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Black Box: Yamaha RX8 Drumcomputer

Abgesang der RX-Reihe in 16 Bit

7. September 2019

Der Yamaha RX8 Drumcomputer von 1989

Die Yamaha RX8, war die letzte in der RX-Serie und als Antwort auf die Alesis HR16 gedacht. Doch die RX8 kam viel zu spät und konnte mit der gleichzeitig erscheinenden Roland R-8 nicht mithalten.

Kleine Geschichte der Yamaha RX8

Viele Drummachine-Freunde und aufmerksame Leser von AMAZONA.de werden sich über folgenden Artikel sicherlich wundern, denn Peter Grandl hat die Yamaha RX Serie ausführlich besprochen.

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Dieser Artikel erscheint, weil man die RX8 nicht wirklich zur RX Serie zählen kann. Sie ist unter anderen Voraussetzungen entstanden, weil 1989 die RX8 als Antwort auf die sehr erfolgreiche Budget-Drummachine Alesis HR16 entwickelt wurde. Es hat aber über ein Jahr gedauert, bis die RX8 auf den Markt kam, ein Zeichen dafür, dass Yamaha auf die Alesis HR16 nicht vorbereitet war und ein Instrument entwickeln musste, das der HR16 Konkurrenz machen konnte.

Leider kann man die RX8 nicht mit ihren Vorgängermodellen vergleichen. Besonders die RX5 und RX7 haben Topbewertungen von Peter Grandl in Fragen Bedienung, Funktionalität und Sound bekommen. RX8 sollte man eigentlich als ein Gerät nennen, das die Features der RX5 oder RX7 als Grundlage besitzt und übertrifft.

Immerhin war die RX8 die erste Drummachine von Yamaha, die auf 16 Bit setzte und nicht auf 12 Bit wie ihre Vorgänger. Sie verfügt außerdem über 43 Klänge und 4 Audioausgänge, aber über all diese Features verfügte die Alesis HR16 schon.

Zur selben Zeit wurde auch die Roland R-8 veröffentlicht und versetzte der Yamaha RX8 den Todesstoß. Deswegen wird die Yamaha RX8 immer das ungeliebte Stiefkind in der RX Reihe sein.

Die Geschichte der RX8 ist aber noch nicht beendet, weil sie ein äußerst beliebtes Instrument in der Circuit-Bending-Szene ist. Das liegt zum an den moderaten Gebrauchtmarktpreisen, die die Kosten für Kits und Umbau gering halten. Doch betrachten wir die RX8 etwas genauer, wie lässt es sich heute noch mit ihr arbeiten und wie klingt sie?

Die Yamaha RX8 in der Praxis

Grundsätzliches

Am wichtigsten für die Bedienung ist das Display mit seinen 32 Zeichen, die auf zwei Zeilen aufgeteilt sind. In der ersten Zeile wird die jeweilige Funktion angezeigt und darunter werden meistens die Zahlen „1 bis 8“ dargestellt, die für eine bestimmte Funktion stehen. Natürlich variiert die Nummerierung mit den zur Verfügung stehenden Funktionen.

Mit den roten Vorwärts- und Rückwärts-Tasten wählt man Funktionen aus.  Die Werte können mit den „Yes/No“-Tasten verändert werden und Funktionen aktivieren bzw. deaktivieren.

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RX8 im Test

Mit diesen einfachen Schritten lassen sich die Sounds, Pattern, Songs und sonstigen Einstellungen der RX8 bearbeiten. Die jeweilige Funktion wählt man mit einem Tastendruck aus, die auf dem Panel zu finden sind. Dies funktioniert  so einfach, dass es für den Test nur sehr selten notwendig war, im Handbuch Funktionen nachzulesen. Lobenswert: auch nach so langer Zeit lässt sich das Handbuch von der Yamaha Website herunterladen.

Sounds der RX8

Bassdrum 3 wurde einem Pad zugeordnet

Die RX8 verfügt über 43 Sounds auf PCM-Basis. Die Drumsounds orientieren sich an akustischen Drumkits und zusätzlich gibt es einen Slap-Bass und eine Art Fanfare. Das klingt nach späten 80er und frühen 90er Jahren und hat heute einen Retro-Charme.

Ich würde behaupten, dass die RX8 ein Rompler ist, weil man pro Sound die Lautstärke, Pan, Pitch, Poly Modus und Effect / Detune und Effect / EXP verändern lässt. Das ist nicht sonderlich viel und dadurch ist das klangliche Repertoire äußerst beschränkt. Wenn man Sounds mit -1200 Cent verstimmt, kann man fast ein Oldschool Hip-Hop Feeling erzeugen.

Tom 2 wird mit „3“ verstimmt

Die Zuordnung der Sounds auf die Tasten funktioniert wirklich sehr einfach. Dazu drückt man „Voice Assign“ und eines der 12 Pads, das man belegen möchte. Mit den Yes/No-Tasten schaltet man durch die 43 Sounds.

Praktisch ist, dass sich über „Voice Assign“- die „Voice Edit“-Taste befindet, um die Sounds immerhin ein bisschen zu verändern.

Mit der Taste „Multi“ können einzelne Sounds tonal gespielt werden, dafür lassen sich der „Pitch“ und „Accents“ des Instruments einstellen. Der Multi-Mode muss über das Menü verlassen werden, wenn man wieder einzelne Sounds spielen möchte.

Einige wenigen Effekte wie Reverse lassen sich auf die Sounds legen. Einfach die Reverse-Taste halten, während man den Sound spielt. Der Effekt wird auch im Sequencer aufgezeichnet. Alles funktioniert einfach so, ohne dass man in einem zweiten Schritt alles nochmals bestätigen müsste. Ich wünschte, so einfach würde jedes elektronische Instrument funktionieren.

Die Pads können natürlich nicht mit der Qualität einer MPC60 mithalten, sie fühlen sich ziemlich schwammig an und verfügen auch nicht über Anschlagdynamik oder ähnliches. Immerhin sind sie gummiert und erledigen ihren Job anständig.

Sequencer des Drumcomputers

Dot Step-Sequencer

Der Sequencer bietet Realtime- und Step-Aufnahme. Mit der Taste „Pattern“ landet man im Sequencer. Zuerst wählt man mit „1“ ein Pattern aus, mit „2“ nimmt man Realtime auf. Hier bestimmt man auch die Pattern-Länge, die auf 32 Noten beschränkt ist. Außerdem kann die Quantisierung und die Lautstärke des Klicks eingestellt werden.

Swing oder ähnliches sucht man vergebens. Ich habe aber nicht den Eindruck, dass die erstellten Patterns deswegen statisch oder wie Marschmusik klingen. Wenn man es drauf hat, kann man wirklich mit der Kiste grooven.

Pattern-Auswahl mit 8 verschiedenen Funktionen

Der Step-Modus ist simpel, aber effektiv. Die Noten werden als Punkte dargestellt. Das ausgewählte Instrument wird im Raster angezeigt. Spielt man ein anderes Instrument, ändert sich das Raster dementsprechend. Möchte man keine Note einfügen, überspringt man diese einfach mit den roten Pfeiltasten.

Guter Blick auf Volume- und Temporegler

Da man nur 16 Noten im Display sieht, kann man mit den Pfeiltasten im Display vor- und zurückgehen. Da das Maximum auf 32 Steps reduziert ist, bleibt der Sequencer sehr übersichtlich und somit schnell und einfach zu bedienen.

Schön ist, dass man in diesem Modus die Quantisierung ändern kann und verschiedene Quantisierungen einzelner Sounds miteinander kombinieren kann. Natürlich lassen sich die Patterns kopieren und ergänzen, um sie im Song-Modus zusammenzusetzen.

Song-Modus der Yamaha RX8

Pattern 40 wird der erste Part im neuen Song

Im Song-Modus werden die Patterns miteinander verknüpft, dadurch kann ein komplexes Arrangement entstehen.  Zuerst wählt man einen leeren Song und über „2“ gelangt man in den „Edit Song“-Modus.

Jetzt ist natürlich wichtig, die Nummern der erstellten Patterns im Kopf zu haben. Man gibt in diesem Menü über das numerische Tastenfeld die Pattern-Nummer ein, bestätigt dieses mit „Yes“ und der RX8 springt in den nächsten Part. Das ist wirklich super easy und leicht zu erlernen.

Die Virtuosität und Komplexität eines RX8 Songs wird demnach nur durch das musikalische Können und Kreativität bestimmt.

Weitere Einstellungen

Die MIDI-Einstellungen macht es möglich, die RX8 durch externe Gear zu steuern. Selbstverständlich lässt sich die RX8 zur MIDI-Clock synchronisieren.

Netterweise hat Yamaha im Handbuch die Notenzuordnung der einzelnen Sounds aufgelistet, so dass sie sofort auf einem externen MIDI-Controller zu finden sind.

Die Anschlüsse der RX8

Wer noch über Datasetten verfügt, kann auf diesen ein Backup erstellen und den dazugehörigen Anschluss nutzen, um die RX8 mit einem Mutitrackrecorder zu synchronisieren. Außerdem hat Yamaha einen Card-Slot bereitgestellt, um auf einer Yamaha MCD32 Card seine Daten zu speichern.

Alles nicht sonderlich aufregend, aber MIDI ist ausreichend, um auch heute die RX8 mit modernem Equipment zu synchronisieren.

Besonders toll sind die etwas billigen, aber funktionellen großen Lautstärke- und Temporegler, da greift man gerne hin und justiert seinen Sound. Zwei wichtige Regler, die ich heutzutage an vielen Maschinen vermisse.

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Fazit

Am meisten überrascht hat mich an der RX8 die unglaubliche simple Bedienung, die sehr logisch aufgebaut ist. Ein Blick in das Handbuch ist nur notwendig, wenn man die wenigen komplexen Einstellungen erlernen möchte. Ich habe zum Beispiel im Test nicht erwähnt, dass man im „Polymode“ Akkord-ähnliche Sounds erzeugen kann.

Je länger man sich mit dieser Drummachine beschäftigen wird, desto interessantere Beats wird man aus ihr herauskitzeln. Das liegt an dem Song-Mode, der die relativ kurzen Patterns zu etwas Aufregendes verknüpfen kann.

Die RX8 verfügt natürlich nicht über dem BOOM einer TR-808. Sie ist auf akustische Schlagzeugsounds ausgelegt. Die RX8 zeigt sich aber äußerst aufgeschlossen gegenüber externen Effekten. Mit relativ wenig Einsatz ist es so möglich, der RX8 interessante Klänge zu entlocken, denn PCM-Sounds sind nicht wirklich meine Welt.

Es kamen durchaus nostalgische Gefühle auf, als ich die Demosongs hörte. Sofort wurde man an Werbejingles und TV-Spots der frühen 90er Jahre erinnert, dieser etwas zu dünne und antiseptische Sound; wer liebt ihn nicht? Wer sich in die Welt des Circuit-Bendings begibt, wird die RX8 auf ein neues Level heben.

Ich würde mir die Simplizität der Bedienung auch in modernen Geräten wünschen. Wenn man auf 32 Zeichen im Display beschränkt ist, liegt es am Entwickler, dem Musiker das Musizieren so einfach wie möglich zu machen. Das ist Yamaha sehr gut gelungen. Ein sehr interessantes Stiefkind der RX Serie: die Yamaha RX8.

Plus

  • sehr einfach zu bedienen
  • übersichtlich
  • durchdacht
  • Anschlüsse

Minus

  • wenig Möglichkeiten der Soundgestaltung
  • kein Swing
  • PCM-Sounds (Geschmackssache)

Preis

  • 58 Euro
  • Gebrauchtpreis lt. Syntachles-Liste, Stand 12.8.2019
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Das ist zu 99% echter Super Nintendo/Mega Drive-Sound. Der RX8 muß die Quelle sein! :)

  2. Profilbild
    Son of MooG AHU

    Mir gefällt der Yamaha PCM- bzw. AWM-Sound ganz gut; meine RX15 wird immer wieder mal hervorgeholt. Die Bedienung ist auch hier sehr einfach, trotz Minimal-LCD.

  3. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Um die RX8 und ähnlich gelagerte Drummies zum Swingen zu bringen, kann man mit den Quantisierungseinstellungen spielen. Durch Wahl einer bestimmten Quantisierung z. B. auf eine Spur mit schnellen (8tel und 16tel) und -unsauber- eingespielten Hihats kriegt man schon einen gewissen Groove hin. Ähnlich funktioniert das auch auf älteren Hardwaresequenzern wie dem Roland MC-50 MKII, der offiziell ebenso keine Swingfunktion hat.

    Ich mag die Yamaha-Geräte dieser Zeit, nicht nur die Instrumente, sondern auch Studiozubehör wie MIDI-Merger und THRU-Boxen mit ihren unverwüstlichen Stahlblechgehäusen oder den QX5 Sequenzer, der bei mir immer noch im Einsatz ist. Die Sachen waren damals schon nicht so flashy und hip, aber stets ehrliche Arbeitstiere mit gutem Klang und durchdachtem Funktionsumfang.

    Und ja, FX dran und die Sonne geht auf. Mein Lo Fi-Tip: Waldorf 2pole (ENV Follower, Drive auf ca. 10 Uhr oder mehr, je nach Geschmack) und dahinter den Monotron Delay, bei dem die Delay-Time so eingestellt wird, daß sich Wet und Dry fast überlagen, aber eben nur fast. Während der Aufnahme/Performance kann man mit dem Feedback spielen und schön rumbratzen, dann noch durch den Kompressor, ordentlich EQ drüber und schon drückt die RX8 wie die Großen.

    • Profilbild
      Sven Rosswog RED

      Danke für die Anmerkungen und Tipps.

      Ich hab mit dem virtuellen DPole Filter von Waldorf während des Test experimentiert. Lustig, dass du den 2 Pole jetzt empfiehlst.

      • Profilbild
        AMAZONA Archiv

        @Sven Rosswog Der 2pole ist der Knüller, ich liebe das Teil sehr, ist ein wichtiger Bestandteil meines Setups.

        Würde auch gerne mal den alten 4pole testen, das sage ich schon seit Jahren, aber bisher gabs immer andere Prioritäten.

        • Profilbild
          Sven Rosswog RED

          4 Pole hatte ich auch schon öfters im Blick, leider wurde er immer zu einem unglaublich schlechten Zustand angeboten. Electrix Filter Factory würde mich auch reizen. 2-Pole musste Erica Synth acidbox III weichen.

          • Profilbild
            AMAZONA Archiv

            @Sven Rosswog Für nicht-Hardware ist der Filterfreak von Soundtoys eine Offenbarung. Habe gerade einen Song fast fertig, in dem ein Sound vom Atlantis (Eurorack SH-101) mit dem Mutable Instruments Warps als zusätzlichen DCO über Ext-In durch den FF gejagt wird. Wer ungefähr hören will wie das klingt:
            https://www.youtube.com/watch?v=QrHCn69rppg
            Ab 2:12. Aber nur ungefähr… ;)
            Meine unfertige Version:
            https://soundcloud.com/hectorpascal/yo-man
            Ab 3:00 aber laut, hab nur ein bischen SC-Kompression ohne Mastering drin.
            Selten hat mich eine Plug-in Sammlung so überzeugt. Da wird jedes Instrument wach mit und es macht Spaß wie Hardware. :)

            • Profilbild
              AMAZONA Archiv

              Klingt gut, aber hab grade gesehen, daß das ein Plugin ist, damit kann ich leider nix anfangen. :)

              Ich hab lange Zeit mit der Sherman Filterbank geliebäugelt, ist aber im Budget leider nicht drin.

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