Der Kollege oder Mitmusiker mischt die Band
Gute Tontechniker sind für jede Band ein Luxus und seltener als man denkt. Nicht jede Band kann sich einen ausgebildeten Tontechniker leisten und oftmals ist es dann entweder der Kumpel, der am Mischpult steht oder der Mix wird gleich nebenbei von einem Mitmusiker durchgeführt. Was es dabei zu beachten gibt, klären wir in unserem Special.
Inhaltsverzeichnis
Guter Rat ist teuer
Diesen Ausspruch, der heutzutage eine ganz andere Bedeutung hat, ist in seiner ursprünglichen Bedeutung und wortwörtlich verstanden gleichermaßen auf einen guten Tontechniker anzuwenden.
1. Gute Lösungen/Hinweise/Ratschläge sind wertvoll (und brauchen Zeit).
2. Sie kosten in der Regel viel Geld.
Gerade am zweiten Punkt hapert es bei vielen nicht-professionellen Bands. Und auch manch eine professionelle Band spart beim Tontechniker und überlässt den wichtigsten Job des Abends ihr unbekannten Personen mit oft zweifelhaftem technischen Background (ich spreche in beiden Punkten aus leidiger Erfahrung).
Doch da sich eine Show nicht von allein mischt, muss früher oder später jemand die Regler am Mischpult bedienen. Wenn es dann schon keine ausgebildete Fachkraft ist, dann vielleicht zumindest jemand, dem man vertraut. So ist es dann meistens eine Person aus dem unmittelbaren Freundeskreis der Musiker, die den Job übernehmen darf. Man wächst mit seinen Aufgaben und es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. So besteht also Hoffnung, nach einigen Versuchen zumindest einen halbwegs passablen Sound zu mischen, wenn man einige grundlegende Dinge berücksichtigt.
Was bedeutet „mischen“ überhaupt?
Lange Zeit beschränkte sich eine Tonmischung auf das Zusammenführen von einzelnen Tonkanälen und das Anpassen der Lautstärken zueinander. Insbesondere in der Beschallungstechnik kamen klangverändernde Einrichtungen wie EQs, Kompressoren oder gar Effekte erst verhältnismäßig spät hinzu. So waren noch zu Beginn der 70er-Jahre die Mischpulte entweder auf der Bühne positioniert oder am Bühnenrand. Der Grund war ganz einfach: Die Lautstärkeregler waren direkt in die Leistungsverstärker eingebaut, die meistens direkt auf der Lautsprecherbox standen und hinter den Musikern positioniert waren. Darüber wurde dann der Gesang übertragen. Die Musiker haben sich entweder selbst gemischt oder eine Begleitperson am Bühnenrand hat den Job übernommen. Das war auch bei der wohl berühmtesten Band aller Zeiten lange Zeit der Fall, den Beatles. Diese nutzten selbst im Stadion Verstärker der Firma Vox (Vox AC100, später dann Vox Super Beatle), wie man hier auf einer raren Aufnahme der Beatles aus dem Jahr 1965 im Stadion in Chicago sehen kann. Kein FoH-Pult, kein Tontechniker, keine riesige PA:
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Youtube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
„Mischen“ bedeutete also das Hinzumischen des Gesangs zu dem Direktschall aus den Gitarren- und Bassverstärkern sowie vom Schlagzeug. Auch Keyboards wurden über Instrumentenverstärker gespielt.
Das änderte sich alles mit der Erfindung des PA-Mischpults, wie wir es heute kennen: Der britische Hersteller Soundcraft stellte 1974 die Series 1 vor, ein Mischpult mit bis zu 16 Kanälen, das nun erstmals die Tonmischung und die Leistungsverstärkung voneinander separierte. Nun wurde die Tonmischung immer noch nicht von ausgebildeten Tontechnikern erledigt, sondern kurzerhand von den Personen, die gerade verfügbar waren: den Roadies. Das Mischpult wanderte nun vom Bühnenrand oder der Bühne zur heute bekannten FoH-Position.
Da PA-Lautsprecher immer größer und leistungsfähiger wurden, reichten die Bühnenverstärker nicht mehr aus und Monitorlautsprecher mussten her. Mischpulte erhielten nun damals noch als Foldback bezeichnete Wege, um eine zweite Mischung für diese Bühnenmonitore zu erstellen. Das geschah damals zunächst vom FoH-Pult aus. Erst später wurden FoH- und Monitormischung voneinander getrennt. All das ist gerade einmal 50 Jahre her!
Hinzu kamen nun zügig Maßnahmen zur Klangbeeinflussung wie EQs, Kompressoren zur Dynamikeinengung, Echo und Hall. Der Rest ist, wie man so schön sagt, Geschichte. All das zeigt aber deutlich, dass die ersten Live-Tontechniker keine ausgebildeten Tontechniker waren, sondern die Musiker selbst oder deren Roadies. Warum also nicht auch der beste Kumpel?
Grundvoraussetzung: Hören
Es spricht überhaupt nichts dagegen, einen Laien ans Mischpult zu stellen, solange dieser ein Gespür für die korrekten Lautstärkeverhältnisse in einem musikalischen Genre hat. Geht man wieder zurück in die Zeit von Beatles und Co. und beschränkt sich ausschließlich auf den Job, die Fader der einzelnen Kanalzüge in ein adäquates Verhältnis zueinander zu bringen und gelegentlich mal bei einem Solo den Kollegen an der Gitarre oder am Keyboard etwas lauter zu machen, ist das kein wahnsinnig komplizierter Job, der einer Fachkraft bedarf. Vielleicht spricht die Band vorher einmal besondere Wünsche ab, druckt eine Setlist aus und notiert dort, wer wann singt oder ob es ein Solo gibt und von welchem Instrument.
Übt das Einpegeln
Wichtig ist das richtige Einpegeln. Damit dieses nicht Ewigkeiten in Anspruch nimmt, sollte der Vorgang im Proberaum geübt werden: Gain-Regler auf Linksanschlag, Kanal-Fader zu, PFL-Taster drücken (oder SOLO-Taster mit dem Solo-Modus PFL), Musiker mit dem lautesten Sound spielen/singen lassen, den Gain-Regler langsam aufdrehen und dabei die LED-Anzeige beobachten. Bei analogen Pulten sollten die ersten roten LEDs nur sehr gelegentlich aufleuchten, bei digitalen Pulten nie. Möchte man später noch den EQ einsetzen, lässt man lieber etwas Headroom und hält das Signal mindestens -3 dB unter Vollaussteuerung, an Digitalpulten gerne auch etwas mehr. Hebt man nämlich am EQ Frequenzen an, erhöht sich auch der Gain und ein bereits voll ausgesteuertes Signal würde höchstwahrscheinlich verzerren.
Richtige Handhabung des EQs
Bei tontechnischen Laien (und leider auch bei einigen „Profis“) stellt man oft fest, dass der EQ hauptsächlich zum Anheben verwendet wird und Anhebungen derselben Frequenz sich über alle Kanalzüge erstrecken. Je weniger Erfahrung man im Umgang mit EQs und Tonmischungen allgemein hat, desto eher sollte man die Finger vom EQ lassen oder diesen ausschließlich zum Absenken nutzen. Doch selbst das Absenken von EQ-Frequenzen kann schnell den Sound ruinieren, wenn zum Beispiel zu breit abgesenkt wird. Wer eine Störfrequenz im Mittenbereich breitbandig absenkt, wird einen Großteil der Nutzfrequenzen mit absenken. Ist das bei einem Gesangskanal der Fall, geht der Gesang schnell unter und setzt sich nicht mehr durch. Dreht man beim ersten Auftreten einer Dröhnfrequenz im Bassbereich gleich am Low-Shelf, ist die Dröhnfrequenz vermutlich verschwunden, dafür aber auch der gesamte Bass. Möchte man anheben, dann lieber breitbandig mit dem Low-Shelf oder High-Shelf. So kann man den Bass etwas featuren oder dem Sänger etwas Höhenglanz verleihen. Das sollte aber stets nur in ausgewählten Kanälen geschehen und niemals in jedem Kanalzug.
Im Zweifelsfall sollte man als unbedarfter Laie also lieber Abstand von den EQ-Reglern nehmen und sich auf die Lautstärkeverhältnisse konzentrieren, bis man sich mit der Handhabung eines EQs vertraut gemacht hat. Das geht recht einfach mit Mehrspuraufnahmen, die idealerweise beim Konzert entstanden sind. Die meisten Digitalpulte erlauben heutzutage das einfache Erstellen solcher Mitschnitte auf Knopfdruck und ein solcher Mitschnitt kann im Proberaum auch ohne die Anwesenheit der anderen Musiker genutzt werden, um einen virtuellen Soundcheck zu machen und mit den Funktionen des Mischpults zu spielen. So lernt man auch die wichtigen Frequenzbereiche einzelner Instrumente besser kennen und herauszuhören.
Richtige Handhabung von Hall & Co.
Raumeffekte eignen sich wunderbar, trockenen Mikrofonsignalen etwas Leben einzuhauchen und sie besser in den Mix einzubetten. Sie können aber auch schnell einen Live-Mix ruinieren, wenn entweder ein unpassender Effektalgorithmus gewählt wird oder der Mix zwischen Effektsignal und Direktsignal nicht stimmt. Den Gesamtpegel des Effekts regelt der Effekt Return-Regler. Den Anteil der einzelnen Kanäle an diesem Signal die FX-Send-Regler in jedem einzelnen Kanalzug.
Zu langer Hall wirkt schnell aufdringlich und störend. Wird das Effektsignal zu laut im Vergleich zum Direktsignal gemischt, drückt es das Instrument oder die Stimme in den Hintergrund. Ein dauerhaftes Echo auf der Gesangsstimme nervt schon nach kurzer Zeit. Noch schlimmer wird es, wenn die Delay-Zeit ungünstig gewählt ist und sich zum Beispiel nicht am Songtempo oder der Taktart orientiert. Ein sparsam eingesetzter Plate-Effekt auf dem Gesangsmikrofon kann hingegen der Stimme mehr Tiefe verleihen. Wichtig ist, die Halldauer nicht zu lang zu wählen, damit es nicht nach Kölner Dom klingt.
Es lohnt sich, die Effekt-Presets des Herstellers einmal durchzuhören: Namen wie „Medium Vocal Plate“ weisen meistens schon in die richtige Richtung und bieten einen guten Ausgangspunkt für eigene Anpassungen.
Der Kompressor
Besitzt das Pult einen Kompressor, nutzen Laien für Attack und Release besser die Automatikfunktion. Der Kompressor bestimmt diese zwei wichtigen Parameter dann in Abhängigkeit des ihm zugeführten Signals. Eine leichte Kompressionsrate von 3:1 bei einem Threshold, der nur die Signalspitzen mit ein bis zwei Dezibel Gain-Reduction erfasst, zerstört nichts. Holt man dann die reduzierten ein bis zwei Dezibel mit dem Makeup-Gain wieder auf, hat man ein sanft komprimiertes Signal, das sich etwas besser in den Mix einbetten lässt. Da die Kompression häufig vor den Aux-Wegen und damit dem Monitormix stattfindet, ist ein solches Vorgehen Laien unbedingt angeraten, da zu starke Kompression gerne zu sich aufschaukelnden Feedbacks führt.
Bei verzerrten E-Gitarren und Keyboards darf gerne auf Kompression verzichtet werden. Hilfreich ist sie bei Gesang, Bass und Schlagzeug.
Subgruppen und DCA-Gruppen
Subgruppen sind eine prima Angelegenheit, erleichtern sie doch, mehrere Kanalzüge einer Gruppe mit nur einem Fader in der Lautstärke zu regeln. Digitalpulte verfügen meisten über acht oder mehr Stereo-Subgruppen, während analoge Pulte meistens mit vier bis acht Monogruppen auskommen müssen. Wichtig ist, das betreffende Signal ausschließlich der Gruppe und nicht auch gleichzeitig dem Main-Mix zuzuweisen, da es sonst im Anschluss doppelt auf dem Main-Bus anliegt. Feste Regeln zur Gruppenzuordnung gibt es nicht. Erlaubt ist, was gefällt und die Arbeit erleichtert. So kann es schon hilfreich sein, das Schlagzeug per Subgruppe zu regeln, statt alle Schlagzeugkanäle einzeln im Fall einer Anpassung der Gesamtlautstärke anfassen zu müssen. Digitalpulte haben zudem meistens die Möglichkeit, anstelle einer Subgruppe DCA-Gruppen zu bilden. Bei einer DCA-Gruppe wird im Gegensatz zur Subgruppe das Signal nicht auf einen Gruppenbus geroutet, sondern lediglich dessen Kanalverstärkung per Steuerspannung reguliert. Bewegt man den Fader einer DCA-Gruppe, sendet das Pult die entsprechende Steuerspannung an alle dieser Gruppe zugeordneten Kanäle. Bei einer Subgruppe hingegen werden alle Signale auf dem Gruppenbus summiert und der Subgruppen-Fader regelt die Gesamtlautstärke dieser Summe. Eine Subgruppe eignet sich deshalb zum Beispiel auch für eine Gesamtbearbeitung dieser Signale, zum Beispiel mit einem EQ oder Kompressor. Bei einer DCA-Gruppe ist das nicht möglich.
Hat unser frisch gebackener Tonmischer keine Erfahrung im Umgang mit Subgruppen, sollte er von diesen lieber die Finger lassen. Zu schnell landet das Signal zum Beispiel bei Digitalpulten durch Routing-Fehler im Nirvana. DCA-Gruppen hingegen lassen sich leicht bilden und man kann nicht viel falsch machen. Ich nutze bei Digitalpulten gerne DCA-Gruppen, wenn die Eingangssignale über mehrere Mischpult-Layer verteilt sind. So mische ich an Pulten wie dem Behringer X32 ausschließlich über die DCA-Gruppen und fasse die einzelnen Kanäle nur an, wenn dort etwas am EQ etc. verändert werden muss. Das ist erheblich übersichtlicher als sich zu merken, auf welchem Mischpult-Layer des Digitalpults sich gerade die Sologitarre verbirgt. Bis man diese gefunden hat, ist das Gitarrensolo eventuell schon vorbei.
Mute – die böse Falle
Jedem Tontechniker ist es schon passiert: Es kommt kein Signal, wo ein Signal sein sollte. Der PFL-Taster ist gedrückt und die LED-Kette zuckt fröhlich vor sich hin. Trotzdem gibt der Kanal keinen Pieps von sich. In den meisten Fällen ist entweder der Kanal nicht dem Main-Bus zugeordnet oder aber die Mute-Funktion eingeschaltet. Obwohl es einem guten Stil entspricht, gerade nicht genutzte Kanäle stummzuschalten, sollte man bedenken, dass diese im richtigen Moment auch wieder freigegeben werden müssen. Nichts ist peinlicher als ein stummgeschaltetes Mikrofon im falschen Moment oder ein nicht hörbares Solo, weil der Mute-Schalter noch gedrückt ist.
Ich würde deshalb jedem Laien empfehlen, auf den Einsatz von Mute-Schaltern während der Show zunächst zu verzichten. Zumindest so lange, bis man das Pult beherrscht und einen guten Überblick über den Ablauf der Show hat. Ist es schließlich doch passiert und der Mute-Schalter ist noch gedrückt, öffnet man keinesfalls schnell durch die Entriegelung den Kanalzug, sondern zieht zunächst den Kanal-Fader herunter, löst den Mute-Schalter und schiebt dann den Kanal-Fader langsam hoch. Ein so eingeblendetes Signal fällt weniger auf und stört weitaus weniger den Hörer als das plötzliche laute Einsetzen.
Die Band mischt sich selbst
Gerade bei vielen Tanzbands oder Kneipenbands ist es üblich, dass die Band sich selbst mischt beziehungsweise ein Bandmitglied diesen Job übernehmen muss. Das ist natürlich problemlos möglich, wenn man einen guten Soundcheck gemacht hat und sich die Lautstärkeverhältnisse über die Show hinweg nicht groß verändern. Viele Digitalpulte verfügen mittlerweile über eine Fernsteuerung per Tablet. Es ist also ratsam, einfach mal kurz beim Soundcheck mit dem Tablet in den Publikumsbereich zu gehen, diesen abzuschreiten und die wichtigsten Einstellungen vorzunehmen.
Sehr gut können Gitarristen mit einem Funksystem diesen Job übernehmen. Eine Alternative ist der virtuelle Soundcheck mit der Einspielung einer Mehrspuraufnahme von einem vorangegangenen Gig. Zu berücksichtigen ist dann allerdings, dass der Schall, der von der Bühne vom Schlagzeug oder Gitarrenverstärkern kommt, fehlt. Monitore sollten bei einem virtuellen Soundcheck schon berücksichtigt werden und eingeschaltet sein.
Viele Digitalpulte erlauben es, Szenen abzuspeichern und über MIDI zu wechseln. Hat die Band beispielsweise mehrere Lead-Sänger, könnten pro Sänger einzelne Szenen mit einem etwas hervorgehobenen Gesangssignal programmiert werden, die man dann später bei den betreffenden Songs aufruft. Dies kann per MIDI-Fußleiste durch einen beliebigen Musiker geschehen oder der Keyboarder sendet entsprechende Programmwechselbefehle von seinen Keyboards.
Ist all das nicht möglich, zum Beispiel weil ein analoges Mischpult verwendet wird, geht es „back to the roots“. In diesem Fall mischen sich die Musiker jeweils selbst. Ein guter Weg ist der folgende:
Beim Soundcheck werden zunächst alle Kanäle vernünftig ausgesteuert und zwar mit dem maximalen Pegel, den ein Instrument beim späteren Gig haben wird. Nun stellen wir alle Kanal-Fader auf Unity-Gain und erhöhen drehen den Master langsam auf, bis es zu ersten leisen Rückkopplungen kommt. Nehmt den Master-Fader anschließend um ca. 3 dB zurück, damit es nicht koppelt. Regelt nun alle Instrumente, die kein Solo spielen, um 2 bis 3 dB zurück. Den Gesang und die Solo-Instrumente belasst ihr dort, in diesem Fall regelt der Instrumentalist seinen Pegel per Volume-Pedal um 2 bis 3 dB zurück und merkt sich diese Einstellung als Grundeinstellung. Das durchgedrückte Volume-Pedal entspricht dann dem Solo-Pegel. Bei der Einstellung helfen die Pegelanzeigen am Mischpult weiter. Spielt nun einen Song komplett durch und hört euch das Ergebnis im Zuschauerraum an (langes Kabel nutzen oder Funk).
Dieses Prozedere funktioniert allerdings nur dann, wenn es auf der Bühne vergleichsweise leise zugeht. Je mehr Schall von Gitarren-Amps, Schlagzeug und Monitoren zurück in den Zuschauerraum gelangt, desto weniger funktioniert eure so erstellte Grundmischung. Um den Bühnenschall zu reduzieren, dreht Verstärker zu euch, kippt sie und richtet sie nicht direkt auf den Zuschauerraum. Überlegt außerdem, ob außer dem Gesang und vielleicht den Keyboards überhaupt noch andere Instrumente auf den Bühnenmonitoren zu hören sein müssen. Das gleiche Signal aus dem Gitarrenverstärker, dem Bühnenmonitor und der PA wird in kleineren Räumen nur für Sound-Matsch sorgen. Benötigt der Schlagzeuger mehr Signal vom Bassisten, stellt dessen Box einfach hinter oder neben den Schlagzeuger, statt den Bass zusätzlich auf die Bühnenmonitore zu legen.
Bei sehr lauten Bühnen in kleineren Räumen ist es häufig besser, nur den Gesang und gegebenenfalls die Keyboards über die PA zu übertragen und die restlichen Instrumente direkt über die Instrumentenverstärker für das Publikum hörbar zu machen. So setzt sich der Gesang besser durch und es ist leichter, ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Gesang und Instrumenten zu finden. Wichtig ist allerdings auch, dass die Musiker diszipliniert sind und die Finger vom Volume-Regler lassen.
Vielen Dank, ein wichtiges Thema gut und interessant aufbereitet.
Ein sehr guter Überblick.
Freue mich auch immer über die Bilder aus den kirchlichen Räumen, da ich da auch unterwegs bin. Hier tritt das Problem der Laien ganz besonders zu Tage.
Danke und Gruß.
@VerMona74 So ist es leider, obwohl gerade in Kirchen ein guter Tontechniker den entsprechenden Unterschied macht.
@Markus Galla Das Einzige was in Kirchen oder bei Worshipveranstaltungen einen guten Ton macht,
…ist der Glaube.
@MusicChest Naja, einfach zu glauben, dass es schon kein Feedback oder unerträgliche Verzerrungen gibt, reicht wohl selten.
Guter Artikel über ein sehr komplexes Thema – mit wichtigen Tips zum ‚Handeln‘ von Sound in Live-Situationen.
Als Freund analoger Mischpulte favorisiere ich diese immer noch – insbesondere weil man die gesamte Kanalanzahl wirklich überblicken kann (und nicht mit diversen Layern arbeitet); genau das aber ist für Laien oder Hobby-Tontechniker unabdingbar: beste Übersicht und sofortiger Zugriff auf alle verstellbaren Parameter!
Unabdingbar ist für jeden Laien/Hobbytechniker/’beste Kumpels‘ am Mixer ist ein doch sensibles Ohr und profunde Kenntnisse der zumindest verwendeten Technik, die man dann maximal effektiv zu nutzen hat. Dies bedeutet, sich auch schon im Proberaum damit zu befassen … ggf. auch ohne Musiker; im Konzert MUSS man nämlich diese Technik im eigentlichen Sinn beherrschen und nutzen können.
Dies ist dann auch konzentrierte und ggf. auch stressige Arbeit – und sie sollte belohnt und anerkannt (‚Danke auch an unseren Mann am Mischpult, der seit Stunden für uns den Sound macht, den ihr hört‘) werden – er ist ja wirklich wichtig, um den Sound nicht zu verhunzen … und ‚es‘ kann auch durchaus eine Frau sein (warum gibt es nur so wenig Tontechnikerinnen?)!
@Nvelope Analoge Mischpulte sind in der Tat übersichtlicher. Beschränkt man sich bei digitalen Mischpulten aber auf die wesentlichen Aufgaben Gain, Panorama, Lautstärkeverhältnisse, dann funktioniert das auch sehr gut.
Als „Ex-Gelegenheitsmischer“, welcher früher doch die eine oder andere Band gemischt hat, ist für mich die Hürde, das mal wieder zu tun, grösser geworden.
So sehr ich Digitalpulte im Studioeinsatz praktisch finde – ein Analogpult schaut man sich kurz an und weiss, was geht.
Wenn man aber ev. nicht den Headliner mischt, sondern eben eine Vorband, dann erhält man meistens nur wenig Zeit am Pult, und die ist für den Soundcheck vorgesehen – wenn es den überhaupt ordentlich geben darf (manchmal liegt nur ein Line-Check drin…).
Ich habe also maximal fünf Minuten Zeit, ein mir vielleicht komplett unbekanntes Digitalmixer-Modell anzuschauen, die aktuellen Settings zu prüfen und mir einen Überblick über die Arbeitsweise damit zu verschaffen.
Was alleine im stillen Kämmerchen bestimmt klappt, kann da draussen sehr stressig werden – die Band will ja auch immer was.
Das ist kein „die gute alte Zeit“-Beitrag, sondern eine generelle Sache.
Ist ja bei z.B. Autos ganz ähnlich. Früher reichten ein, zwei Blicke auf Lenkerhebel und Armaturenbrett und man kam klar mit einem neuen Fahrzeug, heute braucht es u.U. etwas länger, um herauszukriegen, in welchem Menü die Belüftungssteuerung denn nun liegt…
Das leidige Thema abmischen. Ich erinnere mich mal an einen Gig im ehemaligen Blue Note in Köln. Der einzige, den ich als Band Scratcher jemals mischen musste. Eine 8 köpfige Band mit dem ganzen Geraffel, Horns und mehrstimmigen Gesang und undisziplinierten Bassisten ist eine undankbare Aufgabe. Hat zwar funktioniert, war aber nicht meins. Da gilt für mich das „Schuster-Leisten“-Prinzip :-)
Leute für guten Ton sollte man bei semi- bis vollprofessionellen Ambitionen direkt als vollwertiges Bandmitglied an die eigene Band binden.
Haben BAP glaube ich damals auch gemacht. Alles andere wird auf Dauer oft ein fauler Kompromiss sein.
Und die Qualität der Mischer, die wir über die Jahre hatten genügte auch nicht immer unseren Ansprüchen.
@_wire @ -wire – ja, der Aspekt ‚Disziplin‘ in einer Band ist ein leidiges Thema, das im Live-Event zur Katastrophe werden kann.
Die Musiker – bei kleineren bis mittleren Gigs oft über ihre Backline versorgt – drehen nach Belieben und Egofaktor am Vol-Knopf und überfordern den Mixer und dessen Bediener; nach dem Konzert wird dann genau diesem Techniker die Schuld für schlechten Sound gegeben, welchen man selbst schon an seiner Quelle versaut hatte!
Genau deswegen – richtige Forderung! – sollte man den Techniker als Mitglied der Band ansehen und dann aber auch darstellen & bezahlen. Er muss was zu sagen haben – auch die Egomanie so mancher Musiker zurückdrängen, weil ER (oder SIE, ich schrieb ja schon hierzu …) den GANZEN Mix hört (und auch ‚macht‘), der an die Audience rausgeht!
Er muss perfekt die Songs kennen – und wo, an welcher Stelle er tätig werden muss (Effekte, Panorama – aber auch Korrekturen im Gain oder im EQ.
Das erfordert Abstimmung – und diese geht nur in Teamwork unter Respektierung jedes Einzelnen.
Ich sandte mal Gitarrensolos über FX-Delay & Chorus (Stereo-PA) und drehte dabei den PAN-Regler, so dass das Original vorauszog und das Delay hinterher – ein fürwahr umwerfender Effekt!
Hinterher sagte der Sänger, dass meine Drehbewegungen (Hand am PAN-Regler) ’nicht gut‘ gewesen sind; er hatte einfach noch nie einen Klang-mitgestaltenden Techniker !!
Was meinst Du mit ‚Mischer‘?
@Nvelope Eigene Techniker kann man derzeit kaum bezahlen. Tagessätze von über 500€ gehören seit Corona zum Normalzustand und zusammen mit Reise- und Hotelkosten würde das oft den Rahmen einer Produktion sprengen. Mal davon abgesehen gibt es kaum noch fähige Leute, weil viele in der Pandemie endgültig ihren Hut genommen haben. Ich hatte da schon einige verzweifelte Gespräche mit Technikern, die Veranstaltungen absagen mussten, weil sie einfach keine Kollegen mehr finden und es alleine ab einer gewissen Größe nicht mehr geht.
Im Februar prognostiziert:
https://www.mothergrid.de/news/massiver-personalmangel-veranstalter-schlagen-alarm/
Jetzt Wirklichkeit:
https://www.mothergrid.de/news/till-lindemann-death-ss-und-angel-witch-sagen-wacken-open-air-ab/?fbclid=IwAR3TeQZjtG6PYJxgYYYyKgJv0TD2ZbAwYEqHQm1KlxMsrWKAZa4B1Hh2yek
Und die gesteigerten Logistikkosten machen dann das Buchen eines Technikers noch schwieriger.
@Nvelope Mit Mischer meine ich generell die Menschen an den Reglern (haben wir damals meist so genannt)
@_wire Frag mich mal: zwei Wochenende, drei Konzerte (zweimal Open Air, einmal Festzelt). Alles „Profis“. Von den Profis hätte ich 2/3 töten können. Nummer 1 konnte keinen Technik-Rider lesen, hat es geschafft, auf meinem In Ear bis zum ersten Song Country Music laufen zu lassen, hat bis auf mein IEM alle Monitore ausgeschaltet und war einfach generell menschlich wie technisch unfähig. Techniker Nummer 2 war sehr gut und hat einen prima Job gemacht (und das bei 36°C). Techniker Nummer 3 war so unfähig, dass es dem Fass schon den Boden ausgeschlagen hat. Kein Pegel auf den Monitoren. Warum nicht? Weil alle Gain-Regler zugezogen waren und noch nicht einmal die -30 dB-Lampe an seinem X32 geblinkt hat. Ständig hat er die Monitorwege verwechselt und lange den Fehler beim nicht funktionierenden HiHat-Mikro gesucht (+48V Phantomspeisung war aus). Wir konnten die Nummer irgendwann einfach nur durchziehen: Augen zu und durch.
Letztens hatten wir auch mit profitechnikern gearbeitet.
Bis die kapiert hatten, dass die Delay-Line im festzelt deaktiviert war, verging eine Ewigkeit.
Da habe ich sofort die Schnauze voll und sage mir, das hättest du auch selbst hinbekommen von der Bühne aus.
Profi schützt vor Fehlern nicht
Also diejenigen die ich kenne, hatten mit Laien ausschließlich schlechte Erfahrungen gemacht. Selbst wenn ich mal auf einer Veranstaltung das Gefühl hatte, der Sound ist richtig gut, waren organisierte Licht,-& Tontechniker am Werk. Was aber der signifikante Unterschied ist, entzieht sich meiner Kenntnis.
Schöner praxisorientierter Artikel.
Ich finde es fehlt ein wichtiger erster Punkt, der besonders in Clubs, wo eine PA fest verbaut ist, oder in besonders problematischen Räumen (z.B. Kirchen) immer der erste Schritt sein sollte – vor dem Soundcheck mit der Band: Das Testhören der PA mit einer Musik-Konserve, die man gut kennt.
Hat man nicht schon vor vorneherein den Summen-EQ des Pultes die Dröhnfrequenzen des Raums bzw. der PA entschärft, oder auch falsch eingestellte Endstufenpegel zwischen Tops und Subs oder links und rechts abgeglichen, wird man mit den Einzel-EQs der Kanäle und Busse auf keinen grünen Zweig mehr kommen.
Ich hätte gar nicht gedacht, das „betriebsfremde Laien“ überhaupt an die FoH Pulte dürfen. Oder hab ich das falsch verstanden und es geht in der beschriebenen Situation ausschließlich um die Mixe der Musiker von der Bühne aus?
@Hagen In erster Linie geht es um Bands mit eigenem Equipment. Doch hat auch noch nie jemand die Qualifikation der mitgebrachten Techniker abgefragt, wenn ein örtlicher Dienstleister das Equipment gestellt hat. Warum auch? Selbst bei den Verleihern arbeiten haufenweise Freiberufler ohne Ausbildung. Da fragt kein Mensch nach. Die besten Leute, die ich kenne, sind keine Veranstaltungstechniker. Viele Veranstaltungstechniker, die ich kennengelernt habe, konnten zwar Bühnen, Ton und Licht aufbauen, aber nicht mischen.
@Markus Galla Ich meinte eher so in Clubs oder Locations, wo die Anlage mehr oder weniger dauerhaft steht. Ich dachte immer, die Mischer gehören zum Personal der Location und nicht zur Band. Ich kenne das allerdings nur aus Zuschauerperspektive und weiß nicht, wie das so läuft. :-)
@Hagen Ich habe zu meinen Studentenzeiten ab und an eine befreundete Band gemischt (immer wieder die gleiche). Wir (sowohl die Band als auch ich) wurden NIE über meine „Betriebszugehörigkeit“ befragt.
Selbst nicht in so Häusern wie dem Schwimmbadclub Heidelberg (in welchem ja angeblich die Fantastischen Vier „durchgestartet“ sein sollen).
Was mir teilweise vor allem bei kleineren Festivals aufgefallen ist, dass nicht nur die Mischung an sich sondern die allgemeine Lautstärke ein echtes Problem werden kann. Da waren die Vorbands gut anzuhören, als es an die Hauptacts ging wurde es aber unerträglich, die müssen (warum eigentlich) ja lauter sein als der Rest, die PA hat das aber gar nicht geschafft. Das Ergebnis war ein für mich unerträglich dröhnender Soundmatsch.
Beim ersten Mal habe ich noch gedacht, die Anlage sei kaputt, habe das aber sehr regelmäßig erlebt.
Bin ich der einzige, den das stört?
@d_eric Ich kenne es nur umgekehrt, dass die Vorbands/Acts offenbar absichtlich soundtechnisch auf Sparflamme gehalten werden.
@Hagen Ja, das kenne ich aber vor allem bei großen Acts. Da ist dann wieder die Frage, ob die Hauptband das wirklich nötig hat. Qualität sollte sich ja auch bei gleich guten Bedingungen für alle durchsetzen…
@d_eric Bei professionellen Bands steht meist schon ein ausgewogenes Klangbild auf der Bühne, mit dem der Techniker auch einen guten Mix erarbeiten kann. Bei den Künstlern, die sich auf der Bühne schon viel zu laut und undefiniert gepegelt haben (das ist jetzt irgendwie zweideutig 😉), kann mit der PA nur noch dagegen gearbeitet werden.
@1stDIVA Da erlebe ich leider oft das Gegenteil.