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Test: Roland MV-8000 & MV-8800 Production Studio

Standalone Audio Workstation

24. Mai 2004

Roland MV-8800 Workstation mit Maus und VGA-Monitor

Das es Grooveboxen mittlerweile wie Sand am Meer gibt, hatte ich schon im Korg Electribe Test bemerkt. Transportable Sequenzer mit Samplemöglichkeiten sind dank der weit etablierten Fangemeinde der Akai MPC User auch nicht gerade taufrisch. Das man aber ein komplettes Produktionsstudio das Sampling, Sequenzing und Mastering auf professionellen Niveau vereint kaufen kann, … – das hat Amazona schon aufhorchen lassen.
Roland hat uns das MV–8000 für einen Praxistest zur Verfügung gestellt – hier die durchaus lesenswerten Eindrücke:

Roland MV-8000 mit nur leichten Einschränkungen gegenüber dem MV-8800

Roland MV-8000 Verarbeitung & Haptik

Der UPS Mann hatte ordentlich zu schleppen und war eigentlich gar nicht so glücklich wie ich es war, als er mir das MV-8000 zustellen mußte. Meine Freude vergrößerte sich aber zusehends, als ich den Karton öffnen durfte. In edlem Silber lag das transportable Studio vor mir. Massiv und griffig präsentierte sich das ca. 10kg schwere Wunderwerk aus Japan. Aber schon beim herrausheben wurde ich ordentlich überrascht: Die Seitenteile des MV-8000 sind leider nur aus Plastik. Die machen zwar nicht den Eindruck, beim ersten Kontakt mit einen Bühnenteil kaputt zu gehen, aber etwas mehr Robustheit wären sicherlich nicht verkehrt gewesen.
Alles weitere, das man zu Sehen bekommt, macht Lust auf mehr: 16 Pads, drei Echtzeitdrehregler, acht Fader, unzählige Knöpfe und Buttons, numerisches Tastenfeld und Jog-Wheel, Cursortasten und Transportfeld… Technik-Herz, was brauchst du mehr?!

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Naja, nicht in eine echte Röhre, sondern in ein 320×240 Pixel Grafik Display. Das hilft definitiv, das Arbeiten übersichtlich und einfach zu gestalten. Zu meiner ganz persönlichen Freude ist das Display auch noch grünlich, was mich wiederum sofort an alte Atari Zeiten erinnert. Hach, war schön damals.
Das MV-8000 Display kann aber echt ein bißchen mehr als mein oller Atari Bildschirm – es ist so stark hintergundbeleuchtet, daß selbst bei absichtlich übertriebenen Nebelmaschinen Einsatz ein Arbeiten möglich sein sollte. Leider kann man den Winkel des Displays nicht verstellen, aber irgendwie haben die Japaner es hinbekommen, daß man das Display – egal ob man vor dem MV-8000 steht oder sitzt – immer gut lesen kann.

Anschlüsse ROland MV-8800 mit integrierter VGA-Karte

Roland MV-8000 mit integrierter Analog/Digital-Output-Karte

Ausgezeichnete Aufzeichnung

Was aber füttern wir unserem japanischen Freund, dass er auch ordentlich tönt und dass das Display endlich mit Leben erfüllt wird?
Intern ist das MV-8000 mit 128MB Speicher ausgestattet, man kann aber auf 512MB mit PC100 RAM aufrüsten – dann kann man auf 50 (!) Minuten Stereosamples in 44,1kHz zugreifen. Zum Transfer in den Arbeitsspeicher stehen verschiedene Wege zur Verfügung: Diskettenlaufwerk (kann man überhaupt noch Disketten kaufen…?), ein voll ausgerüstetes CD Laufwerk (CDDA, CDR, CDRW) oder die USB Schnittstelle. Sehr wichtig scheint Roland die Kompatibilität zu vielen Sampleformaten zu sein – als Argument für den Umstieg auf Rolandgear? Auf jeden Fall beherrscht das MV die ganze Kür: Roland S-700, Akai/MPC2000, Acid, WAV oder Aiff… alles wird verstanden und mustergültig umgesetzt. Selbst Padbelegungen von einen MPC-Song werden richtig übernommen – fein! Aber natürlich kann man sich sein Futter auch direkt samplen. Dafür hat man dem Silbernen einen 24-Bit wandelnden Mic/Line Eingang und für den direkten Anschluß eines Plattenspielers einen vorverstärkten Phoneingang spendiert. Einmal im Arbeitsspeicher angelangt, können Samples (oder natürlich auch alle anderen MV-Daten) auf der internen Festplatte (40GB) abgelegt werden. Die Festplatte erscheint – natürlich nur, wenn man einen Computer angeschlossen hat! – als Icon direkt im Explorer. Wenn man sich hier ein wenig diszipliniert, kann man schöne Ordnung in seine Samplesammlung bringen.

Editing am Roland MV-8000/8800

Essentiell für eine Sampling Workstation sind sicherlich die Nachbearbeitungsmöglichkeiten – die Möglichkeiten wirken sich zumeist direkt auf die kreative Handhabung des Geräts aus. Roland hat hier nicht gespart und hat die Engine implementiert, die man aus vielen Rolandsynths auch kennt. Es stehen Filter, Hüllkurven und diverse LFOs zur Verfügung, die keine Wünsche offen lassen. Die Filter – ziemlich wichtiges Ausdruckswerkzeug im elektronischen Musikbereich – sind frei konfigurierbar in ihrer Charakteristik: Lowpassfilter mit 12dB Absenkung und hoher Resonanz oder lieber ein HPF mit 24dB und ohne Resonanzen? Alles kein Thema. Dabei klingen die Filter überraschend fett und wenig digital, subtiles ausfiltern wie brachiale Eingriffe ins Soundgeschehen sind problemlos zu bewerkstelligen. Um Loops anzupassen steht Timestretching zur Verfügung. Funktioniert tadellos, aber irgendwie ist es schade: Ich hatte mir so sehr erhofft, dass die Möglichkeiten des Variphrase Samplings – wie im VP-9000 oder V-Synth – eingebaut wären. Verstehe ich nicht wirklich: Die Variphrase Technologie ist sicherlich so etwas wie ein Quantensprung in der Samplingtechnologie und geradezu ideal, um Loops zu bearbeiten und dann wird bei einer Sample-Workstation noch auf „Hausmannskost“ gesetzt. Immerhin ist aber ein sehr gut funktionierender „Slicer“ an Bord, der eine Loop exakt und logisch zerschneidet und auf Wunsch direkt auf die Pads verteilt. Schneller und besser geht das mit dem Computer momentan nicht. Freunde des Loops werden glücklich sein!
Überhaupt ist die Belegung der Pads grafisch geschickt gelöst: Menu aufrufen, Samples durchsteppen, Pad im Display aussuchen und ab dafür. Gruß an die Mitbewerber: Manches kann so einfach sein…

Tolle Samples haben wir jetzt eingeladen und auch auf die dynamisch spielbaren Pads gelegt. Wie aber arrangiere oder Sequenz ich jetzt? Zur Verfügung stehen 128 Midispuren (für externe Geräte) und acht interne Audiospuren. Roland spielt hier seine ganze Klasse aus. Ohne sich wirklich zu sehr an Akai zu orientieren, ist eine Cubase-nahe Oberfläche erfunden worden, die sowohl Event als auch den bekannten Pianoroll-Editor bietet. Eingespielte Phrasen können natürlich quantisiert werden, dabei sind eigene Quantisierungsmuster zwar nicht möglich, aber glaubt mir: Vom Robotertiming bis zum Shufflemonster ist alles in der Kiste schon drin. Events sind sehr flexibel zu handhaben: Schnell mal einen Durchgang loopen oder eine Audioloop kopieren – das große Display macht sich auch hier wieder sehr positiv bemerkbar. Insgesamt ist das editieren einfach und das Ergebnis ist tight. Sowohl externes Equipment als auch die interne Klangerzeugung überzeugt durch sehr straighte Ansprache und sind schnell in ein Arrangement eingebunden.

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MV-8000/8800 in der Praxis

Heutzutage muß aber ein Eingriff in Echtzeit her, damit man flexibel auf die Soundquellen zugreifen kann. Auch hier „brilliert“ das MV-Studio mit einigen sehr durchdachten Features. Neben den zuweisbaren Drehknöpfen – die allein ja schon Spaß machen: Bei keiner MPC hat man drei frei zuweisbare Drehknöpfe um beispielsweise drei Filter unabhängig voneinander regeln zu können – stehen noch acht Fader zur Verfügung. Und hier bewegen wir uns dann auf ein Terrain, daß wir schon von Rolands SP-808 kennen: Der Audiomixer ist integriert. Da intern ja auch acht Audiospuren zur Verfügung stehen, bietet es sich geradezu an, hier die Lautstärke der Spuren zu steuern. Aber Roland denkt an Individualisten und hat die Fader ebenfalls frei zuweisbar gemacht. Im Display kann man sich sämtliche Parameterwerte und Zuordnungen der Fader vor Augen führen und sogar mehr als eine Destination zuweisen: Alle Filter auf einmal schließen oder den Hall öffnen, während man die Lautstärke verringert – das ist echt neu und kreativ!
Und da sind wir dann auch bei den Effekten anbelangt. Das MV-8000 bedient sich der COSM Modelling Effekte, die ja schon in diversen Roland-Maschinen zum Einsatz kamen. Neben den bekannt/beliebten RSS Delay oder eher gewöhnlichen Reverb+Gate bietet die Effekteinheit auch passende Schmankerl: Emulationen des TapeEchos RE201, SBF325 Flanger oder der SDD320 Chorus werten die Engine ungeheuer auf. Sogar ein Gitarren Multieffekt, Stimmenbearbeitung, ein Mic Modeller oder ein Vocoder wurden eingebaut. Reine Spezialisten erledigen diese Aufgaben sicherlich besser, trotzdem ist die Qualität überraschend gut und durchaus kreativ einsetzbar. Wer sagt denn, das man eine Bassline nicht auch mal durch einen Voice Transformer schicken darf?

Mastering mit dem MV-8000/8800

Was fehlt noch, um das Studio komplett zu machen?
Richtig: Mastering und Aufnahme.
Ein Masteringtoolkit steht bereit, um den Endmix nochmal mit Multiband Kompression Enhancer, Expander und EQs zu bearbeiten. Das Toolkit kennen wir schon aus den V-Studios von Roland. Das reicht, um einen Master den letzten Schliff zu geben. Gänzlich würde ich der Masteringsektion aber nicht über den Weg trauen. Ich glaube, wenn man mit externen Geräten wie zum Beispiel einen TC Finalizer bestückt ist, wird man wesentlich bessere Ergebnisse erzielen. Trotzdem kann man so seinen Mix zum Beispiel jeder Livesituation anpassen und für ein Predemo reichts allemal. Finde ich schon praktisch.
Eine Session, ein Project oder einzelne Audiospuren können dann anschließend auf die CD gebrannt werden. Somit ist ein reines arbeiten nur im MV möglich:
Vom Vinyl-Sample zur fertigen CD – das MV-8000 macht‘s möglich!

Leicht geänderte Farbgebung…

Optionale Tools

Wenn Rolands Sample Studio auch schon in der Basisversion bestens mit Miditrio, Stereo-Out und Digital in/outs ausgestattet ist, lege ich die Anschaffung des optionalen Erweiterungsboard MV-8OP1 gerne ans Herz. Damit baut man das MV-8000 zwar nicht gerade kostengünstig mit 6 weiteren analog Outs, einen SPDIF/In und einen digitalen R-Bus (acht digitale Aus- zwei Eingänge) aus, aber echtes professionelles Arbeiten in einer Studioumgebung wird erst durch die flexibleren Ausgänge möglich. Schade, das man nicht 8 Stereoausgänge anbietet, wenn man diese intern doch zur Verfügung hat…?!
Zusätzlich ist das MV-8000 mit der Expansion V-Link fähig. Ganz ehrlich: Ich kenne mich nicht mit Videomischern aus. Aber die Vorstellung, gleichzeitig Musik und Video von einer Konsole aus zu kontrollieren ist schon funky.
Der Hammer aber am Ende: Roland hat schon eine weitere Expansion angekündigt. Die nennt sich MV8-VGA. Und – der Name verrät es bereits – die bietet die Möglichkeit, einen Monitor nebst Maus anzuschließen. Der Umgang mit der MV wird dann noch einmal erheblich einfacher. Ein komfortableres Arbeiten mit einer Sampling Konsole ist dann mit keiner anderen Workstation möglich. Roland greift damit die Tradition des Editing via Monitor ihrer Sampler auf: Danke dafür!

Roland MV-8000 vs Akai MPC-4000

Der direkte Konkurrent zur MV dürfte die Akai MPC 4000 sein. Sowohl in den Features als auch im Bedienkonzept ist das MV Studio aber den Mitbewerber überlegen. Die Effekte sind außergewöhnlicher, die Filter klingen besser und das editieren ist ein Kinderspiel durch das super Display. Der Echtzeiteingriff ist intuitiver und kreativer und wenn auch noch die beiden Expansions eingebaut sind, ersetzt das MV-8000 tatsächlich weite Teile eines Studios.
Computerhasser und Samplefreaks sollten das MV-8000 dringend antesten und prüfen, ob man nicht besser den halben Fuhrpark zu Gunsten des flachen Sampling Flaggschiffes veräußert.

… und neues Farbdisplay, der Roland MV-8800

Unterschiede zwischen Roland MV-8000 und MV-8800

Tatsächlich sind die Unterschiede marginal und sind vor allem optischer Natur. In erster Linie sticht das mehrfarbige Display ins Auge sowie die neue, grafische Gestaltung. Außerdem ist das MV-8800 bereits von Werk aus mit dem VGA-Anschluss ausgestattet, der am MV-8000 noch optional war. Das wars aber im Großen und Ganzen schon.

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Plus

  • durchdachtes Konzept
  • All-in-One
  • flexibles Handling
  • interessante Ausbaumöglichkeiten

Minus

  • Variphrase Technologie noch nicht an Board
  • Plastikseitenteile
  • hoher Preis für Expansions

Preis

  • Roland MV-8000: 2.185,-€
  • Expanision MV8-OP1: 389,-€
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      Tyrell RED

      @micromoog Test gilt für beide Modelle, da zwischen den Modellen nur ein kleiner Unterschied besteht, siehe letzter Abschnitt.

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