDJ-XP1 übernimmt die Funktion, die der DDJ-SP1 für Serato DJ übernimmt, aber für Rekordbox DJ und mit mehr Funktionen als der Serato-Vorgänger…Pioneer DJ selbst bezeichnet den neuen Controller als Add-on Controller für Rekordbox und Rekordbox DVS.“
Das ist nach wie vor korrekt und gilt für den DDJ-XP1 und nun auch für den Pioneer DDJ-XP2, mit einem großen Unterschied: Der neue Performance Controller von Pioneer DJ ist nicht mehr nur für die hauseigene DJ-Software Rekordbox DJ nutzbar, sondern auch für die Serato DJ Pro DJ-Software. Somit ist der DDJ-XP2 nicht nur ein Nachfolger für den DDJ-XP1, sondern auch für den DDJ-SP1. Während der Schritt vom XP1 zum XP2 gering ist, ist der Schritt vom SP1 zum XP2 definitiv bemerkenswert.
Ausgelegt, klar, ist auch dieser Controller als Add-on Controller zum digitalen Vinyl-System, ab sofort egal, ob mit Rekordbox DVS oder Serato.
Pioneer DDJ-XP2 – ein erster Blick
Mit den exakten Maßen des Vorgängers ist der Pioneer DDJ-XP2 weiterhin sehr flach – und leicht. 1,5 kg, 33 cm breit, 24 cm tief und keine 5 cm hoch. Anschlussseitig gibt es nur einen USB-Anschluss, denn der Controller ist USB-powered.
Auf der Oberfläche befinden sich zwei Sektionen, irgendwie egal, ob man das nun vertikal oder horizontal betrachten möchte.
Oben befinden sich generelle Steuerungen für die Software wie aber auch für die beiden Decks, darunter befinden sich 32 Performance-Pads, gummiert, farbig codiert und logischerweise aufgeteilt auf 16 Stück pro Deck in einer 4 x 4 Formation. Über diesen befinden sich die Auswahltasten zur Bestimmung der Funktion der Pads. Früher gab es hier Hot Cue, Pad FX1, Beat Jump und Sampler, Keyboard, Pad FX2, Beat Loop und Key Shift. Heute gibt es dort „nur noch“ Pad Mode 1 bis 4 und über die Shift-Taste Pad Mode 5 bis 8.
Was früher zu lesen war, muss nun im Kopf sein. So ist das, wenn man den Controller für unterschiedliche Softwares einsetzen möchte.
An der Stirn des Controllers befinden sich entsprechen der Pads auch zwei Sektionen, aufgeteilt auf beide Decks. Mittig aber befindet sich ein Push-Encoder zum Scrollen und Navigieren in Track-Listen und der Library wie auch zwei Tasten zum Laden der Tracks in die Decks.
Jeweils links und rechts des Encoders befinden sich verschiedene Tasten zur Steuerung unterschiedlicher Funktionen im Deck der Software, so wie Loops oder die Slide-FX.
Der Add-on Controller in der Praxis
Wie gewohnt gibt es nach Anschluss des Controllers und dem Start von Rekordbox DJ die Bitte um ein Update. 300 MB und circa eine Minute später ist alles erledigt und die Software ist vorbereitet für den neuen Controller. Rekordbox 5.7.0 – da sind wir derweil gelandet.
Mein Setup für den Test: Rekordbox DJ, zwei Plattenspieler, Technics 1210MK7 trifft auf MK2, ein Allen&Heath XONE:96 mitsamt dem internen Interface und na klar, der DDJ-XP2. Alternativ geht das natürlich mit Serato DJ Pro und auch mit diversen Media-Playern statt des digitalen Vinyl-Systems oder auch eines Controllers für die DJ-Software. Die Kombinationsmöglichkeiten sind zahlreich, am Ende ist der DDJ-XP2 ja auch nur ein Add-on für das Setup.
Gehen wir einmal Schritt für Schritt durch den Controller. Wir starten oben mit dem Push-Encoder und den Load-Buttons. Der Push-Encoder lässt uns durch Playlisten sausen oder von den Playlisten und Ordnern, quasi dem Ordnungs-Baum zu den Playlisten springen – und zurück. Mit den Load-Tasten, nun ja, klar, was mit denen passiert. Drückt man die Taste kurz nach einander, erzeugt man ein Instant-Double, vorausgesetzt natürlich, man lädt denselben Track, wie im aktuell spielenden Track geladen.
Mittig befindet sich eine Shift-Taste, die wird später noch wichtig werden. Links und rechts davon pro Deck eine kleine Taste mit der Beschriftung „Int“. Sie dient dem schnellen Umschalten in den internen Modus oder zurück in den externen Modus zu beispielsweise einem digitalen Vinyl-System und der Steuerung per Timecode-Platten. Per Shift-Taste erreicht man über die Int-Tasten zudem die Decks 3 und 4. Soweit alles wie vom DDJ-XP1 gewohnt.
Nicht neu, nur anders hinsichtlich des Logos, sind die Tasten für Beat-Sync, Key-Lock und Slip-Reverse – zumindest die letzten beiden. Key-Lock und Slip-Reverse ist als Schriftzug verschwunden und wurde durch ein kleines Logo ersetzt. Die Funktion ist dieselbe geblieben.
Seitlich hiervon befindet sich pro Deck je eine kleine Loop-Sektion. Diese stammt vom DJM-S9 und ist sicher dem einen oder anderen bekannt. Es gibt eine große Taste für einen 4-Beat-Loop, darunter zwei weitere Tasten zum Halbieren oder Verdoppeln der Loop-Länge.
Auch die Silent-Cue Funktion ist wieder zu finden.
Silent-Cue ist wie ein Mute-Button für den laufenden Track. Dieser kann unhörbar im Hintergrund laufen, zum Beispiel während die Timecode-Platte läuft oder am Controller der Fader schon oben ist. Per Silent-Cue lässt sich dann direkt in den Track einsteigen, alternativ kann man den Silent-Cue Modus auch direkt durch Anspielen eines Hot-Cues deaktivieren und direkt in den Track springen.
Seitlich befinden sich die Slide-FX mit den FX-Level-„Slidern. Drei Effekte sind hier direkt am Controller auswählbar, können natürlich in der Software frei gewählt werden. 17 Effekte stehen zum Beispiel in Rekordox DJ zur Verfügung, darunter Echo, Spiral, Reverb, Flanger, Phaser, Pitch oder Roll wie auch sechs Release-FX. Mit den Slidern kann man die Intensität der Effekte per Finger-Wisch steuern und ehrlich, ich finde das bei einigen Effekten geiler als mit einem Regler.
Performance-Pads des Pioneer DDJ-XP2
Die Performance-Pads sind sicher der Punkt, an dem man den Wechsel vom DDJ-XP1 zur Version 2 am meisten erkennt: Die Beschriftungen sind verschwunden. Von nun an muss man sich merken, wo was ist. Wenn man aber ehrlich ist: Ein Performance-DJs und jeder, der es sein oder werden möchte, sollte seinen Controller eh blind bedienen können, Tasten lesen wird in dem Metier später niemand mehr.
16 große, gummierte und LED-beleuchtete Pads stehen auf jedem Deck zur Verfügung und können mit einem schönen Druckpunkt angespielt werden. Vier Mode-Tasten gibt es über diesen, mit einer Shift-Taste können hier 8 Modi gewählt werden.
Auf Taste 1 finden wir bei Rekordbox zum Beispiel Hot-Cues und per Shift-Taste „Keyboard“. Auf Pad-Mode-Taste 2 gibt es Pad FX 1 und per Shift Pad FX2. Auf Taste 3 gibt es Beat-Jumps und in der Shift-Ebene Beat-Loops. Auf Taste 4 gibt es den Sampler und per Shift-Taste Key-Shift.
Ein kleiner Marsch durch die Modi: Hot-Cues, 16 Stück, setzbar und per Shift-Taste auch wieder löschbar. Keyboard, dem Hot-Cue wird eine Skalierung nach Tonarten hinzugefügt. In Halbtonschritten geht es aufwärts bis 12 (Pads leuchten rot) und abwärts bis -12 (Pads leuchten blau). Zudem gibt es zwei Pads für die Schritte aufwärts und abwärts in Halbtonschritten, Key-Reset und Key-Sync. Pad FX, dazu kommen wir gleich noch ausführlich. Beat-Jumps, auch das ist nicht groß erklärungsbedürftig. Was man erwähnen sollte, sind jedoch die Parameter-Tasten. Angezeigt werden in Rekordbox DJ zum Beispiel immer nur 8 Pads, die Parameter reichen aber meist über eine sehr viel breitere Range. Beat-Jumps können zum Beispiel in verschiedenen Längen stattfinden, von Fine über den kleinsten festen Wert (1/8 Beat) bis hin zu einem Sprung von 128 Beats. Mit den Parameter-Tasten kann man jeweils den „8-er Block“ auswählen, den man angezeigt bekommen möchte und den man bespielen kann. Im Klartext, der folgende Block, ist nicht nur nicht angezeigt, sondern auch nicht bespielbar. Lasse ich mir also Beat-Jumps anzeigen von 1 bis 8 Beats, kann ich über die 8 Pads unten nicht den folgenden Block von 16 bis 128 Beats bespielen. Kann man gut finden, weil man schließlich nicht sieht, welche dort sitzen, kann man sich aber eigentlich auch merken.
Anders verhält es sich bei den Beat-Loops auf der Shift-Ebene von Pad Mode 3. Dort kann man die vollen 16 Pads nutzen und Loops setzen von 1/64 Beat bis hinzu 512 Beats. Warum der Mode jedoch auf einer Shift-Ebene sitzt, das erschließt sich mir nicht so ganz, aber Beat-Jumps sind offenbar wichtiger.
Es folgt der Sampler auf Pad-Mode 4 mit 16 Pads und auf der Shift-Ebene Key-Shift zum Durchschreiten oder direkten Auswählen von verschiedenen Tonarten für den laufenden Track.
Die zwei Pad-FX sind wohl das umfangreichste Spielzeug der Performance-Pads. Sowohl direkt anwählbar als auch über die Shift-Funktion stehen hier jeweils 16 Pads, also 16 Effekte, zur Verfügung, die einfach per Tastendruck angespielt werden können – auch parallel. Macht am Ende 32 Effekte direkt anspielbar.
Dabei sind verschiedene Effekte bereit vorab belegt, können aber natürlich auf Wunsch geändert werden: Effekt, Time oder Beat und Level/Depth. Dabei steht das gesamte Repertoire der Rekordbox-Effekte zur Verfügung, veränderbar pro Pad noch einmal hinsichtlich der Zeiteinstellungen. So kann man zum Beispiel ganz schön ein Delay mit verschiedenen Zeiten oder Level auf eine Reihe Pads legen.
39 Effekte werden per Beat-FX, Sound-Color-FX, Scene-FX und Release-FX geboten. Angezeigt werden in Rekordbox acht Pads, also gibt es für die 16 Pads zwei Bänke, die per Page-Tasten ausgewählt werden können. Damit man zwischen den Bänken und den Effekten besser unterscheiden kann, kann man die Farbe des jeweiligen Effekts variieren, was dann natürlich auf den großen, beleuchteten Pads gut zu erkennen ist.
Pioneer DDJ-XP2 vs. Serato DJ Pro
Der Start mit Serato DJ Pro bedarf erstaunlicherweise einmal keines neuen Updates – ansonsten bin ich gewohnt, bei jedem neuen Produkt mehrere 100 MB herunterladen zu dürfen, um ein Software-Update durchführen zu können. Gut, schadet eh nie. In diesem Fall läuft es mit dem neuen Controller ohne Probleme.
Nicht nur mehr Performance-Pads bietet der DDJ-XP2 für Serato DJ Pro als sein „Vorgänger“, der SP1, sondern insgesamt mehr Funktionen. Gut, die Effekt-Steuerung über die Regler fällt weg, dafür gibt es 2x 16 Pad-FX plus den Slider, die in Serato DJ Pro nutzbar sind und einwandfrei funktionieren.
Insgesamt also ein gewaltiger Schritt vorwärts, ist doch die gesamte bisher genannte Funktionalität nicht nur für Rekordbox DJ gegeben, sondern auch für Serato DJ Pro.
Die Pad-Modes sind ein wenig anders, eingebunden sind aber derweil der Transportmode über Shift Pad Mode 4 oder auch Silent Cue.
Ein kurzer Blick auf die Funktionen im Pad-Mode. Hier gibt es Hot-Cues und Sampler über Pad Mode 1, im Shift-Mode den Pitch-Play Mode. Pad Mode 2 bietet Auto-Loop-Modus oder über die Shift-Ebene den Roll-Modus, Pad Mode 3 bietet Slicer und Sampler-Modus, Pad Mode 4 Saved Loops und Manual-Loop Mode. Über die Shift-Ebene geht es zum Transport und Beatgrid-Edit-Modus. Doppeltes Drücken des jeweiligen Modus aktiviert den User-Modus 1, 2, 3 oder 4.
Über die User-Modes kann man im MIDI-Assign-Modus den Performance-Pads alle erdenklichen Funktionen zuweisen, sei es für den Transport oder Effekte, Ansichten oder Settings.
Soweit wir testen konnten, deckt sich die Controller der Serato DJ Pro Software am Ende mit den Funktionen, die es für die Rekordbox DJ Software gibt. Der Pioneer DDJ-XP2 ist somit vollends in Serato integriert und löst den Vorgänger, den DDJ-SP1, damit ab – überersetzt diesen quasi.
Qualität und Haptik
Wir zitieren aus dem Testbericht zum DDJ-XP1: „Beim Anschließen ist mir direkt die versenkte USB-Buchse auf der Rückseite aufgefallen. Sie schließt zwar gewinkelte USB-Stecker aus, sorgt aber für ein wenig mehr Stabilität und Achtsamkeit beim Einstecken der Kabel. Da diese USB-Buchsen nach einiger Zeit regelmäßig mal den Kontakt verlieren, wenn sie einfach verschlissen sind, ist es also dem Zweck dienlich, wenn man hier den Nutzer durch ein solches Versenken der Buchse wie in diesem Fall um gut 7-8 mm zwingt, den Stecker gezielt einzustecken – nicht nur nach Gefühl und leicht schräg reingedrückt, den Rest erledigt ja die Buchse schon.
Davon abgesehen erwartet einen ein leichter Controller in klassischer Pioneer-Bauweise. Das heißt: Kunststoffgehäuse, glänzende Oberfläche im oberen Bereich und matte Oberfläche im Bereich der Performance-Pads. Die Tasten bestehen aus Kunststoff und sind zumeist per LED beleuchtet. Haptisch ist der Pioneer DDJ-XP1 vollkommen in Ordnung, es gibt nichts zu beanstanden.“