Legenden-Kompressor für wenig Geld
Zwei Regler. Gain und Peak Reduction. So viele Möglichkeiten der Klangbeeinflussung hat man bei einem Teletronix LA-2A Kompressor. Gut, man kann noch eine Gain-Reduction schalten (+10 oder +4 dB) und wählen, ob man das Gerät als Kompressor oder als Limiter verwendet. Der LA-2A ist somit ein Vorbild an Effizienz und Simplizität!
Der LA-2A basiert auf einer per Röhrenstufe betriebenen Elektron-optischen Schaltung zur Pegelabsenkung. Anders als z. B. bei FET-basierenden Kompressoren (wie ein UAD 1176) findet die Begrenzung des Pegels ohne jegliche harmonische Verzerrung statt. Dabei sorgen eine Lichtquelle und eine Fotozelle dafür, dass eine sehr charakteristische Kompression stattfindet. Je heller das Licht (also das Eingangssignal), desto größer der Widerstand in der Fotozelle und desto höher die Kompression.
Neben dem Kompressionseffekt durchläuft das Signal im LA-2A noch die Röhre und gibt so dem Klang einen warmen und vollen Charakter. Und die „Kirsche auf dem Kompressorkuchen“ ist beim LA-2A dazu noch, dass man im abgedunkelten Raum das Opto-Element leuchten sieht. Schön.
Waves CLA-2A Plugin: Bedienelemente
Und nun kommt Waves und macht ein Plugin. Seelenlose Programmzeilen für einen Computer? Kann das was werden? Bei so viel Charme des Originals kann das doch nur in die Hose gehen. „Schau mer mal“, wie wir in Bayern sagen und so schütteln wir dabei alle Vorurteile ab.
Optisch ist das Plugin auf jeden Fall gelungen. Die Anlehnung am Original ist unverkennbar. Ein zentrales VU-Meter, die beiden Regler und der Schalter für die Betriebsart als Kompressor oder Limiter. Sogar die Skalierung der Potis wurde übernommen. Alles in allem ein sehr ansprechendes Design mit dem charmanten Vintage-Charme.
Waves CLA-2A: Vergleich zum Original
Neu dazugekommen sind im unteren Bereich die Wahlschalter, ob der Sound von einem Netzteil europäischer Bauart mit 220 V / 50 Hz oder mit einem US-Standard Powersupply mit 110 V / 60 Hz beeinflusst werden soll. Außerdem kann man das VU-Meter variabel auf Input, Output oder Gain Reduction einstellen. Und letztlich erhöht HiFreq die Verstärkung in der Kompression für höhere Frequenzen als 1 kHz, niedrigere Frequenzen bleiben unberührt. Bei der Einstellung „Flat“ werden alle Frequenzen gleichermaßen komprimiert. Laut Handbuch soll dies einen Effekt ähnlich einem De-Esser geben. Und als weitere positive Eigenschaft muss erwähnt werden, dass das Plugin in den Betriebsarten Mono oder Stereo eingesetzt werden kann, so wie das bei Waves meistens der Fall ist.
Und apropos Waves: Wie bei allen Plugins dieses Anbieters hat auch der CLA-2A die bekannte Menüleiste mit der Möglichkeit, Setups zu speichern, Presets abzurufen und A/B-Vergleiche durchzuführen. Sehr lobenswert. Der CLA-2A bietet immerhin 12 verschiedene Presets an:
Waves CLA-2A Compressor Limiter Plugin: Klang
Also: Was kann ein Opto-Kompressor am besten? Bass und Drums. Und genau damit füttere ich das Plugin auf meinem MacPro mit Logic X. Hören Sie selber: Beispiel 1 mit aktviertem Waves CLA-2A Plugin und Beispiels 2 als Drum-Spur ohne Effekt:
Hören Sie das Gleiche wie ich? Komprimiert wird, ja. Sogar ziemlich gut. Aber doch eher „punchy“ und dynamisch. Hm. Ich habe leider kein Original zur Hand, aber ich habe den Klang noch ziemlich gut im Ohr: Also der Teletronix gibt einem da schon mehr … mehr Wärme, mehr Fülle und auch ganz viel Kuscheln. Die langen Release-Zeiten und der zögerliche Attack des CLA-2A ist ohne Frage gut gelungen und das Finden der optimalen Einstellung gelingt auch gut, aber vom berühmten Vorbild ist hier nicht viel übrig geblieben.
Ich konnte vor Kurzem den Klark Teknik KT-2A von Behringer hören. Dieses nur 299,- Euro günstige Gerät brachte den „Spirit“ des Originals wesentlich besser zur Geltung.
Na gut, dann bringen wir einen sanft gespielten Bass auf den Tisch, aber auch hier der gleiche Effekt: Saubere Kompression, sehr knackig, aber der Charakter der Röhre und die cremige Kompression durch das Opto-Element sind allenfalls zu erahnen. Hier zuerst mit und dann ohne aktiviertem Waves CLA-2A Plugin:
Ich gebe es gerne zu: Tatsächlich gefällt mir der Klang des Plugins sogar ziemlich gut. Dafür dass man kaum Einfluss nehmen kann, trifft man den Sweet Spot sehr schnell und bekommt ein überzeugendes Ergebnis. Lässt man das Original außer Acht, bietet der CLA-2A einen ziemlich modernen Sound für einen röhrenbetriebenen Opto-Kompressor.
Waves CLA-2A Compressor Limiter Plugin: Hintergrund
Aber woran liegt es, dass das Waves CLA-2A Plugin nur peripher an das Vorbild erinnert? Die Antwort liegt auf der Hand: Ähnlich wie der CLA-76 von Waves, wurde auch der CLA-2A vom bekannten Mixing Engineer Chris Lord-Alge mit konzipiert. Gerade bei einem LA-2A Plugin kräuseln sich da meine Stirnfalten, denn dass der „In your Face“ Charakter, für den Herr Lord-Alge bekannt ist, nicht zum gemütlichen LA-2A passt, hat sich im Hörtest gezeigt.
Schon beim Waves Plugin CLA-76 empfand ich den Einfluss des „Mixing Gotts“ eher kontraproduktiv. Entweder ein Klon bzw. ein Nachbau des Originals oder ein eigenständiges Sounddesign. Die Mischung, wie bei den beiden Waves Kompressoren, verwirrt die Kundschaft eher und weckt falsche Erwartungen. Wenn ich ein LA-2A (oder ein 1176) Plugin kaufen möchte, dann suche ich nach einer Software, die klanglich sehr nah am Original liegt.
Das bedeutet allerdings nicht, dass das Plugin schlecht wäre! Es sieht gut aus, ist stabil und gut bedienbar. Es hat einen Klang, der nur sehr entfernt an das berühmte Vorbild erinnert, aber nicht dessen Unvollkommenheit und Sympathie erreicht.