„Model-C“ holt eine Zugriegelorgel in den Halion 5 bzw. Halionsonic 2. Die Optionen, die dem geneigten Musiker geboten werden, sind die üblichen, der Sound in etwa auch. Wer sich hier also eine „B3 for free“ erhofft, wird womöglich weitersuchen müssen.
Klangauswahl aus Model C
Rhythmisches haben die Steinberger in dem neuen Modul „B-Box“ verpackt. Ein Step-Drum-Sequencer erlaubt es Pattern zu programmieren, die dann via Tastatur (bzw. Host-Applikation) getigert werden können. Zwischen Pattern umschalten kann man ebenfalls via Tastatur oder über die acht Trigger-Pads rechts an der Seite. Das Spielen der einzelnen Drumsounds über die Tastatur ist auch möglich. Allerdings finde ich diese Lösung sehr unübersichtlich und auch die Drumsounds nicht so gelungen. Der Stepsequencer sollte optional sein. Immerhin lassen sich die fertigen Pattern via Drag’n’Drop auf den Desktop (als MIDI-File) oder in den Sequencer ziehen, so dass man dort weiterarbeiten kann. Meiner Einschätzung nach fallen auch diese Drums-Sound deutlich ab, gemessen an den restlichen Klagfarben, die die Hamburger dem Halion 5 / Halionsonic 2 mit auf den Weg gegeben haben.
Klangauswahl aus B-Box
Auch den Effekt-Rack haben die Hamburger erweitert. Im Prinzip ist Halion 5 Effekt-mäßig auf Augenhöhe mit Cubase, denn die Halion 5 / Halionsonic 2 Effekte finden sich auch in den Steinberg-Sequencern wieder. Neu sind der VST-Amp, Vintage-Ensemble (ein Chorus), der Wah-Wah, der Auto-Filter, ein Ringmodulator, der Octaver, der Step-Flanger, Tape-Saturator sowie der Envelope Shaper. Die Effekte klingen allesamt sehr gut und lassen sich professionell einsetzen, wie auch schon beim Vorgänger.
Die bereits integrierten Effekte aus Version 4 stehen natürlich weiterhin zur Verfügung, ebenso die aus Halion 3. Eine vollständige Abwärtskompatibilität ist somit geboten trotz deutlicher und tiefgreifender Verbesserungen gegenüber der Funktionsweise der Version 3 – sehr schön. Besonders positiv fällt REVerance auf, der Faltungshall aus Cubase/Nuendo – der ist aber schon in Halion 4 mit von der Partie gewesen.
Das Arpeggiator-Modul „FlexPhraser“ wurde überarbeitet. Es gibt nun die Möglichkeit, eigene Phrasen zu erstellen und MIDI-Files zu importieren (und auch zu exportieren). Eigene Arppegios können aus bis zu 32-Steps bestehen. Diesen Arpeggiator hätte ich gerne in Cubase, da dieser sehr flexibel ist und viele Möglichkeiten bietet, wie beispielsweise die erwähnten eigenen MIDI-Phrasen zu importieren (und auch zu exportieren – endlich), auf ein recht großes Archiv von Phrasen und Arpeggios zurück zu greifen, Eingriffsmöglichkeiten in Tonlänge, Swing-Faktor, Trigger-Mode etc. Entlehnt hat man den FlexPhraser aus den Arppegiatoren der Yamaha MOTIF-Serie.
Sounds
Das Konzept, komplette Klangerzeuger in den Sampler zu integrieren, haben die Steinberger mit Halion 4 bzw. Halionsonic vorgestellt. Damit ergeben sich vielfältige Klangmöglichkeiten. Es kann fröhlich kombiniert werden mit Samples und anderen Modulen und das innerhalb eines VST-Instrumentes auf einer recht flachen „Hierarchie“-Ebene – das ist prima!
Fertige Kombinationen: Halionsonic 2 Combis
Die Klänge und Sounds sind sehr gut und erinnern sehr stark an Yamaha und den MOTIF. Kein Wunder, denn die familiären Bande zwischen den Hamburgern und den Japanern (Yamaha hat vor knapp 10 Jahren die hanseatische Software-Schmiede adoptiert, sprich: erworben) sind eng. Die überwiegende Zahl der Sounds zielt klar auf eine synthetische Klangästhetik ab, Natursounds bzw. „naturidentische“ Pendants findet man wenige in dieser Auswahl, das ist schade. Gerade hier hätten die Steinberger noch einmal richtig punkten können. Dafür steckt hier einiges in der „alten“, aber keineswegs veralteten Halion 4-Library.
Nichtsdestotrotz sind die mitgelieferten Klangfarben in überwältigender Mehrheit gut, sehr gut und nicht wenige auch exzellent. Klanglich sind sie inspirierend und laden ein, mit ihnen zu spielen und eigene Ideen zu entwickeln und umzusetzen.
Soundpakete können selbstverständlich nachinstalliert und von Steinberg zu diesem Zweck käuflich erworben werden.
Schön ist auch, dass es für die einzelnen Klangerzeuger direkt in der internen Mediabay „INIT“-Patches gibt. So muss man, wenn man beispielsweise in „Voltage“ eigene Sounds von „null auf“ bauen möchte, nicht umständlich einen neuen Patch anlegen, sondern lädt diesen Initial-Sound und kann direkt loslegen.
Die integrierte Mediabay stellt die Waffe im alltäglichen Umgang mit Halion 5 / Halionsonic 2 dar. Mit diesem Umfang ein sehr seltenes Feature in virtuellen Instrumenten.
Halion 5 vs. Halionsonic 2
Die Unterschiede zwischen den beiden VST-Instrumenten halten sich in Grenzen, wenn man die wesentliche Abweichung beachtet, dass Halion 5 ein Sampler und Halionsonic 2 ein Rompler ist. Klanglich haben beide die identische Basis, sprich die gleiche Library und die gleichen Klangerzeuger. Die Editiermöglichkeiten von Halionsonic 2 sind auf die User-Interfaces (Marcos und Klangmodule) im Wesentlichen beschränkt. Aufbauen eigener Sample-Instrumente, und das Editieren derselben ist mit Halionsonic 2 natürlich nicht möglich. Nur einfaches Anpassen erlaubt diese GUI.
Musiker, die für Studio (und Bühne) eine Möglichkeit suchen, Sounds abzuspielen und evtl. an die eigenen Umstände ein wenig anpassen müssen, sind Halionsonic 2 gut versorgt. Soundtüftler und diejenigen unter uns, die gerne eigenes Material spielen (auf Bühne oder im Studio), sind bei Halion 5 besser aufgehoben.
Vergleich mit Kontakt
Spätestens seit dem Ende des GIGA-Samplers ist Kontakt die unangefochtene Nummer eins auf dem Software-Samplermarkt. Zahlreiche darauf basierende Librarys von Drittherstellern und aus eigenem Hause zementieren den Status nahezu fest. Seit Halion 4 hat Steinberg nachgelegt und den hauseigenen Sampler mehr als konkurrenzfähig gemacht. Die integrierte Klangerzeugung, erst recht in der Version 5 (bzw. Halionsonic 2), ist ein deutliches Alleinstellungsmerkmal. Leider ist der Wermutstropfen, dass eine Skriptschnittstelle – wie in Kontakt – nicht gegeben ist. Somit sind ausgefuchste Oberflächen mit Custom-Parametern in dieser Form nicht möglich, zumindest nur mit direktestem Draht zu Steinberg. Im Klartext: Die Bedienung finde ich bei beiden Anbietern eher mittelprächtig und recht unübersichtlich: Das Dauerscrollen und die latente Verwechslungsgefahr bei Kontakt, die Reiter-Flut und das fummelige Design der GUI bei Halion. Die Hamburger haben ihrem Halion 5 bzw. Halionsonic 2 die viel potentere, modernere und unter objektiven (technischen) Gesichtspunkten bessere Engine spendiert, aber das tröstet nicht über die wirre Parameterflut speziell bei Halion 5 hinweg. Kontakt bietet für Library-Entwickler durch die Möglichkeit der eigenen User-Interfaces und Script-Schnittstelle klar den klügeren Ansatz, dafür ist die Engine nicht auf Augenhöhe mit Halion 5 oder Halionsonic 2 zu sehen. Ich habe über beide GUIs von Musikern viel Schelte gehört und muss mich dieser leider anschließen.
Der Hamburger (Halion 5 / Halionsonic 2) hat mehr Sounds im Paket als der Kollege aus Berlin (Kontakt), dafür unterscheiden sich die Librarys doch deutlich. Die Kontakt-Library orientiert sich stärker an akustischen Klängen als die des Halion. Letzter klingt klar „keyboardlastiger“. Somit ergänzen sich die beiden Marktbegleiter vortrefflich.
Also Testberichte, die man richtig schön flüssig lesen kann kannst schreiben aber ein Habenwollen stellt sich für mich bei den beiden nicht ein. Wenn ich da Komplete9 mit vergleiche……….
Muss jeder selbst entscheiden.
Sampler sind nix neues, man muß das Programm und den Content separat betrachten.
Ich hab das gefühl, daß nicht mehr wirklich was neues an Programmen rauskommt, was man für irgendwas dringend benötigt. Es geht auch ohne Halion Update weiter.
Eine häßliche GUI würde vieles relativieren.
Mir gefällt der HalionSonic 2, er ist ziemlich ressourcenschonend, für elektronische Musik hat er tolle Sounds an Bord. Die Einbindung in Cubase ist auch sehr gut. Das schnelle Schrauben der Parameter geht einfach und intuitiv von der Hand.
Naturinstrumente sind leider ein Schwachpunkt, und auch die neuen Instrumente Model C und HalioTron hauen mich nicht wirklich vom Hocker, da habe ich bessere Clones.
Mein Fazit:
ein toller und intuitiver „Rompler“ mit evtl. Erweiterungsbedarf im akustischen Bereich.
NI Kontakt kann man für jeweils 30 Minuten testen so oft man will. Für den Halion / Halion Sonic gibt es (derzeit) nicht einmal eine Trial Version. Oder hab´ ich was auf der Steinberg-Seite übersehen?
Super Test! Gekauft!