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Test: Sonarworks SoundID Reference, Software zur Lautsprecherkalibrierung

Das unsichtbare Helferlein

24. Mai 2021
 Sonarworks SoundID Reference, Software zur Lautsprecherkalibrierung test

Sonarworks SoundID Reference, Software zur Lautsprecherkalibrierung

Sonarworks SoundID Reference ist ein Rebranding der bisherigen Sonarworks Reference Software und die neueste Version des Systems zur Kalibrierung der (punktuellen) Raumakustik. Sonarworks bietet dabei mit dem hauseigenen Messmikrofon SoundID Reference eine Lösung für Hard- und Software aus einer Hand. SoundID beinhaltet das gemessene Klangprofil sowohl auf Betriebssystemebene als auch als Plug-in in einer DAW-Umgebung zu nutzen. Damit richtet sich diese Lösung an alle, die mit ihrer Raumakustik und Abhörsituation nicht zufrieden sind. Was Sonarworks SoundID leistet und was sich zur Vorgängerversion verändert hat, lesen Sie in diesem Test.

Was bietet Sonarworks Sound ID Reference?

Da hat man nun viel Geld in das Audiointerface und die Abhörmonitore gesteckt (oder auch nicht), aber beim Musikhören oder Mixen und selber Mastern klingt es dennoch nicht so, wie man es sich vorstellt. Das kann natürlich an den eigenen Fähigkeiten liegen oder daran, dass Audiointerface oder Abhörmonitore nur die eine Hälfte der Gleichung darstellen, denn die akustischen Eigenschaften des Raumes in dem man arbeitet, ist die andere.

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Eigentlich sollte die Ausmessung der Raumakustik ja immer der erste Schritt beim heimeligen Einrichten des Studios sein. Ein paar hundert Euro zur Vermeidung von Erstreflektionen können Wunder wirken und die Akustikelemente sind inzwischen auch bezahlbar. Aber um herauszufinden, wo diese platziert werden müssen, ist etwas Fachwissen erforderlich.

Genau da setzt Sonarworks SoundID Reference an, um Frequenzgang und Phasenlage der Abhörmonitore so zu „manipulieren“, dass an der gemessenen Abhörposition des Benutzers ein linearer Frequenzgang ankommt. Zum Thema Raumakustik gibt es im Übrigen einen Workshop auf AMAZONA.de von Max Lorenz (in lieu von Thorsten Walter).

SoundID Listen

SoundID Listen, die neue, kostenlose App für Desktops, iOS und Android, konzentriert sich auf den Medienkonsum per Kopfhörer. Mit dieser lässt sich über ein Kopfhörer-Profil, das aus einer Liste von Dutzenden von Kopfhörern ausgewählt wird, ein Profil des Hörvermögens anpassen. Die Anpassung wird über ein Multiple-Choice-Verfahren erstellt. 100%ig individuell ist das also nicht.

Was ich vermisse, ist eine Option für die eingebauten Lautsprecher von Smartphone- oder Desktop-Geräten. Das gibt es merkwürdigerweise nicht. Die mobile App ist derzeit vornehmlich dazu da, die Profile für die Desktop-App zu verwalten. Das Kopfhörerprofil lässt sich aber nur mit der mobilen App erstellen.

Sonarworks SoundID App test

Sonarworks SoundID App

Ein weiteres Defizit ist, dass das erstellte Profil in der SoundID-Mobile-App überhaupt nicht als Abspielprofil in anderen Apps auf dem Smartphone angewendet werden kann, sondern nur mit bestimmten Kopfhörern von Drittanbietern. Derzeit trifft dies nur auf den Drop Panda und den Monoprice M-TWE zu. Eine „systemweite“ Anwendung, vergleichbar mit der Desktop SoundID-App, gibt es in der mobilen App leider nicht.

Sonarworks SoundID Desktop-App

Ganz ausgegoren scheint das alles nicht zu sein, denn auf der iOS-App und der SoundID-Homepage kann man sich zwar mit „Anmelden mit Apple“ einloggen, auf der Mac-App aber nicht und in der Desktop-App (Mac) kann man sich mit der bisherigen Sonarworks SoundID E-Mail anmelden, aber in der mobilen App (iOS) nicht. Versucht man das, bekommt man eine E-Mail mit dem Hinweis, dass das Konto schon existiert.

Da die SoundID Listen-App aber parallel zu Sonarworks SoundID Reference läuft, braucht uns das hier nicht weiter zu belasten. Es wird nur aufgeführtm, um zu zeigen, was alles unter dem „SoundID“-Branding läuft.

Sonarworks SoundID App

Sonarworks SoundID Reference Messmikrofon

Sonarworks SoundID Mic

Das neue SoundID-Mikrofon ist das eigens von Sonarworks entwickelte Kondensatormikrofon mit individueller Seriennummer. Über diese wird das Kalibrierungsmessprotokoll aus der SoundID-Software geladen, gespeichert und in der Messsoftware verwendet, um Unebenheiten im Frequenzgang des Mikrofons auszugleichen.

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Mic-Profil

Dabei ist das „neue“ SoundID Mikrofon „XREF 20R5“ praktisch identisch mit dem Vorgänger, dem XREF 20. Auch die Seriennummer des Vorgängermikrofons wird in der neuen Sonarworks SoundID Measurement-Software erkannt und kann verwendet werden.

Das SoundID Mic hat einen Frequenzgang von 20 bis 20.000 Hz bei einer Ausgangsimpedanz von 200 Ohm und verträgt einen maximalen Schalldruck von 128 dB. Der Signalrauschabstand liegt bei über 70 dB.

Sonarworks SoundID Mic (XREF20R5)

Mit einem Einzelpreis von 59,- Euro ist es nicht gerade das teuerste und dürfte auch anderen Mikrofonen dieser Preisklasse qualitativ kaum etwas voraus haben, das vorhandene Messprotokoll ist aber definitiv ein Vorteil. Das XREF ist hochwertig gefertigt und verarbeitet und bietet ein Vollaluminiumgehäuse, von dieser Seite aus gibt es nicht zu bemängeln. Natürlich können auch hochwertigere Messmikrofone von z. B. Earthworks verwendet werden, die ab ca. 500,- Euro anfangen.

Sonarworks XREF20

Das wirft natürlich sofort die Frage nach der Qualität des Mikrofonvorverstärkers auf. Für den haben wir nämlich kein Profil und wenn der Mic-Pre schon nicht mitmacht, stehen wir vor einem Problem. Die einzige Lösung ist, was halbwegs Anständiges schon am Start haben.

Das Ergebnis der Kalibrierung setzt sich dann aus der Charakteristika von Audiointerface, des Raumklangs und des Mic-Preamps zusammen. Folglich müsste auch bei einem Tausch einer dieser Faktoren die Kalibrierung wiederholt werden.

Die Sonarworks SoundID Reference

Die SoundID Reference Software wird nach der Installation über das kostenlose Benutzerkonto bei Sonarworks aktiviert und verwaltet. Eine Offline-De-/Aktivierung gibt es nicht mehr. Eine Lizenz kann über das Online-Benutzerkonto bei Sonarworks auf bis zu drei persönlichen Rechnern freigeschaltet und wieder deaktiviert werden.

Eine Offline-Installation gibt es auch nicht mehr. Nur noch einen „Stub“, ein Benutzer-Interface zum Herunterladen des restlichen Programms. Für die früheren Software-Versionen Reference 4 und 3 gibt es dagegen noch Offline-Installer.

Sonarworks SoundID Reference besteht aus mehreren Komponenten: einmal die Standalone-Mess-Software SoundID Measurement, dem DAW-Plug-in in den Varianten VST, AU, RTAS und AAX bzw. der Betriebssystemerweiterung SoundID Reference, früher auch bezeichnet als „System Wide“, für Windows und MacOS.

Die Website schweigt sich über Betriebsystemkompatibiltäten aus. Für Reference 4 galten aber folgende:

  • PC: Windows 7, 64 Bit
  • Mac: macOS 10.12 Sierra oder neuer
  • Reference 4.4 ist ebenso kompatibel mit macOS 10.15 Catalina.

Die Messung mit Sonarworks SoundID Measurement

Um die Messungen durchzuführen, werden folgende zusätzliche Gegenstände benötigt, die nicht im Lieferumfang enthalten sind: ein Mikrofonstativ, eine Stativhalterung für Kleinmikrofon mit ca. 22 mm Durchmesser. Obwohl die Software alle Abstände, wie den der Sitzposition zu den Boxen und der Boxen zueinander, automatisch ermittelt, kann es ganz hilfreich sein, diese Werte auch mit einem Maßband zu überprüfen.

Beim Messen sollte immer eine Armlänge Abstand zum Mikrofon gehalten werden, um eine Beeinflussung durch Körperschallreflektionen zu vermeiden.

Die Durchführung der Messung ist bei Sonarworks SoundID nahezu narrensicher, wenn man nicht vorsätzlich und bösartig versucht, die Software zu täuschen, die Menüführung ist aber leider nur in Englisch möglich. Es werden zuerst bestimmte Check-ups gemacht, bis der Vorgang überhaupt startet. Die Messung erfolgt ausschließlich bei 44,1 kHz Samplefrequenz.

Als erstes wird das Profil für das Messmikrofon ausgewählt. Danach folgt man den Anweisungen der Software, die einen umgehend darauf aufmerksam macht, wenn etwas nicht so ist, wie es sein sollte und z. B. das Mikrofon nicht auf der geforderten Position steht. Das System ist dabei sehr genau und pingelig. So wird man durch die 37 Messungen gelotst. Wenn alles glatt läuft, ist der Prozess an sich in 10 Minuten erledigt. Das maximale Problem ist, mit Mikrofon immer in die Mitte zwischen den Boxen zu zielen. Das Ergebnis ist dann ein Profil, das an der ausgemessenen Position einen linearen Frequenzgang haben sollte.

Man kann ein eigenes Profil für ein anderes Messmikrofon als das XREF verwenden, denn das Profil ist lediglich eine Textdatei. Der Vorgang ist auf der Sonarworks Website beschrieben.

Sonarworks SoundID Reference

Nach „Measurement“ wenden wir uns nun Sonarworks SoundID, dem Plug-in und systemübergreifend der Betriebsystemerweiterung zu.

Zur Information: Bei Nutzung als Plug-in wird es ganz einfach als letzte Instanz im DAW-Mastertrack eingefügt. Einige DAWs unterstützen dabei das automatische Abschalten von SoundID Reference beim Bouncen/Rendern, andere nicht.

Neu in Sonarworks SoundID Reference (die Umbenennung von „Reference 4 Systemwide“) ist die Handhabung von Audiointerfaces. Es können sowohl beliebige Ausgänge eines Interfaces benutzt werden, als auch verschiedene Interface. Es kann jedoch immer nur ein Stereoausgang ausgewählt sein. Für alle, die auf eine Unterstützung für Surround-Sound gehofft hatten, eine Enttäuschung. Immerhin sind nun auch im „Systemwide“-Modus Ausgangs-Samplerates bis 192 kHz möglich.

Den Mittenbereich der Software-Oberfläche dominiert nach wie vor das Frequenzdiagramm, in dem acht mögliche Korrekturkurven angezeigt werden können. Die einzige Kurve, die in der App eingestellt werden kann, ist „Limits“, zu der wir später noch kommen.

An auswählbaren Frequenzantwortkurven gibt es drei. Die erst ist „Flat“. Hier können alle eingemessenen Measurement-Profile aufgerufen werden. Die zweite ist „Custem Target“, bei dem zusätzlich ein parametrischer Multiband-EQ hinzugeschaltet werden kann. Wie viele Bänder genau gehen, ist nicht bekannt, aber bei 30 Bändern habe ich aufgehört zu zählen.

Das ist ganz nützlich für den reinen Medienkonsum, um Filme etc. an die eigenen Vorlieben anzupassen. Für Mixen und Mastern würde ich aber die Finger davon lassen, es sei denn, man weiß genau, wo eigene, im Idealfall medizinisch erfasste, Hörschwächen liegen. Ansonsten wird die lineare Einmessung wieder verzerrt und damit ad absurdum führt.

Die dritte Frequenzkurve ist der Transitional Check. Hier stehen Dutzende von Frequenzprofilen für Lautsprecher in Autos, Ohrstöpseln, Laptop, Kopfhörern, Smartphones und Fernseher zur Verfügung. Diese ermöglichen eine Abschätzung des zu erwartenden akustischen Verhaltens des Mixes. Damit erspart man sich ein weiteres Emulations-Plug-in wie z. B. Audified MixChecker. Die Funktion gab es schon in Reference 3, wurde aber in Reference 4 stark reduziert auf zwei Profile und ist jetzt wieder da.

Ganz am unteren Rand der App gibt es noch eine Anzeige der aktuellen Gesamtlatenzzeit. Daneben liegt die Auswahl der Filterart. Es gibt „Zero Latency“, was eine hohe CPU-Belastung mit sich bringt, wie auch eine Verschiebung der Phasenlage zwischen den Lautsprechersignalen. Dieses Filter ist für Live-Monitoring am besten geeignet. Das Minimalphasenfilter liefert wie gehabt einen guten Mix aus kleinster Phasenverschiebung, Latenz und CPU-Belastung.

„Linear Phase“ garantiert Phasengleichheit, aber auch mindestens 50 ms Latenz (bei 44 k) und die unvermeidlichen Pre-Ringen-Artefakte, eine Art Echo im Umfeld von Transienten, die bei diesem Typ von Filter unumgänglich sind. Im gesamten Mix fällt Pre-Ringing weniger auf, bei z. B isolierten Drum-Spuren mitunter schon.

Die nächste Einstellmöglichkeit ist der „Listening Spot“. Hierbei handelt es sich um eine Lautstärke- und Phasenkompensation, sofern die Abhörposition nicht genau in der Mitte zwischen den Lautsprechern eingemessen wurde.

Als nächstes folgt „Limits“: Das ist keine Limiter, sondern gibt die Eckdaten an, in denen SoundID operiert. Das ist zum einen der maximale Verstärkungsausgleich (Boost) zur Linearisierung der Frequenzkurve der Abhörmonitore. Wenn die Boxen einen Frequenzbereich zu leise abbildet, also unter der 0 dB-Ideallinie liegt, kann dieser Bereich mit maximal 12 dB angehoben (geboostet) werden. Damit lässt sich z. B. ein Bassdefizit linearisieren.

Die Eckfrequenzen des Boosts, zwischen denen SoundID arbeitet, lassen sich in vier bzw. drei Stufen festlegen. Im Bassbereich bei ca. 90 Hz, 60, 40 und 30 Hz und im Hochtonbereich von ca. 15, 17 und 20 kHz. Es lassen sich aber auch noch manuell zwei „Tief- und Hochpassmarker“ setzen, außerhalb denen die Kalibrierung deaktiviert wird.

Damit es dabei nicht zur digitalen Übersteuerung kommt, lässt sich noch ein Sicherheits-Headroom aktivieren, der der Größe des eingestellten Boosts folgt. Das heißt aber auch, dass bei einem 12 dB Boost, schon 2 Bit von vornherein fehlen und die zusätzlich absenkende 0 dB-Eichung beim K-Metering (0 dB = -14, -18, -20 dBFS) kommt noch obendrauf. Damit würde dann im schlechtesten Fall bei -32 dB als 0 dB K-Referenz gearbeitet.

Auf der Ausgangsseite gibt es dann noch die Optionen zum Vertauschen der Stereokanäle, zur Monosummierung und zum Bypass der gesamten Kalibrierung.

Ab Reference 4.4.2 wurde auch schon ein minimalistisches MIDI-Mapping integriert, um die Preset-Auswahl, den Bypass-Schalter und die Mono-Summierung per MIDI-Controller steuern zu können. Die Zuweisung erfolgt dabei durch MIDI-Learn.

Headphone Edition

Zu guter Letzt gibt es noch die mitgelieferten Korrekturprofile für eine Auswahl an professionelleren Kopfhörern. Sonarworks bietet auch an, den eigenen Kopfhörer bei der europäischen Zweigstelle in Lettland einzuschicken und ein individuelles Profil dafür erstellen zu lassen. Je nachdem wie groß die Qualitätsstreuung des Kopfhörermodells ist, kann das schon einen Unterschied ausmachen.

Wer „nur“ mit der Headphone Edition liebäugelt, sollte unbedingt ein individuelles Kopfhörerprofil mit einkalkulieren, denn einfach das mitgelieferte Profil zu benutzen ist, wie einen Sportwagen mit permanent angezogener Handbremse zu fahren.

Bei meinem Beyerdynamic DT-880 Pro 250 Ohm mit dem mitgelieferten Profil äußerte sich der Klangunterschied mit der Standardkorrektur hauptsächlich in einem stärker repräsentierten Bass, was auf Dauer unangenehm und nervig wurde. Mit einer Absenkung der Bässe um 4 dB durch die Custom-Einstellung für den Zielfrequenzverlauf ließ sich das aber wieder in den Griff bekommen, was auch dem Rest des Spektrum zugute kam. Somit war der Zugewinn allein mit dem Profil für mich hier eher marginal.

Und noch eins: Die Headphone Edition linearisiert zwar den Frequenzgang des Kopfhörers, aber eine Raumsimulation wie z. B. Blue Cat Audio Re-Head, wie sie fürs Mixen mit Kopfhörern stark angeraten ist, bietet sie leider nicht.

Wie klingt es mit Sonarworks Sound ID Reference?

Die ersten Höreindrücke mit Sonarworks SoundID Reference sind dann auch tatsächlich bemerkenswert. In meiner Abhörsituation machte sich das in aufgeräumteren und unaufdringlicheren Mitten bemerkbar. Der Bass war dagegen ein wenig aufdringlich, aber definierter. Die Phantommitte, die vorher an meinem Arbeitsplatz mehr oder weniger zwischen den Boxen lag, rückte einen gefühlten Meter nach hinten, sobald die Software aktiviert wurde. Der Klangraum vergrößerte sich eindeutig, was für die Phasengleichheit spricht. Insgesamt eröffnete sich tatsächlich nach dem Eingewöhnen ein aufgeräumteres und ausgeglicheneres Gesamtbild – linearer und mit weniger störenden Betonungen.

Ich denke viele, die diese Software ausprobieren, werden ähnliche Aha-Erlebnisse haben. Sicher gibt es auch diverse DIY-Möglicheiten und Software-Alternativen, die aber Fachwissen erfordern und stundenlanges Herumsuchen mit dem Messmikrofon nach Problstellen. Mit Sonarworks ist das Einmessen halt sehr einfach und narrensicher.

Kritik

So gut Sonarworks auch funktioniert, so sehr hinterlässt sie auch einen sehr schalen Geschmack als Update. Für diejenigen, die die Software schon länger nutzen, bietet das Upgrade von Reference 4 auf SoundID Reference kaum Anreize. Sicher, die Profile gab es aber schon in Reference 3 und wurde in Reference 4 deutlich zurückgeschraubt.

Der EQ und die Behandlung von mehreren Audioausgängen in der Standalone-App sind nett, aber nicht weltbewegend. Der EQ ist gut beim Mediankonsum, um Konservenklang den eigenen Vorstellungen anzupassen, aber dann fehlt mir noch ein Limiter für diese eher mäßig abgemischten Christoper Nolan-Filme mit dauerndem Megabassbrummen und superleisen Dialogstimmen. So muss ich doch wieder Rouge Amoeba SoundSource benutzen.

Der Upgrade-Preis war ursprünglich sogar 119,- USD/Euro, aber nach einem kollektiven User-Aufschrei bei Gearspace und anderen Foren senkten Sonarworks die Preise um ca. 30 %. Aber auch der neue Upgrade-Preis von 89,- USD/Euro erschient mir schon happig für das „neu“ Gebotene, da kostete im Vergleich das Update von Reference 3 auf 4 nur 49,- USD/Euro.

Es gibt auch alles in allem nichts, was ein komplettes Rebranding der Reference Software rechtfertigen würde, zumal auch die Messalgorithmen, nach eigener Aussage von Sonarworks, die Gleichen sind wie in Reference 4 und ironischerweise läuft das neue „SoundID“-Branding von SoundID Listen berührungsfrei zu „Reference“.

Hinzu kommt, dass die Konkurrenz nicht schläft. IK Multimedia haben mit ARC 3 gleichgezogen und Dirac Live bietet für vergleichbares Geld eine Messsoftware für Surround-Systeme. Sonarworks muss sich da meiner Meinung nach deutlich mehr anstrengen, um konkurrenzfähig zu bleiben. Was sie mit SoundID Reference abgeliefert haben, ist allenfalls ein Wartungs-Update.

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Fazit

Die Software als Plazebo oder ähnliches zu bezeichnen, ist Unsinn, weil es funktioniert und ich sehe keinen Grund, warum dieselben Prinzipien, wie sie z. B. bei Genelec mit GML, HEDD Type 07 oder anderen einmessbaren Multimedia-Systemen eingesetzt werden, dort als „professionell“ gelten sollen und hier nicht.

Sicher, Sonarworks SoundID Reference ist zwar immer noch kein alleiniger Ersatz für ein anständiges Raum-Treatment und gutes Equipment, denn ungewollte Reflektionen und Moden können so nicht behoben werden. Aber was die Software zu korrigieren in der Lage ist, erweist sich dennoch als eine sehr wertvolle Hilfe beim Mixen, Mastern und beim Mediengenuss.

Auf der anderen Seite kann man den Raum behandeln, wie man will, zu versuchen, gewisse Eigenheiten des Setups mit Raum-Treatment zu minimieren, wird sehr teuer, wenn überhaupt durchführbar. Da ist Sonarworks die deutlich preiswertere Option.

Sonarworks SoundID Reference ist auf jeden Fall eine Teillösung. Ob es aber die richtige Lösung ist, muss individuell entschieden werden. Ich kann mir jedoch keine Abhörsituation vorstellen, in der man nicht von Sonarworks SoundID Reference profitieren kann.

Plus

  • Audiointerface-Management
  • Übertragungskurven für viele Geräte
  • Durchführung der Messungen narrensicher
  • Mikrofon mit Messprotokoll verfügbar

Minus

  • keine besonderen Neuerungen gegenüber der Vorgängerversion

Preis

  • SoundID Reference for Speakers & Headphones (Software): 249,- Euro
  • SoundID Reference Measurement Microphone ohne Software: 69,- Euro
  • SoundID Reference for Speakers & Headphones mit Measurement Microphone : 299,- Euro
  • Upgrade von Reference 3 or 4 Studio nach SoundID Reference for Speakers & Headphones: 89,- Euro
  • SoundIDHeadphone Edition: 99,- Euro
  • Individuelles Korrekturprofil für Kopfhörer: 99,- Euro
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Forum
  1. Profilbild
    Tarause

    Ich nutze mein SW4 kaum noch, besitze es seit ein Paar Jahren. Geändert wird nach der Einmessung schon etwas, allerdings bin ich immer wieder nach einiger Zeit ins Zweifeln gekommen, wenn ich den Klang mit dem Originalklang verglich. So richtig ein nachhaltiges Aha-Erlebnis gibt es bei mir dann doch nicht.

    Weder aufgeräumter, noch klarer und transparenter oder mehr Räumlichkeit oder Tiefenstaffelung sind mir nach längerer Benutzung mit dem Vergleich des Originalklangs aufgefallen.

    Der Klang wird hier schon verändert, aber nicht unbedingt besser, sondern anders.
    Und nach langfristigem Vergleich war ich mir nie mehr so Sicher über die Nützlichkeit dieser Software.
    Kurzfristig ertappte ich mich immer dabei, es besser zu finden. Ein typischer Fehler, auf den man gerne reinfällt. Aber nach Wochen Arbeit mit diesem Klang wieder einen Vergleich zu starten, verwunderte mich immer wieder neu. Manchmal war der Sound irgendwie dünner, aber nicht transparenter, manchmal gehen auch einige schwache Informationen mehr verloren. Der Originalklang vom Antelope Discrete betört mich im langfristigen Vergleich immer wieder.

    Mein SW4 läuft derzeit gar nicht mehr. Nach der aktuellen Studiorenovierung habe ich allerdings bisher noch keine Zeit und Muße gefunden, eine neue Einmessung zu machen, werde es bald aber machen.

    Dann gebe ich Sonarwoks noch einmal eine Chance.

    • Profilbild
      Padbangers

      @Tarause Es kommt glaube ich stark auf die Räumlichkeiten an. Je schlechter, desto mehr „Aha“-Effekt hat es. Meine Mixe haben sich in meinem damaligen Raum deutlich verbessert, weil der Raum einfach mehr als ungeeignet war. Jetzt nach Umzug und ordentlicher Akustikplanung, muss Sonarworks fast nichts mehr machen.

  2. Profilbild
    SymOjupiter

    Als jahrelanger Nutzer ist mein persönlich dickster Minuspunkt der immer noch fehlende Crossfeed für die Kopfhörernutzung.
    Alternativ wenigstens die Möglichkeit, ein zusätzliches Crossfeed-Plugin eines Drittherstellers wenigstens in Systemwide einbinden zu können.

    • Profilbild
      janschneider

      @SymOjupiter Ich würde für Kopfhörer mal einen Blick auf dSoniq Realphones werfen, bietet neben Korrektur auch eine erstaunlich brauchbare Raum- und Speakersimulation, und kann zudem flexibel konfiguriert werden, um zB die Korrekturprofile an die eigenen Kopfhörer anzupassen. Kann allerdings auch mit Sonarworks zusammen arbeiten, falls man einen individuell vermessenen Kopfhörer hat.
      Ich kam mit keinem der Crossfeedplugins wirklich zurecht, und auch zB die Raumsimulationsplugin von Waves klangen für mich immer komisch. Nicht so Realphones.
      Gibt es hin und wieder im Sale für 60€ oder so.

      • Profilbild
        SymOjupiter

        @janschneider Das kann ich alles genau so bestätigen.
        Bei meinem eigenen shootout für den Gebrauch mit Kopfhörern zwischen waves abbey road, waves nx, realphones, sonarworks und acustica audio sienna und noch ein paar anderen war realphones der eindeutige Preis-Leistungssieger und mit das Beste insgesamt.
        Aber egal welches System man benutzt, man muss es immer in Ruhe für sich einrichten und sich dann darauf einhören. Und dann ist es immer noch Geschmackssache.
        Und in jedem plugin klingen die Korrekturkurven für den gleichen Kopfhörer völlig unterschiedlich (gestestet mit AKG K-812, Austrian Audio Hi-55,Beyerdynamic DT-770 pro)
        Am Ende hat bei mir dann acustica audio am Ende die Nase leicht vorn, nachdem ich es am Anfang unmöglich fand.
        Bei sonarworks ist es einfach schade, dass die den crossfeed trotz zahlreicher Kundenanfragen in den Foren weiterhin nicht anbieten.

  3. Profilbild
    FloH

    Bin seit Jahren Sonarworks Reference User und hab immer Phasen, wo es oft zum Einsatz kommt. Dann wieder länger überhaupt nicht. Seit Corona arbeite ich z.B. deutlich mehr zu Hause als im Studio und damit mit Kopfhörern. Obwohl ich dabei hauptsächlich die Sennheiser HD650 verwende, die von Haus aus schon ziemlich linear sind, nehme ich da auch hin und wieder Sonarworks zur Hilfe. Meine Mischungen die so zustande kommen, funktionieren auch überraschend gut. Hab vorher versucht in dem Raum in dem ich so arbeite mit meinen Genelec 8020 zu mischen und den Raum mit Sonarworks Reference zu bändigen. Aber dafür war dieser Raum einfach zu problematisch.

    Im Studio verwende ich mittlerweile die Kombination Neumann KH750DSP und KH120. Eingemessen mittels MA1. Ein Traum. Davor hatte ich die KH120 mit einem Adam-Subwoofer im Einsatz und hab Reference eigentlich nur benutzt um das System zu vermessen um dann dann den Raum-EQ am KH120 selbst anzupassen. Auch das hat wunderbar funktioniert. Auf eine Korrektur über Reference selbst, konnte ich danach verzichten. Mit meinen Genelec 6010 hab ich vor zwei Wochen das selbe gemacht, nachdem sie am Regietisch auf kleinen Ständern (vorher freistehend) sehr „boxy“ klangen: Über Reference vermessen, und Korrekturkurve dann anschließend im EQ meines Fireface nachgebaut.

  4. Profilbild
    tenderboy

    Upgradepreis für kaum relevante Änderungen für Bestandskunden ist schon zach.

    Zumindest aber funktioniert die Software generell gut bei mir.
    Hab recht okayen Raum mit halbwegs Treatment, aber Probleme im Bassbereich dank einer ausgeprägten Raummode zwischen allen Wänden.
    Reference hat hier schon die Mixes sehr spürbar verbessert und diese klingen nun wesentlich besser auf allen Anlagen.

    Misch in Cubase und hab das Reference Plugin im Abhörweg.

    Btw: hab meine Lautsprecher (JBL LSR 4328) via SPDif an meiner RME UCX Soundkarte und hatte damit Probleme beim Einmessen. Hab dann die analogen Ein- und Ausgänge verwenden müssen für den Einmessprozess.

  5. Profilbild
    calvato

    Ich benutze auch die Reference 4-Software und bin totaaaaal zufrieden! Mein Raum klingt nicht schlecht, aber eben auch nicht optimal, und daran lässt sich nicht viel ändern.
    Ich hab zwei verschiedene Paar Monitore im Einsatz, und speziell bei meinen „Großen“ hat sich da ne ganz Welt bewegt. Ich möchte ohne nicht mehr mischen müssen ;)
    PS: das Preset für meinen Kopfhörer ist absolut miserabel! :D

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