The Story of Joe Bonamassa
Blues. Es soll mal jemand gesagt haben, dass der Blues, zusammen mit dem Jazz, die größte und vielleicht auch einzige kulturelle Errungenschaft sei, die die Welt den Amerikanern zu verdanken habe. Kein Wunder also, dass dort der Blues und der Rock, anders als in Europa, ein sehr beständiger Teil der Popkultur und des Mainstreams sind. Besonders der etwas rotzige amerikanische Blues wird dort nicht nur auf improvisierten Bühnen in verrauchten Bars gespielt, sondern füllt unverändert Stadien und Plattenregale. Ein gutes Beispiel dafür gibt Joe Bonamassa ab, der als Gitarrist und Sänger eine beinahe beispiellose Karriere im Blues hinlegt und den Bluesrock auch in Europa wieder in die oberen Chartplatzierungen katapultiert.
Leben & musikalischer Werdegang
Selten sind die Voraussetzungen für ein Leben als Musiker so gut wie bei dem im Jahr 1977 in New Hartfort geborenen Joe Bonamassa. Sein Vater besaß zu dieser Zeit ein Gitarrengeschäft in der amerikanischen Kleinstadt und so wurde ihm die Gitarre praktisch mit in die Wiege gelegt. Schon mit 4 Jahren begann sein musikalischer Werdegang mithilfe einer Kindergitarre, die er schon wenig später nicht mehr aus der Hand legte. Das Talent des kleinen Joe wurde bald darauf deutlich und im zarten Alter von 12 Jahren auch einem breiteren Publikum bekannt, als Joe Bonamassa mit keinem Geringerem als der altgedienten Blueslegende B.B. King auf der Bühne stand. Dies war der Start einer steilen Karriere als Profimusiker.
Im Alter von 14 wurde er von Fender zu einer Reihe von Veranstaltungen verpflichtet, auf denen er nicht nur die Werbetrommel für die namhafte Gitarrenschmiede aus Kalifornien rührte, sondern auch die Bekanntschaft mit Berry Oakley Jr. schloss, mit dem er seine erste Band Bloodline gründete, welcher auch der Sohn Miles Davis‘, Erin Davis und Waylon Krieger angehörten. Die Jungen Musiker wurden bald vom Plattengiganten EMI unter Vertrag genommen und landeten mit „Dixie Peach“ und „Stone Cold Heartet“ die ersten Hits. Es sollten allerdings auch die Letzten sein, da sich ihre Wege kurz nach dem Herauskommen des Albums und der ersten Tour, auf der sie unter anderem Support für Lynyrd Skynyrd waren, trennten und der vermeintlichen Superband ein jähes Ende bereitet wurde. Danach war es beinahe sechs Jahre lang sehr still um den Nachwuchsgitarristen.
Pünktlich zum neuen Jahrtausend meldete sich Bonamassa dann mit seinem ersten Soloalbum „A New Day Yesterday“ wieder aus der Versenkung. War das Album noch eher ein Ladenhüter, landeten die beiden Nachfolgealben aus den Jahren 2002 („So It’s Like That“) und 2003 („Blues Deluxe“) jeweils auf Platz eins der Blues Billboard Charts. Nach drei Jahren und zwei weiteren Alben führte Bonamassa seine Solokarriere mit verschiedenen Studiomusikern fort. Seit 2006 entstanden so neun weitere Studioalben und eine Vielzahl an Live-Alben und DVDs. Zwischen 2010 und 2012 engagierte sich Bonamassa nebenbei in der Band „Black Country Communion“, die ebenfalls auf drei Alben und einen nicht zu verachtenden kommerziellen Erfolg verweisen können. In dieser Zeit fand Bonamassa auch noch die Muße, mit Gitarrenlegenden wie Steve Morse zu musizieren.
Joe Bonamassa – Einflüsse & Stil
Obwohl Bonamassa vor allem in den USA beliebt und bekannt wurde, gab er selber an, sich eher stets an den großen europäischen Blueslegenden orientiert zu haben. Allen voran war es der irische Gitarrist und Sänger Rory Gallagher, der ihn am meisten beeindruckte und sein Spiel prägen sollte. So übernahm er die Gallagher’sche Tradition, dessen Bluesrockhit „Cradle Rock“ auf seinen Konzerten stets als ersten Song zum Besten zu geben.
Neben Gallagher gehören auch Jeff Beck und Eric Clapton zu seinen Vorbildern aus dem Vereinigten Königreich, deren Blues und Rock ihm schon immer weit interessanter erschien. Die Einflüsse sind in seinem Spiel und seiner Songauswahl, unter der sich viele der europäischen Klassiker befinden, nicht zu überhören. Allerdings ist sein sehr breiter und etwas stärker verzerrter Gitarrensound auch ein Zeugnis für den amerikanischen Ursprung seiner Musik. Auch finden sich, besonders im Gesang aber auch im Gitarrenspiel, immer wieder deutliche Einflüsse aus Rockabilly und Country, die vor allem seine späteren Alben prägten. Sein Spiel ist vor allem durch den exzessiven Gebrauch von Pentatoniken mit zahlreichen Bendings und schnellen Läufen geprägt.
Aber immer wieder finden auch andere Tonarten und chromatische Tonleitern Eingang in sein Spiel. Dabei ist Bonamassa besonders für seine sauberen und schnellen Pickings und besonders tonsicheren Bendings bekannt und beliebt. Bei anderen Stücken spielt er jedoch wesentlich sparsamer und akzentuierter, wobei er eher an B.B. King erinnert, als an die vorher genannten Vorbilder.
Joe Bonamassa – Equipment & Instrumente
Joe Bonamassa befindet sich, was die Wahl seiner Gitarren angeht, in einer langen und weitestgehend treuen Liaison mit der Firma Gibson, die ihm schon eine ganze Reihe an Signature-Modellen gewidmet hat. Darunter befindet sich in seinem aktuellen Setup eine ES-335 J.B. Signature sowie eine Collector’s Choice Historic Les Paul, die seiner eigenen Signature ’60 Les Paul mit Bigsby-Vibrato nachempfunden ist. Außerdem befinden sich noch andere ES-Modelle und Les Paul-Modelle in seinem Arsenal. Darunter auch die Replik einer Paul Kossoff’s stripped ’59 LP. Doch auch drei originale „Paulas“ aus der goldenen Ära sind immer mit auf Tour, nämlich zwei originale, neu bundierte ’59er Les Paul sowie eine ’60er mit vergleichsweise dünnem Hals.
Darüber hinaus befinden sich auch zwei Gibson Firebirds, eine ’63 sowie eine ’66, unter seinen Instrumenten. Gelegentlich greift Bonamassa auch auf Gitarren der Firma Music Man zurück, die durch eine Dark Morse und eine Baritone/Standard Doubleneck Silhouette in seinem Setup repräsentiert werden.
Bei all diesen Gitarren ist kräftiges Zupacken gefragt, da Bonamassa sie gerne mit 11/52er Saiten bespannt.
Joe Bonamassa – Akustische Gitarren
Bei akustischen Gitarren fiel die Wahl auf das Modell WY1 von Alvarez sowie eine Gibson Songwriter, die meistens jedoch nur als Backup genutzt wird und daher eher selten zum Einsatz kommt.
Im Studio kommen auch gelegentlich Stratocaster- und Telecaster-Modelle von Fender zum Einsatz.
Joe Bonamassa – Verstärker & Effekte
Im Gegensatz zu den Gitarren wechseln die Verstärker und Boxen in regelmäßigen Abständen und auch von Konzert zu Konzert je nach Geschmack des Meisters. Der letzte Fuhrpark Bonamassas beinhaltete unter anderem einen Marshall Vintage 50 sowie einen JCM 2000 gleichen Fabrikats, die durch vier ‚68 Marshall Cabinets mit Celestion Greenbacks tönen. Neben dieser Grundausstattung wechselt er immer wieder zwischen einem Suhr SL68 und einem Friedman Dirty Shirley Prototyp.
Effekte und Pedale setzt Joe Bonamassa eher sparsam ein. Sein Signal wird als erstes durch sein Signature Dunlop Cry Baby, dann weiter durch ein Fulltone Supa-Trem geschleust und landet von dort schließlich in einem Dave Friedman Splitter.
Weiter geht es durch das Dunlop Bonamassa Fuzz Face und ein Way Huge Pork Loin sowie einen Ibanez Tube Screamer und einen MXR Micro Flanger. Am Ende des Signalwegs liegt ein Boss DD-3 sowie ein Hughes&Kettner Rotosphere, von dem aus es direkt in den Effektloop des Marshall JCM 2000 geht.
Bei dem derzeitigen Output an Alben und dem eindrucksvollen Tourkalender des mittlerweile legendären Bluesgitarristen dürfen Fans und Freunde Bonamassas Musik wohl noch auf viel neues Material hoffen. Sieht man sich seine Kollegen in diesem Genre an, waren und sind die meisten ja noch bis ins hohe Alter aktiv. Bleibt zu hoffen, dass ihn nicht das Schicksal seines großen Vorbildes Rory Gallagher ereilt und er der Musikwelt noch ein Weilchen erhalten bleibt.
Toller Artikel!
Freue mich schon auf die Live-Konzerte nächstes Jahr. Da kann man das beschriebene Equipment vor Ort betrachten.
Blues ist wie ein totes Pferd, ein altes Klischee nach Schema F, ein ausgelutschter Standard Kram.
John Cage hatte schon 1938 die Frage aufgeworfen:
Ist nicht jedes Geräusch Musik ?
Inovation entsteht, wenn man die Standard-Vorgaben hinter sich lässt.