Update für Video-Freaks, granulare Freunde und vergleichende EQler
In regelmäßigen Abständen bringt die Hamburger Software-Firma Steinberg Updates für ihre Software Produkte heraus. Egal ob WaveLab, Nuendo, Dorico oder wie in diesem Fall, die Digital Audio Workstation Cubase, immer werden ein paar neue Features und Verbesserungen ins Gesamtpaket gepackt. Ob sich die Version 10.5 lohnt, egal ob Neueinstieg oder Update, wollten wir genauer wissen.
Überblick zu Steinberg Cubase 10.5
Das Grundpaket von Cubase bleibt auch in Version 10.5 bestehen. Es gibt drei unterschiedliche Versionen: Abgesehen von den nicht frei erhältlichen AI- und LE-Versionen (diese liegen diversen Hardware-Produkten als Extra bei) fängt Cubase mit der Einsteigerversion Elements an und geht über die Artist-Version hin zur Pro-Edition, die alle DAW-Features beinhaltet. Nicht nur insgesamt, sondern auch im Hinblick auf die neuen 10.5er Features, gibt es einige Unterschiede zwischen den drei Varianten. Wer hierzu einen Überblick sucht, findet diesen hier.
Die Installation geht, wie man das von Steinberg gewohnt ist, leicht von der Hand. Ich selbst habe das Update von Version 9.5 auf 10.5 gemacht, was bedeutete, dass ich zunächst den kompletten Installer mit über 22 GB an Daten herunterladen musste. Wer bereits Cubase 10 besitzt, kann auch nur die Update-Datei herunterladen.
Cubase 10.5 läuft eigenständig und parallel neben der 9er Version. Wer also auf Nummer sicher gehen möchte, kann die Vorgängerversion zunächst ohne Probleme auf dem Rechner belassen.
Steinbergs neues Software Instrument Padshop 2
Der Granular- und Spektral-Synthesizer Padshop 2 geht zusammen mit Cubase 10.5 in die zweite Runde, zumindest bei der Artist- und Pro-Version, in Elements ist er nicht enthalten.
Ausgeliefert wird Padshop 2 mit über 570 Presets (darunter 100 neue), die dazu einladen, die kleinsten Sample-Elemente zu verdrehen und zu verbiegen. Padshop 2 bietet einen Granular- (gab es schon vorher) und Spektral-Oszillator (neu) sowie die Möglichkeit, eigene Samples per Drag & Drop zu importieren.
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Die Bedienoberfläche von Padshop 2 ist geradlinig aufgebaut und man findet sich schnell darauf zurecht. Im oberen Drittel des GUIs wird das Sample als Wellenform dargestellt, darunter und daneben befindet sich eine Vielzahl von Parametern. Je nachdem ob man mit dem Granular- oder Spektral-Oszillator arbeitet, stehen unterschiedliche Parameter zum Editieren bereit. Die Anpassung des Sample-Startpunkts oder dessen Geschwindigkeit sind da die einfacheren Parameter, ändert man die Anzahl der Grains oder lässt die Random-Funktion von der Leine, kommt man hier sehr schnell zu gut klingenden Ergebnissen.
Der neue Spektral-Oszillator bietet sehr gutes Timestretching, so dass man die bearbeiteten Samples ohne Probleme auf allen Tonhöhen spielen kann. Die Formant-Sektion bietet von einfachen Änderungen bis hin zur totalen Verdrehung des Samples viel Spielraum.
Ebenfalls neu bzw. überarbeitet präsentiert sich Padshop 2 bei den Effekten und beim Arpeggiator. Viele neue Vorlagen gibt es und möchte man Änderungen vornehmen, lässt sich eine Vielzahl von Parametern ganz einfach per Drag & Drop neu zuweisen bzw. abändern. Das geht alles ziemlich schnell von der Hand.
Mit Padshop 2 sind sowohl breite Pads, atmosphärische Texturen, Vocal-Effekte als auch Sound-Design möglich. Schon mit wenigen Klicks kommt man hier zu komplett anders klingenden Sounds. Definitiv eine klangliche Erweiterung von Cubase und durch die Möglichkeit, auch eigene Samples zu nutzen, erweitert sich der Horizont noch einmal.
Padshop 2 ist sicherlich auch für Nicht-Cubase-User interessant, läuft standalone und als VST, AU, AAX Plugin und kostet 129,- Euro. Das Update von Padshop Pro schlägt mit 29,99 Euro zu Buche.
Hier drei Audiobeispiele zu Padshop 2, auf der Steinberg Website findet ihr dazu einige sehr gute Videos, was damit alles möglich ist.
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Spectral Comparison Equalizer
Eine sehr praxisnahe neue Möglichkeit, zwei Signale innerhalb eines Fensters zu vergleichen, ist der neue Comparison Equalizer. Bisher konnte man jeweils nur ein Signal spektral abbilden und musste, sofern man dieses mit einem anderen Signal vergleichen wollte, stets hin und her schalten. Ein Vergleich war praktisch nicht möglich. Jetzt geht es und sieht folgendermaßen aus:
Die beiden Signale werden blau und orange dargestellt. Welches Signal vorne liegt (in diesem Fall liegt die blaue Kurve (Groove Agent SE) vor der orangenen (Bass), hängt davon ab, auf welcher Spur man den Comparison EQ öffnet.
Die Bearbeitungswerkzeuge im unteren Drittel des Fensters lassen sich umschalten, so dass man beide Signale direkt modifizieren und aneinander anpassen kann, super.
Cubase 10.5 – Neues Plugin MultiTap Delay
Der Name verrät es bereits, MultiTap ist ein neues Delay-Plugin, das ab sofort zu den Cubase Versionen Artist und Pro dazu gehört. Die Aufmachung des Plugins ist gelungen, nach dem ersten Drüberschauen werden sich die meisten Nutzer darauf zurechtfinden.
Im mittleren Fenster lassen sich die gewünschten Delay-Einheiten setzen, auf Wunsch kann über die Taste „Tap Rhythm“ auch im laufenden Betrieb einfach dann ins mittlere Fenster geklickt werden, wenn das Delay aktiv werden soll. War man beim Klicken etwas ungenau, lassen sich die Marker auch quantisieren, die Lautstärke kann individuell eingestellt werden oder man überlässt dem Plugin über die „Randomize“-Funktion das Sagen bzw. lässt sich Ideen liefern. Zu guter Letzt gibt es noch ein paar Effekte, die man darauf routen kann. In den folgenden Audiobeispielen hört ihr, was damit geht:
Neue Video Export Funktionen
Beim Exportieren von Video gibt es zwei neue nennenswerte Features. Einerseits lassen sich Videodateien ab sofort als MP4 samt Timecode und 44,1 kHz oder 48 kHz (bei 16 Bit) Audio exportieren. Eine nette Erweiterung für alle Video-Fans.
Deutlich positiver zu vermelden ist aber die Möglichkeit, nur Abschnitte von Videos zu exportieren, natürlich samt allem Audiomaterial. Marker links und rechts auf den gewünschten Abschnitt setzen, beispielsweise weil man nur das Intro oder den Abspann eines Films exportieren möchte, „Export-Video“ drücken und es wird nur der gewünschte Abschnitt ausgespielt. Das spart Zeit und minimiert den Aufwand (und die Dateigrößen, die man verschicken muss), top.
Farbige Mixer-Kanäle in Cubase 10.5
Sicherlich ein kleines neues Feature, vor allem aber bei großen Projekten nicht zu vernachlässigen, ist die Möglichkeit, Mixer-Kanäle ab sofort farbig zu gestalten.
Innerhalb der Einstellungen findet sich nun der Eintrag „Spurfarben & MixConsole Kanalfarben“. Hier lässt sich festlegen, welche Farbe jede Kanalart aufweisen soll. Das schafft mehr Übersicht im Mixer.
Importieren aus anderen Projekten
Die meisten User fangen bei neuen Songs und Projekten ja nie komplett von vorne an. Über die Jahre hinweg hat man sich ein paar Referenz-Spuren (egal ob Audio, Instrumente, Effekte etc.) zusammengestellt, die regelmäßig auch in neuen Projekten zur Anwendung kommen. Gerade Filmmusiker nutzen ihre teils mehr als hundert Spuren umfassenden Templates immer wieder.
Diese Templates sind eine Möglichkeit, damit zu arbeiten, aber was ist, wenn man sich schon in Mitten eines Projekts befindet und trotzdem ein paar Elemente aus einem früheren Projekt nutzen möchte?
Dafür gibt es nun die Funktion „Import Tracks from Projects“. Unter dem Menüeintrag „Import“ findet sich ab Version 10.5 der Eintrag „Tracks from Project“. Über diesen wählt man das Projekt aus, aus dem man etwas importieren möchte, danach öffnet sich folgendes Fenster:
Auf der linken Seite findet ihr alle Einzelspuren und Ordner des ausgewählten Tracks. Diese lassen sich einzeln oder komplett selektieren, dazu kann bestimmt werden, ob alles bzw. nur gewisse Bestandteile davon importiert und an welche Stelle des Projekts die Spuren eingefügt werden sollen (absolut, relativ, an Cursor Position).
Rückwirkende Aufnahme von MIDI
Das Mithören von Cubase hinsichtlich MIDI-Daten ist nichts Neues, das kann Cubase schon länger. Neu ist aber, dass dies nun auch im Cycle-Betrieb und quasi im Mehrspurbetrieb funktioniert, d. h. das Playback läuft 8 Takte im Loop und dazu spielt man ein mögliches Solo. Nach 24 Takten merkt man, dass das eigentlich gar nicht so schlecht war, aber man mal wieder vergessen hat, auf Aufnahme zu schalten. Kein Problem, Cubase bietet nun die Möglichkeit, alle drei Durchläufe des Loops einzeln zu reaktivieren bzw. ist es auch möglich, die gesamten 24 Takte hintereinander einzufügen. So hat man alles im Blick und nichts geht verloren.
Kombinierte Tools in Version 10.5
Auch hier handelt es sich um eine vermeintlich kleine Verbesserung, die in der Praxis aber zu deutlich schnellerem Arbeiten führen wird. Mehrere Arbeitsschritte lassen sich nun verkürzen, da Cubase automatisch zwischen Bereichs- und Objekt-Tool umschaltet. Aktiviert man das Kombi-Tool, ändert sich der Mauszeiger automatisch, je nachdem ob man sich im oberen oder unteren Bereich eines Objekts bewegt. Bewegt man sich im unteren Teil des Objekts, erscheint also das Bereich-Tool, im oberen entsprechend das Objekt-Tool. Klein, aber fein! Beispiele dazu findet ihr im folgenden Video:
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Hab hauptsächlich wegen Farben im Mixer upgedatet.
Soweit funktioniert alles.
Was ein bissl mühsam ist: es werden (trotz import eine aktuellen Profils) keine selbst angelegten Farbshemata (weder Kanalfarben noch Arrangerfensterfarbeinstellungen) übernommen, noch Startfiles oder letzte Projekte.
Allein das Kombi-Tool lohnt für mich das Update, weil Editieren so viel flüssiger vonstatten geht. Auch die anderen Verbesserungen und Ergänzungen sind willkommen.
Zwei Kritikpunkte:
– das multi-tap delay kann viel mehr als Seinesgleichen und ist fantastisch, ist aber viel zu CPU-hungrig für intensiven Einsatz
– viel gravierender: HiDPI lässt sich immer noch nicht sinnvoll und flexibel an verbreitete heutige Monitor-Größen und -Auflösungen anpassen. Immerhin sagt Steinberg, sie arbeiten mit hoher Priorität daran.
Insgesamt verdient das Update m.E. trotz der Kritikpunkte ein „sehr gut“!
@defrigge Ach ja, und danke für den guten Überblick, Felix!
@defrigge Auch wenn ich immer viel am monetären Modell kritisiere, hier auch alles top und es wird wieder für den Benutzer entwickelt. Von V7-9 hatte ich oft den Eindruck von Feature-itis. Nun würde ich noch gerne an zwei Rechnern meine Lizenzen nutzen können und für wichtige Plugins wie Halion ein „User-Modul“, wo ich Bestandteile aus Mixer, Zone, Rec, Mapping und Sound zusammenführen kann ohne ständig zwischen den o.g. Bereichen wechseln zu müssen. Das wäre mal obergeil! Dazu einzelne „Big-Buttons“ für Touchscreen-Support, wie wäre das?
Für den Padshop Pro habe ich zwar früher schon mal Geld ausgegeben, aber klar, ist ein toller Synth und wahrscheinlich rechtfertigt der Spektraloszillator alleine schon den Update Preis.
So wie die Rückwirkende Aufnahme hier beschrieben wird, weiß ich nicht was daran neu sein soll. Das konnte Cubase doch schon (gefühlt) immer.
Arbeite hauptsächlich akustisch, trotzdem lohnt sich das Update.
Der support ist wirklich klasse, ich kann anrufen, hänge nicht ewig in Warteschleifen und
bisher wurde jedes !!!! Problem gelöst. Super !!
Und bisher war jedes Update seinen Preis wert.
Besonders:
Ich kann die Trial Versionen testen, ob sie für mich passen.
P.S.
Ich komme von Audition, bis die Firma auf die Idee kam, ein Programm, das ich für 600,- € gekauft habe, jetzt für 30,- € pro Monat !!!! zu vermieten, keine Chance mein gekauftes !!!!!! Programm ans Laufen zu bekommen.