Velocity 100 LTD Power Amp
Die ebenfalls in 1 HE gehaltene Stereo-Endstufe lässt keinen Trugschluss zu. Wie auch der Rocktron Widowmaker Preamp setzt das Gerät konsequent auf Halbleitertechnik. So schafft man es auch, in das kleine Gehäuse zwei Leistungsblöcke zu integrieren, welche mit den Werten 2x 55 Watt an 4 Ohm, 2x 40 Watt an 8 Ohm und lediglich 2x 28 Watt an 16 Ohm glänzen. Wer jetzt in einem Urinstinkt laut aufschreit, er könnte mit nur je 28 Watt an seinen Marshall Cabinets ja wohl schwerlich in seiner Death Metal Combo dem knüppelnden Drummer Paroli bieten, möge sich kurz vor Augen führen, dass nahezu alle aktuellen 4×12“ Cabinets in Stereo ausgeführt sind, bei denen neben 16 Ohm Mono und 2x 8 Ohm Stereo auch die Variante 4 Ohm Mono vorliegt, womit man die volle Leistung der Endstufe ausschöpfen kann.
Zudem bringt eine Transistorlösung auch die angenehme Tatsache der Resistenz gegen Lastleerlauf einer Röhrenendstufe ins Spiel. Während der Ausgangsübertrager der Valve-Lösungen immer eine genaue Anpassung an die Impedanz der Speaker fordert und NIEMALS ohne Last, sprich Box, betrieben werden darf, nimmt die Halbleiter-Variante einfach das, was kommt und passt ihre Leistungsabgabe dementsprechend an.
Neben den üblichen Lautstärkereglern verfügen beide Blöcke je über einen Presence (Höhen) und Resonance (Bässe) Regler, welche zusätzlich klanglich ins Geschehen eingreifen. Warum zwei Blöcke? Nun, der klassischen Achtziger Direktive entsprechend hieß die Verkabelung Preamp – Stereo Multi FX – Stereo Endstufe oder auch Bühnenaufbau von links nach rechts 4×12“ Box, – 16 HE Rack – 4×12 Box. Nur so am Rande, sehr beliebt war es auch, seinen präferierten Vollröhrenhead mittels eines Lastwiderstandes auf Vorstufenpegel abzusenken und dann in die Signalkette einzuspeisen. Bei Rückfragen bitte an Eddie Van Halen, Steve Lukather oder Scott Henderson wenden.
Auf der Rückseite verfügt die Rocktron Velocity LTD 100 neben dem Kaltgerätestecker über zwei Speaker-Outputs je Block und jeweils eine Eingangsbuchse pro Kanal. In Kombination mit einem Stereo-Splitter oder einem Stereo-FX-Einschub, kann man schon ordentlich auf dicke Hose machen. So lassen sich neben der typischen Mono-Variante auch zwei komplette Fullstacks in Stereo mit der Hausverdrahtung versorgen. 16 Speaker, welche die Luft bewegen, da ist was los auf der Bühne!
Praxis
Aufgrund der sehr übersichtlichen Ausstattung kann man in Sachen Bedienung bei der Rocktron-Kombination faktisch nichts falsch machen. Gleichzeitig macht man sich natürlich schon etwas Gedanken bezüglich der Flexibilität des Setups. Findet man wirklich mit einer handvoll Reglern seinen persönlichen Sound? Um es vorne wegzunehmen, man findet ihn!
Der Trick hinter dem System ist eine hoch effiziente Klangregelung, welche massiv in den Frequenzgang des Instrumentes eingreift. Anders als viele Vollröhrenverstärker, welche die Klangregelung meist nur zum Abschmecken des Grundsounds verwenden, schafft es Rocktron insbesondere im High-Gain-Kanal eine gehörige Palette an Grundsounds zu generieren. Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf dem Mitten-Regler, der in Zusammenarbeit mit dem Resonance-Regler der Endstufe von „britisch mittig“, bis hin zu „amerikanisch Scoop“ nahezu alles abdeckt, was der Kunde benötigt.
Des Weiteren bietet Rocktron erwartungsgemäß den Sound, welcher die Firma in die Ausnahmeposition der Achtziger rutschen ließ. Eine bei Bedarf weiche Transistorzerre, welche den großen Produktionen der Achtziger im Stil von Hysteria/Def Leppard gut zu Gesicht steht.
Ich hatte in den 80ern auch ein Rack mit Rocktron Preamp, 19 “ Effektgeräten (darunter natürlich auch ein Pitchshifter), Endstufe und MIDI Pedalboard (und natürlich auch eine in Deutschland illegal funkende Gitarrensende-Anlage von Nady – wer hatte die nicht?). Schlecht war das nicht. Der Sound vom Widowmaker erinnert mich ziemlich an die alten Kisten. Vielleicht ist es Zeit für ein Revival.
@Markus Galla Haha, klasse Soundbeispiele, Axel ;)
SO klangen die 80´s!! Ich hatte damals auch ne Legende im Rack, einen ADA MP-1. Habe seit dem nie wieder so einen analogen Chorus gehört (hatte der ja eingebaut)!! Und natürlich auch das Intellifex, das war damals State-of-the-Art! Das ganze Rack wog dann auch mit dem anderen Kram locker 35 kg und bescherte mir meinen ersten (und zum Glück bisher einzigen) Hexenschuss, im zarten Alter von 23 …