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Vintage-Sampler: Casio FZ-1, FZ-10M, FZ-20M, Hohner HS-1, HS-1/E

Der Maxi-Synthese-Sampler

6. August 2011

Casio FZ-1 Poster

CASIO FZ1 / CASIO FZ10M
(Hohner HS1 / Hohner HS1E)

CASIO hat in der professionellen Synthesizer-Szene schon immer polarisiert. Vor allem aber um die CASIO Sampler-Serie FZ, die es in Lizenz auch vom deutschen Hersteller Hohner als HS-Sampler gab, entbrannte einst eine heftige Diskussion unter Usern. Bevor wir nun aber zum eigentlichen Thema kommen, ein kleiner Rückblick in Sachen Sampler-Geschichte:

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A little History: Der Untergang des Hardware-Samplers

Als langjähriger Marketingleiter von AKAI PROFESSIONAL habe ich sowohl den Aufstieg als auch den schnellen – und keinesfalls unvorhersehbaren – Untergang der Hardware-Sampler miterlebt. Während die Marke EMU bis zuletzt versuchte, durch Innovationen zu überleben, ruhte AKAI sich auf seinen Lorbeeren aus und zehrte von seiner extremen Marktpräsenz.

Der Anfang vom Ende waren die ersten Software-Sampler, die im Prinzip ähnliches leisteten wie ihre Hardware-Vorbilder, aber weitaus günstiger waren; übrigens lange vor Halion und EXS24. Zunächst als Studio-untauglich verschrien, kam die Invasion der Software-Sampler vor allem durch die immer schneller und günstiger werdenden Computer erst richtig ins Rollen.

EMU und AKAI waren geradezu besessen von der Idee, dass der jeweils andere im Kampf um die Studiovormachtstellung einen Vorteil erringen könnte, so dass die eigentliche Gefahr durch Software-Sampler vollkommen ignoriert wurde. Bei einem meiner letzten Besuche in der AKAI Zentrale in Tokio durfte ich selbst miterleben, wie asiatischer Hochmut zahlreiche europäische Einwände (anwesend waren Vertreter aus allen westlichen Vertrieben) als bedeutungslos niederbügelten. Einige Wochen zuvor hatte man den AKAI S6000 „endlich“ auf einen Software-Status gebracht, der einen „fast“ reibungslosen Betrieb ermöglichte, nachdem zunächst quasi eine Beta-Version des Gerätes an den Start ging und in wenigen Wochen das Image der Marke AKAI ruinierte. Stolz stellten japanische Entwickler bereits Pläne für den AKAI S6000 Nachfolger vor. Die Begeisterung hielt sich in Grenzen.

Im Prinzip hatte AKAI zu jener Zeit bereits einen Software-Sampler in der Tasche. Die Software MESA, die als kostenlose Remote-Control mit dem AKAI S2000 ausgeliefert wurde, war im Prinzip ein AKAI Sampler auf Software-Basis, der auf eine externe Hardware zugriff. Die Umstellung auf eine native Lösung wäre selbst nach Aussagen der japanischen Entwickler nur ein „Klacks“ gewesen – wurde aber unterlassen, da man sich selbst den Hardware-Markt nicht kaputt machen wollte. Was dann eben andere taten …

Gehen wir nun noch weiter zurück auf unserer Zeitreise …

Casio FZ-1 Seite

Der erste 16 Bit Sampler seiner Preisklasse

Wir schreiben das Jahr 1987. Sampling war in aller Munde. Für den Otto-Normalverbraucher waren bis dato aber nur 12bit Systeme mit Speicherkapazitäten von unter einem Megabyte bezahlbar. Die erfolgreichsten Vertreter dieser Gattung waren zu jener Zeit der EMU Emax (1), der Prophet 2000, der Korg DSS-1, der AKAI S900 sowie der Ensoniq Mirage, der jedoch nur mit 8 Bit wandelte. Als im Februar 1987 Casio erstmals einen 16Bit Sampler unter 5.000 DM in der Presse ankündigte, war die Konkurrenz spürbar geschockt. Als dieses Gerät dann aber auch noch vier Wochen später funktionstüchtig auf der Frankfurter Musikmesse zu bestaunen war und ZEITGLEICH in Keyboards ein ausführlicher Test erschien, hatte Casio seinen Wettbewerbern einen Tiefschlag unter die Gürtellinie verpasst.

Aber auch hier muss man aus der heutigen Perspektive staunen, war doch der Casio Trumpf ein Tiefschlag mit Ansage!

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Bereits Dezember 1985 stellte Casio erstmals in Tokio einen Dummy des Produkte aus. Casio hatte gerade mit der Cosmo-Synthesizer (besser bekannt als CZ Serie) erste Lorbeeren in der Synthesizer-Technologie geerntet und sich entschlossen, den Profi-Bereich seiner Produkte zunehmend auszubauen. Neben einem 12bit Drumcomputer und einem Sequenzer war auch die Rede vom ersten COSMO Sampler.

Namm Show 1986, der Casio ZZ1

Casio mit den Cosmo-Synthesizer Rack auf der NAMM-Show 1986

Casio präsentiert den angekündigten Cosmo-Sampler nun als ZZ-1 mit folgenden Daten: 40kHz Sampling Rate, 12-Bit und maximal 3 Sekunden Sampling-Dauer bei höchster Auflösung. Der Clou: eingebautes Effektgerät mit Delay, Reverb und Chorus, zudem ein PC-Anschluss für externe Sample-Bearbeitung. Obwohl der ZZ-1 noch verdächtig nach einem umgebauten Prophet 2002 aussieht (praktisch zeitgleich erschienen …), hatte er dennoch bereits einige markante Desing-Merkmale des späteren FZ10M.

Casio FZ-1 Cosmo

Casio Cosmo Sampler ZZ-1 von 1986

Die Reaktion der Händler auf den Casio ZZ1 war nicht gerade berauschend. Casio lastete zu sehr das Image des Taschenrechner und Uhren Herstellers an. Kaum ein Musiker traute Casio einen Sampler zu, der mit den Boliden von Sequential und Emu mithalten konnte. Casio verstand den Wink mit dem Zaunpfahl, zog den ZZ1 zurück und verzögerte die Einführung eines Profisamplers um ein weiteres Jahr. Heraus kam schließlich der CASIO FZ-1, der vor allem in Europa schnell einen großen Freundeskreis fand.

Casio FZ-1 Spezial

Spezialausführung Casio FZ-20M mit SD-Laudwerk

Was hat er, was wir nicht haben?

… fragten sich 1987 sicher alle Sampler-herstellenden Marken.

Folgende Features hatte damals kein Mitbewerber zu bieten:

  • 16 Bit Auflösung unter 10.000 DM
  • Graphik-fähiges Display
  • bis zu 2MB RAM Speicher
  • Envelopes mit achtstufiger Hüllkurve
  • Hand Drawing – manuelles Zeichnen eigener Wellenformen

Folgende Features waren bei den Mitbewerbern nur selten anzutreffen:

  • Additive Synthese (nur Korg DSS-1)
  • 8-facher Multimode

Folgende Features waren nicht so selten, rundeten das professionelle Erscheinungsbild aber optimal ab:

  • 8 Einzelausgänge
  • Resonanzfähige Filter bis hin zur Selbstoszillation
  • Modulierbare Resonanz und Cut-Off
  • bis zu 64fache Multisamples
  • Zahlreiche Nachbearbeitungsmöglichkeiten der Samples und Voices

Casio FZ-1 Oben

Der Synthesizer-Sampler Casio FZ-1

Der CASIO FZ-1 war eigentlich kein reiner Sampler, sondern beherbergte zusätzlich einen ausgefuchsten Synthesizer und war in dieser Kategorie vielen seiner damaligen Kollegen weit überlegen.

Grundsätzlich konnte man eine neuen Wellenform nicht nur sampeln, sondern auch synthetisch erstellen.

Vier Möglichkeiten standen zur Verfügung:

Additive Synthese

– Bis zum 24. Oberton ist eine additive Synthese möglich. Pro Oberton ist die Amplitude einstellbar. Die Einstellung der einzelnen Amplituden erfolgt über eine Balkengraphik, lässt sich dann aber auch als Schwingungsform anzeigen. Im Prinzip eine sehr einfache Form der additiven Synthese, wie sie z.B. wesentlich aufwendiger auch im Kawai K5000 eingesetzt wird. Der Vorteil dieser schlichten Form: Die im FZ vorliegende Version bleibt leicht verständlich und bedienbar. Die Ergebnisse laden auf spielerische Weise zum Experimentieren ein und erzeugen musikalische, aber auch abgedrehte Effektklänge in Minutenschnelle.

Casio FZ-1 Feature

Die Feature-Beschreibung aus damaliger Sicht (bitte anklicken)

CUT SAMPLE

– Diese Funktion erlaubt das Herausschneiden einzelner Wellenformdurchgänge aus Samples. In Korgs DW Serie finden sich so genannte DWGS Wellenformen, die ähnlich erstellt wurden. Mit entsprechend guter Nachbearbeitung kann man quasi eine synthetische Version des ursprünglichen Samples wieder erstellen. Auch hier zählt ausprobieren!!!

HAND DRAWING

– 96 mögliche Positionen stehen längs einer Zeit-Achse zur Verfügung. Jede Position kann zwischen +127 und –127 eingestellt werden. Bereits über CUT SAMPLE erstellte Wellenformen lassen sich hier detailliert über Eingabe numerischer Werte nachbearbeiten. Es ist aber auch möglich, mit Hilfe des Cursors und des Data-Entry Faders eine Schwingung zu zeichnen.

PRESET SCHWINGUNGSFORMEN

– Wie alle richtigen Synthesizer verfügt auch der FZ1 über eine kleine Auswahl an üblichen Grundschwingungsformen. Diese wären: Sägezahn, Rechteck, Puls sowie zwei eher schwer zu definierende Grundschwingungsformen.

Egal, wie die Grundschwingungsform letztendlich gewonnen wird, eine dynamische Veränderung (z.B. Pulsbreitenmodulation etc.) ist bei keiner der oben genannten Synthesen möglich. Grundsätzlich erzeugt man statische Schwingungsformen, die nun durch die üblichen Bausteine der subtraktiven Synthese zu einem komplexen Klang zusammengefügt werden.

Der große Vorteil. Wertvoller RAM Speicherplatz wird so gut wie keiner verbraucht. Selbst bei einem MB Speicherplatz lassen sich mal schnell alle 128 Speicherplätze belegen.

Casio FZ-10

Der Casio FZ-10M

Polyphonie und Struktur

Der Casio FZ-1 ist 8-stimmig polyphon. Allerdings nur, wenn Sie pro Sound nur eine Schwingungsform erzeugen. Legen Sie z.B. zwei Klänge übereinander und verstimmen diese leicht, schon ist Ihr Sampler nur noch vierstimmig. Auch die oben genannten synthetischen Schwingungsformen zählen dabei als Stimmenfresser.

Kurz zur Struktur des FZ-1: Die unterste Hierarchie-Ebene bildet beim FZ1 eine VOICE. Jede VOICE greift auf eine Schwingungsform oder ein Sample zurück. Im Falle eines Samples geschieht hier die Samplebearbeitung mit Truncate und der Möglichkeit, einen achtstufigen Loop zu kreieren. Auf digitaler Ebene lassen sich außerdem Schwingungsformen zu Samples miteinander auf unterschiedlichste Weise verschmelzen. Im nächsten Menü folgt die subtraktive Nachbearbeitung durch zwei achtstufige Hüllkurven (die fest dem Amplitudenverlauf sowie dem Filter zugeordnet sind), einem LFO, einem Tiefpassfilter mit Resonanz sowie der Zuordnung verschiedener Parameter zu den Controllern. Schließlich können Sie noch entscheiden, ob die gewählte Schwingungsform vorwärts, rückwärts oder sogar manuell über den Pitchbend-Controller ausgelesen wird (als CUE bezeichnet). Die zuletzt genannte Funktion ähnelt einer Art digitalem Scratchen (unbedingt ausprobieren!!!).

Die nächst höhere Ebene stellt eine BANK dar. Innerhalb einer Bank können die VOICES bis zu 64 Areas zugewiesen werden. Die Areas entscheiden über Tastaturverteilung (Splits oder Layers), MIDI-Kanäle (alle 16 MIDI-Kanäle können frei auf die Areas verteilt werden), Lautstärke und Zuweisung auf die acht möglichen Einzelausgänge (dazu später mehr!).

Wenn man sich nun noch einmal in Erinnerung ruft, dass jede Voice bereits einen kompletten Synthesizer darstellt, lässt sich erahnen, zu welch fetten Klängen der FZ1 innerhalb einer Bank fähig ist. Angenommen, Sie benötigen einen zweistimmigen Bassklang, könnte jede der beiden Stimmen vier Filter, vier LFOs, vier Amplitudenhüllkurven und vier Filterhüllkurven verwenden. Außerdem ließen sich auf Wunsch pro Stimme bis zu vier verschiedene Schwingungsformen oder Samples einsetzen. Klingt gut, oder? Klar – in dem beschriebenen Fall wäre der FZ1 dann nur noch zweistimmig.

Casio FZ-1 Rack

Die Rackversion des FZ-1, der Casio FZ-10M

Klang und Filter

Der Casio FZ-1 klingt keinesfalls neutral und sauber! Wer akustische Instrumente naturgetreu nachahmen möchte, wird sicher bessere Soft- und Hardwaresampler finden. Der FZ1 drückt seinen Samples einen unverwechselbaren CASIO Touch auf – und das ist mit Verlaub positiv gemeint.

FZ1 Sounds sind rau, lassen leicht an Höhe vermissen (wobei 36kHz Sampling-Rate in den meisten Fällen ausreichend ist) und werden richtig brutal, wenn man das Filter einsetzt. Über das verbaute Filter in Casios Samplern wurde viel gerätselt. Aber inzwischen scheint wohl einwandfrei bewiesen, dass es sich um echte Analogfilter handelt, die digital angesteuert werden. (Nähere Details hierzu auf BUCHTY.NET)

Dieses Analogfilter, das so rau und brutal klingt wie ein Filter aus dem KORG MS20, ist sicher der Grund dafür, warum – trotz aller Nachteile – die CASIO Sampler sich heute wieder immer häufiger als Geheimtipp in Projektstudios etablieren

Einen FZ1 Sound, der mit den internen Filtern verbogen wurde, können Sie 1000 Meter gegen den Wind aus jeder Mischung heraushören – versprochen!

Leider hat der FZ1 aber auch einen Nachteil. Für einen 16Bit Sampler rauscht er etwas zu stark. Nicht extrem, aber eben doch hörbar. Vergleichbar mit allen 12bit-Sample seiner Generation wie z.B. Prophet 2000, AKAI S-900 oder Korg DSS-1. Offensichtlich ging hier der günstige Preis zu Lasten hochwertiger Bauteile und Wandler. Aber vielleicht sind es gerade diese Wandler, die dem FZ1 sein Charisma geben. Bitte jetzt nur nicht überbewerten! Im Normalfall und bei sorgfältiger Mischung ist das Rauschen des FZ1 absolut zu vernachlässigen. Ein DX7 oder D50 schlägt den FZ1 im Kampf um den höheren Rauschanteil um Längen. Und wie wir wissen, sind beide Dauerbrenner gewesen.

Casio FZ-1 Rückseite

Die Rückseite des Casio FZ-20M. Bis auf SCSI identisch mit FZ-10M

Einzelausgänge

O ja, das Leid mit den Einzelausgängen des Casio FZ1 hat schon so manchen Tüftler bewegt. Im Web finden sich daher zahlreiche Seiten mit Tipps zum Umbau. Die Single-Outs des FZ1 sind nämlich nur monophon ausgelegt. Und auch eine dynamische Stimmenzuordnung ist nicht möglich. Bestenfalls sind die Einzelausgänge im Werkszustand also nur für Schlagzeug zu gebrauchen – oder sie hängen einen 8:2 Sub-Mixer an die Ausgänge und erstellen damit ein Mischung vor der Mischung. Die fehlende dynamische Zuordnung wird damit jedoch auch nicht behoben.

Besser wäre da schon die Verwendung eines Gesamtsystems, bestehend aus FZ1 und FZ10M. Bei den derzeitigen Anschaffungskosten von nur ca. 180 Euro spart man sich den Submixer und erhöht die Stimmenzahl und den RAM Speicherplatz. Zudem kann man von zwei polyphonen Ausgängen profitieren, die sich notfalls auch zu einem Pseudo-Stereosystem verkoppeln lassen.

Bedienung des Casio FZ-1

In Sachen Bedienung war der FZ1 ebenfalls Vorreiter einer neuen Generation von Samplern. Erstmals ließen sich in der Preisklasse unter 10.000 DM Samples durch Hüllkurven graphisch darstellen. Schon nach kurzer Zeit möchte man das graphische Display des FZ1 nicht mehr missen. So gut z.B. auch die Bedienung eines EMU Emax war, so sehr hat man doch immer die graphische Oberfläche vermisst.

Wer übrigens bei seinem FZ1 die Leuchtkraft des Displays vermisst, dem sei gesagt, dass es auch hierfür im Web zahlreiche Anleitungen zum Austausch der Leuchtfolie gibt. Die Leuchtfolien sind auch heute noch erhältlich und der Umbau – sagte man mir (ich habe bei solchen Dingen zwei linke Hände) – soll Technik-versierten Zeitgenossen in Minutenschnelle von der Hand gehen.

Casio FZ-1 Schema

Zum Vergrössern bitte anklicken

OPTIONALE SOFTWARE

Als der FZ1 1987 erstmals ausgeliefert wurde, befand sich bereits die endgültige Software-Version fest eingebrannt im ROM. Nicht wie heute, wo gepeinigte User auf das Beseitigen unzähliger Bugs durch neue Software-Updates hoffen. Die Casio Entwickler hatten jedoch auch an die Zukunft gedacht und einen Menüeintrag namens Software-Optionen spendiert.

Nach und nach wurden weitere Features hinzu geliefert, die sich nach dem Starten bei Bedarf von Diskette laden ließen. Mir sind bislang folgende vier Disketten bekannt:

  • Copy Tools (Kopiert den gesamten Inhalt einer Diskette auf eine neue Diskette)
  • Playback Tools (Einfacher Sequenzer zum Aufnehmen und Abspielen von Sequenzen)
  • File Directory (Gibt genaue Auskunft über Speicherverteilung und Inhalt von Disketten)
  • Loop Tools (Neue Features zum Optimieren von Loops. Darunter verschiedene Cross-Fade Funktionen, Loop Optimierer und digitaler Solo Chorus)

Die Casio FZ-1 Ableger

Der interessanteste Ableger ist sicher der FZ10M. Die drei HE mächtige Rackversion des FZ1 ist identisch mit seinem Tastaturbruder, verfügt aber zusätzlich über einen symmetrischen XLR Ein- und Ausgang.

Von Werk aus wurde der FZ10M allerdings schon in der maximalen Ausbaustufe von 2MB RAM ausgeliefert, die bei der Tastaturversion ausschließlich optional erhältlich war.

Die deutsche Firma Hohner hat in Lizenz ebenfalls den FZ1 und FZ10M unter eigener Flagge angeboten. HS1 nannte Hohner seine Tastaturversion und HS1/E die Rackversion. Die Hohner-Klone unterschieden sich nur optisch von den Casio Originalen. Die Keyboards-Gehäuse waren weiß, die Rackversion gab es in silber (gebürstet) und ebenfalls in weiß. Die Knöpfe auf der Frontplatte hatte man jedoch in schwarz belassen. Offensichtlich war es zwar möglich, die Frontplatten günstig auszutauschen, jedoch nicht die Knöpfe. Für meinen Geschmack wirkten die Hohner Ableger immer sehr „billig“. Der geschwungene 70er Jahre Schriftzug tat ein übriges.

Lizenzversion von Hohner, der HS1

Lizenzversion von Hohner, der HS1

Trotzdem: Die inneren Werte sind 100% identisch. Schließlich wurden die Hohner Geräte auch in Japan gefertigt und dort mit der Hohner Frontplatte versehen.

Schließlich gab es zum Ende der FZ1 Ära noch einen Casio FZ-20M, der jedoch in Deutschland nie angeboten wurde. Der einzige, aber gravierende Vorteil des FZ-20M bestand in einem SCSI Anschluss. Wir haben für eine Folge unserer Serie DOC ANALOG einen Casio FZ-20M ergattern können, um diesen nach allen Regeln der Kunst zu modifizieren. HIER KLICKEN

Casio FZ-1 Klein

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Fazit

Was auch immer Casio bewogen hat aus dem Profi-Geschäft für Synthesizer und Sampler auszusteigen, wird uns wohl verborgen bleiben. Eines steht jedoch fest: Casio hatte einen hervorragenden Start mit dem FZ1 hingelegt und AKAI, die damals gerade den S900 etablierten, technisch auf Platz zwei verwiesen.

Ich behaupte heute, Casio hatte es in der Hand, auf dem Samplermarkt die Nummer eins zu werden. Der Vorsprung vor AKAI war gewaltig. Erst ein Jahr später präsentierte AKAI den heute berühmten S1000, dessen einzige Vorteile gegenüber dem FZ1 der größere Speicherumfang und die SCSI Schnittstelle war. Aber auch Jahre später hatte AKAI noch keine resonanzfähigen Filter oder sonstige Synthesefeatures an Board.

Die Amerikaner (Sequential, Emu und Ensoniq) hingegen konnten auf Grund der schlechten Wirtschaftslage mit den Japanern zu dieser Zeit nicht Schritt halten.

Diese Frage wird also offen bleiben. Eigentlich schade, denn wenn man heute CASIO beobachtet, wie sie den digitalen Photomarkt aufmischen, lässt sich leicht vorstellen, wie Casio auch den Samplermarkt immer wieder neue Impulse hätte geben können.

Plus

  • Sehr eigenständiger Sound
  • Zahlreiche Synthese-Möglichkeiten
  • Aggressiv klingender Filter
  • SCSI (nur FZ-20M)

Minus

  • Monophoner Summenausgang
  • Syntheseformen erlauben nur einen DCO
  • Grafikfähiges Display
  • Gut durchdachte Benutzerführung

Preis

  • Aktueller eBay Preis laut Syntacheles-Liste, Stand Juli 2011:
  • FZ1 2MB ca. 130,-- €
  • FZ10M ca. 170,-- €
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Forum
  1. Avatar
    AMAZONA Archiv

    Eine kleine Korrektur bezüglich der Farbgebung der baugleichen Hohner-Geräte.Diese waren weiss und nicht wie beschrieben silber.Bin selber stolzer Besitzer eines neuwertigen HS-1 und finde das weisse Gehäuse im Gegensatz zum oftmals schwarzen Synthesizereinerlei sehr frisch und ansprechend-ist jedoch wie immer reine Geschmackssache.

    PS:Habe hunderte von Samples incl. Loaderprogramm auf CD-Rom-wer Interesse hat,darf sich gerne per Mail melden.

    Gruss

    Jens

    • Profilbild
      AMAZONA Archiv

      Hallo
      Bin gerade auf Deinen alten Post gestossen.
      Ich habe gerade einen Hohner HS1 gekauft. Der Floppy drive ist kaputt, und das Display sehr schwach. Jetzt suche ich dafür eine Lösung (bin auf Lothareks ´Seite gestossen, und , was das display angeht, backlight4you) Hast Du da vielleicht irgendwelche Erfahrungen? Ausserdem wäre ich an den Sounds interessiert. Herzliche Grüße Dirk Bell

  2. Avatar
    AMAZONA Archiv

    Hallo!

    War sehr schön etwas aus fachlicher Sicht über dieses Instrument zu erfahren! Vor einer Weile hatte ich mir dieses Gerät gebraucht zugelegt!
    Ich bin dafür aus dem Harz bis ins Sauerland gefahren! Zur Zeit steuer ich damit via MIDI meine Rolnand 303 Groovebox (Sequenzer) an!
    Mal ehrlich: Ich bin ein wenig überfordert was die Klangbildung und den eigentlichen Umgang mit dem FZ-1 betrifft! Ich habe keine Bedienungsanleitung! Aber ich bin mir sicher das dieses Instrument irgendwann klingen wird und ich meine Sounds kreiren kann! Ist hier vielleicht jemand der mir helfen kann???? Ich bin für jeden Tip / Anregung dankbar!

    Danke im Vorraus
    Der Phil

  3. Avatar
    AMAZONA Archiv

    Hurra, ich habe einen weissen Hs-1 mir zugelegt. (Wollte lieber ´nen Casio wg. schwarze Farbe und Casio-Logo) Dazu gab es von Hohner und Casio einige Werkdisketten, die aber recht veraltet klingen (klass. Instrumente usw.). Hat jemand interessante Samples noch, die er auf Diskette bannen kann?
    Gruß
    Johannes

  4. Avatar
    AMAZONA Archiv

    Hallo,
    es gab WEISSE "HS-1" und SILBERNE "HS-1 E"(Rack)- die Original-Disketten sind langweilig, die damalige Kölner Firma "METRASOUND" hatte jedoch ein absolut professionelles Soundangebot.Vor ca. 15 Jahren hatte ich das Glück, bei einem Mitarbeiter von Metrasound die Original-Bibliothek und deren Casio "FZ-20 M" (der durchaus in Deutschland zu haben war…..)erstehen zu können (Auflösung Firmenbestand).
    Die von JENS angebotenen Sounds
    habe ich auch erworben, kann ich wärmstens empfehlen – Klasse Sounds in rauhen Mengen für kleines Geld, aber mit "slow motion"-Ladezeiten – aber dafür kann ja der Jens nix.
    Empfehlung : durchhören (Urlaub einplanen ….es sind irre viel Sounds) und bei Gefallen flott auf HD-Disketten speichern.

    Viele Grüsse

    • Avatar
      AMAZONA Archiv

      Hi Rudolf,

      habe die Sounds von Jens auch erworben. KLASSE!!!

      Sind denn die Sounds, die Du von der Kölner Firma bekamst noch abweichend von denen, die Jens angeboten hat? Vielleicht bietest Du sie mir ja für ein Entgeld an? Wäre super.
      Tosss

  5. Avatar
    AMAZONA Archiv

    Hab nach wenig Zeit wegen Umzug meinen FZ-1 wieder ausgegraben – und es freut mich das er noch seine Fans hat, ich bin eher der Technikfeak als der Musiker und habe auch mit allen Klangerzeugungen rumexperimentiert. Ich habe auch die Originaldoku in Deutsch ( ? für Phil ).

    Die Filter finde ich aber sehr gewöhnungsbedürftig – entgegen der Meinung im Test nicht so positiv, bin aber auch Waldorf/PPG Fan ! ( Hab noch ’nen Microwave & Slave ).

    Technisch war ( und ist ? ) der FZ-1 ein Unikat !

    Ich wollte schon immer einmal den Parallelport des FZ-1 an den Computer anschließen – um den Computer als „Harddisk“ zu nutzen – das geht auf alle Fälle ! (nur wie) – hat das jemand mal gemacht ?
    Die Hardwaredoku von Casio habe ich vorliegen ( incl. Pin Assignments der Ports )
    Gruß aus Lübeck

  6. Profilbild
    Analogue

    Hallo Peter,
    sehr interessant und aufschlussreich geschrieben. Klasse !!
    Hatte früher auch den FZ-1 ( und den CZ-5000 )
    und es war schon toll,was man für *dreckige* Bassdrum´s aus dem FZ holen konnte, die haben aber richtig geraucht… :-)
    Stimmt ist schon schade,das Casio und auch später Kawai sich aus der Profi-segment zurückgezogen haben,zummal die Kombi aus dem kalten FZ-1 und dem warmen K-3m sehr schön war.
    Gruss Frank

  7. Profilbild
    BA6

    Mal wieder ein schöner Bericht von dir, Peter! Der FZ-1 war mein erster Sampler/Synthesizer. Ich hatte als absoluter Neuling überhaupt keine Schwierigkeiten, mich da einzuarbeiten und ich behaupte, dass ich damals absoluter Power-User war und das Ding ohne Mühe in- und auswendig kannte. Gravierende Nachteile gab es m.E. nur zwei: das Diskettenlaufwerk (es war ständig kaputt) und das mühsame Benennen der Sounds mit den Nummerntastern. Ansonsten trauere ich meinem FZ-1 heute noch nach bzw. könnte mich in den Hintern beißen, dass ich ihn verkauft habe… Danach habe ich noch einen AKAI S-2800 und einen E-MU 6400 gehabt. Beides feine Sampler, aber mit keinem konnte ich so schnell, kreativ und intuitiv Soundvorstellungen verwirklichen wie mit dem FZ-1 … abgesehen davon, dass nur der FZ-1 dieses „scratching“, Wellenform-zeichnen und Additive Synthese konnte. Gut, das kann man heute auch mit Software machen (z.B. Native Absynth) aber nicht sooo intuitiv und nicht mit DEN abgefahrenen Filtern… außerdem klang der bei extremen Transpositionen der Original-Tonhöhe im Gegensatz zu anderen Samplern total eigen – man hatte sofort einen ganz neuen Sound! Also für richtige „Kreativarbeit“ ist der FZ-1 meiner Meinung nach immer noch unerreicht.

  8. Profilbild
    Onkel Sigi AHU

    Sehr interessanter Bericht, Peter.

    Ich besaß mal einen Casio CZ-101 und danach einen VZ 10M, beide hatten einen tollen, eigenständigen Sound. Wie gesagt: „besaß“, denn ich habe die Teile nicht mehr. Und könnte mich dafür in den Hintern beissen, wenn ich mit meinem steifen Kreuz selbigen nur erreichen könnte….

  9. Profilbild
    Tai AHU

    Schöner Bericht Peter, besonders die historische Aufarbeitung der Samplergeschichte hat mir gut gefallen.

    Aber den absolut entscheidenden Punkt hast Du vergessen:

    Der Casio hatte HahDehDisketten ! ! Unglaubliche 1,4 MB auf EINEM Datenträger. Die anderen traurigen Gestalten hatten alle DD mit 720k oder 800k bei Überformatierung.

    Habt ihr auch alle die DD Disketten mit der Bohrmaschine aufgebort, damit der Sampler sie als HD erkannte? HahDeh war irre teuer ! !

    Naja, einige der Disketten gingen danach halt nicht, aber einen Tod muss man sterben!

    Ja, den Sampler selbst fand ich auch innovativ, bei der ersten Vorführung konnte der zwar nur Kontrabass, aber was für einen ! ! Spass beiseite, Casio war gut, CZ1 fand ich sehr gut, die anschlagslosen hätte ich in der Pfeife geraucht.

    Mir persönlich gefiel vor allem die Hohner Variante: weiss (endlich nicht mehr schwarz) und vor allem: der personifizierte Fortschritt (Akkordeon/Mundharmonika) mit einer Turbosamplermaschine ganz vorne dabei, das hatte doch was ! ! Der quälende Versuch mit ADAM (hiess der so?) war dagegen tieftraurig.

  10. Profilbild
    knossos

    Ja, das waren noch Zeiten, als ich unvorbereitet wegen einer Schachtel HD-Disketten zum nahen PC-Händler marschiert bin und mit nur zwei Disketten heimkam. ATS 1200,- kostete ein 10er, das sind umgerechnet etwa 90 Euro. Der FZ-1 bringt etwa 1,6 oder gar 1,8MB drauf, also mehr als ein PC.
    Ich bewundere die Jugend von heute, die beim SMS-Schreiben genau das mit Freude praktiziert, was ich am FZ-1 vor 25 Jahren bei der Namenseingabe 1000mal gehaßt habe…
    Gottlob hatte ich mit dem Disklaufwerk nie ein Problem, es funktioniert auch heute noch nahezu perfekt. Das Display dagegen leuchtet tatsächlich schon etwas schwach, und manche Tasten haben öfters Aussetzer, sodaß ich die gefühlten 225 Schrauben meines „Panzers“dann und wann lösen muß, um hineinzukommen.
    Gottlob hab ich mir mal am ST eine Software geschrieben (in GFA-Basic), mit der man die FZ-1 Sounds auslesen kann. Über MIDI ist ein Megabyte zwar zäh, aber es lohnt sich. Das leider etwas teure Awave Studio kann ganze Bänke lesen.
    Zur damaligen Zeit war hier in AT der FZ-1 ein Exot. Casio ? Pieps-Schrott ! Jeder Musiker, der ihn gesehen hat, mußte erst einmal mit handfesten Klängen überzeugt werden, was das Ding in sich trägt. Und selbst dann wollten die Leute ihre teuren Roland/Korg/Yamaha Setups nicht mit der Marke „verschmutzen“.
    Ein Freund hat damals zeitgleich mit mit mir einen Roland-S-50 gekauft, der etwas teurer war, 16 Stimmen (aber nur Splitmode, 12 Bit) und einen Video-Ausgang fürs Bildschirmeditieren hatte. Außerdem klang er deutlich voller. Aber nach einer Woche hat er ihn doch zurückgegeben und den FZ-1 genommen….

  11. Profilbild
    Martin Tauchen

    Der Casio FZ1 ist schon ein spezieller Sampler.
    Ich mag ihn halt ! Insbesondere die zusätzlichen
    Synthesefunktionen werten ihn enorm auf.In
    Kombination mit einem Casio VZ Synth hat man
    da schon einen feinen,kleinen Synclavier Clone.
    Die beiden Casios ergänzen sich bestens.
    Das war wohl auch das ursprüngliche Konzept.
    Der FZ bringt Klangpartikel ein,die mit dem VZ nicht
    möglich sind.Und umgekehrt.Beide sind aber auch
    Standalone mehr als überzeugend.

    Und warum nicht den FZ als einfachen subtraktiven
    Synthesizer verwenden?Mittels Handdrawing 64
    einfache Wellenformen erstellen und mittels Velicity Switch
    stacken…da bekommt Anschlagsdynamik einen ganz
    anderen Wert !!!

    Irgendetwas haben die Entwickler bei Casio seinerzeit
    richtig gemacht.Denn es macht immer noch Spass an
    den Teilen rumzuschrauben,trotz der etwas
    umständlicheren Bedienung.
    Bombenmaschine !!!

  12. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Ich besitze auch einen FZ-1 seit 1988 ca. – das Teil war oft unterbewertet von den Leuten die nur Namen mit Soundqualitäten/Möglichkeiten assozierten, meiner nahezu perfekt im Zustand, heute nur das Übliche ( Diplayhintergrundbeleuchtung getauscht ) – die letzten Jahre lag er brach, gut das ich den nie verkaufte ! – Die Synthese finde ich oft zu krass, nutze eher Samples bzw. bearbeitete Samples.

  13. Profilbild
    Larry B.

    Die alten Profigeräte von Casio aus den 1980ern machen echt Spaß. Nicht umsonst hatte auch Vince Clarke mehrere davon.
    Meine alten Casios werde ich auch nicht freiwillig hergeben. Zumal mein FZ-10m vorher einem gewissen Herrn Peter Grandl gehörte… :-D

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