Shure Qualität für 150,- Euro Budget
Shure? Sure! Der US-amerikanische Hersteller und Pionier im Pro-Audio-Bereich bringt zum Jahresbeginn 2022 den Kopfhörer Shure SRH840A auf den Markt. AMAZONA.de ist zum Release des Nachfolgers des Shure SRH840 Kopfhörers direkt mit am Start.
Gleichzeizig mit dem SRH840A stellt Shure auch den SRH440A vor. Dessen Test findet ihr hier.
SRH840A – Facelift des SRH 840: was genau ist neu?
Im Vergleich zum 2009er-Modell SRH840 hat man bei Shure den aktuellen Anforderungen und Hörgewohnheiten Tribut gezollt. Der SHR840A ist sozusagen die 2. Generation des SRH840.
Die Treiber sind zum Vorgängermodell identisch, der Klang modern angepasst. Die Klappbarkeit ist neu hinzugekommen, auch der Kopfbügel hat weicheres Material (Stoff statt Kunststoff). Und anstelle eines Spiralkabels liegt dem A-Modell ein gerade verlaufendes Kabel bei.
SRH 840A: Technische Daten
Zwar werden Kaufentscheidungen oftmals nach Bauchgefühl und spontan getätigt, doch schadet ein Blick auf die äußeren und auch die inneren Werte sicherlich nicht.
Der Shure SRH840A ist ohrumschließend und geschlossen konstruiert. Das bedeutet, Außengeräusche werden wesentlich stärker gedämmt als bei halboffener oder offener Bauart. Das Ohr bekommt mehr Signal und weniger Umgebung mit. Im Umkehrschluss bewirkt die geschlossene Bauart ein gewisses Gefühl der Eingeengtheit, das bei jedem unterschiedlich ausgeprägt empfunden wird. Mich selbst stört das nach einer kurzen Eingewöhnungsphase überhaupt nicht mehr.
Die 40 mm Neodym magnetischen Treiber arbeiten mit einem 40 Ohm Widerstand (1 kHz) und einer Frequenzwiedergabe von 5 Hz bis 25 kHz, ihr könnt also auch dem Hund den Kopfhörer aufsetzen, um ihm dessen Pfeife direkt am Ohr akustisch zu präsentieren. Spaß beiseite, das ist durchaus ein sehr weitet Nereich und wird in den Klangeindrücken noch eine Rolle spielen. Ein gerades, knapp 3 m langes Stereokabel liegt bei, Adapter Klein-/Großklinke auf 2,5 mm Klinke für die Ohrmuschel. Leider macht das Kabel nach der ersten Abwicklung unschöne Verwirbelungen, es empfiehlt sich, das sofort durch Gegendrehen zu unterbinden. Von der Konstruktionsseite her hätte das eleganter gelöst werden können, etwa durch eine Gewebeummantelung.
Es fällt sofort auf, dass der Shure SRH840A Kopfhörer auch bei leiser Verstärkung direkt recht viel Lautstärke zum Ohr liefert. Auf der Shure Homepage ist das Lautheitsgefühl sehr schön erklärt, schaut mal rein.
Als Kopfhörerverstärker habe ich den SPL 2Control genutzt.
Tragekomfort und Mobilität des Shure Studiokopfhörers
Allzu viele Justierungen können an einem Bügelkopfhörer bauartbedingt nicht vorgenommen werden. Hat der Kopfhörer, wie in diesem Fall ein geringes Eigengewicht von 275 g, muss der kraftausübende Bügel zum Kopf nicht zu kräftig Druck ausüben. Das macht ein angenehmes Tragegefühl und das trotz meines doch recht üppigen Kopf- und Ohrumfangs, Hutgröße 60-62 sei hier das Stichwort. Das optisch eindrahtige Kabel wird nach dem Stecken in den linken Hörer durch eine kleine linkgedrehte Bewegung einrastend gehalten, das ist sehr schlau gemacht und hält das Kabel stabil dort, wo es hingehört. Leider werden Körperschallgeräusche, wie so oft, zur Ohrmuschel übertragen, sobald das Kabel irgendwie Berührung findet. Das ist jedoch anscheinend ein größeres Problem und fällt generell bei allen Kopfhörertests auf. Die Lösung wäre eine akustische Entkopplung, doch das ist wohl zu teuer.
Durch den Adapter können ohne viel Aktion Kopfhörerverstärker und mobile Endgeräte angeschlossen werden, das geringe Gewicht und auch die schlanke Passform des Kopfhörers macht ihn auch für unterwegs zum Accessoire. Die beiliegende schwarze Tasche verstaut den Kopfhörer problemlos. Die Hörer lassen sich in eine Linie klappen, sodass eine quadratische Form zur Verstauung des Modells entsteht. Auf der Bebilderung ist in dieser Stellung die Nichtbündigkeit der Kanten zu erkennen, wenn da zu schnell angepackt wird, sind diese Kanten auch zu spüren. Auch das hätte etwas abgerundet produziert werden können. Hier hat das Design wohl die Oberhand gehabt.
Vergleichbare Modelle in dieser Preisklasse
Im Preissegment zwischen 80,- Euro und 150,- Euro tummeln sich diverse Hersteller-Hochkaräter wie Sennheiser, AKG, Beyerdynamic, Sony, Audio Technica, um nur einige zu nennen. Diese gilt es zumindest gleichwertig zu bespielen. Mir liegen diese Modelle nicht vor, doch wird vom Hersteller Folgendes vermeldet:
Shure geht klanglich seinen eigenen Weg und ist bestrebt, möglichst neutral Audio wiederzugeben. Zwar wird schon nach der Konkurrenz geschaut, doch hat man so viel Knowledge in Sachen Pro-Audio, dass in den verschiedenen Preiskategorien stets beste Qualität angeboten werden kann.
Im Vergleich zum Shure höre ich die Klangbeispiele über meine passiven Verdade Monitore mit Abacus Endstufe ab. Da ich dieses Klangbild als sehr natürlich empfinde und es über die Jahre gewohnt bin, beschreibe ich etwaige Klangunterschiede detailliert.
Klangverhalten des Shure SRH840A Headphone
Grundsätzlich macht der Shure SRH840A einen schönen kompakten Basissound, der ob der geschlossenen Bauweise recht direkt rüberkommt. Der erste Eindruck drückt dem Shure SRH840A eine EQ-Kurve auf, die bei breitem Q etwa bei 330 Hz stattfindet. Ziehe ich diese Frequenz um 3 dB raus, habe ich in etwa den Klang, den die Boxen im Raum liefern. In den Subbässen ziehe ich 2 dB bei 30 Hz raus. Das Feintuning ist mein subjektives Empfinden.
Zwar ruft Shure das Ziel Neutralität aus, doch so ganz linear ist der SRH840A nicht. Dem modernen Hörempfinden ist die weiche Abstimmung zugeordnet. Und nicht vergessen: Der Klang entsteht am Kopf, nicht im Raum.
Völlig klar, dass ein Kopfhörer anders wiedergibt als der Regieraum. Nur in Sachen Mixing ist das eine interessante Feststellung und spielt selbstverständlich eine Rolle. Probiert es einfach mal aus. Beim Preis von knapp 150,- Euro können natürlich nicht dieselben hochwertigen Materialien und dasselbe Klangerlebnis realisiert werden, wie be deutlich höherpreisigen Modellen, deswegen schließt die Bewertung den Faktor Preis-Leistung stark mit ein.
Daft Punk – The Game of Love
Sound im Raum: Klar erkennbares Guitar-Panorama 10 Uhr 14 Uhr, relativ mittig gepanntes Drumkit, der Bass macht einen schönen Subbasszusatz zur BD, besonders das hallige Keyboard öffnet und lüftet die gesamte Produktion. Die Vocoder-Vocals kommen direkt „in your face“ an und stehen gefühlt etwas über der gedachten Panorama-Stereo-Linie.
Sound via Kopfhörer: Guitar-Panorama klingt erweitert, sehr detaillierter Räume des Drumkits, Bass verschmilzt mit der BD, ist jedoch direkter da, das Keyboard tritt etwas in den Hintergrund, dadurch wirkt die Produktion kompakter, die Vocals liegen oben auf 12 Uhr am Haaransatz.
Yes – State of Play
Im Raum ein sehr ausgeprägtes Stereobild, auch von Einzelinstrumenten, die normalerweise Mono wahrgenommen werden, wie Snare, Bass und akk. Gitarre. Natürlich ist das so gemischt und gewollt.
Bei der Nummer ist der Subbass interessant, denn der liefert im Bauchbereich ordentlich ab.
Sound via Kopfhörer: Der Subbass macht sehr viel Spaß, denn er findet Richtung Kinn und Unterkiefer statt und breitet sich schön aus, der Pickbass von Chris Squire trägt den Groove in den Frequenzen darüber.
Im Mix geht mir die Gitarre durch die Kompaktheit etwas unter, aber das sind Nuancen. Die Höhen sind unaufdringlich und nicht spitz.
Pink Floyd – Another Brick in the Wall
Im Raum besticht die Produktion durch extrem ausgewogenes Mixing und Aufgeräumtheit. Auch die sparsam eingesetzten unterschiedlichen Hallsituationen sind klar definiert. Wie in dieser Zeit üblich, geht die BD nicht ganz so weit runter im Spektrum, bei 60 Hz ist die Hauptsache am Start.
Sound via Kopfhörer: Bass und Drums klingen moderner, weil tiefer und kompakter, das typisch Holzige der Basssounds geht dabei leicht verloren. Der Organ-Leslie-Effekt ist vordergründiger als im Raum. Der epische Song ist schön anzuhören, doch hier ziehe ich den Klang im Raum über die Monitore vor.
Earth Wind and Fire – September
Im Raum ist jede Beckenbewegung des Blechs zu hören, Bass und Drums frequenzmäßig klar getrennt und doch im Groove verschmolzen zu einer untrennbaren Einheit. In der Mitten teilen sich die Vocals, der Chor und einzelne Instrumente den Platz, doch ist alles millimeterweise greifbar gemischt.
Der Shure SRH840A zieht das Panorama breiter, die punktuellen Gitarrenlinien sind präsenter, die Strings näher am Mann. Das Gebläse verliert etwas an Präsenz, die oben besagte EQ-Korrektur gleich das aus, wenn man möchte. So ist auch hier der Sound moderner.
Slayer – Disciple
Zum Abschluss noch mal auf die 12. Im Raum abgehört:
Slayers herrliche Prügelnummer aus den frühen 2000ern. Trockene, aber giftig, aggressive stark gepannte Gitarren, die mit 3 Halbtönen runter zu spielen sind. Bassdrums und Snare halten die Äxte im Groove etwas zurück. Der Bass ist für Slayer Verhältnisse gut zu erkennen und zu orten. Trotz der Kraft der Nummer ermüdet das Ohr nicht.
Per Kopfhörer kann man Arayas Rachenzäpfchen förmlich vor dem Auge sehen, das ist schon sehr direkt. Die Produktion ist sehr kompakt und das Ohr deutlich schneller schlapp, als wenn der Nummer im Raum gelauscht wird.
Tipps
Möchte man den Sound nicht ganz so modern klingend haben, kann eine kleine EQ-Korrektur im Master der DAW viel bewirken. Details sind weiter oben im Test beschrieben.
Shure wird das 2009er Modell SRH840 nicht weiterführen, deshalb ist das Modell der ersten Generation jetzt quasi im Abverkauf zu haben. Zumindest als Zweitkopfhörer oder für die Sprach- und Gesangskabine unbedingt zu empfehlen.
Nach einer gewissen Zeit lösen sich auch die besten Materialien auf. Ich hatte mal nach einer Aufnahmesession verwundert auf das Ohr der Sängerin geschaut, da waren so komische schwarze kleine Flecken zu sehen. Das Material der Ohrmuschel war in die Jahre gekommen. Klanglich zwar immer noch toll, doch optisch eine Lochkarte.
Als Studioreferenz sehe ich den SRH840 und auch dessen Facelift, den SRH840A nicht, denn ganz linear ist der Frequenzgang nicht gestaltet. Trotzdem hatte ich im Studioalltag sehr gelungene Mischungen machen können, auch und gerade bei Musik Eigenproduktionen oder selbst erstellten Podcasts, bei denen ich genau weiß, welche Elemente im Audio wie vorhanden sind.
Spendiert nach längerem Besitz ruhig mal neue Ohrpolster, die sind nämlich austauschbar.
Danke für den Test! Bin mal gespannt was andere so berichten.
Ich kann dem Test inklusive Fazit nur zustimmen! Sehe ich alles sehr ähnlich.
Ich konnte nicht abwarten und habe ihn bereits gekauft. Erstaunlicherweise gab es bei einem beliebten Online-Händler den Kopfhörer letzte Woche kurzzeitig bereits für 118,- Euro!! Keine Ahnung ob das ein Einführungspreis oder ein Fehler war. Jedenfalls musste ich da zuschlagen. Jetzt ist auch dort mittlerweile 149,- angesagt. Also für 118 habe ich einfach Glück gehabt und der Kauf hat sich super gelohnt.
Für mich ist am wichtigsten nicht den Vergleich zum kleinen 440 zu machen, sondern zum direkten Vorgänger 880 (ohne „A“). Denn von diesem komme ich und der ist für mich meine Studioreferenz gewesen. Hier fällt mir bislang auf, dass Verarbeitung und Umgang bereits ein Upgrade wert sind! Klanglich ist mir ehrlich gesagt gar nicht so viel Verbesserung aufgefallen. Was ich persönlich aber nicht bedauere, denn solange nichts verschlimmbessert wurde, kann die Qualität vom Vorgänger ruhig „beibehalten“ werden. Was neben dem Klang die Dinge Gewicht, Mobilität, Verarbeitung und Komfort angehen: das Update lohnt sich, da der Vorgänger gerade hier doch sehr grob und klobig ist. Die neue Version ist hier Top! Auch das lange gradläufiges Kabel fühlt sich super an im Umgang.
An den Autor: „Darf Punk“ >> „Daft“
Ach der Abverkauf des Vorgängers SRH880 ist in der Tat ein guter Hinweis vom Autor!
Denn wie gesagt: Qualität ist hier immer noch top! Und wer aufs Geld schauen muss, der kann hier jetzt eine gute Technik aus alten Tagen erwerben, in dem jetzt noch das alte Modell gekauft wird. Wer den Kopfhörer aber gerne oft mitnehmen möchte, dem sei die neue Version ans Herz gelegt.
…btw, 880 ist der DT und von Bayerdynamic (-,
der Shure Vorgänger hört auf SRH840.
Narf.
Hallo Tim und elevation, der Fehlerteufel schleicht sich immer gerne ein. Danke für die Hinweise.
mich würde trotzdem der Vergleich des Autors zum 440a interessieren. Falls der nicht bei einem anderen Autor im HomeOffice rumliegt ;-)
@Acidkat Hallo Acidkat,
wie schon angemerkt, liegt der 440a tatsächlich nicht hier bei mir, Kollege Markus Galla hat parallel zu mir den Test dieses Kopfhörers gemacht.
https://www.amazona.de/test-shure-srh440a-studiokopfhoerer/
Dummerweise wohnt er nicht ums Eck, sonst wäre der Vergleich gerne zu realisieren gewesen.
Zur Not beide ordern bzw. vor Ort im Laden testen und dann die Entscheidung treffen.
@jochen_schnur hab den 440a seit ein paar Tagen hier bei mir im Einsatz und bin sehr zufrieden damit. Auch weil er im Vergleich zu meinem Superlux 681 eben etwas schlanker im Bass und konturierter in den Mitten ist. Mal sehen, ob ich mir die 840a noch zum Vergleich hole oder es einfach belasse