Aktiver 12/1 Lautsprecher mit Mischpult, DSP und FIR-Filterung zum guten Preis
Der Postbote hatte dieses Mal schon etwas mehr zu tragen als sonst, immerhin hatte er den Aktivlautsprecher Syrincs D112SP gut verpackt in einer doppelten Kartonage dabei.
Inhaltsverzeichnis
Warum wird der Aktivlautsprecher Syrincs D112SP getestet?
Aktivlautsprecher gibt es ja wie Sand am Meer. Hier darf ich schon vorwegnehmen, dass der Aktivlautsprecher Syrincs D112SP für einen fast schon lachhaften Preis von um die 200,- Euro einige Features an Bord hat, die die Usability des Lautsprechers auf ein Niveau bringen, mit dem ich in dieser Preisklasse nicht gerechnet habe und die auch wesentlich teureren Modellen gut zu Gesicht stünden. Dazu gehören ein eingebautes Mischpult, Bluetooth 5.0 mit echtem Stereo-Pairing, ein DSP mit mehreren Grundprogrammen und das Systemtuning per aufwändiger FIR-Filterung. Dazu wurde das System in Deutschland entwickelt.
Interessantes zur Geschichte des Firmennamens Syrincs
Syrincs war ab den 80er-Jahren ein sehr innovativer Lautsprecherhersteller, der in Braunschweig beheimatet war und einige bahnbrechende Systeme im PA-, Studio- und Car-Hifi-Bereich entwickelte. Sehr bekannt und zig-tausendfach verkauft ist beispielsweise das sehr kompakte Syrincs Sub-Sat System M3-220, das in vielen Wohnzimmern, Regieen oder auch bei Live-Einsätzen zu finden ist.
Der Vogel im Emblem kommt nicht von ungefähr, die Syrinx ist das Stimmorgan der Singvögel und sollte in diesem Zusammenhang auf die Musikalität und den außergewöhnlichen Wohlklang der Syrincs Systeme hinweisen. Als Anwender arbeitete ich Jahrzehnte mit den Systemen in Beschallungen bis ca. 10.000 Zuhörern und erzielte durchgehend gute Ergebnisse.
Leider stellte Syrincs irgendwann die Geschäftstätigkeit ein. Bevor der Name endgültig in Vergessenheit geriet, sicherte sich Thomann – damals schon ein fleißiger Syrincs Vertrieb – die Rechte am Namen und der Bildmarke und vertreibt einige Lautsprechermodelle unter der Brand Syrincs, so auch den Aktivlautsprecher Syrincs D112SP. Grundsätzlich haben aber die aktuelle Entwicklung und Fertigung nichts mit der Braunschweiger Lautsprecherschmiede zu tun.
Die Syrincs DSP Lautsprecher Familie
Der Aktivlautsprecher Syrincs D112SP hat noch zwei Geschwister. Einmal den Aktivlautsprecher Syrincs D110SP auf 10“ Basis und zum anderen den Aktivlautsprecher Syrincs D115SP, eine entsprechend großformatige 15“ Fullrangebox. Somit kann man sich je nach Bedarf das passende Modell aussuchen und bleibt dabei im gleichen äußeren Design.
Dass bei den unterschiedlichen Modellen die Verstärkerleistungen, die Trennfrequenzen und die DSP-Tunings individuell optimiert sind, spricht für eine sorgfältige Entwicklung. Außerdem besitzt der kleinste Lautsprecher, der Syrincs D110SP, einen kleineren Hochtontreiber im 1″ Format.
Maße, Gewicht und Äußeres
Der Aktivlautsprecher Syrincs D112SP gehört zur beliebten Klasse der 12/1 Fullrangelautsprecher, die als die Arbeitstiere unter den Lautsprechern gelten. Diese zeichnen sich meist durch ein mittleres Volumen aus und sind, was das Gewicht angeht, noch „tragbar“. So auch hier.
Die Abmessungen betragen (B x H x T): 386 × 597 × 346 mm bei einem Gewicht von 15,6 kg.
Das Gehäuse besteht aus dunklem Polypropylen Kunststoff, die Front ist durch ein wabenförmig gelochtes, massives Streckgitter geschützt. Hinter diesem befindet sich eine blaue Signal-LED, die den Betriebszustand signalisiert. Gutes Handling ist durch drei großformatige Griffe gewährleistet, von denen zwei seitlich und einer oben auf der Rückseite angebracht sind.
Unter dem rückseitigen Griff befindet sich das Aktivmodul des Lautsprechers und nimmt hier fast die gesamte Fläche ein. Die Seiten des Aktivlautsprecher Syrincs D112SP sind so geformt, dass sie als Schräge für eine Nutzung als Bodenmonitor genutzt werden können. Der Winkel ist relativ flach, sodass es in manchen Fällen sinnvoll ist, etwas unter den Lautsprecher zu legen, um durch einen steileren Winkel nicht die halbe Bühne mit zu beschallen. Für den Stativbetrieb befindet sich der entsprechende Flansch an der Unterseite. Zu guter Letzt finden sich an der Ober- und Unterseite noch je zwei abgedeckte Gewindebuchsen M10. Laut Spezifikation sind diese allerdings NICHT für eine Flugmontage gedacht.
Das Gehäusematerial PP reagiert empfindlich, man fängt sich schnell Kratzer ein. Deshalb ist es sinnvoll, bei häufigem Transport für eine Transportverpackung zu sorgen.
Die Elektronik
Der Aktivlautsprecher Syrincs D112SP ist mit einem 12“ Lautsprecher und einem 1,35“ Kompressions-Hochtontreiber bestückt, der ab 2,8 kHz auf ein großes, im Gehäuse eingegossenes Horn arbeitet. Das Abstrahlverhalten ist mit 120° horizontal und 60° vertikal angegeben.
Der 12“ Lautsprecher wird von einer Class-D-Endstufe, der Hochtöner von einer Class-AB-Endstufe angetrieben, die RMS-Leistung liegt bei 350 W ( Peak 1.400 W). Angegeben ist ein nutzbarer Frequenzbereich von 50-20.000 Hz bei einem Maximalpegel von 125 dB. Die gesamte Elektronik arbeitet lüfterlos.
Bedienelemente und Anschlüsse
Auf der Rückplatte befindet sich der Netzanschluss in Form einer Kaltgerätebuchse mit abgedeckter 230110 V Umschaltung. Zum Signalanschluss stehen drei Eingänge mit separater Pegelregelung zur Verfügung: 2 Kanäle, die per Klinken- oder XLR-Mikrokabel genutzt werden können. Dabei kann mit einem versenkten Umschalter zwischen Line- und Mikrofonempfindlichkeit umgeschaltet werden. Ein Eingang, der alternativ Bluetooth oder 3,5 mm Mini-Klinke bedient. Der Bluetooth-Modus verfügt mit TWS über die Besonderheit, dass bei der Nutzung eines weiteren Aktivlautsprecher Syrincs D112SP die Systeme automatisch im Stereomodus spielen. Klasse.
Der Masterteil bietet eine zweiteilige Klangregelung sowie einen Masterausgang, der das Summensignal für weitere Nutzungen zur Verfügung stellt. Dieses wird meinen Messungen zufolge vor dem dem DSP und der Klangregelung abgegriffen. Der Aktivlautsprecher Syrincs D112SP stellt vier unterschiedliche DSP-Klangeinstellungen zur Verfügung, die per Taster angewählt werden können. Das sind: Stage Monitor, Live, Vocal/Low Cut und Music. Der jeweilige Status wird per LED angezeigt. Eine weitere LED signalisiert in Gelb anliegende Signale und im Grenzlastbetrieb in Rot den Limitereinsatz.
Warum FIR-Filter
Wie bereits oben erwähnt, kommen beim Aktivlautsprecher Syrincs D112SP für die Gesamtabstimmung FIR-Filter zum Einsatz. Es ist ganz interessant, zu wissen, warum:
Für die Nichttechniker unter uns: FIR-Filter sind die Nobelwerkzeuge unter den Audiotools, wenn es um einen optimalen Systemabgleich geht. In einem idealen Lautsprecher werden sämtliche Frequenzen gleichzeitig abgestrahlt und erreichen alle zur selben Zeit eine ideale Hörposition.
In der Praxis sieht es etwas anders aus. Durch die unterschiedliche Einbauorte der einzelnen Lautsprecher und die „normalen Filter“ wird zwar der (Amplituden-) Frequenzgang mehr oder weniger linearisiert, dabei bleibt allerdings oft die gleichzeitige Abstrahlung aller Frequenzen mehr oder weniger auf der Strecke, was zu einer schlechteren Wiedergabequalität führen kann.
Abhilfe schafft hier die FIR-Filterung. Das Lautsprechersystem wird in seiner Funktion im Amplituden- und Zeitfrequenzgang vermessen und kann dann an (fast) beliebig vielen Stellen in der Amplitude und im Zeitbereich unabhängig voneinander eingestellt werden.
Der Aktivlautsprecher Syrincs D112SP im Betrieb
Wie üblich bevorzuge ich einen praxistauglichen Workaround beim Testen, der sich leicht von jedem nachvollziehen lässt:
Beim Einschalten braucht der Aktivlautsprecher Syrincs D112SP ca. drei Sekunden zur Betriebsbereitschaft. Ohne Signal ist in direkter Nähe ein harmloses, leises Rauschen ohne Brummkomponenten wahrnehmbar, das in der Praxis kaum stören dürfte. Beim Hochdrehen der Mikrofon/Line-Kanäle verstärkt sich das Rauschen kaum. Sehr gut, das kenne ich auch ganz anders, gerade in der günstigen Preisklasse, wo die Mikrofonverstärker gerne schon mal sehr vernehmbar rauschen.
Sehr gespannt bin ich auf den Gesamtklang und die Wirkung der unterschiedlichen DSP-Einstellungen. Zum Test nutze ich zuerst Musikstücke unterschiedlicher Genres, danach ein SM57 Mikrofon.
Erster Eindruck: Der Klang wirkt wie aus einem Guss. Es fällt mir schwer, den Übergang vom 12“ zum Hochtontreiber gehörmäßig zu erfassen. Die Klangqualität ist in Anbetracht des Preises als überraschend gut zu bezeichnen und klingt keinesfalls billig. Auch wenn die nachfolgend abgedruckten Messdiagramme in der Bedienungsanleitung etwas anderes sagen: Im Bereich über 10 khz hätte ich mir definitiv mehr Pegel gewünscht.
Natürlich dürfte klar sein, dass der Aktivlautsprecher Syrincs D112SP nicht in der Klasse einer 2.000 Euro Box spielt.
Beim Durchdrücken der DSP-Einstellungen fällt sehr angenehm auf, dass die einzelnen Modi auch sehr unterschiedlich abgestimmt sind und so auch sehr für verschiedene Zwecke eingesetzt werden können.
1) Live: Diese Einstellung klingt in allen Bereichen voll und ist gut auch als Basis für den Einsatz mit einem externen Mischpult zu gebrauchen.
2) Musik: stark angehobene Bässe
3) Vocal/Low Cut: In dieser Einstellung werden die tiefen Frequenzen deutlich abgesenkt. Das kommt einer klaren Sprachwiedergabe entgegen. Außerdem sollte man diese Einstellung wählen, wenn man den Aktivlautsprecher Syrincs D112SP zusammen mit einem aktiven Bass betreiben möchte. So bekommt man den Lautsprecher recht laut, ohne dass er seine Leistung im Tiefton verschwenden muss.
4) Monitor: Hier wird der Grundtonbereich von 100 – 500 Hz stark abgesenkt, was im vorab einen mulmigen Sound auf der Bühne verhindert.
Der Mikrofontest mit einem SM57 ergibt einen vollen, brillanten Sound ohne Beanstandungen, vor allem in der DSP-Stellung „Live“.
Legt man den Lautsprecher als Floor-Wedge auf den Boden und betreibt ihn in der DSP-Stellung „Monitor“, lässt sich bis zu mittleren Pegeln damit gut damit arbeiten, danach dürfte ein Equalizer nötig sein.
Der Verstärkungsfaktor der Eingänge im Mikrofon-Modus dürfte allerdings deutlich höher sein. Mit einem SM57 und etwas Besprechungsabstand bekommt man nicht sehr viel Lautstärke aus der Box. Da braucht man dann doch eine externe Vorverstärkung, beispielsweise, wenn man einen leisen Redner übertragen möchte, der mit etwas Mikrofonabstand spricht.
Ebenfalls Gutes gibt es von der Bluetooth 5.0 Übertragung zu berichten: Selbst bei einer Distanz von über 10 m zwischen Handy und Lautsprecher war die Übertragung stabil und frei von Störgeräuschen. Die eingebaute Klangregelung arbeitet ebenfalls sinnvoll: In den Bässen werkelt im Nutzbereich des Lautsprechers bei 85 Hz ein Glockenfilter, der Hochtonbereich ist mit einem Shelving-Filter ab 4,5 kHz ausgestattet.
Lautstärke und Abstrahlverhalten
Der Aktivlautsprecher Syrincs D112SP erreicht beachtliche Lautstärken von fast 120 dB/m, bevor das Klangbild schlechter wird, deutlich mehr, als es der günstige Preis vermuten lässt. Der Limiter arbeitet vernünftig, ohne die Signalstruktur zu zerstören. Der angegebene horizontale Abstrahlwinkel von 120° wird nicht ganz erreicht. Dafür ist die Reichweite des Syrincs Lautsprechers gut, auf jeden Fall konnte man im Freifeld Sprache auf 40 m verständlich übertragen.
Für welche Einsätze kommt der Aktivlautsprecher Syrincs D112SP in Frage?
Musiker können den Lautsprecher gut als Monitor nutzen oder auch bei nicht zu basshaltiger Musik als Standalone-Frontsystem.
PA Vermieter können den Aktivlautsprecher Syrincs D112SP sehr gut im Dry-Hire einsetzen. Einsatzgebiete sind allgemeine Beschallung, Sprache, der Einsatz als Topteil in einer Sub-Sat-Kombination.
Konferenzhotels haben hier eine schöne Allroundbox, die im Tagesbetrieb bei Sitzungen genutzt wird und abends die Bluetooth-gesteuerte Party befeuert.
Wer kann bei der Preisgestaltung noch seine Miete oder neue Synthesizer bezahlen?
Jedoch ist es besonders für junge Menschen angenehm, ein sie solche Angebote nutzen können.
Danke für den ausführlichen Bericht!