API für die Console
Mit dem American Class A stellt Softube einen weiteren Channelstrip vor, der u. a. für ihren Hardware-Controller Console 1 angepasst ist. Unschwer ist aus Namen und grafischer Gestaltung das Hardware-Vorbild zu erraten, API soll in die DAW Einzug halten. Wie die bisherigen für Console erhältlichen Emulationen, der mitgelieferte SSL SL 4000E sowie die optionalen SSL SL 9000K, British Class A und Summit Audio Grand Channel, ist der Channelstrip in fünf Bereiche aufgeteilt.
Auf die Input-Sektion, die Gain, Low-Cut und-High Cut bietet, folgt das Gate, das hier um eine Hüllkurvenbearbeitung ergänzt wird. Dynamic-Shape nennt sich folglich dieser Prozessor. Der nächste Block ist für den Equalizer reserviert, dahinter sitzt die Compressor-Einheit. Abgeschlossen wird der Channelstrip mit der Sektion, die Drive und Volume bereitstellt. Gate, EQ und Compressor sind in der Abfolge nicht fix, so lassen sich EQ und Compressor in der Reihenfolge vertauschen oder der Equalizer rückt vor die anderen beiden Prozessoren.
Da Softube, wie auch für die englische Variante, keine offizielle Lizenz für die Emulation erworben oder erhalten hat, bleibt uns der Hersteller die Aussage über die virtuell geformten Gerätschaften weitgehend schuldig. Macht nichts, Hauptsache ist doch, der allgemein bekannte amerikanische Sound stellt sich ein.
Während die ersten Console Channels nur mit der Hardware zu nutzen waren, hat Softube diese Politik seit dem Summit Audio Grand Channel geändert. So ist auch der American Class A als VST, VST3, AU und AXX Native zu laden, die gekaufte Version enthält sämtliche Lizenzen.
Softube American Class A – Unterschiede zwischen Console und Native
Auffälligstes Merkmal ist die differente grafische Gestaltung der beiden Versionen. Das VST/AU/AXX-Plugin (ab hier der Einfachheit halber „DAW“ genannt) orientiert sich an der Farbgebung der API-Gerätschaften, allerdings ohne die charakteristischen Potiknöpfe zu kopieren. Vor allem verzichtet Softube auf die in einem Plugin unsinnigen Doppelpotis des Originals. Das Ergebnis sind gut ablesbare Einstellungen. Dazu addiert sich, neben der grafischen Frequenzdarstellung, noch eine Wellenformdarstellung. Hier werden die Pegelverhältnisse dargestellt.
Die Console Einheit bietet einen anderen Ansatz. Hier wird für alle verwendeten Plugins eine einheitliche grafische Oberfläche angeboten. So sind alle Werte zunächst numerisch dargestellt. Es gibt zwar auch einen Mode, der Potis anbietet, hier wird dann allerdings die grafische Frequenzdarstellung vermisst. Abzulesen sind die Console-Anzeigen besser, da sie tatsächliche Werte mit angeben, beim DAW-Plugin wird dafür mehr Wert auf die visuelle Gestaltung gelegt.
Für EQ und Compressor sind zwei Versionen angelegt. Beim DAW-Plugin ist das einfach in der grafischen Oberfläche umschaltbar, die Console-Version verlangt hier die Ladung einer neuen Instanz. Auch das bedient die Console-Logik, hier kann jeder Block frei ausgetauscht werden. American Class A Compressor mit Summit EQ und SSL Shaper, das geht. Hier muss die native Konkurrenz passen.
Zusätzlich kann in Console jeder Block einzeln deaktiviert werden. Das geht im DAW-Plugin nur durch eine neutrale Einstellung. Bypass des gesamten Kanalzugs ist natürlich in beiden Versionen möglich.
Beide Versionen bieten eine Möglichkeit, die Gain-Abstufung im EQ zu verändern, gehen dafür aber auch unterschiedliche Wege. Um die feste Abstufung feiner zu gestalten, bietet die DAW-Version einen Gain-Multiplier, der die Schritte halbiert oder viertelt, Console bietet zwei EQs, das Original und die Extended-Version, die von 0 bis 3 dB in 0,5 dB Schritten, dann bis 6 dB in 1 dB Untergliederungen schaltet. 9 dB und 12 dB sind hier nicht feiner unterteilt.
Der Kompressor bietet in der DAW-Version eine Umschaltung von Soft- zu Hard-Knee. Diese Funktion fehlt in Console, hier ist der Kompressor nach meinen Hörvergleichen fest auf Hard gestellt. Auch die Bezeichnungen der beiden Kompressor-Typen ist unterschiedlich. Beim DAW-Plugin ist der Old-Mode zunächst vorgegeben, der New-Type wird über einen Button aktiviert. Bei der Console-Version wird zunächst der Smooth-Type geladen, der dem New entspricht. Die alte und druckvollere Version nennt sich hier Punch und wird als Option geladen.
Interessiert hätte mich, wie sich die Unterschiede beim Austausch der Presets zwischen den Versionen auswirkt, das scheint Softube aber nicht vorgesehen zu haben. Schade, durch die weniger unterteilte Parametrisierung der DAW-Version ist eine exakt gleiche Einstellung der beiden Plugins und damit auch der direkte Klangvergleich schwierig.
Der EQ des Softube American Class A
Beginnen wir mit dem prägenden Teil des Sounds. Der Equalizer gliedert sich in vier Bänder, die beiden äußeren sind als Cut, Bell und Shelf umschaltbar. Die Güte ist bei allen Bändern fest vorgegeben und als Proportional-Q ausgelegt. Die Frequenzen sind pro Band in sieben festen Stufen schaltbar. Für den Low-Bereich sind das 30, 40, 50, 100, 200, 300 und 400 Hz, die tiefen Mitten werden bei 75, 150, 180, 240, 500, 700 Hz und 1 kHz geschaltet. Die hohen Mitten sind mit 800, 1500 Hz und 3, 5, 8, 10 und 12,5 kHz mit dabei. Der Höhenbereich wird mit 2500 Hz, 7, 10, 12,5 und zuletzt 15 und 20 kHz abgedeckt.
Das Gain wird auch geschaltet. In dem negativen wie in dem positiven Bereich sind 2, 4, 6, 9 und 12 dB Schritte vorgegeben. Eine feinere Abstufung ist auch möglich und wurde im vorherigen Kapitel beschrieben.
Der Kompressor des Softube American Class A
Die Dynamikeinheit ist klassisch mit Threshold, Ratio, Attack und Release parametrisiert. Zusätzlich ist eine Wet/Dry-Regelung verbaut.
Die Ratio reicht von 1:1 bis unendlich und wird von dem Threshold von +10 bis -20 dBu gesteuert. Die Attack-Zeit ist im Bereich von 1 – 25 ms einstellbar, Release von 0,3 – 3 Sekunden. Der Compressor kann durch Sidechain auch von einer anderen Audiospur gesteuert werden.
Die DAW-Version wurde durch die Soft/Hard-Knee-Umschaltung etwas flexibler gestaltet.
Der Dynamic Shaper des Softube American Class A
Hier finden wir zunächst ein einfaches Gate, das im Bereich von -60 zu 10 dB eingestellt werden kann. Release deckt den Bereich von 0,1 bis 4 Sekunden ab, auch ein Hard-Knee für das Gate ist schaltbar. Auch das Gate kann über einen externen Sidechain ausgelöst werden.
Interessant ist die Formung der Hüllkurve mit Punch und Sustain. Der Effekt ist vom Transient Designer des deutschen Herstellers SPL bekannt. Attack und Release lassen sich so im positiven wie auch im negativen Bereich beeinflussen.
Da es bei API diesen Prozessor nicht gibt, hat ihn Softube eben „im Stile von …“ kreiert.
Die Input- und Output-Sektion des Softube American Class A
Hier finden sich, neben dem Gain-Poti, ein Lowpass- und ein Highpass-Filter. Das Highpass kann die Frequenzen von 20 bis 600 Hz eindämmen, das Lowpass beschneidet die Frequenzen von 500 Hz bis 20 kHz. Über Filt To Comp können die beiden Regler auch zur Steuerung des Compressors dienen, so lassen sich ausgewählte Frequenzbereiche gezielt in der Dynamik bearbeiten. Auch ein Phasendreher ist in dieser Sektion implementiert.
Außer der Anpassung der Gesamtlautstärke mit Volume bietet der Channel-Strip wie seine bisherigen Kollegen hier eine Übersteuerungsmöglichkeit des Signals mit den Parametern Drive und Character. Die Drive-Skala reicht von 0 bis 10, ab ungefähr der Mitte sind deutliche Verzerrungen wahrnehmbar. Mit Character wird das Frequenzspektrum der Verzerrung beeinflusst. Bei Rechtsanschlag wird das gesamte Spektrum bearbeitet, Linksanschlag nimmt Bässe und Tiefmitten weitgehend von der Sättigung aus.
Für Stereosignale bietet Console hier noch eine Steuerung des Panoramas, was in der DAW-Version nicht vorgesehen ist.
Uiiii :) Da werd ich in der Zukunft mal überlegen, ob ich mir das als Console-Besitzer zulegen werde. API Sound ist Klasse. Was ich generell schade finde bei der Software für Console: Die Optik. Klar geht es in erster Linie darum alles mit der Hardware bedienen zu können und das ist auch gut so, ein Softwarefenster nicht zu benötigen. Aber da es nunmal eins gibt, wäre es schon hübsch, wenn einem beim Öffnen der Software so ein Vintage-Layout angrinsen würde. Rein psychologisch gesehen XD
Hi,
denke auch, da wirst du nicht drum rum kommen :-)
Selbst bei mir, als bekennender Nicht-API Fan und Besitzer aller anderen Channels, reifte fast der Entschluss das Ding nach Ablauf der Testversion zu erstehen.
Das mit der Grafik stimmt soweit natürlich, ist aber ein unabdingbarer Teil des Console Konzepts, dass ja auch viele UAD PlugIns noch mit einbindet.
Wenn man sich aber dran gewöhnt hat, ist man fast froh das Ohr nicht mehr durch das Auge täuschen zu lassen. Über die grundlegende Arbeitsweise des entsprechenden PlugIns sollte man sich natürlich schon im Klaren sein, sonst wird es zu Try and Error.