Schlanke Säule mit druckvollem Sound
Dass Yamaha neben tollen Musikinstrumenten auch fantastische Tools für Tonstudios und Beschallungsaufgaben baut, ist schon lange kein Geheimnis mehr. Umso überraschter war ich, dass das Yamaha Stagepas 1K Säulensystem, das bereits im September 2019 erschienen ist, meinem Radar komplett entgangen ist. Da es nie zu spät ist, interessante Produkte auf den Prüfstand zu stellen, holen wir das nun nach.
Yamaha Stagepas 1K Säulenlautsprecher
Unter dem Label „Stagepas“ verkaufen Yamaha schon seit langer Zeit eine portable und doch leistungsfähige Klein-PA, die aus einem Powermixer und zwei passiven Lautsprechern besteht. Die Besonderheit ist, dass sich der Powermixer samt Kabeln in einem der Lautsprecher für den Transport verstauen lässt. Erhältlich sind in diesem Format die Stagepas 400 BT und Stagepas 600 BT. Nun gesellt sich mit der Yamaha Stagepas 1K eine schlanke Säule hinzu. Das Konzept bleibt gleich, das Format hat sich geändert: Subwoofer, Säule, Kleinstmischpult mit Bluetooth und Fernsteuerung integriert – das sind die Zutaten, die die Yamaha Stagepas 1K ausmachen.
Yamaha Stagepas 1K bietet viel Leistung
Angetrieben wird die Yamaha Stagepas 1K mit einer 1000 Watt Class D Endstufe, deren Leistung sich in 810 Watt für den Subwoofer und 190 Watt für die Säule aufteilt. Beim Subwoofer handelt es sich um ein 12 Zoll Modell, das trotz des vergleichsweise kleinen Bassreflexgehäuses einen Frequenzgang bis hinunter zu 37 Hertz (-10 dB) schaffen soll. Das wäre ganz beachtlich und schreit nach einer Überprüfung. Hinauf geht es mit 10 1.5“ Breitbandlautsprechern bis 20 kHz. Die Anordnung innerhalb der Säule entspricht einer J-Curve, was für eine bessere vertikale Schallverteilung und Ausrichtung auf das Publikum sorgen soll. Getrennt wird bei 240 Hz und der maximale Schalldruckpegel beträgt laut Yamaha 119 dB SPL. Zum Abstrahlwinkel: Dieser ist laut Yamaha extrem breit. 170° horizontal und 30° vertikal stehen im Datenblatt. Auch das gilt es zu überprüfen.
Alles digital bei der Yamaha Stagepas 1K
Yamaha passt sich dem Trend an und spendiert der Yamaha Stagepas 1K ein integriertes digitales Mischpult mit fünf Eingangskanälen. Diese teilen sich auf drei Mono Mic/Line-Eingänge (XLR/Klinke Combo) und einen Stereo Line-Eingang auf (2x Klinke, asymmetrisch). Letzter dient auch zugleich dem Anschluss von Zuspielern per Miniklinke oder Bluetooth. Die Kanäle 2 und 3 gestatten zudem den Anschluss hochohmiger Instrumente wie (E-)Gitarre und Bass (Hi-Z).
Besitzt man zwei Yamaha Stagepas 1K, lassen sich diese im Stereo- oder im Link-Betrieb einsetzen. Im Stereo-Betrieb arbeiten beide Systeme als stereophones System zusammen, während im Link-Betrieb die Wiedergabe weiterhin monophon ist, jedoch die beiden Mischpulte wie ein einziges Pult zusammenarbeiten. Dies wird wohl der seltener benötigte Modus sein, es ist jedoch schön, dass man an solch eine Möglichkeit gedacht hat. Zusätzlich hat man der Yamaha Stagepas 1K noch einen Monitor-Ausgang (getrennt regelbar) spendiert sowie einen Klinkeneingang für einen Fußschalter, der bei Bedarf den integrierten Effekt ausschaltet. Alle Ausgänge sind im symmetrischen XLR-Format.
Wie es sich für ein digitales Mischpult heutzutage gehört, haben Yamaha die Möglichkeit der Fernsteuerung per App vorgesehen. Das funktioniert mit Android und iOS. Die App ist kostenlos in den jeweiligen App Stores erhältlich. Die Verbindung mit der Yamaha Stagepas 1K erfolgt per Bluetooth. Schön ist, dass die Fernsteuerung und das Audio Streaming gleichzeitig genutzt werden können. Implementiert ist Bluetooth 5.0 mit A2DP Profil. Das Pairing funktioniert sehr einfach per Knopfdruck. Möchte man die App-Fernsteuerung nutzen, muss nach dem Pairing zusätzlich der Bluetooth Control Mode eingeschaltet werden. Auch das ist mit einem Druck auf den entsprechend betitelten Schalter schnell erledigt.
Die Mischpultoberfläche wirkt trotz der digitalen Technik unter der Haube sehr analog. Dafür sorgen die Regler und Schalter, die den Eindruck eines analogen Mischpults vermitteln, hinter denen sich aber ausgeklügelte Algorithmen verbergen. Beginnen wir mit dem Level-Regler: Der Level-Regler der Eingangskanäle regelt die Lautstärke des jeweiligen Kanals. Zugleich regelt dieser den Gain des Kanalzugs in Abhängigkeit der Schalterstellung des Gain/Line-Schalters. Die Kanäle 2 und 3 verfügen daneben noch über einen Hi-Z Schalter zur Impedanzanpassung. Ist der Kanal übersteuert, leuchtet eine Clip-LED neben dem Level-Regler auf.
Auch in der Master-Sektion gibt es einen Level-Regler, der in diesem Fall die Gesamtlautstärke regelt. Um Überlastungen zu vermeiden, arbeitet hier im Hintergrund noch ein Limiter. Dessen Einsatz wird durch die Limit-LED neben dem Regler signalisiert.
Interessant wird es beim EQ. Dieser funktioniert über jeweils einen einzigen Regler. Steht der EQ der Eingangskanäle in der Mittelstellung, ist er ausgeschaltet („Flat“). Dreht man ihn nach links, werden die Bässe abgesenkt. Dreht man ihn nach rechts, kommt es zu einer Anhebung der Bässe und Höhen. Auch im Master muss man über eine Form der Klangregelung nicht verzichten, sie ist jedoch anders ausgelegt, und zwar über einen Multiband-Kompressor.
Ein Multiband-Kompressor komprimiert nicht wie ein herkömmlicher Kompressor das Signals über den kompletten Frequenzbereich gleichmäßig, sondern teilt dieses in verschiedene Frequenzbänder auf (häufig drei: Bässe, Mitten, Höhen), die dann unabhängig voneinander komprimiert werden. Ein Multiband-Kompressor beeinflusst durch unterschiedliche Kompression in den einzelnen Bändern also immer auch wie ein EQ den Klang. Laut Blockdiagramm ist dem Multiband-Kompressor außerdem noch ein EQ vorgeschaltet. Damit der Anwender sich nicht zuerst in die Funktionsweise einarbeiten muss, setzen Yamaha auch hier auf ein One Knob Design. Per Regler lässt sich stufenlos zwischen den drei Presets Speech, Music und Club überblenden. Je nach Regler-Position arbeitet der EQ und der Multiband-Kompressor mit verschiedenen Einstellungen, sodass sich teils drastische Klangveränderungen ergeben. Gemeinsam mit den Kanal-EQs lassen sich schnell sehr gute Ergebnisse erzielen.
Das altgediente SPX-Reverb
Was wäre ein Yamaha-Mischpult ohne das altgediente SPX-Reverb? Natürlich muss man auch bei der Yamaha Stagepas 1K nicht darauf verzichten und darf sich über die Algorithmen Hall, Plate, Room und Echo freuen. Erneut reicht ein Regler, um den Effektalgorithmus und die Nachhallzeit zu verändern. Die Reglerbeschriftung zeigt eindeutig, wo welcher Algorithmus einsetzt. In den Abschnitten zwischen den verschiedenen Algorithmen verändert sich die Nachhallzeit entsprechend der Reglerposition.
Die Eingangskanäle 1 bis 3 besitzen einen eigenen Reverb-Regler, sodass verschiedene Send-Pegel möglich sind. Der gesamte Effekt lässt sich über einen Schalter oder Fußschalter deaktivieren.
Lieferumfang und Aufbau der Yamaha Stagepas 1K
Im Lieferumfang befindet sich das gedruckte Quickstart Manual, eine sehr stabiles Cover, das verriegelbare Stromkabel sowie der Subwoofer mit drei Säulenelementen. Nur eines dieser Elemente ist mit Lautsprechern bestückt, die beiden übrigen leichten Elemente dienen als Distanzelement. Wie auch bei der Konkurrenz erfolgt der Aufbau der Säule frei von Kabeln, da sämtliche Audioverbindungen durch ein Steckersystem in den Säulenelementen realisiert werden. Der Aufbau ist somit innerhalb weniger Sekunden erledigt und es kann losgehen.
Für den Transport dient das sehr stabile Subwoofer-Cover, das zugleich auch die drei Säulenelemente und Zubehör wie das Stromkabel, ein Mikrofon samt Kabel etc. aufnehmen kann. So trägt man nur den Subwoofer und hat die zweite Hand frei für ein Instrument oder zum Beispiel ein Mikrofonstativ. Das Gesamtgewicht von ca. 23 Kilogramm ist nicht sonderlich hoch und die PA lässt sich deshalb bequem tragen. Rückenschonender geht es mit dem optionalen Rollgestell.
Bedienung per App möglich
Es empfiehlt sich, nach dem Auspacken auch gleich die App aus dem App Store zu laden. Leider erweitert die App die Funktionalität nicht. Lediglich das Abspeichern der Settings ist möglich. Ob Yamaha hier weitere Funktionen vorgesehen hat, zum Beispiel den Zugriff auf alle EQ-Parameter oder die Parameter des Multiband-Kompressors, lässt sich nicht sagen. Eine Hilfe für den Soundcheck ist die App allemal und auch für das Regeln der Lautstärke von Redebeiträgen von der Bar aus dürfte sie sich prima einsetzen lassen.
Messungen
Aufgrund der Pandemie konnten die Messungen nur im eigenen Wohnzimmer durchgeführt werden. Sie sind deshalb von Raummoden beeinflusst. Dennoch sind sie eine gute Unterstützung des eigenen Höreindrucks und vermitteln einen Eindruck von der Leistungsfähigkeit des Systems.
Die Abbildung zeigt die Messung der Yamaha Stagepas im Music-Modus. Dies ist der für meine Begriffe „normale“ Modus ohne starke Eingriffe durch einen EQ im Master. Man sieht einen über weite Strecken sehr linearen Frequenzgang. Die Welligkeit zwischen 50 und 150 Hz dürfte den Raummoden geschuldet sein. Der Einbruch bei 240 Hz liegt exakt bei der Trennfrequenz und ist nicht unüblich für Säulensysteme. Interessant ist der „Schub“ bei circa 42 Hz. Ob es sich hier um einen gezielten Eingriff per DSP handelt, um den Sub größer klingen zu lassen, kann ich nicht sagen. Der Einbruch bei 52 kHz könnte auch durch die Raummoden bedingt sein. Jedenfalls ergibt sich der von Yamaha beschriebene Frequenzgang von 37 Hertz bis 20 kHz:
Das folgende Diagramm zeigt den Vergleich der Frequenzgänge der drei Presets Speech, Music und Club:
Natürlich sieht man hier nur bedingt die Auswirkungen des Multiband-Kompressors, der sehr gut hörbar in das Geschehen eingreift. Zwischen diesen drei Extremen lässt sich zudem per Regler sanft überblenden. Weiterhin interessant ist die Wirkungsweise des One Knob EQs in den Kanalzügen:
Deutlich sieht man die starke Bassabsenkung bei Linksanschlag beziehungsweise die „Badewannenkurve“ bei Rechtsanschlag.
Alle Messungen wurden im Abstand von ca. 1 Meter auf Ohrhöhe durchgeführt.
Yamaha Stagepas 1 K in der Praxis
Da durch die Pandemie die Yamaha Stagepas 1K nicht im Live-Einsatz getestet werden konnte, wurde der Test im heimischen Wohnzimmer mit einem iPhone XR als Bluetooth-Zuspieler und einem Sennheiser Gesangsmikrofon durchgeführt. Gehört wurden diverse Titel aus den Bereichen Rock & Pop sowie Sprache und Gesang zum Playback.
Sofort fällt auf, dass die Yamaha Stagepas 1K groß klingt. Der Subwoofer liefert ein ordentliches Fundament und in der Einstellung „Club“ dürften sich auch Hochzeits-DJs mit der Yamaha Stagepas 1K anfreunden können. Sie muss sich jedenfalls vor den meisten günstigen 15“ Subwoofern nicht verstecken und übertrifft meines Erachtens das, was die Konkurrenz bei gleicher Bestückung liefert. Sprache und Gesang kommen sehr druckvoll und bei hoher Sprachverständlichkeit aus der Yamaha Stagepas 1K. Mit dem Kanal-EQ lässt sich noch mehr Prägnanz herauskitzeln. Es klingt aber nie scharf oder übermäßig aufdringlich.
Besonders gut gefällt mir der Übergang zwischen Subwoofer und Säule, der in den meisten Stellungen des Mode-Reglers im Master unhörbar bleibt. So klingt die Stagepas 1K eher wie ein Gesamtsystem und das sonst gefürchtete „Loch“ bei Säulensystemen bleibt aus. Durch das J-Curving ist die vertikale Abstrahlung schön gleichmäßig und das System erreicht den Nah- wie den Distanzbereich gleichermaßen gut.
Der Hall klingt angenehm und die Tatsache, dass man die drei Mikrofonkanäle mit getrennten Effektanteilen versehen kann, ist prima. So kommt man auch mit einem einzelnen Effekt für Stimme und Instrumente super durch den Abend.
Auffällig ist auch, wie leise die Yamaha Stagepas 1K im Leerlauf ist. Selbst bei hoher Lautstärke muss man sehr nah mit dem Ohr an das obere Säulenelement gehen, um das Rauschen überhaupt wahrzunehmen. Der in den Subwoofer integrierte Lüfter ist auch nur wahrnehmbar, wenn man mit dem Ohr direkt davor ist. Da habe ich schon beträchtlich stärker rauschende Kandidaten erlebt. Sehr gut.
Das mitgelieferte Cover, das zugleich als Transporttasche für die Säulenelemente und das Zubehör dient, ist sehr gut verarbeitet und macht die Yamaha Stagepas 1K zu einem angenehmen Begleiter.
Noch ein Wort zum Abstrahlwinkel: Dieser wird mit 170° horizontal angegeben. Bewegt man sich zur Seite der Säule hin, bleibt das Klangbild tatsächlich größtenteils unverändert erhalten. Hinter der Säule ist es sozusagen „windstill“. Obere Mitten und Höhen sind hier kaum noch wahrnehmbar. Das Rückkopplungsverhalten vor der Säule ist erstklassig. Auch bei höheren Lautstärken koppelt mein Sennheiser-Mikrofon nicht.
Zur Bedienung: Die ist eigentlich selbsterklärend. Aufbau, Anschluss und Betrieb sind problemlos auch ohne das Quickstart Manual möglich. Die App wird eigentlich auch nicht gebraucht und ist eher eine nette Zugabe. Alles lässt sich mit einem Handgriff an den Bedienelementen schnell erledigen.
Habe zuerst Schanksäule gelesen, dann hätte ich Interesse gehabt.
PA-Test im Wohnzimmer…..hmmm……. Wäre cool wenn nach der Pandemie (nächstes Jahr? Hoffentlich!) mal noch ein Praxistest folgen würde….
@maga Leider können wir das aktuell nicht ändern. Wobei die meisten PAs dieser Gewichtsklasse sich tatsächlich noch gut im Wohnzimmer testen lassen. Normalerweise nehme ich die mit zu Veranstaltungen oder Chorproben in größeren Räumen. Aber wo? Gibt es alles leider in diesem Jahr wohl erneut nicht.
Dummfrag: Was hat der interessierte Nichtfachmann unter J-Curve bzw. J-Curving zu verstehen?
@LSF Die Lautsprecher verfügen unten über ein leichtes Curving, sie sind also angeschrägt und laufen nach hinten weg. Schau mal auf der Yamaha-Website vorbei. Da gibt es ein Bild. Ich hätte das gerne genutzt, aber ohne Genehmigung von Yamaha wollte ich das nicht einfach einbauen.
@Markus Galla Danke. Ist das im Prinzip der gleiche Hintergrund wie bei einem „fliegenden“ Line Array?
@LSF Im Prinzip ja, wobei bei einem geflogenen Line-Array das Curving nicht nur für eine bessere Ausrichtung auf das Publikum in der Vertikalen sorgt, sondern auch für einen ausgewogeneren Frequenzgang über die zu beschallende Fläche, auch in der Tiefe. Da spielen also noch etwas andere Faktoren mit hinein. Bei einem Säulenarray bietet das leichte Curving auch eine gute Ausrichtung in der Vertikalen, wenn die Säule sehr hoch ausgerichtet ist oder zum Beispiel auf einer Bühne steht. So werden auch die vorderen Zuschauer noch gut erreicht. Gleichzeitig könnte man bei so einem Array auch vor dem Lautsprecher als Musiker sitzen und würde auch in den Genuss von Höhen kommen. Säulenarrays werden ja auch gerne als PA und Monitor gleichzeitig eingesetzt.
@LSF Wir haben ein Foto zur Verdeutlichung des Curvings hinzugefügt.
Ich habe mittlerweile 2 dieser Säulen und bin sehr zufrieden. Insbesondere das Handling mit der Transporttasche und dem Rollbrett ist klasse gelöst. Lediglich die Logik der Drucktaste für den Stereobetrieb erschloss sich mir nicht gleich ;)