Drahtlose Tonaufnahmen in hoher Qualität
Coole Videos auf YouTube und in den beliebten Social-Media-Plattformen zur Präsentation eurer Band oder die aktuellste Konzertankündigung mit einem kurzen Video veröffentlichen, gehören heutzutage zum Standardprogramm für eine gute Vermarktung und das Erreichen eurer Follower. Geeignetes Equipment zur Produktion wird nicht nur immer professioneller, sondern auch erschwinglicher und Webspace scheint es auf unserem Planeten mittlerweile in Hülle und Fülle zu geben. Selbst mit aktuellen Smartphones steht einer guten Videoaufnahme nichts im Weg. Doch wenn es um die klanglichen Qualitäten geht, sieht es mitunter ganz schön bitter aus. Wenn das in der Kamera oder im Handy integrierte Mikrofon weit von der Aufnahmequelle entfernt ist, nimmt es lästige oder gar störende Hintergrundgeräusche auf und das, was eigentlich gespeichert werden soll, klingt durch zu großen Abstand häufig nicht gut (zum Beispiel mit viel zu viel Raumanteil bei Innenaufnahmen). Selbst wenn die Videoaufnahme sitzt, sorgt der schlechte Sound später oft für große Enttäuschung und zieht das Gesamtergebnis herunter. Dabei ist guter Klang bei einem Video bereits mehr als die halbe Miete. Denn als Zuschauer ist man eher bereit eine schlechtere Bildqualität zu akzeptieren (wird ja sogar manchmal als Stilmittel eingesetzt) als einen mangelhaften Ton.
Wenn in eurem Video dann sogar noch ein Interview eingebaut ist oder ein Sprecher zu hören sein soll, sollte auf den Sound besonderer Wert gelegt werden. Um den Ton gut einzufangen werden am Markt zahlreiche Lösungen angeboten und das Rode Wireless GO fand nach seiner Einführung recht schnell viele Liebhaber. Nun ist seit einiger Zeit mit dem Rode Wireless GO II eine weitere Version dieses digitalen Drahtlos-Mikrofonsystems erhältlich. Hierbei handelt es sich nicht einfach um ein Update, sondern um ein neues kompaktes Komplettsystem, das mit zwei Sendemodulen und einem zweikanaligen Empfänger arbeitet. Damit können nicht nur klasse Tonaufnahme für eure Videos gemacht werden, auch Interviews oder Podcasts lassen sich ganz prima in Stereo oder in Dual-Mono auf getrennten Spuren aufzeichnen.
Übertragung im kostenfreien 2,4 GHz Bereich
Das Rode Wireless GO II ist ein drahtloses Zweikanal-Mikrofonsystem, das die gleichzeitige Aufnahme von zwei separaten Tonquellen ermöglicht. Übertragen wird im weltweit kosten- und anmeldefreien 2,4 GHz Bereich mit einer Verschlüsselung von 128 Bit. Laut Hersteller soll bei Sichtverbindung zwischen Sender und Empfänger und optimalen Verhältnissen eine störungsfreie Übertragung bis zu 200 m Entfernung möglich sein. Zahlreiche Videos auf YouTube treten hierzu den Beweis an, weswegen ich in diesem Test darauf verzichte. Stattdessen gibt es eine direkte Aufnahme in Audacity, bei der ich mich durch unterschiedliche Räume meiner Wohnung bewege. Mehrere Wände befinden sich dann teilweise zwischen Sender und Empfänger. Weiter hinten im Praxistest könnt ihr euch die Tonaufnahme anhören.
Mit 50 Hz bis 20.000 Hz ist die Übertragungsbandbreite des Audiosignals ein sehr guter Wert. Die in die zwei Sender integrierten Mikrofone verarbeiten einen maximalen SPL von 100 dB. Damit dürften selbst sehr laute Sprecher oder kräftige Musik nicht an die Grenze kommen. Die fest verbauten und wiederaufladbaren Lithium-Ionen-Akkus ermöglichen bis zu sieben Stunden Akkulaufzeit.
Was zum Lieferumfang des Rode Wireless GO II gehört
In der Verpackung liegen zwei TX Sendemodule und ein RX Empfangsmodul. Mit Abmessungen von jeweils (gerundet) 45 x 44 x 18 mm (B x T x H) sind die Module im wahrsten Sinne des Wortes als sehr kompakt zu bezeichnen. Die TX Sender wiegen einzeln gerade einmal 30 g, der RX Empfänger nur 2 g mehr. Dreimal Fellwindschutz (Dead Cat) wird ebenfalls mitgeliefert. Weiterhin gehören drei USB-Kabel (A auf C) zum Aufladen oder Überspielen und ein kurzes 3,5 mm TRS-Anschlusskabel SC5 dazu. Für die Aufbewahrung und den sicheren Transport gibt es noch ein Etui aus Neopren. Nicht zu vergessen den reichlich bebilderten und dadurch gut verständlichen Quickstart Guide in englischer Sprache.
Ganz besondere Eigenschaften
Die Tonausgabe erfolgt zweikanalig (Stereo oder Dual-Mono) wahlweise analog über die 3,5 mm TRS-Buchse des Empfängers oder digital über die USB-C-Buchse. Der Empfänger kann mit den passenden Kabeln außer an eine Kamera auch an einem Rechner oder Android- bzw. iOS-Gerät angeschlossen werden. Für Android- und iOS-Geräte braucht es allerdings zusätzliche Kabel, die nicht zum Lieferumfang gehören.
Mit der kostenlosen Software Rode Central (für macOS 10.11 oder höher und Windows 10 oder höher) lassen sich Firmware-Updates, Funktionserweiterungen und spezielle Einstellungen vornehmen. Hervorzuheben ist zum Beispiel die Onboard-Recording-Funktion. Hierbei wird in den Sendern automatisch ein Backup des Tonsignals auf die internen Speicher geschrieben. Die Aufnahme ist sogar ganz ohne Verbindung zum Empfänger möglich und kann dann später über USB in die Software geladen und weiterbearbeitet werden. Auf die internen Speicher der Sender kann bis zu sieben Stunden unkomprimiert aufgenommen werden oder mehr als 40 Stunden in komprimierter Form.
Im Empfänger lässt sich mit der Software ein sogenannter Safety-Modus aktivieren. Die Signale beider Sender werden dann auf einem Kanal zusammengemischt und die Tonausgabe auf dem anderen Kanal erfolgt 20 dB leiser. Sollte eine unerwartet laute Schallquelle auf der Hauptspur hörbar verzerren, kann man in der Nachbearbeitung an dieser Stelle einfach auf die leisere Safety-Spur zurückgreifen. Mitunter sehr nützlich.
Rode TX Sendemodul
Der Sender lässt sich mit einer robusten Federklemme schnell und einfach an der Kleidung befestigen. Eingeschaltet wird das Gerät an der Unterseite. Zwei blaue LEDs, die von vorne und von oben gut erkennbar sind, signalisieren den Batteriezustand und ob eine Verbindung zum eingeschalteten Empfänger besteht. Das Mikrofon an der Oberseite bietet eine Kugelcharakteristik, um aus unterschiedlichen Einsprechrichtungen gute Ergebnisse zu liefern. Neu am Mikrofon ist der Bajonettverschluss für den aufsteckbaren Windschutz. Hier gab es beim Vorgängermodell herbe Kritik, dass der „Puschel“ schnell abfallen konnte. Dies ist nun nicht mehr möglich, weil der Windschutz durch eine kleine Drehbewegung gut gesichert arretiert.
Falls das integrierte Mikrofon nicht verwendet wird und man stattdessen ein Lavaliermikrofon einsetzten möchte (zum Beispiel das Rode Lavalier GO), weil das TX Sendemodul vielleicht nicht sichtbar sein soll, kann dieses externe Mikro am 3,5 mm TRS-Input mit dem Sender verbunden werden. Über die seitliche USB-C-Buchse lässt sich der integrierte Lithium-Ionen-Akku laden und die interne Aufzeichnung wird darüber später auf den Rechner übertragen.
Rode RX Empfangsmodul
Der Empfänger kann ebenfalls mit seiner Federklemme gut befestigt werden. Sie passt optimal in den Blitzschuh einer Kamera und garantiert dort eine feste und sichere Verbindung. Mit dem mitgelieferten SC5 Kabel verbindet man die seitliche 3,5 mm TRS-Buchse mit dem Mikrofoneingang der Kamera. Über diese Schnittstelle kann das analoge Signal natürlich auch zu anderen Geräten überspielt werden. Der 3,5 mm TRS-Analog-Ausgang bietet schaltbare Pegelanpassung (0 dB, -12 dB, -24 dB). Zur optischen Kontrolle ist im Display eine dreistufige Balkenanzeige integriert.
Eingeschaltet wird das Empfangsmodul an der Oberseite, die USB-C-Buchse (Akku laden und digitales Ausspielen) ist auch hier vorhanden. Die zwei Tasten an der Unterseite, beziehungsweise Rückseite (bei Montage auf einer Kamera), dienen der erwähnten Gain-Anpassung, dem Stummschalten und der Auswahl des Sendemoduls (Transmitter 1, Transmitter 2 oder beide). Auch lässt sich mit diesen Tasten festlegen, wie die beiden ankommenden Signale aufgezeichnet werden sollen: auf eine gemeinsame Spur oder auf getrennten Spuren (Merged und Split Mode).
Sehr hilfreich und ganz prima aus unterschiedlichen Winkeln ablesbar ist das beleuchtete Display. Hier sind sämtliche Zustände optisch erkennbar, bis hin zur Akkuladung aller drei Geräte. Das Display ist ein großes Plus im Vergleich zu anderen Geräten ähnlicher Bauweise.
Kostenlose Software Rode Central
So richtig interessant wird der Umgang mit dem Rode Wireless GO II Drahtlossystem, wenn man die Software Rode Central installiert hat. Denn nur dort sind viele Einstellungen überhaupt erst möglich.
Die Aufnahmemöglichkeit auf die internen Speicher der Sender können dort konfiguriert werden, da diese Funktion im Auslieferungszustand nicht aktiviert ist. Zur Erinnerung, mehr als 40 Stunden in komprimierter Fassung oder sieben Stunden unkomprimiertes Audio sind möglich. Das dürfte für lange Einsätze ausreichen. Im Modus unkomprimiert zeichnet die Wireless GO II Sendeeinheit im unkomprimierten WAV-Format auf und verwendet einen 48 kHz, 24 Bit Audiostream.
Ob die Sender immer aufnehmen sollen oder doch lieber in der Betriebsart Backup gearbeitet wird, lässt sich ebenfalls in der Software festlegen. Der Sicherheitskanal kann nur im Aufnahmemodus „Merged“ aktiviert werden (wenn die Senderkanäle zu einem einzigen Summenausgang zusammengefasst sind). Diese Aufnahmen enthalten dann zwei identische Audiokanäle. Die Aktivierung des Sicherheitskanals reduziert wie gesagt die Lautstärke eines Kanals um 20 dB und ist eine gute Backup-Lösung falls es bei der Originalaufnahme zu unverhofften Übersteuerungen kommen sollte.
Zugriff auf die Aufnahmen der internen Speicher ist ausschließlich mit Rode Central möglich. Hier lässt sich aber nach Lust und Laune editieren und das Ergebnis danach als WAV oder MP3 exportieren.
Feinere Verstärkungsregelung
Rode Central bietet weiterhin Zugriff auf eine zusätzliche feine Verstärkungsregelung. Das dreistufige Pad wird dann zu einem 10-stufigen Pad erweitert, das von 0 dB bis -30 dB in 3 dB Schritten einstellbar ist. So kann die Ausgabe noch besser auf das Aufnahmegerät abgestimmt werden. Außerdem bekommt man mit der Software Zugriff auf eine zusätzliche Verstärkungsreduzierung von 6 dB, was dann hilfreich ist, wenn ein besonders empfindliches Aufnahmegerät angeschlossen wird.
Manchmal ist es erforderlich, die Empfindlichkeit der Mikrofone in den Sendern zu reduzieren, auch das ist per Software möglich.
Neben der Desktop-Version ist Rode Central auch für iOS- und Android-Geräte verfügbar. So ist man auch unterwegs flexibel und die Einstellungen lassen sich bei Bedarf schnell anpassen. Voraussetzung für die App: iOS 14 oder höher und Android 9.0 oder höher.
Meine Erfahrungen mit dem System
Einschalten und loslegen lautet die Devise. Die Bedienung des Rode Wireless GO II im Auslieferungszustand ist kinderleicht und intuitiv. Sendemodule einschalten, Empfangsmodul einschalten und sofort haben sich alle drei Komponenten verbunden. Die blauen Kontroll-LEDs an den Sendern leuchten und am Empfänger beginnen die vier Balkenanzeigen der Eingangssignale wie wild zu „tanzen“. Kurz gehalten werden jeweils die maximalen Pegel, um so eine gute Kontrolle über die Eingangssignale und die Ausgangssignale zu haben. Jeder der beiden Sender lässt sich wahlweise am Empfänger stummschalten und am Sender selbst natürlich auch. Das ermöglicht Flexibilität bei der praktischen Anwendung, denn hier kann die Kamerafrau oder der Kameramann flexibel entscheiden, welcher Sender hot geschaltet ist.
Das Gewicht an meiner Spiegelreflexkamera wird durch die Montage des federleichten Empfängers so gut wie nicht negativ beeinflusst. Durch das sehr schwere Standardobjektiv und die Montage meiner EOS DSLR-Kamera an einem Gimbal ist Gewicht für mich immer ein entscheidendes Kriterium. Hier spielt das Rode-System durch die kompakte Bauweise seine Fähigkeiten super aus.
Die Signal- und Klangqualität ist sowohl analog als auch digital klasse und sogar unmittelbar sendefähig. Störende Latenzen sind für mich nicht feststellbar. Als weiteres Plus schätze ich die langen Akkulaufzeiten und die in dieser Version jetzt auch endlich festsitzenden Dead-Cats. Übrigens: Es liegen ja drei davon bei, falls doch einmal der Verlust eines dieser pelzigen Aufsätze zu beklagen ist.
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Ich habe mir das System vor zwei Wochen selbst für meinen Online-Musikunterricht gekauft. Die Qualität ist wirklich erstklassig. Endlich kein Ansteckmikro mit Kabel mehr.
„Coole Videos“ enden leider schon dort, wo man so ein schwarzes „Ding“ mit Rode-Aufdruck am Revers klemmen hat. Da kann man sich auch (die Sender bieten ja auch die lokale Aufnahme) ein Handy in die Brusttasche stecken.
Für manche Anwendungen ist der Kasten sicher kein Problem (siehe Kommentar über mir) und der Verzicht auf Kabelsalat sogar praktisch, für viele Anwendungen ist das optisch aber einfach nicht „cool“ oder professionell genug. Darauf hätte ich mir einen deutlicheren Hinweis gewünscht, weil hiermit für viele User automatisch ein Aufpreis und ein schlechteres Preis-Leistungs-Verhältnis verbunden sind. Den Preis für das Originalzubehör und günstige Alternativen (sofern anschließbar) hätte ich deswegen auch gerne im Text gesehen.
Ich finde das System im Grunde sehr gut. Allerdings gebe ich dem Vorredner recht, dass es schon besser ist, wenn man ein externes Lavaliermikro anschließt statt sich den Sender direkt ans Revers oder die Bluse zu hängen. Allerdings geht das auch, und in der ARD Charite Doku haben die das auch gemacht.
Bei Tests mit verschiedenen Lavaliermikros habe ich auch einen Favoriten gefunden, das Micbooster Clippy. Nicht klein, aber sehr guter Klang. Leider empfindlich gegen Radiofrequenzen und seit dem Brexit auch nicht mehr ganz so einfach zu kriegen. Das Rode Lavalier Go, das für das System beworben wird ist auch OK. Für ein Sennheiser MKE 2 reichte der Gain bei mir nicht.