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Vintage-Analog: Korg Lambda Ensemble-Synthesizer (1979)

Mischung aus Synthesizer und Stringensemble

25. Mai 2024
Vintage-Ensemble-Synthesizer: KORG Lambda ES-50 (1979)

Vintage-Ensemble-Synthesizer: KORG Lambda ES-50 (1979)

Der KORG Lambda ES-50 Ensemble-Synthesizer ist ein eigentümliches Gerät, da er Prinzipien von String-Synthesizern mit denen von analogen Synthesizern, deren Klang vielfach manipuliert werden kann, verbindet.

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Ein weiteres eigentümliches Merkmal ist auch das Erscheinungsdatum des KORG Lambda ES-50, der 1978 auf den Markt kam. Das ist satte sechs Jahre nach dem ersten String-Synth, dem Eminent 310 Unique und gleichzeitig mit dem berühmten Sequential Circuits Prophet 5. Ein Jahr zuvor erschien das Flaggschiff von Yamaha, der CS-80, der in Sachen Polyphonie und vor allem mit polyphonem Aftertouch zu dieser Zeit unangreifbar war. Was hat sich also Korg wohl damals gedacht beim Entwurf des KORG Lambda ES-50? Doch der Reihe nach.

Was ist der KORG Lambda ES-50

Zunächst einmal ist das Gerät mit der schweren Holzummantelung ziemlich tief und das meine ich ganz im räumlichen Sinne. Mit 82,4 (B) cm x 12,7 cm (H) x 49,7 cm (T) bietet der KORG Lambda ES-50 eine Menge Platz um z. B. Effektgeräte oder einen Monosynth abzustellen. Vielleicht einen Korg Sigma? So empfiehlt es jedenfalls die dreisprachige Anleitung in Deutsch, Englisch und Französisch. Hier wird alles gut erklärt und die letzten sechzehn Seiten sind Einstellungsvorschlägen gewidmet.

Die 15 kg Gewicht halten sich noch in Grenzen, so dass der Lambda durchaus als transportabel gelten kann.

Anschlüsse des KORG Lambda Synthesizers

Auf der Rückseite befinden sich die Audioausgänge für Headphones, Stereo 1 und 2 sowie Mix-Out. Dazu gesellen sich ein Eingang für ein Sustain- und ein Expression-Pedal.

Synthesizer Korg Lambda ES-50 Anschluesse auf der Rueckseite

Ein Wort jedoch zu den Audioausgängen, da Stereo 1 und 2 sich anders verhalten, je nach Einsatz des Chorus-Phase-Effektes. Ist dieser deaktiviert, können die Sektionen hier einzeln abgegriffen werden – also eher ein Multikanal-Ausgang. Bei aktiviertem Chorus-Phase wird dann ein beliebter Trick angewendet, um so etwas wie Pseudo-Stereo zu erzeugen: Die Phase des Signals wird umgedreht und das Signal dann auf den anderen Stereoausgang gelegt. Also nicht wirklich Stereo und der ganze Ausgang hätte vielleicht anders betitelt werden sollen.

Aufbau des KORG Lambda Ensemble-Keyboards

Er ist, wie es Tradition für String Ensembles ist, voll polyphon, d. h. alle 48 Tasten können gleichzeitig tönen. Erreicht wird das über 12 Hauptoszillatoren, je für einen Ton der chromatischen Tonleiter. Diese werden dann heruntergeteilt (Divide Down), um die restlichen Oktaven zu erhalten. Allerdings bietet der KORG Lambda ES-50 pro Ton auch 3 Oszillatoren. Die Möglichkeit, diese gegeneinander zu verstimmen, macht einen Hauptteil des breiten Klangs aus, wie wir später sehen werden.

Die voll artikulierte Polyphonie zeigt sich schließlich darin, dass jeder Taste zwei Hüllkurven und ein VCA zugeordnet sind. Das Gerät bietet also 96 Hüllkurven und 48 VCAs – das klingt schon auf dem Papier fett! Werden also Klänge genutzt, die z. B. langsam einblenden, so tun sie dieses Taste für Taste. Ohne Retrigger- oder Pump-Effekt und damit einem CS-80 nicht unähnlich. Wahrscheinlich ist dieser auch gemeint wenn die Anleitung in dieser Hinsicht von einem Vergleich mit „den teuersten polyphonischen Synthesizern“ die Rede ist.

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Korg Lambda ES-50 Blockshaltbild des Signalflusses

Der KORG Lambda ES-50 ist in zwei klangerzeugende und mehrere klangformende Sektionen unterteilt. Den Hauptanteil nehmen die Percussive- und die Ensemble-Instruments ein. Ganz wie bei einer elektronische Orgel können hier mit dicken Schaltern die verschiedenen Preset-Klänge ausgesucht und gemischt werden. Es können nicht nur Klänge innerhalb einer Sektion gemischt werden, sondern auch zwischen den beiden Sektionen.

Die Percussive Sektion des Korg Lambda ES-50 Synthesizers

Die Percussive-Instruments beherbergen die Klänge Electric Piano, Piano, Clav und Harmonics. Zudem gibt es einige Möglichkeiten, den Klangverlauf zu verändern. Zum einen kann mit Sustain ein fehlendes Sustain-Pedal, das auf der Rückseite angeschlossen werden kann, ersetzt werden. Mit Decay wird die Ausklingzeit bestimmt, wenn Sustain-Switch oder -Pedal betätigt wird. Auch ein Tremolo (Lautstärkemodulation) darf nicht fehlen. Die Geschwindigkeit reicht von gemütlichen 0,5 Hz bis zu moderaten 8 Hz.

Dem Klang Electric Piano wurde aber noch eine Erweiterung mitgegeben – der Key-Click. Damit soll das Anschlaggeräusch der E-Piano-Tines simuliert werden und es ist in seiner Lautstärke frei regelbar in der Accent-Sektion.

Die Ensemble-Instruments bieten Brass, Organ, Chorus (Chor) sowie String I und String II. Bei den Ensembles gibt es dann auch noch eine Absetzung von Brass und Organ zu den anderen Klängen. Hintergrund ist, dass die Attack- und Release-Regler nur auf Chorus (Chor) und die Streicher wirken – und auch nur, wenn der Schalter „Attack Release Variable“ aktiviert ist. Der Vibratoeffekt, der normalerweise aktiv ist, kann für diese Klänge deaktiviert werden.

Korg Lambda ES-50 Ansicht der Ensemble Sektion

Auch hier findet sich ein zusätzliches Element in der Accent-Sektion, diesmal für den Brass-Klang. Was so vollmundig als „artikuliertes spannungsgeregeltes Filter“ bezeichnet wird, ist nichts weiter als ein regelbares Lowpass-Filter mit etwas Resonanz. Etwas mehr ist da noch, da das Filter auch offensichtlich eine Hüllkurve hat, die durch den Brass-fc-Regler eine kürzere Decay-Zeit bekommt.

Als letze Klangbeeinflussung gibt es noch je einen Tone-Regler für die Sektionen, die als Boost-/Cut-EQ ausgelegt sind. Eine Betrachtung des Schaltbildes offenbart allerdings, dass es sich um einen einfaches (1st order) variables Low-Pass-Filter handelt – von „Boost“ ist nichts zu sehen. Den Abschluss machen dann die Volume-Kontrollen, die je einen eigenen Fader für die Sektionen haben.

Detuning im KORG Lambda ES-50

Ein großer Unterschied des KORG Lambda ES-50 zu früheren String-Maschinen sind eben die 3 Oszillatoren pro Stimme und um das zum maximalen Klangvorteil zu nutzen, können alle drei gegeneinander verstimmt werden. Es gibt einen Main-Tune-Regler und zwei weitere (A und B) für das Oszillator-System #2 und #3 (so werden sie in der Anleitung bezeichnet).

Diese können sogar nach Sicht zum Haupt-Tuning eingestellt werden, da eine LED anzeigt, wie genau die beiden Oszillatoren zum Oszillator-System #1 gestimmt sind. Ist die LED dauerhaft an, stimmt das Tuning überein. Fängt sie langsam an zu blinken, wie bei einem LFO, zeigt sie die Schwebung an, die durch den Tonhöhenterschied hervorgerufen wird. Je schneller die Schwingung, desto weiter liegen die Oszillatoren auseinander – bis zu maximal +/- 2 Halbtöne. Es wäre natürlich schön gewesen, hier eine ganze Oktave zur Verfügung zu haben, um so Ein-Finger-Akkorde zu ermöglichen.

Spielhilfen des KORG Lambda ES-50

Der KORG Lambda ES-50 ist als Live-Instrument konzipiert und glänzt deswegen auch mit Echtzeitspielhilfen. Der typische Korg-Joystick fällt dabei sofort ins Auge. In der X-Achse hat er eine Pitchbend-Funktion mit +/- 2 Halbtönen, wobei der Joystick durch Federn wieder in die Mittelposition gebracht wird. In der Y-Achse finden wir die Steuerung der Geschwindigkeit des CHORUS-PHASE-Effektes. Nützlicherweise wird der Joystick hier nicht wieder zurückgestellt, sondern verharrt In der eingestellten Position.

Korg Lambda ES-50 Synthesizer von vorne

Der Sustain-Schalter und dessen Pendant auf der Rückseite, der Sustain-Pedal-Eingang, wurden bereits erwähnt. Hinzuzufügen ist noch, dass der Sustain-Schalter immer Vorrang hat und das Pedal deaktiviert.

Außerdem befindet sich ja noch der Expression-Eingang auf der Rückseite, an den das Korg-Pedal MS-01 angeschlossen werden kann. Dieses liefert 0 bis 4 V, um die Lautstärke der Sektionen einzustellen und ist also in der Hinsicht ein „aktives“ Expression-Pedal. Dieses kann wahlweise separat oder gemeinsam auf die Sektionen Percussive und Ensemble wirken, dazu dient ein Schieberegler neben dem Eingang am KORG Lambda ES-50. Das bedeutet aber auch, dass hier externe Steuerspannungen eines Modularsystems genutzt werden können.

Keine Spielhilfe, aber eine weitere Möglichkeit, den KORG Lambda ES-50 mit externen Geräten zu verbinden, ist der „KBD TRIG OUT“-Ausgang. Mit diesem könnte z. B. ein MS-20 angesteuert werden. Allerdings beschränkt sich das wirklich nur auf den Tastenanschlag; Spannungswerte über die Tonhöhe werden hier ebensowenig übertragen wie eine Anschlagsstärke. Dennoch könnte ich mit vorstellen, einen MS-20 als Summenfilter hinter dem KORG Lambda ES-50 zu nutzen und so das Filter anzusteuern.

Klang des KORG Lambda ES-50

Fehlt nur noch ein entscheidender Teil zum Gesamtklang: der CHORUS-PHASE-Effekt. Und ja er heißt genauso, wie er klingt. Tatsächlich wie eine Mischung aus Chorus und Phaser, insofern als er klassisch über ein moduliertes BBD-Delay erzeugt wird und die Verzögerungszeiten höher als für ein Phaser-Effekt, aber niedriger als für einen Chorus-Effekt nötig sind. Es handelt sic halso um einen Kompromiss. Heutzutage würde daraus wahrscheinlich der „Choraser“- oder „Phasus“- Effekt werden.

CHORUS-PHASE kann separat für beide Sektionen aktiviert werden, wobei diese genläufig Takten, so dass die Mischung interessanter klingt.

Korg Lambda ES_50 Synthesizer Ansicht von schraeg oben

Der KORG Lambda ES-50 ist tatsächlich eigentümlich. Die Struktur ist ganz klar die eines String-Synths/Orgel. Die 3 VCOs pro Stimme, die gegeneinander verstimmt werden können, klingt wieder nach Synth. Die Brass-Sektion hat sogar ein eigenes Filter und der Key-Click ist wie bei einem Synth frei hinzumischbar. Mit dem Hormonics-Klang der Percussion-Section bekommt man sogar den Eindruck einer additiven Synthese (aber nur vom Klang her, da er sehr nach Glocke klingt).

Die Stärke des KORG Lambda ES-50 besteht in der Mischung der verschiedenen Klänge. Einzeln für sich sind sie alle eher mittelmäßig. Mit mehreren aktivierten Klängen (wie auch als Patch-Beispiel in der Anleitung oft zu finden), dem Chorus und Detuning, kann das Gerät vor allem bei gedeckten und schwebenden Sounds punkten – vor allem, wenn auch noch ein Tremolo und eine lange Ausklingzeit für die Percussion-Sektion gewählt wird.

KORG Lambda ES-50 on YouTube

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Fazit

Es gibt Stimmen, die behaupten, der KORG Lambda ES-50 sei nicht Halbes und nichts Ganzes – ich finde ihn dennoch gelungen und vor allem leicht zugänglich. Die volle Polyphonie in Kombination mit Synth-ähnlichen Features machen für mich wenn überhaupt das Glas eher halb-voll als halb-leer und der Lambda ist mehr Space-Opera als Stage-Keyboard.

Die derzeitigen Preise auf dem Gebrauchtmarkt sind recht volatil und schwanken von 1.200,- bis 4.000,- Euro. Ich fände ihn für 1.200,- Euro ok und zugreifen würde ich absolut bei 800,- Euro. Bei Vintage-Geraten ist aber immer zu bedenken, wie die Ersatzteilsituation aussieht. Und da der KORG Lambda ES-50 vollgestopft mit Cutsom-ICs ist, sollte das immer in einen Kauf einkalkuliert werden.

Plus

  • alle Klänge kombinierbar
  • 3 Oszillatoren, gegeneinander verstimmbar

Minus

  • einzelne Klänge klingen recht simpel
  • begrenzte Synthesekapazitäten
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Forum
  1. Profilbild
    Flowwater AHU

    Hach … Erinnerungen … an meine Jugend. Für diesen Synthesizer habe ich mal geschwärmt, zu einer Zeit, als eine Anschaffung eines dieser Geräte noch völlig utopisch anmutete. 😊

    Es ist dann ein »SK10« von Yamaha geworden, den ich mir im zarten Alter von 14 oder 15 mit meinem hart zusammen gesparten Geld gekauft habe. Zwölf Jahre später habe ich mir dann eine M1 geleistet. Beide Geräte werden meine Habe nie verlassen. 🙂

  2. Profilbild
    Herr Rorschach

    Hach, ein Lambda würde meinem Sigma sehr gut zu Gesicht stehen. Da die heutigen Preise jenseits von gut und böse sind, lässt es sich aber auch gut ohne leben.

  3. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Hübsches Gerät, aber im Vergleich zu seinem Vorgänger Polyphonic Ensemble 2000 bestenfalls nett — ich fand den Lambda da immer ein wenig lahm und charakterlos, er zog in meinen Ohren nie wirklich die Wurst vom Teller.

    Ein Gerät auf halbem Wege zum Trident, aber auch irgendwie nicht so richtig (daß ich auch nie ein Fan des Trident war, muß ich nicht erwähnen).

    Zitat: „Wahrscheinlich ist dieser auch gemeint wenn die Anleitung in dieser Hinsicht von einem Vergleich mit „den teuersten polyphonischen Synthesizern“ die Rede ist.“

    Das ist denkbar, halte ich aber für eher unwahrscheinlich, da Korg mit PS-3200 und PS-3300 selbst sündhaft teure Instrumente im eigenen Sortiment hatte. Warum sollte man also auf die Konkurrenz im eigenen Lande schielen?

    • Profilbild
      Herr Rorschach

      @Full Bucket Habe direkt nach dem Test bei dir vorbeigeschaut und mich sehr über deinen Ny gefreut. Und zack, sofort eine super Songidee gehabt. Danke für deine Mühen!

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