Erweiterbare Plugin Workstation
ALL IN ONE
Der Wunsch vieler Musiker nach der alles könnenden Zaubermaschine nahm einst mit der Philosophie der „Workstations“ durch die KORG M1 erstmals Gestalt an. Im Jahr 2001 setzt YAMAHA mit der MOTIF Serie an, die Oberklasse für Workstations neu zu definieren.
DAS GESETZ DER SERIE
Während KORG bei seinen Workstationserien grundsätzlich dieselbe Technik in unterschiedlich umfangreiche Gehäuseversionen packte, setzte YAMAHA darauf, dass nur die physisch größeren Modelle mit allen Features gesegnet waren, während die Modelle mit 61 Tasten technische Einschränkungen hinnehmen mussten. Ein Yamaha EX5 Synthesizer hatte so z.B. mehr Stimmen und mehr Klangerzeuger als sein kleinerer Bruder Yamaha EX7.
Damit ist nun endlich Schluss. Der hier getestete Yamaha MOTIF 6 (61 Tasten) entspricht technisch exakt dem Yamaha MOTIF 7 (76 Tasten) und MOTIF 8 (88 gewichtete Tasten).
KLANGERZEUGUNG
Yamaha setzt nach wie vor auf die AWM2-Technologie. Subtraktive Synthese, bei der eine gesampelte Wellenform durch Hüllkurven, Filter und LFOs, etc. beeinflusst werden kann. Der MOTIF 6 ist in der Grundversion 62-stimmig polyphon, 16-fach multitimbral und kann auf 84 MB ROM mit sagenhaften 1309 Wellenform zugreifen.
Zusätzlich verfügt die MOTIF-Serie über einen integrierten Sampler, der sich auch raffiniert mit dem internen Sequencer koppeln lässt – doch dazu später mehr. Von Werk aus sind 4 MB Sample-RAM vorhanden, die sich auf 64 MB erweitern lassen. Über SCSI oder Smart Media Karten lassen sich die Samples extern verwalten. Die MOTIF-Serie erkennt die Formate AKAI S1000/S3000, wav, aif, YAMAHA A3000 – A5000, sowie SU700.
Gesampelte Klänge lassen sich wie interne Samples aus dem ROM mit der AWM2 Synthese verwenden. Bereits in der Grundversion machen die sehr guten internen Klänge die MITOF Serie zum Allrounder. Eine immense Auswahl an akustischen, elektrischen und elektronischen Klängen von Klassik bis Pop, von techno bis Hip Hop, stehen als Basismaterial zur Verfügung.
Der Clou in Sachen Klangerzeugung sind allerdings die optional erhältlichen PlugIn-Boards. Bis zu 3 Boards lassen sich gleichzeitig installieren. Anders als bei ROLAND enthalten diese Karten kein zusätzliches Samplematerial, sondern eine eigene Klangerzeugung, die nicht nur die Synthesemöglichkeiten des MOTIF erweitert, sondern auch dessen Polyphonie und Multitimbralität.
Zur Auswahl stehen bislang: AN (ein virtuell analoger Klangerzeuger), FM (ein kompletter DX7), VL (ein „virtuell Akustik“-Klangerzeuger), sowie ein Vocal-Harmony Board, mit dem sich mehrstimmige Chöre aus einer Solostimme erzeugen lassen. Darüber hinaus bietet Yamaha ein XG Board sowie ein Piano-Board an.
Zum Test stand uns das FM-Board zur Verfügung, welches die Welt der FM-Synthese auferstehen lässt. Ein Unterschied zum Klassiker DX7 ist definitiv nicht feststellbar – außer bei den Wandlern, die arbeiten beim MOTIF 6 sauberer und rauschfreier.
Die Yamaha PLG150-Erweiterungsboards:
Bitte entnehmen sie die derzeit verfügbaren, optionalen PLG-150 den folgenden Abbildungen. Der Yamaha MOTIF bietet allerdings maximal nur drei Steckplätze an:
BEDIENUNG
Der MOTIF 6 sitzt in einem stabilen und 100% live-tauglichen Gehäuse und wiegt deshalb auch 14 Kg. Das beleuchtete und gut lesbare Display wird über 6 Soft-Keys navigiert.
Für Echtzeiteingriffe steht eine kleine Matrix aus 4 Potis und 4 Fadern zur Verfügung. Das ist zwar nicht gerade umwerfend, erlaubt in der Praxis aber einen schnellen Zugriff auf die wichtigsten Parameter. Bei der Programmierung neuer Sounds tut man sich damit natürlich schwerer als mit der Oberfläche eines Nordlead oder eines MicroWave XT. Wer es gerne komfortabel hat, kann deshalb auf die mitgelieferte CD-ROM zurückgreifen, die sowohl für MAC, als auch für Windows einen umfangreichen Software-Editor bereit stellt.
Sechs weitere Funktionstasten sind für die Steuerung des internen, aber auch externer Sequencer gedacht. Eine Remote-Control Anpassung für LOGIC, CUBASE, CAKEWALK und PROTOOLS ist bereits integriert. Die jeweils ersten 16 Spuren werden über die Controller-Matrix angesprochen. EQs, Effekt-Sends, Panorama, Lautstärke und Mutings können über die Hardware des MOTIF wunderbar eingestellt werden. Auch das gilt wiederum für externe Software-Sequencer, sowie den internen Sequencer.
SEQUENCING AT ITS BEST
Womit wir beim Sequencer wären. Yamaha hat die Zeichen der Zeit erkannt und seinen Sequencer Pattern-fähig ausgelegt. Verstanden andere Workstations Pattern bislang nur als eine einzelne Spur, die geloopt wird, erlaubt der MOTIF auch das Zusammenfassen von bis zu 16 Spuren zu einem Pattern. Diese Pattern lassen sich später im Pattern-Chain-Modus zusammenlegen, ähnlich wie man das beim einstigen ATARI ST „Notator“, bzw. bei der AKAI MPC Serie gewohnt war/ist.
Der weiter verbreitetere Song-Modus (Bandmaschinen-Prinzip) ist ebenfalls verfügbar.
Besonders für Live-Darbietungen bietet der Sequencer viel Stoff für Abwechslung. Spuren können in Realtime ausgewählt werden, aktiviert oder deaktiviert werden. Ebenso lassen die umfangreichen Nachbearbeitungsmöglichkeiten keinen Wunsch offen.
Richtig FUN macht schließlich die Integration von Samples. So können Sie z.B. einen Drumloop aufnehmen, der anschließend automatisch in einzelne Audiofragmente zerstückelt wird. Gleichzeitig wird eine Sequencer-Spur erzeugt, die nun die einzelnen Audioschnipsel wieder korrekt antriggert, so als wäre nach wie vor ein „einziger Audioloop“ vorhanden. Eine radikale Änderung des Tempos lässt sich nun ebenso realisieren wie vollkommen neue Beats. Auf Knopfdruck erstellt der Sequencer auch selbst neue Variationen vom vorliegenden Loop. Und das Beste – es funktioniert, klingt und macht höllisch Spaß.
Trotz der vielen Sequencer-Highlights, die den MOTIF6 wirklich zur autarken Workstation werden lassen, können wir einen kleinen Wermutstropfen nicht verschweigen. Mehr als 16 Spuren lässt der Sequencer nicht zu.
ARPEGGIATOR
Lange in Vergessenheit geraten und in den letzten Jahren wieder in Mode gekommen – es gibt kaum einen Klangerzeuger mehr, der ihn nicht bietet: den Arpeggiator.
Die Vielfalt des MOTIF 6 Arpeggiators schlägt den klassischen Arpeggiator um Längen. Neben den ursprünglichen „Up and Downs“ ermöglich der MOTIF 6 Arpeggiator komplexe Begleitarrangements verschiedenster Musikrichtungen bis hin zum Techno-Pattern. Es stehen 2 x 128 Preset-Phrasen zur Auswahl, weitere 128 Phrasen können selbst programmiert und abgespeichert wer den. In Kombination mit dem Sequencer ein ausgesprochenes Kreativ-Tool.
EFFEKTE
Drei Mastereffektblöcke stellen zwölf Hall-, fünfundzwanzig Delay/Chorus- und fünfundzwanzig Variationseffekte zur Auswahl. Hinzu kommen zwei Insert-Effekte mit über einhundert verschiedenen Effekten, sowie ein Master-Equalizer.
Macht zusammen 6 Effekteinheiten, die sich gleichzeitig einsetzen lassen. Die Qualität der Effekte ist ausgezeichnet und braucht sich nicht hinter gängigen Effekten in der Preisklasse bis DM 1.000,– zu verstecken.
KLANG
Das Teil klingt klasse!!!!! Und ich bin sogar ein Freund der optionalen AN-Karte, die einen vollwertigen virtuell-analogen Synthesizer aus dem MOTIF macht und anderen „Virtuellen“ wie Access Virus oder Novation Nova/SuperNova in nichts nachsteht. Aber auch die anderen Synthese-Erweiterungen wie VL und FM sind einsame Spitze und machen die Motif-Serie zum klanglich vielseitigsten Synthesizer auf dem Markt.
Die interne Soundauswahl ist mir hingegen etwas zu „akustisch“ ausgefallen. Zwar sind die Streicher, Bläser und Zupfinstrumente hervorragend getroffen, aber ich hätte mir als Elektronikfreak noch mehr Grundwellenformen verschiedenster Synthese-Saurier gewünscht.
Eine echte Einschränkung ist das hingegen nicht, da sich auch die Sample-Wellenformen beliebig über den Sampler erweitern lassen. Was also will man mehr?
Auch das berühmte Wort zum Filter soll nicht fehlen: Ja, die Yamaha-Filter klingen wunderbar. Nein, sie klingen nicht wie die Filter eines MiniMoog, aber das wäre wohl auch der falsche Vergleich. Die Yamaha-Filter können „drücken“, „pfeifen“ und einen Klang bis zur Unkenntlichkeit verbiegen. Es stehen 14 verschiedene Tiefpass-, Hochpass und Bandpass-Filter zur Auswahl (13 davon mit Resonanz). Dazu kommen etliche Variationen aus den einzelnen Modellen.
BESONDERHEIT
Soweit mir bekannt ist, dürfte die MOTIF-Serie die erste Workstation sein, die mit einem USB-Anschluss ausgerüstet ist. Ein SCSI Anschluss ist ebenfalls bereits integriert. Zusätzlich können über preiswerte SM Cards mit bis zu 128MB für Samples/Seq als Speichermedium genutzt werden.
Für dieses Jahr ist noch ein optional erhältliches mLAN8E-Board angekündigt. Über diese Yamaha-Schnittstelle können künftig mit einem einzigen Kabel 8 Audiosignale plus MIDI übertragen werden. Wir warten gespannt auf das erste Testexemplar.
Die MOTIF Serie setzt also auch in Sachen Anschlüsse auf die Zukunft.
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