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Test: Wusik Wusikstation 5, Software-Synthesizer

ROMplayer & Wavesequencing

20. August 2008

Wieder einmal eine echte Deutschland-Premiere bei amazona.de. Heute stellen wir eine Software vor, die, glaubt man den Angaben des deutschen Vertriebs, bisher noch nicht in einem deutschsprachigen Testbericht unter die Lupe genommen wurde. Hinter der Wusikstation steht ein kanadischer Programmierer, von dem uns nur sein Vorname William bekannt ist – daher also die Wandlung der Musik zu Wusik? Möglicherweise. Im englischsprachigen Raum ist dieser Software-Rompler wohl schon wesentlich bekannter und verbreiteter als in Deutschland. Inzwischen gibt es aber einen deutschen Vertrieb, der auch einen deutschsprachigen Support anbietet.

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Da uns der Hersteller eine freigeschaltete Version auf DVD zur Verfügung gestellte hat, kann ich zur Darreichungsform (Handbücher, Box etc.) der Software nichts sagen.

Wusikstation Main-Page (Standard Skin)

Wusikstation Main-Page (Standard Skin)

Übersicht zum Wusikstation Software-Synthesizer

Wie bereits erwähnt handelt es sich bei Wusikstation um einen Software-ROM-Player. Die Wusikstation bietet vier Slots für das Einladen von Multisamples. Diese Multisamples liegen im Wusikstation eigenen Format vor. Ein mitgelieferter Mapping-Editor erlaubt es auch, wav-Files zu mappen und ins wusikSND-Format zu portieren. Interessanterweise kommt dieser Editor auch im VST-Instrument-Format daher und kann daher direkt in der aus der Sequenzer-Anwendung heraus geöffnet und benutzt werden. Habe ich so auch noch nicht gesehen. Gute Idee für einen optimalen Workflow.

Im Prinzip ist die Wusikstation – möchte man einen Begriff aus der Welt der Hardware-Workstations verwenden – immer im Multi-Betrieb. Jeder der erwähnten vier Slots (Wusikstation nennt diese Layer) kann mit jeweils einem Multisample gefüllt werden. Diese vier Layer können einzeln (de)aktiviert und dann mit den Synthese-Tools und Effekten der Wusikstation in die Mangel genommen werden. An dieser Stelle schon erwähnt: Jedem Layer kann auch ein eigener MIDI-Kanal zugewiesen werden, also echter MIDI-Multibetrieb. Unter den Testbedingungen (LIVE 4.0 als VST-Host) konnte auch eine Wusikstation Multi-Out aktiviert werden. Allerdings wurden seitens LIVE4 leider keine getrennten Audio-Ausgänge pro Layer erkannt. Nach Angaben des deutschen Vertriebs stellt Wusikstation aber definitiv drei Stereo-Outputs zur Verfügung – funktioniert z.B. unter Cubase SX oder Core.

Folgen wir der Oberfläche der Wusikstation von links nach rechts, begegnen uns die folgenden alten Bekannten: zunachst eine klassiche ADSR-Hüllkurve für die Lautstärke. Darunter die Oberfläche für 8 Hüllkurven (ebenfalls ADSR), deren Ausgangssignal in der Modulationsmatrix der Wusikstation als Modulationsquellen zur Verfügung stehen. Der nächste Editierblock erlaubt das (Fine)-Tuning des gewählten Sample-Layers. Es folgt die Zuordnung des Layers zu einer Keyzone und schließlich die LFO-Abteilung. Hier stehen insgesamt 8 LFOs zu Verfügung, Verwendung wiederum als Quellen in der Modulationsmatrix.

Zwischenbemerkung : Alle Werte der Wusikstation-Parameter werden interaktiv am unteren Rand der Bedienoberfläche in einem kombinierten Preset/Data-Display angezeigt. Die Regler selbst haben keine numerische Skalierung.

Im nächsten Block begegnet uns die Abteilung Filter. Hier gibt es (leider) nichts Aufregendes zu berichten. Vier Filterblöcke können parallel oder seriell verschaltet werden, wobei für jeden Block ein Modell aus High Pass, Low Pass, Band Pas oder Notch zur Verfügung stehen. Cutoff und Resonanz können separat für jeden Filterblock justiert, 2-Pol bzw. 4-Pol-Flankensteilheit jedoch nur für alle vier Blöcke gleichzeitig bestimmt werden.

Der Filterblock wird durch einen EQ ergänzt. Im Handbuch spricht man etwas vollmundig von 4 EQs. Streng genommen handelt es sich hier um vier einbandige-EQs oder eben, bei Aktivierung aller Slots, um einen Vier-Band -EQ. Genug der Haarspalterei. Problematisch finde ich aber, dass bei der Justage sowohl der Einsatz-Frequenz als auch bei den Pegeln der EQs keine Frequenz- bzw. dB-Angaben zur Verfügung stehen. Einen Wertebereich von -100 bis + 100 empfinde ich speziell für die EQ-Einstellung als recht unprofessionell.
Abschließend lassen sich noch für jedes Layer Panning, MIDI-Channel, Polyphonie, Glide-Intensität und natürlich Lautstärke festlegen.

Unser Rundgang endet in der Abteilung Modulationsmatrix. Und die hat sowohl auf der Seite der Modulationsquellen, als auch auf der „Zielscheibe“ mächtig Ringe angesetzt. Eine Aufzählung aller Modulationsmöglichkeiten sprengt jeden Rahmen. Nur soviel: an dieser Stelle bietet die Wusikstation Vollbedienung. Auf Seiten der Quellen lassen sich auch abgefahrene Kombinationen wie z.B. FM aus der Summe mehrere Layer auswählen. Auf Seiten der Ziele kann z.B. das Volume der vier Layer im Stil der Vector-Synthese dynamisch modulieren.

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Über die Website des Herstellers lassen sich übrigens unterschiedliche Skins für die Wusikstation runterladen. Na, wer weiß noch, wer damit angefangen hat? Richtig: Good Old Rebirth – fand ich damals schon cool.

Der Wavesequenzer der Wusikstation

Wie im echten Leben, so auch bei der Wusikstation. Richtig spannend wird es erst, wenn man die kleinen, dunklen Nebenräume betritt. Bitte folgen sie mir durch die Tür mit der Aufschrift: Wavesequenzer. Hier beschenkt uns Wusik mir einem echten Highlight: zwei vollständig durch den User editierbare Wavesequenzer.

Sequenzer Page (80s Display Skin)

Sequenzer Page (80s Display Skin)

Im Prinzip handelt es sich bei den Wavesequenzern um zwei Step-Sequenzer mit jeweils vier Spuren und 128-Steps. Der Clou ist, dass jedem der beiden Sequenzer ein Soundset mit bis zu 32 Wusikstation-Sounds oder auch eigenen wav-Files zugewiesen werden kann, die dann über den Step-Sequenzer nacheinander getriggert werden. Besonders interessante Soundscapes entstehen dann, wenn die Samples über eine weitere Spur des Sequenzers per Crossfade ineinander übergeblendet werden. Wohlgemerkt, der Sound der beiden Wavesequenzer sind zwei weitere Layer, die den Gesamtsound eines Wusikstation-Presets hinzu gemixt werden können: eine wahre Fundgrube für die Erstellung abgefahrenen Athmos oder Soundscapes. Im Vordergrund eine dronige und tonal spielbare Fläche – dahinter durchfährt der Wavesequenzer in 4/4 Schritten mehrere per Crossfade geblendete Graintable-Samples. Abteilung Grunge and More!

Der Step-Sequenzer kann auch noch auf diverse andere Soundparameter der Wusikstation geroutet werden. Dann ist er aber eigentlich „nur noch“ ein Modulations-Sequenzer.

Generatorraum 2

Ein andere Tür trägt die Aufschrift: Effekte. Auch hier wollen wir mal kurz hineinleuchten.
Aufgeteilt auf 7 Kategorien (Chorus, Delay, Distortion, Dynamics, Reverbs, Vocoder und Others) bietet Wusikstation auch hier quantitative Vollbedienung. Die Qualität der gebotenen Effekte geht in Ordnung, sorgt aber sicherlich nicht für AHA-Erlebnisse. Etwas dick aufgetragen ist allerdings die Bezeichnungen Studio Verb bei einigen der Hall Algorithmen. Von diesem Qualitätsmerkmal sind die Hallprogramme noch um einiges entfernt. Interessant ist hingegen die Tatsache, dass die Wusikstation die komplette Effekt-PlugIn-Pallette der doch recht bekannten Software-Schmiede MDA an Bord hat. Findet man in dieser auch exotischeres Gerät, wie z.B. eine Talkbox-Simulation oder einen 3-Band-Verzerrer.

Effekt Page (909 Skin)

Soundlibrary und Klang der Wusikstation

Natürlich muß bei einer ROMpler-Software das strenge Ohr des Testers auch das mitgelieferte Soundfutter verkosten. Ein Blick auf die Website von Wusik verrät , dass die Standardversion der Wusikstation mit rund 3600(!) Soundpresets und rund 120 Drumsets ins Haus kommt. Das ist ja schon mal eine ordentliche Auswahl auf der Speisekarte.

Um es auf den Punkt zu bringen: Natursound-Imitate sind nicht die Stärke der Wusikstation. Auch die mit dem Label HQ (High Quality) versehenen Piano- oder Streicher-Sets bleiben meilenweit hinter denen andere – zugegeben spezialisierter und auch wesentlich teurerer – Softwareprodukte zurück. Einen Vergleich mit einer Hardware-Workstation möchte ich hier gar nicht anbringen. Ein solcher Vergleich kann fast keiner Software gerecht werden.

Die Stärken der Wusikstation-Soundlibrary liegen eindeutig im Bereich der synthetischen Sounds aller Art. In der großen Soundauswahl finden sich einige echte Sound- Perlen von Synthesizern aus den 80ern (z.B. Casio 101, Yamaha SY85 oder SY 22), die man sicherlich nicht so schnell in einer anderen Soundlibrary finden wird. Natürlich tragen diese Sounds sicherlich das Gütesiegel LoFi, aber es sind eben mal NICHT zum 101. Mal die Sägezahn-Wellen eines Mini-Moog oder Oberheim-Synthesizers. Ich sage mal: Prädikat „erfrischend“. Gut gefallen hat mir auch die Tatsache, dass man auf der Website eine kommentierte Übersicht über die mitgelieferten Presets bekommt – bei über 3000 Einträgen sicherlich eine notwendige und willkommende Hilfe. Aber längst nicht mehr Standard, auch nicht bei „renommierten“ Software-Herstellern.

Inzwischen gibt es auch einige Dritt-Anbieter-Sound-Sets für die Wusik-Station. Hier finden sich dann spezialisierte Soundbänke (Synthetica Volume 1-15, Pads Only, Stereo-Piani, Synth Bass etc.), allesamt zu recht günstigen Preisen. Über die Qualität kann hier mangels Verfügbarkeit nichts gesagt werden.

Kritik an der Wusikstation

Nicht vergessen möchte ich einige Stolpersteine, die mir bei der Bedienung von Wusikstation aufgefallen sind. Die Oberfläche enthält an vielen Stellen kleine Dreiecke , wie man sie von Drop-Down-Menus auf dem Mac kennt. Intuitiv klickt man diese Dreiecke an und erwartet dann das Öffnen einer Auswahl. Dies geschieht aber nur dann, wenn der zum Dreieck zugehörige Zahlenwert angeklickt wird. Warum dann das Dreieck?

Weiterhin behaupte ich, bei den LFO-Wellenformen klickt jeder User, auch nach längerer Nutzungszeit, automatisch auf die großen Symbole, um eine Wellenform auszuwählen. Leider erfolgt die Auswahl aber indirekt über ein darunter liegendes Auswahlmenü, bei dem dann wiederum der oben erwähnte Dreieck-Stolperstein lauert.

Wettbewerber wie z.B.Hypersonic

Ein Vergleich mit anderen ROM-Player-Workstations (z.B. Hypersonic) fällt schwer. Dafür liegen die Ansprüche, Leistungsmerkmale und natürlich auch die Preise einfach zu weit auseinander. Auf der gleichen Etage findet man vielleicht noch CronoX von LinPlug, wobei CronoX noch eine VA -Synthese mit an Bord hat und damit auch noch flexibler ist.

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Fazit

Die Wusikstation ist ein Synthesizer-ROMpler im positiven Sinne des Wortes. Geboten wird eine Kombination aus folgenden Elementen: 1. Einer Großauswahl an, zum großen Teil erfrischenden weil nicht schon hundertfach gehörten Samples. 2. Einer „Syntheseabteilung“, die klanglich akzeptabel arbeitet und in der Ausstattung mit Modulationen und Effekten keine Wünsche offen lässt. Und 3. einem Highlight oder Big Point, der Wavesequenz-Abteilung, die ich als echtes Kreativtool gegen langweilige Rompler-Sounds nur empfehlen kann.

Plus

  • Wavesequenzer-Tool
  • umfangreiche Presetausstattung
  • einfach zu durchschauende Oberfläche
  • Auswahl und Qualität der Synth-Sounds
  • Preis (auch der Soundsets)

Minus

  • alle Parameter-Skalierungen über -127/+127 Wertebereich
  • Soundqualität der Natursound-Samples
  • keine MAC OS-Version

Preis

  • Full Version (inkl. 6 GB Sound-Bibliothek): 129,95 US $ (Download)
  • Upgrade von V 1-4 (nur Engine): 24,95 US $ (Download)
  • Upgrade von V4 (Engine+Soundsets): 49,95 US $ (Download)
  • Upgrade von V1-3 (Engine + Soundsets): 79,95 US $ (Download)
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Neue Klänge braucht das Land und der Geschichte mit den 101 Sägezähnen kann ich nur zustimmen. Der Granular-Synthese wird viel zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Da sind ne Menge toller Sounds drin.

  2. Avatar
    AMAZONA Archiv

    Hallo,

    Euer Test trifft es ganz gut. Ihr hättet herausstellen sollen, dass man die Wusikstation auch von Drittanbietern mit einer wesentlich besseren Sound- und Patchbibliothek bekommt (Manytone, Back in Time Records, Nucleus Soundlab etc.). Die mitgelieferten Sounds sind eher mittelmäßig und genügen dem ambitionierten Hobbyisten als Einstieg.Das war´s dann aber auch.

    Ich benutze nur noch die o.g. Drittanbieter Bibliotheken, wenn überhaupt.Ausserdem gebe ich zu bedenken, dass der Entwickler ein nicht nachzuvollziehendes Marketingmodell voller Überraschungen betreibt.
    Mein Tipp: Wenn schon Wusikstation, dann Manystation von Manytone.com oder TSW von Back In Time Records.
    Selbst wenn die Engines noch auf Version 2 basieren, bekommt man hier auf jeden Fall besseres für sein Geld.
    Gruß

    UncleT

    • Profilbild
      t.hermann

      Danke für die konkreten Tipps zu Sound-Paketen von Drittanbietern. Leider standen uns diese nicht zur Verfügung. Ein allgemeiner Hinweis auf diese – recht günstigen Soundsets – findet sich aber im Testbericht.
      Gruß
      Thomas Hermann

  3. Avatar
    AMAZONA Archiv

    Als Anbieter für Sample Libraries für die Wusikstation kann ich empfehlen, einfach mal die entsprechenden mp3 Audio Tracks anzuhören. Besonders populär unter den Wusikstation Besitzern sind TSW, vox'd und Ethnotronics sowie gerade neu erschienen die UX3 Serie. Hier: http://www.....records.de

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