Künstlicher Komponist mit generativen Ideen
Immer wieder hört man von Unternehmen, die sich im Bereich der Musikproduktion breitmachen wollen. Nicht als Komponist oder Produzent, sondern als Entwickler und Hersteller für vermeintliche „Kompositionshilfen“. Kurz gesagt, Maschinen sollen mit Hilfe vom allumgreifenden Thema „Künstliche Intelligenz“ zukünftig für die Chart-Hits von morgen sorgen. Amazon hat mit dem AWS DeepComposer nun ein weiteres Produkt aus dieser Sparte vorgestellt. Braucht man uns Musiker irgendwann nicht mehr?
Das Konzept des AWS DeepComposer Keyboards ist einfach: Melodie einspielen, Gerne wählen und los geht’s – die „künstliche Intelligenz“ denkt sich passend zur Melodie und weiteren Vorgaben eine Begleitung zur Melodie aus. Grundlage sind Hunderte Lieder, die zuvor analysiert wurden und das Zauberwort „Generative AI“. Dabei handelt es sich um eine Unterart von „Machine Learning“.
Interessant ist, dass man dem DeepComposer auch MIDI-Daten zuführen kann und auf Basis der Daten Begleitungen aus der „Cloud“ zurück bekommt. Als Genre stehen u. a. Rock, Pop, Jazz und Klassik zur Auswahl. In weniger als einer Sekunde hat man daraufhin ein Begleitarrangement erschaffen lassen, das im Falle des folgenden Videos aus Bass, Gitarre, Synthesizer und Drums besteht. Ab Minute 7:55 könnt ihr euch das Beispiel direkt anhören:
Soundtechnisch ist das natürlich nicht überragend, aber da die Möglichkeit besteht, die erstellten Noten/Rhythmen wiederum als MIDI-Datei zu exportieren, steht einer nachfolgenden Bearbeitung innerhalb der DAW – und damit der Nutzung von anderen/besseren Sounds und Samples – nichts im Wege.
Das Keyboard an sich ist nichts Außergewöhnliches. Es bietet 32 Tasten und damit 2 Oktaven Umfang, Drehregler, Encoder, Pitchbend- und Modulationsrad, Oktavierungsfunktion und diverse Funktions-Buttons. Integriert sind dazu ein Arpeggiator und eine Auto-Chord-Funktion.
Derzeit ist das AWS DeepComposer Keyboard nur in den USA vorbestellbar und kostet 99,- US-Dollar. Vermutlich wird man die Software auch ohne das Keyboard nutzen können, für 30 Tage (und gewissen Einschränkungen) könnt ihr das Ganze mal ausprobieren.
Bevor ich das Video sah, schrieb ich in Facebook:
‚Abgesehen davon, dass es keine künstliche Intelligenz gibt (es gibt ja keine allgemeingültige Definition von Intelligenz), sind neuronal trainierte Systeme nie kognitiv oder kreativ. Solche Geräte hier können höchstens per Zufallsgenerator komponieren und ein neuronales System prüft die Gültigkeit auf festgelegte Parameter. Da kann nix Neues rauskommen.
Dann doch lieber ein Zufallsgenerator a la „Clarke Imaginator“ und anschließend darf mein Gehör entscheiden.‘
Nach dem Video bleibe ich auch dabei.
Das Gerät lässt Amazon eure favorisierten Melodien den Discriminator lernen, und ihr zahlt noch 99$ dafür. Denn die AI (Mustererkennung) ist der Discriminator!
Nun auf! Es lebe der Mainstream. Melodien a la Depeche Mode oder Soap and Skin werden hier nie rauskommen können.
Ich bin mal auf Praxisberichte gespannt
@monopuls Wenn die natürliche Intelligenz fehlt, ist die Künstliche eventuell hilfreich.
Für jemanden, der lieber Musik machen lässt als selber Musik machen zu wollen/müssen, mag das vielleicht reizvoll sein, aber für meinen Geschmack würde sich das, was in der Produkt-Show gezeigt wird, eher als Inspirationskiller erweisen. Wenn man die so entstandenen Midi-Files bearbeitet und verbiegt, kann man damit bestenfalls so kreativ arbeiten wie mit x Sound-Bibliotheken. Eigentlich dürfte klar sein, dass auf diese Weise nichts wirklich neues entstehen kann – am Ende kommt – wie in hunderten Castingshows auch – immer der selbe wiedergekäute Sound raus. (meine gänzlich subjektive Meinung) …. wo bleibt da das Feeling?
Ich wünsche Euch weitaus schönere, „sinnlichere“ Soundlandschaften für die Feiertage.
Die Form der Präsentation richtet sich wohl eher an IT People. Als Komponist und Musiker würde ich mir derzeit keine Gedanken machen, wegdigitalisiert zu werden. Die hier gezeigte Demo ist ungefähr auf dem Niveau eines Kleinkindes oder ungefähr so AI wie Kempelens Schachtürke. Für Amazon ist das nur ein Geschäftsmodell um die AWS Cloud auszulasten. Das DeepComposer Keyboard ist für mich eher ein schlechter Scherz. Und hat vermutlich soviel AI das es es für USB Betrieb reicht. Das reissen auch die Buzzworte nicht raus.
hörma rudi, hörma – lass es sein, lass es sein mit der gitarre! (mitteregger – rudi :))
Dass euch das ernsthaft einen Bericht wert war…?!?
Dann aber bitte auch mal so ein Kinder“Mikrofon“ mit eingebauter Hallfeder testen, oder die 1.500Watt Boom-Box die es für 49,90 gibt, oder das „hochwertige“ schweizer Messerset („…warum 150 Euro und mehr ausgeben“), oder die chinesische SL-1210 Kopie zu einem Zehntel des Original, aber genauso gut.
Für den einen ‚die Zukunft‘, für den anderen ‚der Untergang des Abendlandes‘.
Ich verbuche es unter ‚Dinge, die die Welt nicht braucht (und die sich nicht durchsetzen werden)‘