Battle of the Battle-Mixer
Welcher ist der bessere DJ-Battle-Mixer? Reloop Elite oder Pioneer DJM-S9. Eine sehr gute Frage, die wir uns auch gestellt haben … und uns auf die Suche nach einer Antwort begeben haben.
Dafür lassen wir zwei digitale Battle-Mixer der Extraklasse gegeneinander antreten. Rechts im Bild sehen wir den amtierenden, internationalen Champion, den Pioneer DJM-S9 und links daneben seinen Herausforderer aus Westfalen, den Reloop Elite. Beide Geräte wurden bereits jeweils in einem einzelnen Test verarbeitet, nun folgt der Show-down, der direkte Vergleich. Welches Gerät macht das Rennen? Gibt es überhaupt einen klaren Gewinner?
Zwei Gemeinsamkeiten finden sich sofort: Beide digitalen Battle-Mixer verfügen über eine eingebaute Effekt-Sektion, haben je zwei Soundkarten für die DJ-Software Serato DJ Pro (Vollversion freigeschaltet, Control-Vinyl mit im Lieferumfang enthalten) eingebaut und können das Programm vollständig über die Mixer-Oberfläche via MIDI bedienen.
Die Elite von Reloop: Reloop Elite
Nun aber zu den Details, in denen sich Reloop Elite und Pioneer DJM-S9 unterscheiden. Beginnen wir mit dem Reloop Elite.
Neben den rückwärtig verbauten Anschlüssen für die Soundkarten (2x 24 Bit USB-Audio) findet man auch einen USB-Hub für zwei weitere MIDI-fähige Geräte, wie zum Beispiel den digitalen DJ-Turntable Reloop RP-8000 MK2 oder den MIDI-Controller mit angetriebenem Vinyl-Jog-Wheel, den Rane Twelve.
Zig Anschlüsse unter dieser Nummer
Wie es sich für ein Profigerät gehört, hat der Reloop Elite neben dem Master mit XLR-Buchsen auch auf dem Booth-Kanal symmetrische Ausgänge (6,3 mm Klinke). Der Booth- bzw. Monitor-Ausgang lässt sich auf Mono schalten.
Ebenfalls auf der Rückseite befindet sich ein einzelner Mikrofoneingang. Die Regler für die Mikrofon-Sektion befinden sich an der Front des Reloop Elite, von wo sich neben der Lautstärke auch per 2-Band EQ (Höhen und Bässe) und ein hinzumischbares Echo bedienen lassen. Selbstverständlich lässt sich auch die klassische Talkover-Funktion zuschalten.
Alle drei zusammen: 3x Mini InnoFADER pro
Nun zu dem, was einen Battle-Mixer für Turntablisten ausmacht: leichtgängige Fader. Der Crossfader und die beiden Linefader sind gleichwertige Mini InnoFADER Pro, also professionelle Non-Contact-Fader. Alle drei Fader-Kurven lassen sich stufenlos über die Frontseite des Reloop Elite regeln. Auch gibt es für alle angenehm leichtgängigen Fader jeweils einen Reverse-Switch zum Umschalten. Für den etwaigen Fader-Wechsel muss man leider die gesamte Deckplatte des Reloop Elite entfernen.
Ebenfalls auf der Frontpartie befinden sich Lautstärkeregler für die Sampler-Funktion von Serato DJ Pro und den Line-Eingang in Mono. Zu guter Letzt sind da noch zwei Kopfhöreranschlüsse mit großer und kleiner Stereoklinke. Auch der Schalter für den Headphone-Split ist hier angesiedelt.
Übersichtliche Bedienung für DJs
Nach der Front- und Rückseite schauen wir uns nun die eigentliche Bedienoberfläche des Reloop Elite an. Zwischen den Linefadern gibt es eine ausführliche Pegelanzeige. Links und rechts sieht man jeweils den Kanalpegel mit einem LED-Metering, dazwischen wird in Stereo der Ausgangspegel angezeigt.
Über der Fader-Sektion des Reloop Elite kann man auf die 2x 8 Performance-Pads finden, mit denen man Hot Cues, Rolls, Slicer, den Sampler, Pitch Play, Saved Loops, Slicer Loop und die Serato Flip-Funktion steuern kann. Die MIDI-Pads sind ein wenig kleiner als bei der Native Instruments Maschine MK3, fühlen sich aber ebenso gut an. Die blauen Funktionsschalter unterhalb der Pads wackeln ein bisschen, was der Haptik ein wenig abträglich ist.
Kneift mich mal: Tweak-FX sind neu!
Eine Ebene weiter oben geht es dann zur Klangregelung und zur Effektsteuerung des digitalen Battlemixers Reloop Elite. Ganz klassisch gibt es pro Kanal eine Gain-Regelung und einen 3-Band-Equalizer, der anständig killt, wenn man eines der Bänder rausnimmt. Darunter lockt der silberfarbene Knopf für die Tweak FX. Die Tweak FX, ähnlich wie Soundcolor FX bestehen aus einem Highpass/Lowpass-Filter, einem Bitcrusher und einem Flanger. Letzterer ist nach links gedreht von kurzer Oszillatonsdauer, nach rechts klassisch über mehrere Takte. Neben dem Tweak-FX-Poti ist der Umschalter als mehrfarbige LED-Taste mit „Mode“ gekennzeichnet. Je nach Farbe erkennt man den Effekt. Man kann ihn aber auch beim Umschalten in einem der beiden Digital-Displays ablesen, über die ansonsten die Parameter der Serato-Effekte abzulesen sind. Außen neben den Tweak-FX befinden sich die kleinen, intuitiv bedienbaren Loop-Sektionen für Serato. Je eine Taste für manuelles In und Out der Loops, über einen leicht rastenden Endlosregler lässt sich die Loop-Länge von einer 1/32 Note bis auf 32 Takte einstellen, was über eine kleine LED-Leiste gut ablesbar ist.
Direkt über den Loops kann man die Effekte von Serato selbst steuern. Über drei kleine Schalter lassen sich die Effekte von zwei Bänken anschalten. Für die Effekttiefe gibt es für jede Effektbank einen kleinen horizontal ausgerichteten Fader, daneben einen rastenden Endlosregler für die Länge der Effekt-Oszillation. Das zugrundeliegende Tempo lässt sich auch via Tap-Funktion ermitteln. Über die kleine, aber immens wichtige Shift-Taste (an zentraler Position gelegen zwischen den Tweak-FX) kann man sogar Effekteinstellungen abspeichern.
Definitiv für DVS-DJs – der Klang der Elite
Und jetzt noch zur sinnvoll angeordneten Zentralsektion: Master- und Booth-Regler sind übereinander an der Spitze angeordnet. Links daneben lassen sich über einen kleine Schalter die anliegenden Quellen auswählen: die beiden Soundkarten, je einen Phono- und einen Line-Anschluss pro Kanal.
Die Phono-Preamps des Reloop Elite konnten leider nicht sonderlich überzeugen. Der Pegel war im Vergleich zum Signal von Serato wesentlich schwächer. Aber wer wird von einem digitalen DJ-Mischer mit Controller-Funktion schon besonders tolle Vinyl-Wiedergabe verlangen.
Im Test mit Serato hat der Reloop Elite Spaß gemacht, er war für mich leicht zu durchschauen. Einzig der Klang mit Original-Vinyl, die etwas wackeligen LED-Tasten und die zu billig klingenden Tweak-FX sind zu bemängeln. Aufgrund der exzellenten Fader ist dieser digitale Battle-Mixer zu Recht weit oben in der Rangliste der besten DJ-Mixer anzusiedeln. Ob er den DJM-S9 von Pioneer DJ vom Thron stoßen kann, wird sich im zweiten Teil dieses Tests offenbaren.
Der Titelverteidiger: Pioneer DJM-S9
Auffällig ist schon mal, dass der Pioneer DJM-S9 eine ganze Ecke kleiner in den Dimensionen ausfällt. Zum Vergleich: Der Reloop Elite wiegt bei den Maßen 29 x 41,8 x 10,7 cm 6 kg, dem gegenüber fällt der DJM-S9 mit 4,6 kg bei Maßen von 26,7 x 40,7 x 10,8 cm bedeutend schlanker aus.
Schauen wir uns mal die rückwärtige Anschlussseite am Pioneer DJM-S9 an: Der Master-Ausgang ist selbstverständlich auf symmetrisch XLR ausgelegt, der Booth symmetrische Klinke. Dazu gibt es einen zweiten Cinch-Ausgang. Wie auch der Reloop Elite besitzt der Pioneer DJM-S9 zwei 24 Bit Soundkarten. Was fehlt, ist der erweiterte USB-Hub für weitere MIDI-Controller. Das liegt wohl daran, dass der DJM-S9 noch früher als der Rane Twelve erschien und die Kombination mit diesem zum Erscheinungsdatum noch nicht abzusehen war. Dafür fallen die Erdungen für die Plattenspieler mit je zwei griffigen aufeinander geschraubten Metallringen nun besonders üppig aus, was eine ziemliche Verbesserung zu den älteren Produktserien von Pioneer DJ darstellt.
Die Mikrofon-Sektion verhält sich ähnlich wie beim Reloop Elite, nur dass man beim Pioneer DJ DJM-S9 sowohl per XLR als auch per Klinke das Mikrofon anschließen kann. Ein 2-Band-EQ und ein zumischbares Echo sind ebenfalls vorhanden. Für schnelle Ansagen wurde zum Ein- und Ausschalten ein robuster Kippschalter aus Metall verbaut.
Magvel Fader Pro – mega Spaß!
Das Prunkstück des digitalen Battle-Mixer Pioneer DJM-S9 ist der Crossfader: Der Magvel Fader Pro geht wie ein heißes Messer durch Butter. Eine Besonderheit gegenüber allen anderen Crossfadern am Markt ist, dass neben der einstellbaren Fader-Kurve auch ein sogenanntes „Feeling-Adjust“ implementiert wurde. Man kann also den Crossfader extrem leicht- oder etwas schwergängiger einstellen und das sogar stufenlos, so dass jeder Turntablist sein perfektes Scratch-Gefühl einstellen kann. Den Line-Fadern fehlt zwar das Feeling-Adjust, auch sie sind aber von der Kurve her frei einstellbar und ausgesprochen leichtgängig.
Gleich neben den Line-Fadern befinden sich kleine Potis für die Sampler-Lautstärke in Serato DJ sowie die Kopfhörer-Sektion. Welchen Kanal man hört, kann man wie früher bei den legendären Battle-Mixern der Firma Vestax über einen kleinen Crossfader einstellen. An dieser Stelle hat man qualitativ offensichtlich etwas gespart, fühlen sich der Fader und die kleine Knöpfe doch wesentlich weniger wertig als der Rest des DJM-S9 an. Offensichtlich hat man hier eingerechnet, dass jene Knöpfe nicht ganz so oft wie z. B. die Fader belastet werden.
Kipp mich! Die Beat-FX vom Pioneer DJM-S9
Kommen wir nun zur verbauten Effekt-Sektion, die so aktuell ihresgleichen sucht. Gleich sechs einstellbare Beat-FX wurden in den DJM-S9 eingeschweißt. Echo, Backspin, Flanger, Reverb, Brake und ein Phaser können über pro Kanal über einen großen Kippschalter kurz eingespielt (Schalter nach unten bewegen oder für längere Effektfahrten nach oben stellen. Dazu hat man noch die Möglichkeit, die 2x 8 Pads einzubinden und den Beat-FX direkt in der gewünschten Modulation zu triggern. Zwei kleine LC-Displays helfen dabei, nicht die Übersicht zu verlieren. Alle Effekte klingen mehr als amtlich und lassen sich über die zentral gelegene Shift-Taste auch noch individualisieren.
Für die Serato Effekte gibt es ebenfalls sechs Plätze, die Steuerung erfolgt ebenfalls über die Pads.
Eine gleichzeitige Nutzung von internen und Serato-Effekten ist nicht möglich, aber wäre des Guten auch wohl zu viel.
In Rotation – Controller-Funktionen des Pioneer DJM-S9
Die Controller-Einheit des Pioneer DJ DJM-S9 ist pro Kanal redundant aufgebaut. Ein drückbarer, rastender Endlosregler, um in der Playlist oder eine Ebene höher die gewünschte Zeile auszuwählen. Den Track selbst lädt man mittels des Load-Buttons. Bei gehaltener Shift-Taste lässt sich hier auch durch die Ansichten von Serato durchschalten.
Unter der Track-Auswahl findet sich die simpel gehaltene Loop-Funktion. Ein etwas breiterer LED-Taster um einen 4-Beat-Loop zu aktivieren, darunter zwei kleiner Schalter, um die Loop-Länge entweder zu halbieren oder zu verdoppeln.
The Sound Of Music – die Mixer-Sektion
Die Klangregelung des Pioneer DJM-S9 fällt kompakt aus, ist aber dennoch vollständig. Neben dem zur Unterscheidung in Grau gehaltenen Trim-Regler für die Vorverstärkung, gibt es noch das fest verbaute Poti für eine robust eingreifendes Highpass/Lowpass-Filter, dazu den aus allen anderen bekannt klingenden 3-Band-Equalizer. Die Quellenauswahl pro Kanal erfolgt über einen Drehschalter und zu guter Letzt findet man zentral noch die Drehregler für die Master- und Booth-Lautstärke. Unter dem Booth-Regler befindet sich noch der kleine, aber nicht unbedeutende Taster, um in die Utility-Einstellungen zu kommen.
Fast 1700€ für einen Battle-Mixer? Frage an die Experten: ist das gerechtfertigt? Ich persönlich finde das ganz schön teuer (wobei mein Xone:02 damals mit knapp 600€ auch recht teuer war)… Mit den Pads und so wirkt das alles eher wie ein Midi-Controller.
Ein Punkt den ich hier wirklich super finde ist die Vorhörsektion bei beiden. Entweder den einen, beide oder den anderen Kanal vorhören. Über 95% der Mixer am Markt haben nur Cue und Master, das ist auch det Grund warum ich immer noch meinem Allen & Heath Xone:02 festhalte. Einzig die Anordnung beim Reloop finde ich persönlich für suboptimal.
@Trance-Ference Du hast halt alle Steuerfunktionen und die Soundkarte mit im Gerät verbaut. Zum Vergleich. eine SL4 von Rane (also zwei Soundkarten für Serato in einer Box kostet alleine 900 Euro). Ein Midi-Controller für Serato, z.B. Pioneer DDJ-SP1 kostet auch mal zwischen knap 300 oder 400 Euro je nach Tagespreis. Insofern. Ja, die Preise sind absolut gerechtfertigt.
@Trance-Ference Die Preise gehen durch die Decke und das schon seit Jahren. Völlig überzogen.
Gibt es eigentlich noch brauchbare 2-3 Kanal Battle Mixer ohne Digital Schnick-Schnack? So nach Art Gemini früher oder Vestax. Also gute Fader, brauchbarer EQ ohne FX Spielchen.
@bytechop Vestax und Gemini vergleichen ist aber wie Maserati vs. Lada ;-)
Was rein analoge Battlemixer angeht, blebt nur noch Ecler – Nuo 2.0 oder 3.0 den kann man mit dem sog. Eternal Fader aufrüsten. Dann ist er extrem toll.
Andere Alternatve: Allen & Heath Xone:23, der ist für den Innofader aufrüstbar.
Vestax und Gemini vergleichen ist aber wie Maserati vs. Lada ;-)
Was rein analoge Battlemixer angeht, blebt nur noch Ecler – Nuo 2.0 oder 3.0 den kann man mit dem sog. Eternal Fader aufrüsten. Dann ist er extrem toll.
Andere Alternatve: Allen & Heath Xone:23, der ist für den Innofader aufrüstbar.
Also ich habe mir einen Rane 62 zugelegt. der hat meiner Meinung nach immer noch super Audiowandler und gebraucht kostet der nur noch einen Bruchteil dessen was der zur Markteinführung gekostet hat. Zur Zeit um die 750-850€