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Test: Drawmer 1973, Softube 1973 Kompressor, Hardware gegen Software Plugin

Das Gleiche, nicht dasselbe

1. April 2019
drawmer 1973 softube

Drawmer 1973, Softube 1973, Hardware gegen Software

Willkommen zu einer neuen Episode Hardware contra Software. Wie im letzen Fall (Tube-Tech CL1B Hardware gegen Plugin), den es zu lösen galt, kommt die Software aus der Plugin-Schmiede Softube, die ja seit jeher für guten Klang in der digitalen Domäne bekannt sind (obwohl das physikalisch natürlich Quatsch ist, denn klingen können nur Druckunterschiede. Und die sind nun mal unverbesserlich analog).

Es handelt sich bei dem digitalen Nachbau um den Drawmer 1973 Multiband-Bus-Kompressor, der bereits hier vom werten Kollegen Onkel Siggi getestet wurde. Ebenfalls trat er auch schon gegen zwei andere Kandidaten in diesem Vergleichstest an, wo er vor allem durch seine Eigenschaften als Multibandkompressor glänzte.

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Softube DRAWMER 1973

Softube DRAWMER 1973

Wer sich also über den Drawmer 1973 informieren möchte, kann das in besagten Artikeln tun; hier geht es ausschließlich um den Vergleich der Hardware- mit der Software-Version. Da das Softube-Plugin auch ganz offiziell den Namen des Hardware-Pendants trägt, ist es nicht verwunderlich, dass die Software in enger Kooperation mit dem britischen Hardware-Hersteller entwickelt wurde. Das Plugin muss schon gelungen sein, denn die Firma Drawmer selbst hat es „approved“, also abgesegnet.

Ob es sich auch hier unter der Haube um eine Schaltkreissimulation handelt oder ob der Klang „nur“ sorgfältig nachempfunden wurde, geht aus der Selbstauskunft auf der Softube Seite nicht hervor. Dort steht lediglich, dass „jede Komponente sorgfältig modelliert wurde“. Das kann natürlich alles heißen. Modelliert nach Schaltkreisen, Messergebnissen oder Gehör. Vielleicht von allem etwas. Gemessen an seinem CPU-Hunger von ca. 3 % bei 128 Samples Buffer / 48 kHz SR auf einem late 2014 MacMini (2,6 GHz, 8 GB) ist eine Schaltkreismodellierung durchaus vorstellbar.

Hardware DRAWMER 1973

Hardware DRAWMER 1973

Wie beim letzen Fall gehe ich den Vergleich mit einer Mischung aus analytischer und intuitiver Herangehensweise an. Das bedeutet konkret: Zunächst ein paar Abbildungen von Antworten auf Sinustöne, danach einige Klangbeispiele.

What the Peep?

Fangen wir also zunächst mit den Sinusantworten an. Um auch die wichtigen Eigenschaften der Intermodulation zu betrachten, sind hier auch kombinierte Piepser zum Einsatz gekommen. Diese können nämlich eine Menge Hinweise darüber geben, wie das Gerät bzw. die Software mit „realen“ Signalen umgeht. Fangen wir an mit einem satten Bass von 50 Hz

DRAWMER 1973 Vergleich - 50Hz

DRAWMER 1973 Vergleich – 50 Hz

­Klar zu erkennen ist der Rauschpegel des Gerätes, der der Software völlig abgeht. Warum sollte man das auch modellieren? Das Eigenrauschen liegt aber im hörbaren Bereich im Schnitt satte 112 dBFS unter dem Nutzpegel und ist auch im Einsatz nicht wahrnehmbar. Schön zu sehen, wie man einen Großteil der Energie des unvermeidlichen thermischen Rauschen über die 20 kHz Marke gedrückt hat. Es ist zwar da, aber man hört es halt nicht.

Zum Spektrum selber ist zu sagen, dass sie sich schon ähneln, sich aber gerade einer entscheidenden Eigenschaft unterscheiden: Bei der Hardware dominiert die 2. Harmonische, die im Allgemeinen mit einem angenehmen Klang assoziiert wird. Bei Softube Drawmer 1973 ist diese zwar auch ausgeprägt, es dominiert aber die 3. Harmonische, deren Klang eher mit unerwünschter Transistorenzerre einhergeht. Überhaupt dominieren die ungeradzahligen Obertöne, die meistens weniger erwünscht sind als die geradzahligen.

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Nur mal so: Drawmer 1973 gegen Softube 1973 Plugin

Warum ist das so? Das kann man ganz intuitiv verstehen: Die 2. Harmonische z. B. bedeutet ja nicht anderes, als dass zu dem Ton, der hereinkommt, ein weiterer hinzugefügt wird, der genau eine Oktave darüber liegt. Und die ist nun mal das Intervall mit den wenigsten Reibungen im Klang, sehen wir mal von der Prim ab. Die 3. Harmonische hingegen befindet sich 2 Oktaven plus einer Quint über dem Grundton – hier gibt es schon mehr Reibung.

Zurück zu den Intermodulationen. Gewählt wurde eine Kombination aus 50 Hz und 1 kHz Sinus. Wie man sieht, bleibt das Verhalten im Bassbereich identisch. Auch hier dominiert die 2. Harmonische bei der Hardware und die 3. bei der Software. Das Bild bei 1 kHz ist jedoch kaum zu unterscheiden sowie das bis hinauf zu 10 kHz. Rein optisch sieht man hier, wie genau die Modellierung der Software im Mitten- bzw. Höhenbereich gelungen ist. Sicherlich, es gibt immer noch minimale Unterschiede, aber teilweise ähneln sich die Spitzen wie ein Ei dem anderen.

DRAWMER 1973 Vergleich - 50Hz+1kHz

DRAWMER 1973 Vergleich – 50Hz+1kHz

Um jetzt noch die Komponente der hohen Frequenzen einzubringen, gesellt sich ein 10 kHz Sinus hinzu und bildet das Dreigestirn der Piepserei. Hier sieht man, dass die Drawmer 1973 Hardware im Top-End wieder stärker vom Plugin abweicht. Die ersten Seitenbänder des 10 kHz Sinus sind deutlich ausgeprägter, danach fallen die Höhen über 10 kHz stärker und gleichmäßiger ab.

DRAWMER 1973 Vergleich - 50Hz+1kHz+10kHz

Drawmer 1973 Vergleich – 50Hz+1kHz+10kHz

Drawmer 1973 vs. Softube 1973: Im Klang liegt Wahrheit

… oder so ähnlich. Für die Klangbeispiele habe ich wieder eine Send-Spur für beide Testkandidaten genommen, aufgenommen wurde in 96 kHz. In den Klangbeispielen kommt immer nach dem Piep die Software-Version, ein neues Klangbeispiel fängt immer mit der Hardware-Version an.

Die Pegel wurden im Bypass angeglichen. Danach habe ich tatsächlich einfach die Reglereinstellungen von Hardware und Software Drawmer 1973 eins zu eins übernommen. Das führte sofort zu grundsätzlich gleichen Ergebnissen für die Vergleiche. Das war beim Tube-Tech Kompressor noch etwas komplizierter, aber da ist ja auch eine geheimnisvolle Elektronenröhre am Werk.

M/S-Stereo bietet nur die Software

M/S-Stereo bietet nur die Software

Die FETs scheinen sich also besser modellieren zu lassen. Interessant zu hören fand ich vor allem die Wirkung der BIG- bzw. AIR-Schaltung, die wirklich gut gelungen ist. Es ist generell so: Hört man sich die Klangbeispiele an, klingen sie fast un-unterscheidbar. Alles was die Hardware macht, macht die Software auch. Alles? Nun, nicht ganz. Ich höre da bei der Hardware noch eine gewisse Fidelität in den Höhen, die der Software abgeht. Aber das ist, wie beim Tube-Tech-Fall wirklich nur das Top 5 % bis 1 %.

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Fazit

Auch hier liegt wieder eine absolut gelungene Umsetzung der Hardware, diesmal in Form des Drawmer 1973 vor. Obwohl die Hardware mit knapp 1200,- Euro erschwinglich ist, bietet die Softube-Umsetzung für $ 225 eben noch die Vorteile der mehreren Instanzen, der Presets und vor allem: Mid-/Side-Mastering, ohne das ich persönlich nicht mehr auskomme. Ich muss zugeben, so sehr mich das Plugin auch begeistert. Hätte ich die Wahl (sprich den Geldbeutel), würde ich die Hardware dennoch vorziehen, eben wegen der genannten 1 %. Trotzdem, wer den direkten Vergleich eben nicht machen kann, wird auch nichts vermissen an der Softube-Version.

Disclaimer

Dieser Vergleich hat von Anfang an nicht den Anspruch zu urteilen. Er soll jedoch auf die Unterschiede und Vor- und Nachteile aufmerksam machen. Eine Empfehlung kann man sowohl für die Hardware-Version des Drawmer 1973 als auch die Softube-Inkarnation machen.

Plus

  • Software bietet Presets, mehrere Instanzen und M/S-Stereo
  • Hardware bietet mehr Fidelität im Top-End

Preis

  • Ladenpreis: Drawmer 1973: 1.269,- Euro
  •  Downloadpreis: Softube Drawmer 1973: 195,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    tammy

    Für unter 200 euro bekommt man bei softube einen mega Kompressor, da spare ich mir echte Potis.

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