Praxistest: Beyerdynamic DT-1990
Professional Gear oder doch nur ein teures Hobby
Wer sich auf die Suche nach den ersten bezahlbaren hochwertigen Studio Kopfhörern zum Mixen und Mastern macht, kommt an den Beyerdynamic DT-1990 in der 250 Ohm Variante wohl nicht vorbei.
Beworben wird der Ohrumschließende halboffenen Kopfhörer für den High-End Studiobereich und ist mit seinem 5-40,000 Hz Übertragunsbereich und Tesla-Neodym-Treiber rein technisch schon mal in der richtigen Liga.
Mit 495,- € hat dieser Kopfhörer nicht wirklich viele Konkurrenten, die dann auch noch ihr Produkt als „Mixing und Mastering“ Kopfhörer bewerben. Man erkennt, dass Beyerdynamic ihre Kund*innen kennt und erweitert mit ihrem teuersten Studio Kopfhörer ihre Palette preislich angemessen.
Ist damit anzunehmen, dass Beyerdynamic hier primär ein Hobby bis Semi-Professionelles Publikum bedient oder ist dieser Kopfhörer auch für professionelle Anwender*innen? Gerade da die Kopfhörer, die viele Mixing und Mastering Profis nutzen eher ab 4 stellig und weit aufwärts anfangen und von „Nieschen“ Marken wie Audeze, Olle etc. kommen.
Zu mir:
mein Name ist Adrian Zadi, ich bin professioneller Mixing und Mastering Engineer, Produzent für Pop bis Elektro und natürlich auch Musiker im Herzen. Meine Anwendung für den Kopfhörer findet in Studios mit diversen Interfaces als auch unterwegs statt. Die Anwendung Palette liegt dabei von Mastering bis Beats basteln.
Zum Produkt:
Er kommt in einem edlen schwarzen Case und ist mit 2 Mini-XLR Kabel Varianten ausgestattet. Man kann wählen zwischen einem gestreckten oder einem Spiral Kabel. Lang genug für jeglichen Einsatz sind beide mit 3 und 5 Metern definitiv.
Das erste was beim Öffnen auffällt ist die schwarz matte Edelstahl Tönung und die weichen Ohrpolster. Auch diese sind in zweifacher Ausführung vorhanden. Allerdings nicht als Ersatz, wie ich anfangs vermutete, sondern diese sollen laut Hersteller verschiedene Klang Charakteristiken haben – analytisch oder balanciert.
Das erste Aufsetzen fühlt sich sehr angenehm an, nichts drückt oder presst zu sehr an den Ohren und er ist dazu mit seinen 370 Gramm sehr leicht.
Der erste Eindruck wird von der Verarbeitung, Packaging und Tragegefühl definitiv dem Preis gerecht und könnte meinem Eindruck nach sogar in einer höherpreisigen Kategorie stattfinden.
Damit aber weiter zum wesentlichen. Wie is’n jetzt der Sound??
Dieser Kopfhörer klingt sehr analytisch, aber auch etwas hart, was Transienten und Impuls Verhalten gut tut. Dabei ist er aber nicht so flat oder ausgewogen wie ich es gerne hätte. 7kHz hat eine merkwürdige Nase und der Low End Bereich ist eher dünn. Dieser scheint sich von Signal Quelle zu Quelle sich zu verändern, obgleich alle genug Spannung aufweisen, um 250 Ohm ordentlich zu betreiben.
Hört man sich das Low End, allerdings mit einen High Cut man alleine an, ist er wunderbar präzise ausgewogen und geht erstaunlich tief! Allzu ausgewogen Flat klingt der Kopfhörer für mich nicht. Einzeln Betrachtet sind die Frequenzbereiche sehr genau und chirurgisch betrachtbar. Im Gesamtgefüge vom Spektrum wirkt es für mich nicht kohärent. Irgendwie fehlt mir der Glue und die etwas Musikalität…Kann aber auch genau richtig sein, wer das fürs Mixen mag.
Die verschiedenen Ohrpads haben mir nicht den Unterschied geboten, den ich erwartet hätte. Ein subtiler Unterschied, der definitiv zur dargestellten Frequenz Kurve im Handbuch passte, war erkennbar. Man sollte aber kein „WOW“ Erlebnis erwarten.
Auch unterwegs mal einfach ans MacBook angeschlossen tut er seinen Job und fällt mir immer wieder durch seinen Tragekomfort auf. Selten habe ich den Kopfhörer abgenommen und war danach erleichtert, nichts mehr auf den Ohren zu haben. Auch zu warm werdende Ohren war nie ein Problem.
Erwähnenswert ist definitiv, dass der DT-1990 bei mir definitiv etwas „Einklang“ Zeit gebraucht. Anfangs war er übertrieben höhenlastig. Das selbe Phänomen schilderten und bestätigten viele Käufer*innen in ihren Berichten. Auch das Bass und 7kHz Verhalten empfunden viele ähnlich. Somit scheint es eine grundsätzliche Klangeigenschaft des Kopfhörers zu sein. Es ist definitiv ein Sound an den man sich, wie bei jedem neuen Ausgabe Medium, gewöhnen muss und mit dem wohl Wenige direkt warm wurden.
Wenn ein Kopfhörer im Bassbereich untertreibt, ist er nichts fürs Mastering. Klingt ein Track dort gut, ist er bei vielen Konsumenten mulmig bis dröhnend untenrum. Das will man auf gar keinen Fall.
@bluebell Hast du eine Empfehlung?
@figgelz Ja. Unbedingt mit Lautsprechern mastern. Kopfhörer sind nett als Lupe, wenn man Knackser oder andere Störgeräusche finden will.
Ich hab den AKG K812, und auch mit dem höre ich es nicht, wenn ich im Bass zu großzügig war.
Ich hab den DT-1990 Pro auch schon einige Monate im Einsatz (als nächtlichen Ersatz für meine Adam-Abhöre) und war beim ersten Test eigentlich vom Bass überrascht, dafür daß es kein geschlossener Kopfhörer ist. Ich stimme zwar der Aussage zu, daß der DT nichts für fette Beats angetrunken, nachts um 4 Uhr ist, aber da ich auf ihm produzieren will, ist er genau richtig. Wenn ich dann auf meine anderen Kopfhörer (Phonon SMB09 / Focal Spirit) wechsle, kommt genau der Effekt dann zum tragen, da diese den Bass deutlicher zeigen und er korrekter weise dann NICHT zu dick aufträgt sondern genau da schiebt, wo er soll. Für mich ist der DT1990 Pro definitiv DIE Kaufempfehlung. Nur unterwegs ist er meiner Meinung nach nicht das geeignete Werkzeug. Da sollte es dann doch die geschlossene Variante (DT-1770 PRO) sein.
Ich habe den Kopfhörer jetzt gute vier Jahre und bin ziemlich zufrieden.
„Dieser scheint sich von Signal Quelle zu Quelle sich zu verändern, obgleich alle genug Spannung aufweisen, um 250 Ohm ordentlich zu betreiben.“
Bei diesem Satz bin ich leider ausgestiegen.
Kann mir das vielleicht jemand erklären, wie das gemeint ist?
Mit „Dieser“ ist der dünne Low End Bereich gemeint? Mit der Quelle ist ein Audiosignal gemeint? Mit „Alle“ sind verschiedene Kopfhörervovertärker gemeint, die vorher noch nirgends erwähnt wurden?
@Wursthaut Signal Quelle = Gerät, dass den Kopfhörer „bestromt“ (der Kopfhörerverstärker deines Interfaces zB.)
Genau, ich spreche vom Bassverhalten des Kopfhörers. Im Prinzip hast du es richtig verstanden, soweit ich es erkenne.
@Adrian Zadi Danke für die Antwort. Welche Kopfhörervorverstärker hast du den genau verwendet?
Ich hatte Meinen schon an den Vorverstärkern von diversen Motuinterfaces, über Adient und Focusrite. Hier gab es sehr viele Unterschiede, die meisten Verstärker waren zu schwach für die 250Ohm. Die besten Ergebnisse habe ich allerdings mit einen separaten Kopfhörervorverstärker erzielt (Lake People G109-P ).
Daher finde ich, dass Tests und Bewertungen, ohne auf den Vorverstärker einzugehen, nicht so viel Sinn machen. Es ist ja sowieso schon schwierig genug einen „Sound“ in Worte zu fassen. Gleiches gilt für Mikrofone.
Was die Vorverstärker allgemein für einen Unterschied machen, ist meiner Meinung nach nicht zu vernachlässigen
Es ist ein bisschen vergleichbar mit Siebträgermaschinen und Mühlen….
@Wursthaut Schöner Vergleich! Stimme dir dazu. Also benutzt habe ich ihn bereits bei einer großen Audient Konolse, RME, UA bis Focusrite Interfaces, um ein paar zu nennen.
Mit dem betreiben von 250 Ohm haben tatsächlich wohl mehr Interfaces Probleme als ich auch vorher annahm. Allerdings haben die DT770 mit dem gleichen Widerstand damit nicht so das Problem.
Musste mich erst einmal an den DT-1990 pro gewöhnen.
Zum Hören von Musik war er für mich schon immer schön, zum Produzieren nur bedingt.
Wie so viele Kopfhörer ist er mir im Bassbereich etwas zu „verlogen“
und täuscht auch vieles im oberen Frequenzspektrum weg.
Das Produzieren mit dem Beyerdynamik macht schon Freude,
man hat nur hinterher über Freifeld wieder manches zu korrigieren.
Er soll (laut Hersteller) auch fürˋs Mastering geeignet sein. Hierfür wechsel ich dann lieber zwischen Freifeld und dem Sennheiser HD 600, ca. 180 € günstiger und eine gute klangliche/Frequenz betreffende Neutralität.
Sehr wichtig bei beiden ist mir auch, dass man das Kabel abnehmen und wechseln kann.
Es geht natürlich nichts über gute Monitore, doch trotzdem möchte ich auf beide Kopfhörer nicht verzichten –
nicht zu unterschätzen ist auch der Aspekt, das viele Musikhörer heutzutage über Headphones oder In Earˋs Musik konsumieren, da ist es schon mal ganz interessant, wie die Produktion auf verschiedenen Kopfhörern klingt.
Jeder hat bestimmt einen anderen Liebling auf den Ohren sitzen.
Es ist, wie Eingangs schon erwähnt, eben auch eine Sache der Gewohnheit 😉
Hat zwar direkt mit diesem ‚Test‘ nix zu tun, aber wenn einfache Fakten wie offen oder halboffen schon durcheinander gebracht werden, entstehen bei mir Zweifel…
@harrymudd Ist mir leider auch erst nach der Veröffentlichung aufgefallen, und konnte es dann nicht mehr ändern… oder zumindest habe ich nirgendwo die Option gefunden, wo ich es nachbearbeiten konnte.
Habe das auf einer längeren Zug Fahrt geschrieben und hab mich da einfach vertippt. Es ist selbstverständlich ein offener Kopfhörer.
Allerdings kann man solche Anmerkungen auch gerne etwas netter formulieren. Wie gesagt, ist mir klar. Habe mich verschrieben. Mea culpa, sorry