Überflieger mit leichten Schwächen
Der Hersteller Harley Benton macht schon seit einiger Zeit von sich reden. Neben Verstärkern, Boxen und einer großen Auswahl an Zubehör, machen vor allem die Gitarren und Bässe der Firma einen Großteil ihrer Popularität aus. Konzentrierte sich Harley Benton hierbei anfangs auf das Einsteigersegment, bietet die Thomann-Hausmarke mittlerweile auch Instrumente für den professionellen Einsatz an – und das in verschiedenen Serien. Das hier zu testende Exemplar stammt aus der sog. „Pro“-Serie und hat die Modellbezeichnung „Fusion-T HH EB BK“.
Harley Benton Fusion-T HH EB BK – Facts + Features
Von der Bauart her gesehen haben wir es bei der Fusion-T HH EB BK mit einer Telecaster-Style Gitarre zu tun. HH steht für zwei Humbucker – EB für Ebenholz (Griffbrett) – BK für die Farbe (schwarz). Der Korpus der Gitarre ist aus Sapele gefertigt. Dieses Holz ist tonal dem Mahagoni sehr ähnlich, weist aber frequenzmäßig etwas mehr Höhenanteile auf. Dem Instrument wurde auf der Rückseite des Korpus ein sog. „Comfort Cut“ spendiert – das schont die Rippen des Spielers und ist ein wesentlicher Unterschied zur traditionellen Telecaster. Auch am Cutaway finden wir zwei Aussparungen an der Vorder- und Rückseite, die wohl für höheren Spielkomfort in den höheren Lagen sorgen sollen. Die Vorderseite des Korpus ist hochglänzend schwarz lackiert und setzt sich durch ein Naturholz-Binding vom übrigen Korpus ab. Der Zargenbereich sowie die Korpusrückseite sind mit einer weinroten Lackschicht überzogen – die Maserung des Holzes lässt sich hierbei aber noch gut erkennen. Insgesamt wurden die Lackarbeiten sehr sauber und ohne Fehler ausgeführt.
Ahornhals mit Ebenholzgriffbrett
Der Hals der Harley Benton Fusion-T HH EB BK besteht aus kanadischem Ahorn und hat ein aufgeleimtes Griffbrett aus Ebenholz, in das 22 Edelstahlbünde sowie Standard „Dot“-Inlays zur Orientierung eingelassen wurden. Auch diese Arbeiten wurden makellos ausgeführt. Das Halsprofil wird vom Hersteller als „Modern C“ angegeben – der Hals ist somit nicht zu flach, lässt sich aber, auch dank der sehr dünnen Versiegelung, in allen Lagen problemlos bespielen. Unterhalb des 22. Bundes befindet sich der Zugang zum Halsstab – so kann man die Neigung des Halses ohne viel Fummelei einstellen. Am Übergang zur Kopfplatte finden wir einen selbstschmierenden „Tusq“- Sattel von Graphtech. Die Sattelbreite beträgt hierbei 42 mm – die Mensur der Gitarre wird mit 648 mm angegeben. Die Kopfplatte selbst ist ebenfalls glänzend schwarz lackiert – also ein sog. „Matching Headstock“. Das Instrument wiegt 3,7 kg – das ist exakt das, was meine Strat auf die Waage bringt und ist somit als „normal“ zu bewerten.
Locking Tuner und Wilkinson Tremolo
Für die gute Stimmung stehen uns Locking Tuner von WSC zur Verfügung. Sie leisten im Zusammenhang mit dem verbauten Wilkinson 50IIK 2-Punkt Tremolo während der gesamten Testphase gute Arbeit. Sämtliche Hardware ist in Chrom gehalten – dazu zählen neben Schrauben, Gurtpins, den Tunern und dem Tremolo auch die Kappen der beiden Roswell Humbucker sowie die dazugehörigen Volume- und Tone-Regler und der 3-fach Schalter zum Anwählen der Tonabnehmer. Mit dem Tone-Regler lassen sich durch seine Push/Pull-Funktion die beiden Humbucker splitten – dadurch stehen dann Singlecoil-Sounds zur Verfügung.
Als Zwischenstand kann man der Harley Benton Fusion-T HH EB BK schon mal die Verwendung von hochwertigen Komponenten und eine vorbildliche Verarbeitung bescheinigen.
Mal sehen, ob dieses Level auch im Praxistest gehalten werden kann!
Die Harley Benton Fusion-T HH EB BK in der Praxis
Durch die ergonomische Bauweise der Gitarre und den komfortabel zu bespielenden Hals fühlt man sich auf dem Instrument schnell zu Hause. Hängt man sich die Gitarre um, lässt sich allerdings eine leichte Kopflastigkeit feststellen – die geht natürlich auf das Konto der Locking Tuner. Durch einen „rutschfesten“ Gurt bekommt man das Problem aber weitestgehend in den Griff.
Wie schon erwähnt, verhält sich die Harley Benton Fusion-T HH EB BK äußerst stimmstabil. Das Wilkinson-Tremolo läuft butterweich und durch den gesteckten Tremolohebel, der sich per Inbusschlüssel in seiner Gängigkeit einstellen lässt, sind feinste Änderungen der Tonhöhe möglich. Selbst krasse „Divebombs“ sind mit diesem System kein Problem – dank des selbstschmierenden Sattels kehren die Saiten wieder brav in ihre Ausgangsposition zurück. Das Auswählen der Pickups über den Dreiwegschalter und die Funktionalität des Tone-Reglers (inkl. Push-Pull) sind als normal und unauffällig zu bezeichnen. Einzig der Volume-Regler ist sehr schwergängig – beim Testen musste ich einige Male nachregeln, weil ich vom Gefühl her ganz aufgedreht hatte, das Poti aber bei 50 oder 75 % hängenblieb.
Nun zu den Sounds:
Unverstärkt klingt Die Harley Benton Fusion-T HH EB BK sehr resonant und drahtig, mit gutem Sustain und ausgewogener Darstellung über den gesamten Frequenzbereich. An den Verstärker angeschlossen, bleibt im Clean-Kanal diese drahtige Spritzigkeit leider etwas auf der Strecke. Die beiden Humbucker (Roswell LAF-B-CR Alnico-5 (Steg) und Roswell LAF-N-CR Alnico-5 (Hals)) übertragen das Signal sauber und die verschiedenen Positionen (Bridge – Middle – Neck) bieten durchaus brauchbare Sounds – aber irgendwie klingt das alles recht charakterlos. Schade…denn der unverstärkte Klang ließ anderes erwarten. Die gesplitteten Singlecoil-Sounds sind leider auch nicht in der Lage, den eher zweifelhaften Eindruck zu verbessern: Grundsätzlich nimmt hierbei der beim Humbucker-Modus vermisste „Twang“ zu, aber der Lautstärkeunterschied ist derart groß, dass man fast einen Booster einsetzen möchte, um sie adäquat hörbar zu machen.
Bei verzerrten Klängen sieht das Bild ähnlich aus: Es gibt annehmbare „Brot und Butter“- Sounds, aber wirkliche Begeisterung will nicht aufkommen. Einzig der Lautstärkeunterschied der Pickup-Modi (Humbucker/Split-Singlecoil) fällt im verzerrten Betrieb nicht so sehr auf.
Würde mir wirklich wünschen, dass HB die Fusion-Modelle mit hochwertigen Marken-Pickups verkaufen würde, so wie bei den Instrumenten der Amarok-Reihe.
Klar, würde das den Preis nach oben verschieben, aber die Roswell-Tonabnehmer kamen schon im Test zu der Fusion-II HSH nicht gut weg.
@Joe Dalton Das sehe ich ähnlich! Ist echt schade, denn die Fusion-T ist ansonsten klasse.
@Joe Dalton Dann lässt man sich Pickups von Chris Rübezahl einbauen und schon passt das.