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Giorgio Sancristoforo Berna 3, experimentelles Software-Studio

Wie RAI und WDR in den 50ern

2. Oktober 2021

sancristoforo berna 3 software studio

Mit Berna 3 zeigt Giorgio Sancristoforo nach mehrjähriger Entwicklung eine komplett überarbeitete Version seines experimentellen Software-Studios. Vorbilder für das Konzept waren die elektronischen Versuchslabore der Rundfunkanstalten aus dem 1950er-Jahren, wie das Mailänder RAI Studio di Fonologia und beim WDR in Köln.

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Das Software-Studio ist modular aufgebaut. Die einzelnen Bestandteile werden über zwei Matrixen miteinander verbunden, wie man es für die jeweilige Session benötigt. Man kann es aber nicht mit einem Software-Modularsystem wie VCV Rack oder Cherry Audio Voltage vergleichen.
Berna 3 emuliert verschiedene Signalgeneratoren, die ursprünglich für Messzwecke konzipiert waren. Damit lassen sich Töne erzeugen, aber auch modulieren. Die Töne werden auf virtuellen Bandmaschinen und Tape-Loopern aufgezeichnet, über ein 2×8 Mischpult zusammengeführt und mit Overdubs versehen. Wer den YouTube-Kanal von Hainbach verfolgt, dürfte das eine oder anderen Gerät dort schon mal gesehen haben.
Was mit Berna 3 alles genau möglich ist, wird von Giorgio Sancristoforo in einem fast einstündigen Video ausführlich demonstriert:

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Gegenüber der Vorgängerversion Berna 2, die das gleiche Konzept verfolgte, ist eine klangliche Überarbeitung aller Generatoren und Filter erfolgt, um mehr analoge Wärme zu erreichen. Berna 3 hat nun neun verschiedene Oszillatoren, die jeweils einen eigenen Charakter von sauber bis „dirtier“ haben. Weiterhin sind zwei Impuls Generatoren hinzugekommen, mit denen über Filterung frühe Varianten von Hüllkurven realisiert werden können, da ADSR Envelopes zu dieser Zeit noch nicht erfunden waren. Als Zufallsgenerator für Impulse wurde ein Geigerzähler samt X-Ray Tube und Rumkhorff-Spule emuliert. Damit lassen sich auch Clock-Signale erzeugen. Fans von Stockhausen können sich über Emulationen der Messgeneratoren MG60 und AG-10 freuen.
Außerdem wurde die gesamte Grafik erneuert. Jedes „Gerät“ hat ein eigenes Fenster und ist nicht mehr an das Haupt-Interface gekoppelt. Dadurch sind die UIs größer und detaillierter geworden und lassen sich besser bedienen. Für jede Einheit gibt es einen On/Off-Schalter, mit dem sich nicht benötigte Generatoren zur Schonung der CPU-Beanspruchung unkompliziert deaktivieren lassen.

Berna 3 ist kein Plug-in, sondern nur als Standalone-Version verfügbar. Es kann aber über virtuelle Audio Driver wie Blackhole oder Loopback zu einer DAW verbunden werden. Die MacOS-Version ist bereits erhältlich, die Windows-Version soll ab dem 11. Oktober zur Verfügung stehen. Der Preis beträgt 25,- Euro. Käufer, die Berna 2 noch im August oder September 2021 erworben haben, können kostenlos auf Version 3 upgraden. Eine Demoversion ist verfügbar.

berna 3 modules software studio

Berna 3 Systemanforderungen

MacOS X 10.11.6 or later, Intel® Core™2 Duo processor. Intel® Core™ i5 processor or faster recommended (runs also on M1), 4 GB RAM (8 GB or more recommended)

Windows 7, Windows 8 or Windows 10, 64-bit Intel® or AMD multi-core processor.
Intel® Core™ i5 processor or faster recommended, and GB RAM (8 GB or more recommended)

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Preis

  • 25,- Euro
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Forum
  1. Profilbild
    Dirk Matten RED

    Zitat: Vorbilder für das Konzept waren die elektronischen Versuchslabore der Rundfunkanstalten aus dem 1950er-Jahren, wie das Mailänder RAI Studio di Fonologia und beim WDR in Köln.

    Wenn das Studio für Elektronische Musik des WDR in Köln gemeint ist, dann liegt der Autor falsch, da es dort nicht um Versuche im Sinne von Experimenten, sondern ganz konkret um die Realisation vorliegendender Kompositionen ging.

    • Profilbild
      Ruhestörung

      @Dirk Matten Ist es denn nicht auch ein Experiment, wenn man eine „vorliegende Komposition“ mit ungewöhnlichen Equipment realisiert?

      Das Tool schaut interessant aus und der Preis ist fair.

      • Profilbild
        Dirk Matten RED

        @Ruhestörung Grundlage für die Kompositionen war die Verwendung gerade eben diesesr technischen Ausstattung. Dazu empfehle ich das folgende Buch:
        Elena Ungehauer: Wie die elektronische Musik „erfunden“ wurde …: Quellenstudie zu Werner Meyer-Epplers musikalischem Entwurf zwischen 1949 und 1953. Ausgabe mit CD.: … Band 2. (Kölner Schriften zur Neuen Musik) Sondereinband – 30. März 1992

        • Profilbild
          Ruhestörung

          @Dirk Matten Das ist doch auch ein Versuch einer neuen Herangehensweise…

          Danke für den Buchtip :)

          @Amazona: Eurer Link ist vermurkst – er funktioniert nicht. Entfernt doch bitte das
          „Giorgio Sancristoforo-Website“ aus dem Link

          • Profilbild
            Dirk Matten RED

            @Ruhestörung Von Karlheinz Stockhausen gibt es zum Thema „Elektronische Musik“ in seinen Büchern „Texte zur Musik …“ diverse Aufsätze, es lohnt sich. In den News würde ich „die elektronischen Versuchslabore“ durch „die elektronischen Studios“ ersetzen.

        • Profilbild
          j.rauner AHU

          @Dirk Matten Dirk, ich verstehe persönlich auch nicht den Unterschied, den du da gerade machst. Es schließt sich nicht aus zu experimentieren und konkrete Kompositionen zu verfolgen. Es schließt sich nicht aus Versuchslabor und Studio für elektronische Musik zu sein. Es ist doch nicht so gewesen, dass die Produktionsmittel und deren künstlerische Umsetzung von Anfang an feststanden. Es ging doch auch darum, was ich aus diesen Produktionsmitteln heraushole. Das Studio hat sich doch entwickelt und verändert? Die Produktionsmittel (z.B. Klangmühle) haben sich doch auch verändert?

          • Profilbild
            Dirk Matten RED

            @j.rauner Mir ging es darum, dass das Studio für Elektronische Musik des WDR, Köln, sollte es in den News gemeint sein, als „Versuchslabor“ bezeichnet wurde, was Versuche und Experimente an die erste Stelle des Verwendungszecks stellt. Das ist falsch.
            Sicherlich haben der Komponist, Assistent und Toningenieur dort auch mal etwas gegessen und getrunken, man würde das Studio jedoch nicht als „Kantine“ oder „Restaurant“ bezeichnen.
            Ich verweise auf das Buch von Frau Ungeheuer (s. o.) und auf das „Sonderheft Elektronische Musik, Technische Hausmitteilungen des Nordwestdeutschen Rundfunks, 1954“, eine weitere Diskussion scheint mit im Moment nicht zielführend.
            Soll ich „Versuchslabore durch „Studios“ ersetzen, obwohl der erste Begriff für die hier vorgestelle Software und deren Anwender sicherlich eher zutreffen wird. Einen Entwurf zur Klangmühle findet man in seinem Aufsatz „Die Zukunft der elektronischen Apparaturen in der Musik“ (Zusammenfassung eines Vortrages auf der 9. Tonmeistertagung im WDR Köln am 26. Oktober 1972)“.
            Die Klangmühle (EMS QUEG) wurde von Karlheinz Stockhausen bei Peter Zinovieff in Auftrag gegeben, sicherlich nicht, weil Rotationen im Raum bei Auftragserteilung völlig neu war, das hatte Stockhausen schon Mitte der 50er-Jahre gemacht, so war es aber aus seiner Sicht praktiabler zu handhaben.

  2. Profilbild
    j.rauner AHU

    Die Software-Arbeit von Giorgio Sancristoforo ist hervorragend. Ich arbeite sehr gern mit Berna, weil es mich dazu inspiriert, mein eigenes Studio immer mehr und mehr zu einem elektronischen Instrument bzw. elektronischen Orchester umzubauen.

  3. Profilbild
    Aljen AHU

    Gelesen, ausprobiert und sofort an andere völlig unbenutzbare Software namens „Fantastic Voyage“ gedacht. Das ist wohl eine Mehrspur-Taperecorder-Simulation, mit der es mir trotz mehrmaliger Versuche nicht gelang, auch nur einen Ton aufzunehmen – jedenfalls so, dass dieser auch hörbar abspielbar wäre.

    Bei einer Freeware würde ich es noch nach dem Motto „möge ein Jeder nach seiner Fasson…“ sausen lassen. Hier will derEntwickler auch noch Geld sehen. Auch das ist nichts Abwegiges – nur da wäre wenigstens eine vollständige Betriebsanleitung gut. Die PDF, die diesen Progrämmchen beiliegt, ist so wirr und unvollständig, dass sie nur noch zusätzlich zu dem Programm selbst den Eindruck erweckt, der User werde hier verarscht.

    Zudem nicht ohne weiteres in ein DAW integrierbar. Super :)

    Tatsächlich stammen beide Programme von demselben Entwickler. Muss ein interessanter Mensch sein.

    • Profilbild
      Tom Aka SYNTH ANATOMY AHU

      @Aljen Giorgio hat immer klar gesagt dass er keine Plugins macht. Raus routen kannst du das Audio mittels Blackhole, Soundflower oder anderen Hilfen und auch dann in deine DAW. Ist umständlicher aber funktioniert.

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