So war also der Grundstein für die Verbindung der beiden Musikstile gelegt, und zu Genüge wurde bewiesen, dass man progressiven Rock mit zusätzlicher Power und Härte versehen kann, ohne ihm zu „schaden“ und Metal getrost ein wenig melodiöser und bisweilen ruhiger angegangen werden konnte, ohne dabei den Biss und die Dynamik einbüßen zu müssen.
Von hier an war das Genre etabliert, und viele Nachwuchsbands wagten sich auf das neue Terrain, um die Einflüsse zu verarbeiten und mit dem doch sehr „straighten“ Heavy Metal zu brechen.
Als eine der faszinierendsten und ungewöhnlichsten, leider aber auch weitestgehend unbekannten Bands sollten hier die 1988 in den USA gegründeten Psychotic Waltz erwähnt werden. Die von ihnen entwickelte Kombination aus spährisch-psychedelischen Klängen, hervorragender instrumentaler Arbeit und außergewöhnlichem Gesang und dem Einsatzt von Querflöte ist bis heute einzigartig, für viele unübertroffen, und das 1992 veröffentlichte Album Into the Everflow gilt in vielen Kreisen als eines der größten Meisterwerke des Progressive Metal überhaupt.
Dieses Prädikat wird oftmals und sicherlich zurecht an das Album vergeben, mit dem die bereits 1985 als Majesty gegründete Band Dream Theater den absoluten Durchbruch erreichte. Images and Words heißt die 1992 erschienene Scheibe, und es ist wohl nicht zu viel gesagt, dass dadurch der ProgMetal vielleicht nicht revolutioniert, aber erstmals der breiten Masse zugänglich und in der Musikwelt etabliert wurde. Die aus New York stammende Band, gegründet von Musikstudenten des renommierten Berklee College of Music schaffte es, den ProgMetal aus der Klischee-umwobenen Schmuddelecke des Dunklen und Bösen zu ziehen und in das Rampenlicht der populären Musik zu stellen. Das Ganze jedoch mit allerhöchstem musikalischen Anspruch und Perfektionismus. Man setzte Standards in der Beherrschung der Instrumente, zog alle Register, und es kam zu minutenlangen, wahnwitzigen Instrumentalpassagen, was von Kritikern oft als musikalische Onanie bezeichnet wird. Einflüsse aus fast jeder Musikrichtung wurden dabei genial miteinander verwoben und zu einem der bis heute erfolgreichsten Metal-Alben gemacht. Hier wurde gezeigt, dass auch die Heavy-Fraktion zum Spaß haben nicht in den Keller geht. Das 1999 erschienene Album Metropolis pt. 2; Scenes of a Memory darf wohl auch zu einem der wichtigsten Alben des Genres und der Band gezählt werden. Das Konzeptalbum ist die Fortsetzung eines Stückes vom Debütalbum When Dream and Day unite und gilt zusammen mit Images and Words als Meisterstück der Amerikaner. Nach eigenen Angaben gehörten auch Bands wie Fates Warning zu den wichtigsten Einflüssen für ihre Musik, wo sich der Kreis wieder schließt.
Das Metropolis-Album von Dream Theater ist die Fortsetzung des Tracks „Metropolis Part 1: The Miracle and the Sleeper“ von Images and Words _nicht_ von „When Dream and Day Unite“.
Einen sehr wichtigen Einfluss auf Dream Theater haben offensichtlich auch Rush, die m.E. unbedingt in ersten Abschnitt zu den Wurzeln des Prog Metals gehören.
Zu den frühen Vertretern/Vorläufern des Genres aus den späten Achtzigern würde ich auch die deutschen Power Metaller Helloween zählen. Ihr bekanntestes Epos „The Keeper If The Seven Keys I & II“ hat alle Merkmale eines progressiven Albums: stylistisch abwechslungsreich, ausgedehnte, virtuose Instrumentalparts, komplexe Songstrukturen und Longtracks.
Bei den moderneren Bands möchte ich noch die Norweger Pagan’s Mind erwähnen, die mit „Celestial Entrance“ und „Enigmatic : Calling“ in meinen Augen zwei Perlen des Genres hingelegt haben. Zwar stehen sie nicht unbedingt für eine starke Weiterentwicklung des Prog Metals, haben aber, durch ihren von modernen Keyboards geprägten kristallklaren Sound und Science Fiction Texte, einen durchaus eigenen Charakter.
Wer sich für Prog Metal und Prog Rock interessiert, dem möchte ich auch noch die Zeitschrift „Eclipsed“ empfehlen, die im Abo jeden Monat (am Kiosk alle zwei Monate) eine CD mit Neuerscheinungen enthält, auf der ich schon so manchen Spitzentrack entdeckt habe.
@SpotlightKid Hallo SotlightKid,
du hast natürlich recht: „Metropolis Part 1: The Miracle and the Sleeper“ von „Images and words“ ist das stück von dem „Scenes from a Memory“ ausging. Mit den vielen Albumtieteln und Jahreszahlen kommt man leicht durcheinander…
Vielen dank auch für die Nennung der anderen beiden Bands. Bei der vielzahl der Gruppen und Alben wird sicherlich auch das ein oder andere hier vermisst, deshalb freuen wir uns immer über weitere Ergänzungen.
Gruß, Tilmann
@tilmann.seifert SpotlightKid, sorry!
Auf die Gefahr hin, dass wir uns nur zu zweit hier unterhalten…
Irgendwie finde ich ja auch, dass man, obwohl es ganz klar Hardrock ist, auch Rainbow bei manchen Songs zu den frühen Prog Rock/Metal-Vertretern zählen muss. Z.B. bei „Stargazer“ und „Eyes of the World“ wird das deutlich.
Schönen Gruß nach Darmstadt. Warst du nicht auch auf der Waldorfschule?
Chris
also wenn du mich fragst, fehlt hier das album „Unia“ von Sonata Arctica
Sehr gut. Und jetzt bitte einen oder mehrere vergleichbar ausführliche EYAWTKA-Artikel über Extreme-Metal-Genres (also Death, Black, Thrash Metal usw.)
Da könnte ich dann AMAZONA.de sogar in meiner kommenden Master-Arbeit referenzieren :-)