Waldorf Largo
Das ist er also, der Largo, der zweite aus den Reihe der Bond-Bösewichter, die Waldorf seit ihrer Neugründung auf die Welt loslassen, um ihr die Syntheseklänge beizubringen.
Die Familientradition der Waldorf Synthies (nicht der Bond-Filme) ist dabei unverkennbar, zum micro Q (den großen Q dabei immer mitgedacht) und zum Blofed sowieso. Und wie in den Bond-Filmen ist es auch hier der Q, der im Hintergrund an der Agentenausrüstung weiterarbeitet, die später dem Waldorf Stromberg zugute kommen wird.
Auch wenn ich kein Mr. Bond bin, so ist für mich die Möglichkeit, einen Waldorf testen zu können, mit der Ausstellung einer Agentenlizenz vergleichbar. Deswegen werde ich beim Largo dreimal hinsehen und nachprüfen, was den Neuling von seinen Vorgängern micro Q und Blofed unterscheidet und natürlich ob er ein der ultimative Bösewicht ist oder nicht.
Da der Gesamtaufbau des Largo sich im wesentlichen seit dem Q nicht verändert hat (lesen Sie dazu bitte die entsprechenden Tests) gehe ich hier nicht auf alle Einzelheiten des Largo ein, wohl aber auf die Unterschiede zu micro Q und Blofeld. Der Komplexer von Terratec basierte zwar ebenfalls auf der Q- bzw. Micro Q-Architektur, doch da er zur Zeit nicht mehr weiterentwickelt wird, bleibt er außen vor. Aber wer weiß, was die Zukunft bringt. Das Review bei Amazona (siehe Verweise) zeichnet jedoch ein umfassendes Bild vom ersten micro Q-Klon. Nun bringt Waldorf selbst einen Softsynth mit Q-Architektur auf den Markt bringt, der ihren eigenen Anforderungen hinsichtlich Produktpflege, Unterstützung mehrerer Plattformen und einem Interface-Design im Waldorf-Look entspricht. Lesen Sie also, wie sich Largo für’s Haifischbecken wappnet.
Installation
Die von Waldorf zur Verfügung gestellte Version ist eine 1.0 Testversion. Deswegen gibt es hier und da noch ein paar kleine Bugs und fehlende Funktionen, die in der endgültigen Verkaufsversion behoben bzw. implementiert sein werden.
Den Largo gibt es erst mal als Boxed Version und später als Download-Produkt. Das wichtigste ist aber der Aktivierungscode für die Largo Lizenz. Aktiviert wird Largo nach der Installation über das eLicenser Control Center (früher Syncrosoft). Die Lizenz selbst ist ein Soft-eLicenser, d.h. eine Software-Autorisation, die Largo für genau einen Rechner freischaltet, nämlich den, auf dem das Plug-in aktiviert wurde. Alternativ kann die eLicense aber auch auf einen Syncrosoft-Dongle wie von Steinberg oder Korg übertragen werden, um ihn somit auch auf anderen Rechnern benutzen zu können. Ich habe die Lizenz auf meinen Korg-Dongle übertragen, was auch vorschriftsmäßig geklappt hat. In jedem Fall wird aber eine aktive Internetverbindung benötigt, um die Aktivierung durchzuführen. Anschließend steht Largo als VSTi und AudioUnit für PC und Mac zur Verfügung. Eine Standalone-Version oder eine RTAS gibt es noch nicht. Laut Waldorf wird aber darüber nachgedacht. Für das Plug-in diente als Testgerät ein Macbook 1,83GHz mit 2GB RAM und Leopard 10.5.7. Als minimale Anforderung nennt Waldorf einen 1GHz Pentium oder einen 800MHz G4 – das dürfe aber wirklich die unterste Grenze sein.
Als Host diente der allseits bekannte Cross Plattform Host Bidule von Plogue. Ok, ok – die Software kennt kaum jemand. Ist auch keine DAW, sondern ein modulares Live-Environment (nein, nicht MAX für Ableton). Aber zurück zum Wesentlichen.
Inbetriebnahme
Laden wir also den AU- oder VST-Host unserer Wahl und öffnen eine Instanz von Largo. Das Plug-in bietet einen MIDI-Eingang, acht Audioausgänge im Stereomodus und 4 als Monoinstanz und kann 4 verschiedene Sounds auf den korrespondierenden MIDI-Kanälen 1-4 ansprechen. Auf MIDI-Kanal 5 gibt’s dann alle 4 Layer gleichzeitig. Das Layer-Konzept im Largo entspricht dabei nicht dem Multimode des micro Q und Blofeld, die 16 unabhängige Sounds im Multimode ansteuern können. In die Layer des Largo können keine einzelnen Sounds geladen werden, da diese schon alle vier Layer beinhalten. Die Layer können nur innerhalb eines Sounds und zwischen verschiedenen Sounds kopiert werden. Bis auf eine Verwendung als Unisono Effekt oder zur Ablage von „Sound-Snapshots“ fällt mir aber keine sinnvolle Verwendung für diesen Modus ein. Ein Update mit einem richtigen Multimode ist allerdings schon angekündigt. Der Largo ist also pro Instanz wirklich vierfach multitimbral.
Auch besitzt der Largo keine gesonderten Key-Zones für seine einzelnen Sounds. Das wird alles über die Host-Software realisiert.
Layer und MultiMode
Die Layer-Anzeigen, wo sich später auch der Multimode befinden wird, sind auch gleich in der obersten Kopfzeile des Interfaces zu sehen und können einzeln zugeschaltet werden. Hier werden auch die Sounds und Bänke verwaltet. Gleich daneben liegt die permanente, berührungssensitive Parameteranzeige, die beim Überfahren eines Bedienelementes mit der Maus sofort dessen vollen Parameternamen, MIDI CC-Wert und CC-Nummer anzeigt. Das ist aber nicht der erste Eindruck, den der Benutzer beim Öffnen erhält.
Design
Sehr am Design des Blofeld orientiert, präsentiert sich die Oberfläche des Largo in einer Monochrom-und Rot-Variante, die selbst an Bord von Kubricks 2001 Raumschiff (Discovery One) nicht aufgefallen wäre, und fast erwartet man, dass sich gleich der HAL 9000 zu Wort Meldet. Ob das nun edel oder kalt wirkt, überlasse ich jedem selbst.
„Let me put it this way: […] The 9000 series is the most reliable computer ever made.“
Die Anzahl der Parameter verhält sich allerdings umgekehrt zum minimalistischen Design des Filmklassikers, da hierauf wahrlich viele Parameter auf die Hauptseite gepackt wurden. Dadurch leidet die Dialektik etwas, denn die Anordnung der einzelnen Parameter hat etwas Willkürliches an sich und folgt nicht einem intuitiv ersichtlichen Signalfluss. Lediglich die Abgrenzungen der einzelnen Sektionen zeigen, was zusammengehört. Das heißt jetzt nicht, dass Largo unübersichtlich ist. Die zusammengehörenden Parameter stehen auch zusammen, und wer schon einmal mit einem Waldorf gearbeitet hat, wird sich schnell zurechtfinden. Für Synthesizer-Neulinge ist ein Blick ins Handbuch jedoch unumgänglich. Auch die Bedienung wartet mit einigen Finessen auf, die so auf den ersten Blick nicht ersichtlich ist. Die rot-grau Farbgebung ist keine Spielerei, sondern folgt einer weitgehend durchgängigen Semiotik. Alles was rot ist, stellt einen Parameter dar. Klickt man auf etwas Rotes und bewegt die Maus, ändert sich der entsprechende Parameter, oder es öffnet sich ein Pop-Up-Menü. Einige der Bedienelemente beherbergen gleich zwei Parameter in einem Bedienelement, wie z.B. die in der Mixer-Sektion zu findenden Parameter für OSC Mix-Lautstärke und Filterbalance, die konzentrisch durch einen inneren und äußeren roten Ring gekennzeichnet sind. Damit das Arbeiten mit der Maus nun keine Frickelei wird, lässt sich deren Bewegung filtern. Die Kontrollmodi, linear und zirkulär, beschränken die Maussteuerung auf bestimmte Richtungen, und Auto richtet sich nach den Einstellungen im Host. Der Linear Modus hat sich beim Arbeiten als besonders effektiv erwiesen. Wenn aber auch das zu mühselig ist, können alle Zahlenwerte auch per Tastatur eingegeben werden. Kommen wir also zu den einzelnen Sektionen und deren Besonderheiten.
Fangen wir mit ein paar Äußerlichkeiten an. Aus dem micro Q lassen sich je nach Ausbau (Lite, Q, Omega) max. zwischen 12 und 75 Stimmen herauskitzeln. Der Blofeld liegt bei 25, woran sich auch in absehbarer Zeit nichts ändern wird, und der Largo führt mit einem Maximum von 256 Stimmen pro Instanz abhängig vom verwendeten Rechner. Seine Stimmenvielfalt ist begrenzt durch die Anzahl der Instanzen, die man auf dem Rechner aufrufen kann. Largo hat auch die meisten Audioausgänge, nämlich 2 pro Layer, insgesamt also acht, dicht gefolgt vom der micro Q immerhin noch fette 6 Ausgänge plus Kopfhörer bietet, während der Blofeld hier nur ein schlappes Stereopaar (2 x mono) plus Kopfhörer aufbieten kann. Irgendwo muss der Traumpreis ja herkommen. Womit der ältere micro Q auch noch trumpfen kann, ist sein 25 Band Vocoder, der immer einen riesigen Spaß macht und den es von Waldorf erst wieder im Stromberg geben wird. Dazu kommt noch sein Audioeingang, der ihn sogar zum Effektgerät macht. Jawohl – das heißt, der Largo hat keinen Audioeingang, und bei Waldorf ist man der Meinung, das D-Pole Plug-in wäre für Effektzwecke passender. Dabei kann ich gar nicht genug betonen, wie ergiebig der Eingang meines micro Q beim Soundbasteln ist, und das Schlagwort „Mehrwert“ liegt in der Luft. Ganz abgesehen davon, dass noch etliche andere hochdekorierte Softsynthies dieses Feature bieten, mit denen sich der Largo nun messen muss.
Die Inneren Werte: Oszillatoren
Da ist zuerst die Oszillator-Sektion, die bei allen drei Synthies Q typisch mit drei OSCs und den Wellenformen Pulse, Saw, Triangle, Sine und Wavetables für OSC1 und 2 ausgelegt ist. Wobei der micro Q nur 2 Wavetables mit 128 Waves bieten kann, während der Blofeld mit 68 Wavetables mit je 64 Waves u.a. aus dem MicroWave und mit drei extra Waves aus dem Waldorf PPG aufwartet. Ungleich mehr Klangvariationen kommen zudem noch mit dem satten 60MB Flashspeicher für Samples ins Haus, die ebenfalls als Waves in der Synthese-Engine benutzt werden können. Der Largo bietet zur Zeit „nur“ die 68 Wavetables aus micro Q MicroWave, die laut Handbuchliste identisch mit denen des Blofeld sind. Bei den direkten OSC-Modulationsparametern wie Pulsweiten (die beim Largo WAVE~ heißen) Frequenzmodulation und Tonhöhe gibt es keine Unterschiede, und auch der Sync von OSC2 zu OSC3 ist geblieben. Doch der Blofeld bietet noch zwei weitere Parameter in der OSC-Ebene: Limit Wavetable und Brilliance. Ersterer schaltet die analogen PPG Waves 122, 124 126 in den Wavetables hinzu, letzterer regelt den Obertonanteil der Oszillatormodellle von Saw, Pulse und Wavetables. Brilliance wird sich auch in einem späteren Update im auch im Largo wiederfinden. Im übrigen entspricht ein Wert von 64 in etwa dem festeingestellten Brilliance-Wert der OSC-Modelle der Q-Serie. Doch es geht noch weiter. Unterschiede sind ebenso beim Suboszillator zu finden. Während beim micro Q die Tonlage des SubOSCs mit einem Frequenzteilerverhältnis in 32 Schritten zum übergeordneten OSCs eingestellt werden kann, bietet Largo nur eine Verschiebung über vier Oktavschritte. Auch wenn das Modulationsziel „SubDivide“ ermöglicht nur vier Schritte. Und der Blofeld hat überhaupt keinen.
Ringmodulator
Während der Ring Modulator zwischen OSC1 und 2 in allen dreien gleich geblieben ist, hat sich der Noise Parameter recht gewandelt. Beim micro Q gab es zwar nur Weißes Rauschen, dafür als Alternative aber auch den Externen Eingang, der an Stelle von Rauschen mit den OSCs kombiniert und durch die Filter und die Effekteinheiten, also auch den Vocoder und Ringmodulator, geschickt werden konnte.
Da Blofeld und Largo über keinen Audioeingang verfügen, haben sie den Noise-Parameter Colour bekommen, der das Rauschen färbt; von Rosa über Pink zu Braun zu Schwarz , das gesamte Farbspektrum.
Filter
Auch bei den Filtern findet man wieder viele Gemeinsamkeiten und einige Unterschiede. micro Q, Blofeld und Largo bieten die bekannten und beliebten 2 unabhängigen Waldorf Filter, die seit dem MicroWave II in jedem Waldorf-Synthie in klanglich leichten Variationen zu finden sind. Die Unterschiede der Filter-Generationen sind bei Frequenzmodulation jedoch nicht mehr wahrnehmbar, aber das nur am Rande. Als Filtertypen stehen LowPass, BandPass, HiPass und Notch mit jeweils 12 und 24dB/Oktave Flankensteilheit zur Verfügung sowie die beliebten, da selten zu findenden Comb+ / Comb- Kammfilter. Der Blofeld kann hier mit einem PPG 24dB Tiefpassfilter noch einen draufsetzen, der, wie sollte es auch anders sein, der Filtercharakteristik des SSM 2044-Chips der PPG Wave-Synthesizer nachempfunden ist. Laut Waldorf könnte es der PPG-Filter per Update eines Tages auch in den Largo schaffen. Also: Gleich Wunschliste an den Nikolaus schreiben.
Drive Me …
Was beim micro Q mit einem einfachen Drive-Parameter zur Übersteuerung der Filter anfing, ist bei Blofeld und Largo zu kompletten Verzerrermodellen geworden. Der Largo bietet unter dem Parameter Drive Type die Verzerrermodelle Light, Tube, Hard, Medium, Pickup1, Pickup2 (Sine-)Shaper und Fuzz. Beim Blofeld heißt der Parameter Drive Curve und ist reicher ausgestattet als beim Largo. Er bietet noch zusätzlich die Modelle Clipping, Soft, Rectifier, Square, Binary und Overflow. Allein die Verzerrermodelle schreien doch nach einem Audioeingang für Largo – oder? Bei den Filtermodulationen sind sich hingegen alle Waldorfler wieder einig, und auch das Filterrouting ist wie beim micro Q entweder seriell oder parallel schaltbar. Nur im Largo hingegen finden wir bis jetzt den Parameter BassBoost, der die Waldorf-typische Anhebung des unteren Frequenzbereiches zuschalten kann. Ein Thema, das digitalen Filtern (und einigen analogen!), die im Vergleich zu ihren Hardware-Vorbildern den Frequenzbereich bei steigender Resonanz ausdünnen, was wiederum ein andere Klangcharakteristik erzeugt. Im Largo nun optional.
Hüllkurven
Die Mixer- und Hüllkurven-Funktionen sich auch alle gleich geblieben. Doch beim Blofeld sind viele Mix- und Balance-Parameter in die entsprechenden OSC-, Filter- LFO- etc. Ebenen gewandert, aber es findet sich alles wieder. Der Largo ist dagegen wieder mehr an der microQ Struktur orientiert.
Der Largo hat zusätzlich auch noch einen vollparametrischen 4-Band EQ pro Layer bekommen, der tiefe Eingriffe ins Klangbild über den gesamten Frequenzbereich zulässt. Das Lo-Shelf Band reicht bis ca. 1kHz, die beiden Mid-Peak Bänder von 40Hz bis 17kHz und das Hi-Shilf Band arbeitet ab 125Hz.
LFO
Bei den LFOs hat sich auch einiges getan, das auf den ersten Blick schnell übersehen wird. Drei Stück gibt’s auch hier, und alle schwingen mit bis zu ca. 2500Hz. Jedoch sind die Speed-Parameter anders geeicht. Beim micro Q und beim Largo reicht die Parameterweite von 0 bis 127 bzw. von 256 bis 1/96Takte im MIDI-Clocked Modus. Der Blofeld hat eine andere Eichung mit einer Reichweite von 63 Schritten im Clocked Modus bzw. 1280 bis 1/48 Takte. Das war ein kleine Aufmerksamkeit von Wolfram Franke, der sich viele Gedanken darüber gemacht hat, welche Geschwindigkeiten selbst für den anspruchvollsten Polyrhythmik-Musikant interessant sein könnten. Das Ergebnis ist die Clock-Eichung des Blofeld, der damit seinen Live-Charakter noch mehr unterstreicht. Bei den LFO-Wellenformen herrscht dann zwar wieder fast Einigkeit mit Sine / Triangle / Square / Saw / Random / S & H – doch nur fast. Denn der Largo bietet noch eine extra Wurst. Für LFO3 bietet er nämlich eine frei einzeichenbare 16 Schritt (max.) Wellenform samt Contour-Parameter, der die Übergänge zwischen den Schritten auf Wunsch glätten kann.
Modulationsmatrix
Ein paar eher unsichtbare Veränderungen gab es bei der mächtigen Modulationsmatrix. Die Unterteilung der Modulations-Slots in 8 Standard- und acht Fast-Slots aus dem micro Q ist einer einheitlichen 16 Slots Matrix in Blofeld und Largo gewichen. Aber dennoch kann der micro Q hier punkten, denn seine Fast-Slots arbeiten mit bis zu 5kHz, während die Slots im Blofeld nur mit ca. 2.5kHz arbeiten. Das mögen vielleicht nur Zahlen sein, sind aber dennoch Unterschiede. Im Largo verhält es sich prinzipiell wie im Blofeld, doch ist hier die Modulationsgeschwindigkeit der 16 Slots von der Samplingfrequenz der DAW-Session abhängig, die bei 44.1kHz eine Modulationsauflösung von 2.5kHz haben. Bei 88.2kHz Samplingfrequenz dann entsprechende 5kHz. Wie gesagt ändert sich damit die Auflösung, nicht die Geschwindigkeit der Modulation selbst. Sonst würden ja die Sounds bei unterschiedlichen Samplefrequenzen verschieden klingen.
Hier noch ein Überblick über die Modulationsparameter des Largo und micro Q. Dem Blofed fehlen die Voice- und Unisono-Quellen, ansonsten sind alle gleich.
Daneben bieten alle Waldorfer dieselben Matrix-Modifer. Das sind mathematische Operationen mit denen aus zwei Modulationsquellen neue Modulationsmodelle berechnet werden können. So kann man recht schnell einen ständig sich selbst modifizierenden und modulierenden Klangkomplex erschaffen. Tolles Feature.
Effektsektion
Bei den Effekten gab es ebenfalls Veränderungen. Zwar haben alle die bekannten zwei Effekteinheiten, jedoch hat der Largo weder die FiveFX des micro Q noch die TripleFX des Blofeld, sondern nur die Standardbestückung Chorus Flanger, einen neuprogrammierten Phaser, Overdrive sowie Delay und Reverb. Letztere wie gewohnt nur für FX2, das hier pro Layer arbeitet und nicht pro Sound, da der Largo ja wie erwähnt nur ein Layer-Konzept hat. Bei den Delays der Brüder gibt es ebenfalls markante technische Unterschiede. Im micro Q gibt es vier Delays, eins freischwingend von 1.4ms bis 1.48s und ein Clocked Delay, das von 1/128 – 8/4 Takte reicht. Daneben gibt es noch die 5.1 Surround Delays in freischwingender oder Clocked Versionen, jeweils bei einer Parameterlaufweite von 127. Im Blofeld und Largo sind die Delays umschaltbar. Im Clocked-Modus sind die Blofeld Geschwindigkeiten von 1/96 bis 10 Takten einstellbar, im freilaufenden Modus von 0 bis 29. Beim Largo sind es dagegen wieder 127 Werte, und der Clocked Modus ist mit einer Reichweite von 1/512 Triolen bis 12 Takten oder maximal 2 Sekunden am üppigsten, da es hier ja keine DSP-RAM Limitierungen gibt. Wenig üppig sind hingegen die Modulationsquellen des Ringmodulators, der beim Blofeld und beim Largo lediglich zwischen den ersten beiden OSCs und dem Rauschgenerator funktioniert. Die Architektur des micro Q ist da mit External (Audio In), Aux (Bus) Inst.1 FX (Bus) Inst.2 FX (Bus) Inst.3 FX (Bus)
Inst.4 FX (Bus) Main in (Summe Ausgang) Sub1 in (Summe Ausgang) Sub2 in (Summe Ausgang) als RingMod-Eingänge wesentlich flexibler. Die Waldorfer hatten es ja noch nie so mit den gesonderten Effekten, und der Largo ist hier sogar am schmalsten ausgestattet, was sich aber mit jedem Effekthaushalt jeder halbwegs ernstzunehmende DAW oder Host-Software locker ausgleichen lässt. Hier sollte man keine falschen Tränen vergießen.
Kommen wir also zum letzten Feature-Shootout unseres Test: dem Arpeggiator.
Es hat sich wenig verändert. Die Unterschiede liegen auch hier in den unterschiedlichen Geschwindigkeitsparametern. Der micro Q kann die Arp-Geschwindigkeit mit einer Laufweite von 1/32Triole bis 1/1 Takt mit der Clock synchronisieren. Der Blofed bietet ordentliche 1/96 bis 64 Takte, wobei dieser noch einen Random-Wert für das Timingverhalten erzeugen kann, und der wahnsinnige Largo bietet Arp-Laufzeiten von 1/64Triole…1280 Takten. Auch der Arp-Notenlänge Parameter unterscheidet sich. Beim micro Q reicht er von 1/192 bis 127/192 Takte, beim Blofeld wieder von 1/96 bis 64 Takte und beim Largo wieder extreme 1/64Triolen bis 1024 Takte. Auch was die Bedienbarkeit des Arpeggiators im Largo angeht, lässt er micro Q und Blofeld weit hinter sich zurück. Über ein grafisches Interface ist das Bedienen des Arps ein Kinderspiel und öffnet jedem die Augen, der dieses Feature bisher in ihrem Waldorf-Synthie vernachlässigt haben. Selbst heute gehört der Waldorf Arp noch den umfangreichsten Arpeggiatoren, die in einem Synthesizer zu finden sind. Egal ob Steps zuschalten, Notenlänge und Accents setzen: alles da. Dabei haben die einzelnen Notenblocks verschiedene Grifffelder, an denen sie entsprechend in Länge/Zeit, Höhe/Accent und Position/Timing Note Overlap inklusive verändert werden können. Eine Möglichkeit, die Arp-Pattern gesondert speichern und laden zu können, wurde angeregt und wird in Betracht gezogen. Vielleicht findet die Patternverwaltung ja tatsächlich den Weg in ein späteres Update. Toll wär’s allemal.
Klang
Und wie es klingt? Na, nach Waldorf. Was dachten Sie denn. Der Klangcharakter ist unglaublich wuchtig mit rabenschwarzen Bässen und luftigen Höhen, die einem das Atmen schwer machen. Der Largo vermag sich gut im Mix durchzusetzen, und die Modulationsmöglichkeiten decken eine riesige Klangbreite ab, von der andere Synthies nur träumen können. Irgendwo hab ich mal in einem Workshop zum micro Q gelesen, die Qs wäre wegen ihrer obertonreichen Klänge schlecht in den Mix zu integrieren – das war 2001 oder so. Wenn man also einem Synthesizer ankreidet, dass er zu fett klingt, was soll ich dann noch sagen? Vorsicht! Finger Weg! Zu fett für einen Softsynthie! Oder wie? Zumal die Waldorfer für mich zu den wenigen Synthies gehören, die digitale Klarheit mit warmem Dreck verbinden können und – sorry meine Herren – da kommt auch der Virus nicht ran – ohne jetzt seine speziellen Fertigkeiten in Frage zu stellen. Es ist wie so oft eine Frage des Geschmacks.
Was die Rechnerauslastung angeht, so war das MacBook mit bis zu 30% DSP-Auslastung pro Instanz bei vier aktiven Layern und 16 Voices recht üppig. Doch die CPU-Last jetzt zu bemängeln ist müßig, denn im nächsten Jahr lachen wir schon wieder über die Systemanforderungen. Außerdem schreien doch auch alle dauernd nach besser klingenden Plug-ins. Bitter sehr: Hier ist eines. Also aufhören Krokodilstränen zu flennen und ab ins Studio, Mucke machen! Danach gibt’s auch wieder Kakao für alle.
Vielen Dank für den guten, ausführlichen Bericht! Klasse finde ich die Gegenüberstellung zu den Hardsynths. Den Satz „… die Waldorfer … zu den wenigen Synthies gehören, die digitale Klarheit mit warmem Dreck verbinden können.“ muss ich mir merken für den Fall, dass man gefragt wird, wie Waldorf so klingt.
Wavetableeditor und das PPG-Filter sollten eigentlich einzug in den Largo halten. Gerade das erstellen von eigenen Wavetables bringt viele neu Klänge. Auch könnte man diese neuen Wavetables in der Soundcorner von Waldorf uploaden.
Auf jeden Fall ein super Bericht der sich schön flüssig liest.
hab mir die Zeit bis zum Release des Largo mit dem Lennar Digital Sylenth1 vertrieben. Der Sylenth1 ist so unheimlich Fett und deckt Klanglich alles ab was ich brauche, so dass ich den Largo nun nicht mehr ins Auge fasse.
Ich hätte dem Largo als Ergänzung vielleicht noch eine Chance gegeben, aber bei der Copy Protection habe ich aufgehört weiterzulesen… Der Lennar kommt vorbildlich nur mit einer Seriennummer aus, spart so den Ärger der zwangsläufig bei jeder Neuinstallation / Update aufkommt.
Grüße Philipp
@Philipp Hast Du einen Dongle gibts gar kein Ärger bei einer Neuinstallation. Ohne Dongle ist der Aufwand verschwindend gering. Installierst DU XP hast mehr Aufwand.
Hi, da ist meine bisherige Dongle erfahrung eine andere… und selbst wenns läuft unterwegs machts damit am MacBook wenig Spaß – wenn dann andere Hersteller eine (nach meiner Einschätzung klanglich auch bessere) Lösung ohne Dongle / Challenge – Response anbieten seh ichs halt nicht ein mich darauf einzulassen. Grüße Philipp
@Philipp Einen Synth nur wegen des Kopierschutzes abzuwerten ist doch wohl ziemlich trashig:
wenn er was hätte was andere Synths ohne Dongle nicht bieten würd ichs auch nicht tun – aber das sehe ich beim Largo einfach nicht.
Andere Hersteller haben hübschere Töchter ohne Dongle ;-)
Ich hab den Komplexer und unterm Strich ist der Largo also laut Test nicht wirklich wesentlich besser.
Zumdem ist der Preis einfach zu hoch und dank Dongle-Schutz wird man das Teil wohl auch nichtmal als Demo testen können.
Es gibt einfach zu viele „amtliche“ Synths im Angebot und der Largo reiht sich da einfach nur ein, mehr nicht.
Außerdem hat der hier schon erwähnte Sylenth1 eine riesige Userbase wo ständig Patches nachgeliefert werden und wo man schnell Hilfe bekommt.
Der Largo ist eher ein Einzelgänger für Einzelgänger :-)
Da kann man den alten Microwave-Tagen noch so nachheulen, aber das Teil ist leider kein „Must-have“.
Euer Jesus
@Jesus Viele vergessen das der Komplexer zwei Wavetables hat. Der Largo dagegen 67. Schon deswegen kann der LArgo ganz andere Sounds als der Komplexer. Desweitern haben die Programmierer seit erscheinen des Komplexer nicht unter einem Stein gelebt und die Synth-Engine weiter verbessert was ja dem Klang zugute kommt. Außerdem werden bestimmt einige neue Features als Update in den Largo einfliessen wie etwa die PPG-Filter oder den Sampleimport oder vielleicht auch ein Editor für WT.
Wenn en Waldorfsound nicht mag muß ja nicht zugreifen. Ich bin Quasi mit den Microwaves aufgewachsen und deren SOund gehört einfach in meine Musik.
@FischerZ
werkseitig hat der Komplexer sicherlich weniger an Wavetables im Osc als der Largo, dafür hat der Komplexer aber einen entscheidenen Vorteil; im Gegensatz zum Largo kann er dank des „Stromeko-Tools“ eigene Daten laden, also „fremde“ WT importieren! – so gesehen „kann“ der Largo „weniger“ Sounds ;)
Wie bereits beim Blofeld dauert es auch mit dem Largo etwas länger als angekündigt, bis das Teil endlich beim Händler und Kunden ankommt :( Waldorf sollte am Vertrieb arbeiten, den Kopierschutz überdenken und den Preis entsprechend reduzieren.
Für den Komplexer gibt es laut Stromeko 30 WT beim Largo sind es 67. Der Komplexer ist abgehackt was die Updates betrifft, der Largo ist seit ca. 14 Tagen verfügbar und Updates werden kommen. In diversen Tests ist zu lesen was noch alles kommt oder könnte. Wenn es bei Deinem Händler noch keinen Largo gibt hat er wohl zu spät bestellt. Wer zuerst kommt mal zuerst und außerdem ist es Mühselig zu disskutieren was besser ist oder was nicht. Wenn ich keinen Spinat mag, esse ich auch keinen.
Ein guter Synth, der aber auch ordentlich bei der CPU zulangt. Von nahezu allen bemängelt: der nicht vorhandene Presetbrowser. Für ein Plugin diesen Formats eigentlich schon sträflich.
Die Presets empfand ich eher durchschnittlich, da hat man wohl leider nur die zweite Reihe an Soundschraubern für verpflichten können. Waldorf Largo als Presetschleuder wohl eher ein „nein“. Hier ist auf jedenfall selber schrauben angesagt ;)
Viele haben sicherlich ein brachial klingendes Monster erwartet, dass alles in den Schatten stellt ;) Dem wird der Largo aber IMHO nicht gerecht, er reiht sich aber durchaus in die Reihe der besseren Synth ein und zeigt gleichzeitig das Waldorf nach der damaligen Insolvenz wieder komplett da ist, mit Hard-und Software.
Für mich insgesamt kein Plugin was ich kaufen muss. Ich bin allerdings auch noch nie ein Freund des „Waldorf Sounds“ gewesen und das hat sich mit dem Largo auch nicht geändert.
Mit Version 1.1.0 hat Waldorf auch eine Demo bereitgestellt.
Hier ist der Link:
http://demo.waldorfmusic.de/
erreicht man denn mit dem Largo auch Klangniveau eines Waldorf XT?
ich weiß jetzt nicht genau was du meinst.
Der Largo gehört zu Q Familie und nicht zur Wave Famile von Waldorf.
Vom Klangniveau her ist es auf alle Fälle Waldorf! Aber ein Micro/wave/XT ist doch wieder was anderes als ein Q.
:)
Das GUI war selbst nach dem 1.5.1 update immer noch super lahm (zumindest die demoversion) unter Windows7 sobald Noten eintreffen. Dieses Verhalten kann jedoch unterdrueckt werden sobald das virtuelle Keyboard nicht mehr sichtbar ist, wenn man es zB aus dem sichtbaren Bereich des Fensters schiebt.
Scheint so als ob das „redrawing“ des GUIs(der Tastatur) dieses verhalten ausloest.
Klanglich gesehen nicht schlecht aber es gibt doch viel tollere alternativen… Habe meinen Largo sofort wieder verkauft… Ganz abgesehen davon werd ich auch nie wieder ein elicencer Synth kaufen… Nur probleme… Laut waldorf support liegts an meinem usb port… Mein PC von da-x ist wohl der schuldige ;)
Habe meinen Largo sofort wieder verkauft…
Ich auch das GUI ist super schlecht Programiert entäushend