Ein berühmterer deutscher Vertreter findet sich in der Münchner Band Sieges Even, die ebenfalls schon 1986 gegründet wurde. Hier erkennt man einen in den Alben variierend starken Jazz-Einfluss in den sehr schnellen und hochkomplexen Stücken. So wechselt beispielsweise der Gitarrist oft und sehr schnell zwischen verzerrter und cleaner Gitarre mit Delay, auf der er immer wieder einzelne Elemente und „jazzige Pausen“ in die Arrangements einfließen lässt. Besonders gut ist dieses Element ihrer Musik auf dem Album Sophisticated von 1995 zu hören.
Pain of Salvation aus Schweden sind ein gutes Beispiel für eine neuere Interpretation des Progressive-Metal. Für viele stellen sie einen Gegenpol zur Dream Theater–Dominanz im ProgMetal dar, obwohl die beiden Bands durch einige Projekte, wie zum Beispiel dem Transatlantic, sich zumindest personell recht nahe stehen. So legt Pain of Salvation den Schwerpunkt der Komplexität eher bei den Songstrukturen und den Texten sowie zugunsten einer dichten Atmosphäre, anstatt das technische Können der Musiker in den Vordergrund zu stellen. Musikalisch ist die Band trotzdem noch auf sehr hohem Niveau unterwegs, was sich nicht zuletzt an dem ausgesprochen anspruchsvollen Gesang des Gitarristen und Haupt-Songwriters Daniel Gildenlöw festmacht. Verbunden mit authentischem „Bombast“, komplexer Polyrhythmik und zahlreichen Einflüssen aus Blues, Jazz, Pop und Rock haben sie einen sehr vielseitigen und ihnen eigenen Stil entwickelt. Einen guten Überblick über diese Variabilität bieten die Konzeptalben The Perfect Element (2000) und Be (2004).
Die Verbindung zwischen ProgMetal und Neoklassik ist den Musikern von Symphony X um den Gitarristen Michael Romeo gelungen. In einer Mischung aus Powermetal, klassischen Arrangements und progressivem Rock huldigt die 1994 gegründete U.S.-Band zwar eher dem klassischen Metal, wird aber insbesondere auf dem Album The Divine Wings of Tragedy (1997) immer wieder sehr „proggy“ und „besinnlich“. Insbesondere der Titeltrack des Albums erinnert mit einer Länge von knapp über 20 Minuten und der extremen Vielseitigkeit an progressive Stücke früherer Zeiten.
Das Metropolis-Album von Dream Theater ist die Fortsetzung des Tracks „Metropolis Part 1: The Miracle and the Sleeper“ von Images and Words _nicht_ von „When Dream and Day Unite“.
Einen sehr wichtigen Einfluss auf Dream Theater haben offensichtlich auch Rush, die m.E. unbedingt in ersten Abschnitt zu den Wurzeln des Prog Metals gehören.
Zu den frühen Vertretern/Vorläufern des Genres aus den späten Achtzigern würde ich auch die deutschen Power Metaller Helloween zählen. Ihr bekanntestes Epos „The Keeper If The Seven Keys I & II“ hat alle Merkmale eines progressiven Albums: stylistisch abwechslungsreich, ausgedehnte, virtuose Instrumentalparts, komplexe Songstrukturen und Longtracks.
Bei den moderneren Bands möchte ich noch die Norweger Pagan’s Mind erwähnen, die mit „Celestial Entrance“ und „Enigmatic : Calling“ in meinen Augen zwei Perlen des Genres hingelegt haben. Zwar stehen sie nicht unbedingt für eine starke Weiterentwicklung des Prog Metals, haben aber, durch ihren von modernen Keyboards geprägten kristallklaren Sound und Science Fiction Texte, einen durchaus eigenen Charakter.
Wer sich für Prog Metal und Prog Rock interessiert, dem möchte ich auch noch die Zeitschrift „Eclipsed“ empfehlen, die im Abo jeden Monat (am Kiosk alle zwei Monate) eine CD mit Neuerscheinungen enthält, auf der ich schon so manchen Spitzentrack entdeckt habe.
@SpotlightKid Hallo SotlightKid,
du hast natürlich recht: „Metropolis Part 1: The Miracle and the Sleeper“ von „Images and words“ ist das stück von dem „Scenes from a Memory“ ausging. Mit den vielen Albumtieteln und Jahreszahlen kommt man leicht durcheinander…
Vielen dank auch für die Nennung der anderen beiden Bands. Bei der vielzahl der Gruppen und Alben wird sicherlich auch das ein oder andere hier vermisst, deshalb freuen wir uns immer über weitere Ergänzungen.
Gruß, Tilmann
@tilmann.seifert SpotlightKid, sorry!
Auf die Gefahr hin, dass wir uns nur zu zweit hier unterhalten…
Irgendwie finde ich ja auch, dass man, obwohl es ganz klar Hardrock ist, auch Rainbow bei manchen Songs zu den frühen Prog Rock/Metal-Vertretern zählen muss. Z.B. bei „Stargazer“ und „Eyes of the World“ wird das deutlich.
Schönen Gruß nach Darmstadt. Warst du nicht auch auf der Waldorfschule?
Chris
also wenn du mich fragst, fehlt hier das album „Unia“ von Sonata Arctica
Sehr gut. Und jetzt bitte einen oder mehrere vergleichbar ausführliche EYAWTKA-Artikel über Extreme-Metal-Genres (also Death, Black, Thrash Metal usw.)
Da könnte ich dann AMAZONA.de sogar in meiner kommenden Master-Arbeit referenzieren :-)