Multieffekt Sample-Slicer und Live-FX
Suger Bytes Looperator ist die neue Step-Slicer und Modulator-App für iOS zum Verfremden von Beats und sonstigem Klangmaterial. Die App zerstückelt dabei ein Sample oder eine Live-Zuspielung in 16 Schritte und bietet sechs Effektspuren zum Bearbeiten jedes Schrittes. Looperator ist jedoch nicht direkt „neu“. Das Desktop-Plugin für Windows und MacOS gibt es schon seit 2015, doch die App schaffte erst jetzt den Sprung.
Sugar Bytes Looperator für iPads mit iOS 12 und neuer ist als Standalone- und AUv3-Effekt verfügbar. Es gibt aber einige Unterschiede zwischen den Versionen. In der Standalone-App dient zuerst einmal ein internes oder importiertes Sample als Klangquelle und es können intern bis zu acht Takte aufgenommen und die Aufnahme auch wieder exportiert werden. Erst mit einem Griff in die Einstellungen kann die App auch standalone als Live-Effekt benutzt werden.
Als AUv3 ist die App ein Insert-Effekt, der ausschließlich auf externe Klangquellen angewiesen ist. In der Standalone-Version sind daher auch die Preset für Sequenzen und Samples getrennt. Beide Versionen können aber jederzeit zu einem Host synchronisiert werden und verstehen MIDI.
Was den Dateienaustausch betrifft, so gibt sich Looperator keine Blöße. Ob über Dateien-App oder iCloud, das Im- und Exportieren von Daten ist vorbildlich. Das englischsprachige 70-seitige PDF-Handbuch ist sehr und ausführlich geschrieben. Nur ein Hinweis darauf, dass nur Parameter im Linear-Modus MIDI-fiziert werden können, fehlt noch. Denn aus dem Stand funktioniert MIDI-Learn nur beim Dry/Wet-Fader und der Spurenlautstärke.
Die Grundbedienung von Looperator ist sehr einfach. Die Klangquelle wird in 16 Scheibchen zerlegt. Diese Slices können dann mit Hilfe der sechs Effektspuren bearbeitet werden. Die Effektstapelung erfolgt dabei von oben nach unten. Die Bearbeitungsreihenfolge der Spuren kann jederzeit per vertikalem „Halten und Ziehen“-Geste am Namen umgeordnet werden.
Steps werden durch „Tippen“ gesetzt und per „Halten“ gelöscht. Bei jedem Setzen eines Steps öffnet sich ein Popup-Menü mit 16 Presets, vier benutzerdefinierbaren Presets sowie Zufalls-, Chaining- und Löschfunktion.
Werden ein gesetzter Step angetippt und der Finger horizontal bewegt, wird er Step automatisch in die entsprechende Richtung kopiert. Auf der am Ende jeder Sequencer-Spur gibt ein einen Zufallstaster und die Lautstärkeregelung und ganz unten sitzt der Dry/Wet-Schieberegler für den Effektanteil.
Für den Anfang braucht man die Bedeutung der ganzen Menü-Icons nicht zu verstehen, um mit Looperator zu arbeiten, da vieles wirklich selbsterklärend ist. Einfach mal drauflos schießen und es kommt immer mindestens etwas Interessantes dabei heraus. Aber wir gehen trotzdem auf die Feinheiten ein.
Die erste Spur hat den Namen SLICE und legt die Reihenfolge fest, mit der die Slices abgespielt werden. Wird Looperator als AUv3-Effekt benutzt, hat das natürlich den Nachteil, dass die Abspielreihe der Slices nach aufsteigenden Nummern festgelegt ist, da logischerweise keine Splices gespielt werden können, die noch gar nicht eingespielt bzw. aufgenommen wurden.
In der Standalone-Version, bei der Samples zum Einsatz kommen, ist das natürlich egal.
Jedoch fehlt in der AUv3-Version ganz dringend eine Funktion zum Einfrieren der Aufnahme nach einem Durchgang.
Danach kommen die Effektspuren, die alle aus 16 festgelegeten Automations-Presets, vier User-Presets und drei Modi plus Zufall bestehen.
Die vier Benutzer-Presets bestehen jede aus vier Parametern plus dem Mix-Parameter und können individuell eingestellt werden. Für jeden Parameter gibt es vier Modi. Der erste Modus ist die Auswahl aus 16 automatisierten Bewegungsverläufen, die über zwei Regler in Intensität und Polarität angepasst werden können. Danach folgt der lineare Modus, über den die Parameter auch extern per MIDI-Learn gesteuert werden können (und nur hier). Im Hüllkurvenverfolger-Modus folgt die Parameterbewegung natürlich dem Amplitudenverlauf des Slices und zuletzt gibt es noch den Zufall.
Es gibt also insgesamt 3 Zufallsgeneratoren: einmal für „alles“, einmal für die Spur und einmal pro Step. Die User-Preset-Einstellungen können auch zwischen den Benutzer-Slots kopiert werden.
Alle 80 Effekt-Presets aufzuzählen wäre müßig, als hier nur das Wichtigste: An Benutzer-Effekten für Spuren FX1 und FX2 stehen Delay, Reverb, Distortion, Grain, Tonlaizer, Phaser, Vinyl, Chaossynth, Reverb 2 und Ringmodulator zur Verfügung.
Für die Filterspur stehen Tief-, Band- und Hochpassfilter mit 12 und 24 dB/ Okt. und Kammfilter plus das bekannte Sugar Bytes Vowel-Filter für Talkbox-Effkte zur Verfügung.
Das beste „versteckte“ Feature ist aber der Preset-Browser, der nicht nur aufgeräumt ist, sondern eine Remote-Lite hat.
In diese Liste können per Drag & Drop 127 Presets gezogen werden, die dann über die Noten C-0 bis G-8 aufgerufen werden können. Das ersetzt sehr effizient einen Pattern- oder Song-Modus. Außerdem kann die Liste auch separat von den Presets abgespeichert werden, was Live-Performances sehr entgegenkommt.
Audiodemos
Hier musste ich aufgrund des unvorhersehbaren Dynamikumfangs, wenn die Filterresonanzen ausreißen, einen Limiter benutzen, um die Peaks bei -3 dBFS zu halten.
Synth: iSEM
Drum: Elastic Drums