Ein ziemlicher überzeugender Purist mit sehr gutem Preis
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Mit dem Pro-Ject Debut III bietet die 1991 in Österreich gegründete Firma Pro-Ject einen preisgünstigen manuellen HiFi-Plattenspieler an. Aus der Debut-Linie entspringend reiht sich das Modell ein neben die vielen anderen Modelle und Linien wie Essential, Automat oder Primary. Die meisten dieser Linien haben eine Gemeinsamkeit: Sie bieten ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis für Plattenspieler im HiFi-Segment im günstigen Preisbereich. So siedeln sich die genanten Geräte zwischen 250,- und knapp 600,- an. Erst mit einer Produkt-Linie wie The Classic verlässt Pro-Ject diese Range in den Bereich 1500,- Euro und geht mit einer Linie wie der Signature Line mit dem Signature 10 und Signature 12 hoch in den Bereich von rund 5000,- Euro bis 10.000 Euro.
Dagegen ist der heutige Testkandidat definitiv günstig. Rund 260,- Euro kostet der Pro-Ject Debut III und das ist ein sehr günstiger Preis für einen Plattenspieler, der zugleich einen hohen Anspruch an sich an. Und der zudem mit Ortofon Tonabnehmer-System geliefert wird.
Unauffällig ist der Plattenspieler, der auf der Oberfläche kein einziges Bedienelement vorweisen kann. Gefertigt aus MDF in mattem Schwarz ist der Pro-Ject Debutt III ganz klar ein Purist. In der Preislage von 260,- zielt der dabei auf den preisbewussten HiFi-Enthusiasten ab, reduziert auf das Wesentliche, aber dennoch mit Anspruch.
Pro-Ject Debut III – ein erster Blick
Der Pro-Ject Debut III ist laut dem Hersteller selbst das populärste Plattenspieler-Design in den eigenen Produkt-Reihen. Entworfen und entwickelt in Österreich, produziert in Tschechien im Werk von SEV Litovel, ehemals Elektrofabrik Tesla, die dort seit den 70er-Jahren Plattenspieler produziert. Die Firme wurde niemals aufgekauft, produziert derweil jedoch ausschließlich für Pro-Ject.
Technisch ist der Pro-Ject Debut III ein manueller HiFi-Plattenspieler mit einem 8,6 Zoll-Tonarm aus Aluminium mit einem vormontierten MM-Tonabnehmer-System Ortofon OM 5E.
Geliefert wird der Plattenspieler in den üblichen Einzelteilen, eine schnell erledigte Grundmontagen ist also notwendig. Im Karton ist alles sicher verpackt samt einer Zeichnung im Handbuch, wie alles korrekt verpackt wird – sollte das Gerät einmal wieder verstaut werden müssen.
Wir finden im Karton den Plattenspieler selbst, eine Abdeckhaube, einen Plattenteller aus Aluminium, eine Filz-Slipmat, einen Antriebsriemen, ein Audiokabel samt Erdungsleitung, ein externes Netzteil, ein kleines Werkzeug zum Umlegen des Antriebsriemens, das Gegengewicht und einen Puck für 7-Zoll-Schallplatten mit großem Lochkreis.
Der Zusammenbau ist entsprechend mit wenigen Handgriffen erledigt und kann auch von ungeübten Personen leicht durchgeführt werden. Die mitgelieferte Bedienungsanleitung hilft hierbei für alle ungeübten Kund:innen. Wichtig ist, die Transportsicherungen an Motor und Tonarm zu lösen.
Danach folgt der Antriebsriemen auf die Spindel, welche mit verschiedenen Durchmessern für die manuelle Umsetzung von 33 RPM auf 45 RPM ausgestattet ist. Danach kann der Plattenteller einfach auf die Spindel des Subtellers gesetzt werden.
Das mitgelieferte Gegengewicht findet seinen Platz am Tonarm und wird auf 1,75 g eingestellt. Das entspricht 17,5 auf dem Skalenring. Ein Teilstrich auf dem Skalenring entspricht 1 mN (10 mN = 1 g Auflagegewicht).
Hierbei empfehle ich die Nutzung eines Tonarmwaage. Die Einstellung über das Gegengewicht ist doch eher grob, der Tonarm bleibt recht lange ausbalanciert, so dass das Auflagegewicht, wie immer, sehr viel besser und genauer über eine Waage eingestellt werden kann.
Das Tonabnehmer-System ist bereits vorinstalliert, ein Ortofon OM 5E. Die 25 Grad Kröpfung sind dabei bereits vorgegeben und das System kann, so wie es ist, in Betrieb genommen werden. Der für neue Gesichter im HiFi-Bereich vermutlich schwierigste Teil des Einstellens eines Plattenspielers ist damit bereits von Herstellerseite aus erledigt und wird nicht zur großen Aufgabe.
Befestigt ist dieses Tonabnehmer-System am 8,6 Zoll Aluminium-Tonarm, welcher aus einem Guss hergestellt wurde. Aufgehängt ist der Tonarm mit einem 2-Punkt-System auf einer etwas erhöhten Tonarmbasis aus Kunststoff. Höhenverstellbar ist der Tonarm nicht – mit Blick auf den Preis in Ordnung.
Das Anti-Skating am Pro-Ject Debut III wird über ein kleines mitgeliefertes Gewicht an einer Schnur eingestellt. Dieses muss über einen kleinen Bügel eingehängt werden und findet seinen Haltepunkt am Tonarm an einem kleinen Bolzen mit drei Rillen. Diese Rillen stehen für verschiedene Kräfte von 10 – 14 mN, 15 – 19 mN und 20 mN und größer, entsprechend den Rillen 1 bis 3 beginnend vom Lagerring. Da das Anti-Skating in Abhängigkeit des gewählten Auflagegewichts eingestellt wird, ist die für dieses Tonabnehmer-System auszuwählende Anti-Skating-Kraft bei 17,5 mN. Die Rille in der Mitte ist also zu wählen.
- Das Anti-Skating Gewicht eingehängt …
- … am Bolzen. Gut zu erkennen die drei Rillen
Rückseitig finden die mitgelieferten NF-Kabel ihren Anschluss, ebenso das Netzteil und damit ist das Gerät spielbereit. Hier befinden sich auch die beiden „Scharniere“ für die mitgelieferte Haube aus Acryl-Glas. Diese kann einfach aufgesteckt werden, ebenso schnell kann sie jedoch auch abgenommen werden. Ich persönliche beuge mich Staub und lasse die Haube weg, auch wenn man sie aufgeklappt zum Wechseln der Platten stehen lassen kann. Wäre der Debut III mein eigener Plattenspieler, ich würde entsprechend die Halterungen abschrauben, damit der Look noch cleaner und minimalistischer wird.
Der HiFi-Plattenspieler in der Praxis
Der Zusammenbau geht leicht von der Hand, die Inbetriebnahme danach ist noch einfacher. Gerät an dem An/Aus-Schalter an der linken vorderen Unterseite einschalten. Der unsichtbare Schalter ist sehr gut zu erfühlen und ist somit kein Hindernis. Einmal eingeschaltet läuft der Plattenteller direkt los. Der kraftvolle Motor beschleunigt den 1,3 kg schweren Plattenteller zügig über den Riemen. Ein kurzer Blick auf die technischen Daten. Der Hersteller benennt den Wert der Drehzahlabweichung mit +/-0,8 %, die Drehzahlschwankungen mit +/-0,12 %. Das ist ein guter Wert im Mittelfeld, den der günstige Plattenspieler dort erreicht. Das Rumpeln soll bei weniger als 65 dB liegen.
Der Tonarm ist in einer u-förmigen Halterung eingeclippt und wird hier sicher gehalten. Samt Tonarmlift wird dieser auf die Platte abgesenkt, in spannender Erwartung der ersten Töne.
Und ab dem Zeitpunkt kann der Debut III überzeugen. Haptisch einfach gestaltet und somit auf für neue Gesichter im HiFi-Zirkus passend, überzeugt das Gerät klanglich.
Klang des günstigen HiFi-Schallplattenspielers
Darf man Wunder erwarten, bei einem Plattenspieler dieser Preisklasse mit einem bekannten, jedoch günstigem Ortofon HiFi-Tonabnehmer-System? Sicherlich. Aber man darf sich sehr gern positiv überraschen lassen. Mit dem Preis des Gerätes im Hinterkopf kann der schlanke Debut III klanglich definitiv überraschen. In meiner Hörumgebung spielt der Pro-Ject Debut III durchweg sehr ausgewogen und warm. Das tiefere Frequenzband, wie auch die hohen Frequenzen sind angenehm präsent, keinesfalls jedoch zu voluminös oder überspitzt. Ein wenig mehr Präzision in den hohen Frequenzen würden andere Plattenspieler und Tonabnehmer-Systeme aus den gespielten Platten herausholen – auch das wird in der Praxis klar. Ein Problem? Bei Weitem nicht. Ebenso wie die Preis-Range nach oben sehr offen ist, ist auch bei günstigen Modellen immer noch Headroom in klanglichen Wiedergabe. OM 5E versus … klar, dass hier Luft nach oben ist.
Qualität und Haptik
Für den Preis von 260,- Euro samt Ortofon OM 5E ist der Pro-Ject Debut III definitiv ein fairer Deal. Das Gerät ist puristisch, aber an keiner Stelle hat man das Gefühl, dass gespart wurde. Alles ist dem Preis angemessen, Gehäuse, Motor, Tonarm, System – hinsichtlich der Komponenten. Auch die Verarbeitung ist absolut dem Preis entsprechend – gefertigt in Europa.
Der puristischen Design ist es geschuldet, dass der An/Aus-Schalter unter dem Gerät ist, jedoch gut zu erreichen. Etwas umständlich für den einen oder anderen mag die Umsetzung des Riemens für den Wechsel der Geschwindigkeiten sein. Es handelt sich bei dem Pro-Ject Debut III nun einmal ein voll manueller Plattenspieler.
Beanstandungen? Wenn, dann dass das Gerät nicht über in der Höhe verstellbare Füße verfügt. Diese wären zum genauen Austarieren in der Tat hilfreich. Fraglich jedoch, ob die Zielgruppe dieses Gerät mit Wasserwaage an den Plattenspieler herangeht, oder diesen einfach an den Bestimmungsort stellt. Ich vermute ersteres, erinnere an den Preis und merke an, dass man über das Fehlen dieser Möglichkeit vielleicht hinwegsehen kann.
Vielen Dank für den Test.
Puristisch ist wohl das neu Marketing Deutsch, für, wir haben eingespart, wo wir nur konnten. Wenn’s gefällt, mir nicht, auch nicht für Hifi Geräte.
Hatte den Essential von Project.
Zumindest mit phonovorverstärker.
War Recht günstig vor Jahren bei Mediamarkt (166€)
Hab ihn kürzlich verkauft, ziemliches gefummel wenn man Mal eine single hören will.
Design ist top, aber Bedienung na ja…
Bleib beim technics.
Puristisch ist am Ende wie hochreines Kupfer :)
Aber..ich muss zugeben, zwischen „einsparen“ und nicht alles auf die Oberseite hämmern mag ich den Unterschied. Ich mag es auch beim neinen 1210MK7, dass einige Funktionen / Einstellungen unter dem Plattenteller liegen. Man muss nicht alles immer sofort zur Hand haben + es ist schön, wenn es clean aussieht.
Dennoch, klar, Einsparen….das fällt dann schon irgendwann auf :)
Ich hatte auch mal eine Pro-Ject und hab ihn zeitnah wieder verkauft, weil mich das Anti-Skating Gewicht so abartig genervt hat. Das musste man ständig neu einhängen. Die restliche Haptik fand ich auch sehr bescheiden.
Ich habe 2019 den ersten Schritt in die Vinyl-Welt mit einem Pro-Ject T1 Phono SB gemacht. Zwar kann ich mangels Vergleichsmöglichkeiten keine tiefgründige Einschätzung geben, aber ich finde das Gerät haptisch wie optisch sehr gelungen und für meine Ohren klingt es auch fantastisch. An Funktionen vermisse ich nichts.
Der T1 ist schon ein bisschen teurer als getestete Modell, aber ich würde dem Hersteller zutrauen auch zu diesem Preis ein wertiges Produkt abzuliefern!
Hab mir schon länger Überlegt mal n Spieler anzuschaffen fürs Wohnzimmer. Der sieht eigentlich genau richtig aus:
Schlicht und auch günstig!
Man ist sich aber schon klar darüber, dass es hier um einen (ordentlichen) Einstiegsplayer für 260,-€ geht?
Puristisch hat nicht immer gleichzeitig mit Einsparung zu tun – selbst der große Pro-Ject für 10.000,-€ hat manuelle Bedienung etc. Der geneigte Hifi Fan mag eigentlich keinen Firlefanz wie Vollautomatik etc. Nicht nur Pro-Ject verwendet für die Antiskating Einstellung ein Gegengewicht – da gibts aus meiner Sicht als Hifi Händler keine Probleme.