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Test: Presonus Revelator io44, USB-Audiointerface

Maximierter Minimalismus

27. Mai 2022
Presonus_io44_Table

Presonus Revelator io44, USB-Audiointerface

Das Presonus Revelator io44 erinnert auf den ersten Blick sehr an ein Effektpedal für Gitarren: Die Dimensionen und auch der zentrale Dreh-/Drückschalter, das könnte man auch mit einer Zerre oder einem Reverb-Effekt verwechseln. Das soll ein 4 In/4 Out Audiointerface sein? Na, viel wird das kleine Ding ja nicht können, dachte ich anfangs, aber weit gefehlt. Das Revelator io44 praktiziert den maximierten Minimalismus auf höchster Ebene. Wie man aus einem winzigen Gehäuse mit sieben Bedienelementen viel rausholen kann, zeige ich in den folgenden Zeilen.

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Ausstattung des Presonus Revelator io44

Äußerlich hält sich das Design sehr zurück: Eine XLR/Klinken-Kombibuchse (XLR = symmetrisch, Klinke = unsymmetrisch), eine 3,5 mm Klinkenbuchse für den Kopfhörer (sogar inklusive Mikrofonunterstützung von Headsets). Dazu noch ein weiteres 3,5 mm Pendant als Line In auf der Front. Hinten ein Kensington Lock, ein USB-C Port und Main Out links und rechts.

Presonus_io44_Bottom

Obenauf finden wir den winzigen Bildschirm, fünf Tasten, um durch die Menüs zu surfen und ein beleuchteter Dreh-/Drückregler als Multifunktionselement. Darunter noch den von mir immer gern gesehenen Mute-Knopf für den Notfall.

Presonus_io44_Front

Im Inneren wohnt ein USB-C Audiointerface mit Samplerates von 44,1 – 96 kHz bei 24 Bit. Die Wandlerdynamik wird mit 96 dB angegeben. Der Mikrofonvorverstärker der symmetrischen XLR-Buchse soll -128 dBu bewältigen bei einer Eingangsimpedanz von 1,4 kOhm. Der Instrumenteneingang ist mit 750 kOhm angegeben. Für den Mikroeingang steht eine zuschaltbare 48 V Phantomspeisung zur Verfügung.

Presonus_io44_Top

Die Maße des Geräts sind 58,4 x 77  x 135,9 mm (H x T x B) bei 350 g Gewicht. Das Gerät ist kompatibel mit macOS (10.13 oder aktueller), Windows (ab Windows 10), ChromeOS, iOS/iPadOS und Android. Alle Treiber lassen sind kostenfrei von der Presonus Website herunterladen. Und nicht zuletzt: Die Stromversorgung findet über den aktuellen und modernen USB-C Bus statt und bietet so genügend Power für die Verstärker und die weitere Versorgung des io44.

Presonus_io44_Mac

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Auch ohne die beigefügte Software lässt sich das Gerät mittels der Tasten unter dem Display gut bedienen. Peaklevel und aktueller Pegel lassen sich gut einstellen und ablesen und über die mittlere Taste kommt man immer wieder in den Homescreen zurück. Dabei verfügt der Presonus Revelator io44 über einen internen DSP-Chip, der die Signalverarbeitung der Effekte etc. übernimmt und so ein nahezu latenzfreies Arbeiten ermöglicht.

Presonus_io44_Cable

Zu diesen Effekten gehören die StudioLive Spracheffekte mit Doubler, Vocoder, Ringmodulator, Reverb, Delay, Detuner und Comb Filter und der Fat-Channel mit HP-Filter, Gate, drei Kompressoren, drei Equalizer und Limiter. Diese Funktionen sind aber nur über die kostenlose Management Software zu erreichen. Denn zur vollständigen Nutzung der Funktionen und einem besseren Überblick empfiehlt sich der Einsatz dieser Software „Universal Control“, die eine Mixer-Oberfläche und eine Effektsektion mit vielen Presets bereitstellt. Auch eine „pseudo remote Bedienung“ ist möglich, wenn der Revelator io44 mit dem PC/Mac über USB-C verbunden ist. Eine App auf dem Apple oder Android Gerät stellt dann eine WLAN-Verbindung mit dem Host-Rechner her und so kann man auf das Presonus Audiointerface zugreifen. Klar, so ist die Mobilität eingeschränkt, aber in einem Livesetting ist das eine gute und praktikable Lösung. Die Software ist insgesamt recht gut zu bedienen und läuft in meinem Setup auch stabil. Die verfügbaren Effekte haben alle notwendigen Features und können mit der Maus auch exakt eingestellt werden.

Presonus_io44_Mobil

Praxiseinsatz des Presonus Revelator io44

Das Setup des kleinen Kistchens ist schnell gemacht. Die deutschsprachige Presonus-Seite ist klar gegliedert und man findet schnell den Download-Bereich für die Treiber und die beigefügte Software. Im Lieferumfang sind Studio One Artist und das Studio Magic Software-Paket enthalten.

Nachdem ich mich mit der Gerätebedienung vertraut gemacht habe und dann auch die Universal Control Software installiert hatte, war ein flottes Arbeiten möglich. Dass man bei so einem Gerät häufiger umstöpseln muss, erklärt sich von selbst, aber durch das Anlegen von Presets findet man die einmal getätigten (und gespeicherten) Einstellungen schnell wieder. Die internen Effekte lassen sich in einfachen Settings wie Podcasts und Interviews gut nutzen.

Presonus_io44_Effekt

Limiter, EQ und Kompressor im Fat Channel sind gut, um die Charakteristika der eingesetzten Mikrofone an- bzw. auszugleichen. Ein bisschen heller hier und ein wenig Kompression und schon hat man eine sehr anständige Audioqualität. Die Presonus eigenen „XMAX-L“ Vorverstärker sind klanglich gut. Bei dem Zusammenarbeit mit Presonus Studio One kann man direkt auf den Fat Channel und deren Effekte zugreifen. Ähnlich wie bei Universal Audio greift die hauseigene DAW Studio One direkt auf die DSPs im io44 zu und ermöglich ein nahezu latenzfreies Arbeiten.

Presonus_io44_Presets

Kritik am Presonus Revelator io44

Bei einem ultrakompakten Gerät wie dem Presonus Revelator muss man natürlich auch Kompromisse eingehen – das leuchtet ein, wenn man sich für solch eine Lösung entscheidet. Allerdings hat man den Eindruck, dass an manchen Stellen einfach nicht zu Ende gedacht wurde oder dies eventuell per Firmware-Update nachgereicht wird.

So ist der Mute-Schalter auf der Oberseite nur bei den Monitoren wirksam und nicht bei dem Kopfhörerausgang. Hier gäbe es z. B. die Lösung, dass ein längeres Drücken die Kopghörer stummschaltet. Seltsamerweise schaltet die Klickbox in der Software Universal Control nur die Virtual Channels stumm, aber nicht das Mikrofon. Ich denke, auch das könnte man noch fixen und eine entsprechende Funktion einbauen.

Presonus_io44_Studio

Eine Kleinigkeit, die sicher auch in den Griff zu bekommen ist: Wenn ich ein Mix-Setting im Gerät gespeichert habe, dann wird dies bei einem Reboot des Hosts nicht in der Software angezeigt. Hier muss man das Gerät (mangels ON/OFF-Schalter) ab- und dann wieder anschließen und so das io44 neu am Rechner initialisieren.

Ein paar rutschfeste Gummifüße hätte ich mir schon gewünscht, im Gegensatz zu den Stoff- (?) Teilen auf der Unterseite. Allerdings ist das Gerät so leicht, dass so oder so ein Rutschen nicht zu vermeiden ist, sobald man die angeschlossenen Kabel bewegt.

Presonus_io44_Fuesse

Weniger schön ist das etwas seltsame Rauschverhalten des Vorverstärkers. Mit Erhöhen des Gains wird das Rauschen im Hintergrund lauter, um dann wieder zu verschwinden. Dann wieder lauter und dann wieder weg. Das lässt auf ein internes Gainstaging schließen, um die entsprechende Dynamik in den Ein- und Ausgängen zu ermöglichen. Allerdings ist dies auch ein Zeichen, dass das Rauschverhalten nicht optimal ist. Das gilt auch für den Kopfhörerausgang, der bei empfindlichen Headphones ebenfalls leicht zum Rauschen neigt. So empfehlen sich hier Kopfhörer im mittleren Impedanzbereich von 100 – 300 Ohm, die einerseits nicht zu empfindlich sind und andererseits auch laut genug spielen können.

Presonus_io44_Mic

Hier zwei Aufnahmen des Rauschteppichs – einmal der Line-Eingang und dann der Mic-Input, bei dem Staging gut zu vernehmen ist. Während der Aufnahme habe ich mehrmals den Gain aufgedreht:

Sie sehen: Es gibt viel Licht und auch etwas Schatten beim Revelator io44. Ich hoffe, dass Presonus zumindest die Software-Themen optimiert, um ein geschmeidigeres Arbeiten zu ermöglichen.

Wie klingt das Presonus Revelator io44?

Als klassisches Audiointerface für den Mac oder PC ist das Presonus io44 eine gutklingende und kompakte Lösung. Der Klang ist neutral und dynamisch, was sicher auch der Stromversorgung über USB-C zu verdanken ist. Das kritisierte Rauschen der Preamps ist in diesem Setting nicht wahrnehmbar. 96 kHz und 24 Bit sind auch für unkomprimierte Musikdateien ausreichend und so ist der Einsatz als mobiles Audiointerface sehr zu empfehlen.

Presonus_io44_Top

Mikrofone klingen gut – wobei man hier keine Wunder erwarten sollte. Es lohnt sich sicher nicht ein höherpreisiges  Mikrofon, wie das Icon Audio Cocoon hier anzuschließen, um alle Feinheiten aufzunehmen. Aber wenn man ganz klassisch mit einem Shure SM58 arbeitet, dann erwartet einen eine gute Qualität.

Beim Anschluss einer elektrischen Gitarre sollte man keine Wunder erwarten. Für die Übungssession völlig ausreichend reicht die Dynamik und die Auflösung des Instrumenteneingangs nicht für höhere Ansprüche.

Dies liegt auch an den zum Teil mittelmäßigen Effekten. Nachdem man sich ab und an schmunzelnd durch die Presets gearbeitet und mit Roboterstimme experimentiert hat, wird man feststellen, dass echte Klangeffekte, wie Hall, Echo, Vocoder und diverse Filter eher unterdurchschnittlich sind und sich auch nur für Übungssessions empfehlen. Allerdings darf man den diversen Kompressoren, Equalizern und Limitern ein gutes Zeugnis aiusstellen: Wenn man keine Profiambitionen hat, dann überzeugen diese Filter durchaus. Bitte bei dieser Kritik immer im Auge behalten, dass der Preis des Presonus Revelator io44 günstiger ist als der von den meisten Universal Audio Plug-ins.

Conclusio

Licht und Schatten – so mein Eindruck der kleinen Kiste von Presonus, die mit aber insgesamt sehr sympathisch ist. Wie immer sollte man seine Erwartungen dem Preis und dem Einsatzgebiet anpassen und keine Wunder erwarten. Als kleines, kompaktes Audiointerface und Ministudio zum Üben kann ich das kleine Kistchen sehr empfehlen. Wer die Mobilität nicht benötigt, der ist mit den klassischen Desktop-Audiointerfaces von Focusrite, Steinberg oder dem sehr guten Presonus Studio 24c besser bedient.

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Fazit

Das ultrakompakte Audiointerface Presonus Revelator io44 ist vollgepackt mit vielen Features und Funktionen: Ein interner DSP für eine latenzfreie Effektbearbeitung, jede Menge Effekte und ein komplettes Software-Paket machen das Gerät zu einer interessanten Alternative zu den klassischen Desktop-Geräten. Leider wird das Bild durch den nicht ganz rauscharmen Preamp und einigen mittelmässigen Effekten getrübt – und auch beim Kopfhörer muss man auf die passende Impedanz achten. Wenn man diesen Kompromissen leben kann, dann ist der kleine Revelator durchaus einen zweiten Blick wert.

Plus

  • sehr kompakt
  • viele Funktionen
  • gute Bedienung

Minus

  • Preamp nicht rauschfrei
  • benötigt Kopfhörer im mittleren Impedanzbereich (100-300 Ohm)
  • einige Effekte von unterdurchschnittlicher Qualität

Preis

  • 169,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    Tai AHU

    „Das Presonus Revelator io44 erinnert auf den ersten Blick sehr an ein Effektpedal für Gitarren“

    Warte bis dein Gitarrist mit den Springerstiefeln zuschlägt.

    Audiointerfaces ohne 2 gleiche Line/Mic Eingänge kämen für mich grundsätzlich nicht in Frage, habe nie verstanden, warum es das überhaupt gibt. Da kann dann nur der Gitarrist einspielen und dazu singen. Ein Synth mit Stereo Ausgang geht schon nicht. Ok, wäre es jetzt im Preis zweistellig und ich bekäme nicht mehr als 100 zusammen. Aber 170. Da gibt’s massenweise richtige Audiointerfaces für.

    ich muss mich korrigieren, es gibt auch Line In.

  2. Profilbild
    mottilie

    „Der Klang ist neutral und dynamisch, was sicher auch der Stromversorgung über USB-C zu verdanken ist.“
    Mhmm, dieser Zusammenhang erschliesst sich mir jetzt zwar nicht, macht aber auch nix. Für gleiches Geld gibt es bessere Alternativen zuhauf.

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