Atli:
Nach meinem Abschluss „Master of Composition“ dachte ich erst einmal: „Wie zur Hölle soll es jetzt weitergehen?“
Dann habe ich diesen Flyer entdeckt am Schwarzen Brett über eine Mitgliedschaft bei BMI (amerikanischer Partner von Gema, Ascap etc.). Die haben da jungen Komponisten angeboten, mit Größen aus der TV-Branche zu arbeiten. Das war dann DER Mike Post (US-Legende unter TV-Komponisten der 80/90er. Magnum, The A-Team, Detective Rockford, Law&Order, NYPD -Blue. Bis heute aktiv).
Also habe ich ihm ein Demo geschickt. Ich wurde auserwählt und ich bekam die Möglichkeit, ihm einige Wochen über die Schulter zu sehen bei der Arbeit. Also kein Job, auch nicht Kaffeeboy, sondern einfach nur zusehen und lernen. Dann bekam ich Hausaufgaben auf, indem er mir Filmsequenzen von Law & Order zeigte und sagte „OK, wie würdest du das machen? Nicht für die Show, sondern für dich zum Üben. Ich bin ja dein Lehrer, zeig mir wie du vorgehen würdest.“ Das war eine großartige Schule! Zum Abschluss sagte mir Mike: „Egal, was du machst, gehe nicht zurück nach Island!“
Ich blieb dann in L.A. Machte ein paar Freelance-Jobs und habe für andere TV-Komponisten zugearbeitet. Um mich aber wirklich über Wasser zu halten, habe ich Blumen ausgeliefert.
Irgendwann sagte mir ein Freund der Musik studierte, dass er zu einer Audition geht für einen bekannten Sony-Künstler. Ich ging einfach mit. Am Ende hat ich den Job als Keyboarder von Jessica Simpson. Leider nicht mein Freund (lacht).
Es war nicht das was ich wollte, aber ich brauchte einen Job. Und es gab schlechtere als im Stadion zu stehen und Popmusik auf einer großen Bühne zu spielen. Besser als Blumen ausliefern.
Irgendwann klingelte das Telefon und da sagte eine Stimme „OK, das ist der Anruf, auf den du gewartet hast.“ Es war Mike Post. Für ihn habe ich dann etwa fünf Jahre gearbeitet ab Anfang 2001. Ich weiß noch, als ich anfing… Da habe ich für 1,5 min. Musik etwa drei Wochen benötigt. Aber mit Mike hingegen mussten wir innerhalb von zwei Tagen etwa 20 min Musik abliefern. Auch das war eine gute Schule, denn du hattest keine Zeit zum Nachdenken oder dein Ego. Du musstest Morgen einfach liefern.
AMAZONA.de:
Wurde dein Name auch erwähnt?
Atli:
Ja, bei manchen Episoden, wenn Mike nicht in der Stadt war und ich alles alleine gemacht habe. Aber meistens war er natürlich der Komponist und ich sein Assistent. Mike Post arbeitet sehr schnell, skizziert etwas auf Digital Performer und übergab es an mich zum Arrangieren.
Toller Typ, lockeres Interview… danke dafür!
Seinen „Fourth Kind“ Score mag ich sehr!
Mike Post erkennt man auch heute noch, ohne erst auf den Abspann warten zu müssen – einfach klasse.