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John Petrucci: Seine Gitarren, seine Musik

The Story of John Petrucci

13. Mai 2014
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John Petrucci

Er gilt wohl mit Recht als einer der versiertesten und vielseitigsten Gitarristen aus der Welt des Metal und Progressive Rock: John Petrucci ist nicht nur Gründungsmitglied und einer der Haupt-Songwriter der mittlerweile legendären und kommerziell ungebrochen erfolgreichen Progmetal Band Dream Theater, sondern auch in diversen anderen musikalischen Projekten wie Liquid Tension Experiment und G3 engagiert und als Solokünstler unterwegs. Sein unverwechselbarer Stil und seine technischen Fähigkeiten ließen ihn schnell zu einem Vorbild für viele Gitarristen auf der ganzen Welt werden und wer sich in diversen Foren und den Kommentarbeiträgen einschlägiger Video-Portale umsieht, kann schnell sehen, dass er für einige Musiker und Musikfans schon fast den Status eines religiösen Führers erreicht hat. Grund genug, ihn in unsere Amazona-Reihe „Gitarristen die Geschichte mach(t)en“ aufzunehmen!

John Petrucci – Erst Schritte und Werdegang

Die ganze Geschichte nahm ihren Anfang in der kleinen Stadt Kings Park auf Long Island im Bundesstaat New York, wo John Peter als Sohn einer Familie mit italienischen Wurzeln geboren wurde. Wir schreiben das Jahr 1967. Bereits 6 Jahre später soll der junge John seine ersten Berührungen mit der Gitarre gemacht haben. Aus verschiedenen Quellen ist dabei aber herauszulesen, dass es ihm wohl in erster Linie nicht um die musikalische Selbstverwirklichung ging, sondern er eher dem Privileg seiner älteren Schwester nacheiferte, die abends Piano üben und damit länger wach bleiben durfte. Allerdings waren diese Anfänge nur mit bescheidenem Erfolg versehen und so dauerte es weitere 6 Jahre, bis er den zweiten musikalischen Anlauf und die Gitarre wieder in die Hand nahm. Wie viele zukünftige Musiker in diesem Alter war auch hier eine Coverband der erste Einstieg in das gemeinsame Musizieren. Dies war die Truppe um den Keyboarder Kevin Moore, der John länger auf seiner musikalischen Laufbahn begleiten sollte. Worin genau das gecoverte Material bestand, an dem sich die Schülerband versuchte, ist nicht vollständig überliefert, John gab als seine ersten Einflüsse allerdings Gitarristen wie Yngwie Malmsteen, Steve Howe von Yes sowie Rush, Iron Maiden und andere Größen dieser Zeit an und so bleibt zu vermuten, dass diese auch die ersten Gehversuche der Band begleiteten. Zur gleichen Zeit lernte John auch seinen Schulfreund und späteren Kommilitonen John Myung kennen, der bis heute für den Bass bei Dream Theater zuständig ist.

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In dieser Zeit wurde ihm schnell klar, dass er das Instrument ernsthaft erlernen und es zur Perfektion bringen wollte, denn bereits im Teenageralter soll er 6 bis 8 Stunden täglich mit üben verbracht haben. Dabei soll er keinen Unterricht genommen, sondern seine Technik und seinen Stil in autodidaktischer Weise erworben haben. Die Musiktheorie erlernte er in der Schule, wo er den Leistungskurs in Musik besuchte.

Nach seinem Schulabschluss wurde er auf dem renommierten Berklee College of Music in Boston aufgenommen, wie übrigens auch sein langjähriger Freund John Myung. Dort lernte er vor allem Jazz- und Rockgitarre sowie Komposition und eiferte fleißig solchen Vorbildern wie Steve Morse, Mike Stern und Eddie van Halen nach.

In der Studienzeit der jungen Musiker gewann der Metal gerade gewaltig an Bedeutung und Bands wie Queensrÿche und Metallica veränderten nachhaltig die Musiklandschaft rund um den Globus. Zusammen mit John Myung und deren Kommilitone Mike Portnoy sowie dem Jungendfreund Kevin Moore gründete John Petrucci 1985 die Band Majesty. Die Ausnahmemusiker versuchten sich insbesondere als Coverband an Songs von Rush und Iron Maiden, schrieben bald aber auch eigenes Material und nahmen erste Demotapes auf, die noch heute unter den Fans sehr beliebt sind. Als die Zahl der Auftritte zunahm und die Musiker immer mehr im Dienst der Band gefordert wurden, brachen die Musikstudenten ihr Studium ab, um intensiver an ihrer Karriere zu arbeiten. Schon nach ein paar Monaten wurde der erste Sänger der Band, Chris Collins gefeuert und es dauerte beinahe ein Jahr, bis dessen Nachfolger Charlie Dominici gefunden wurde. Der Name Majesty wurde damals allerdings schon von einer anderen amerikanischen Band genutzt, die es mit den Emporkömmlingen auf einen Rechtsstreit anlegten und so entschied man sich kurzerhand für Dream Theater als Namen der Band.

1988 erschien das erste Album der Band „When Dream and Day Unite“, das kommerziell allerdings nicht sehr erfolgreich war, was wohl auch an den fehlenden Vermarktungskenntnissen des Labels lag, die den Aktionsradius der Band auf einer eher lokalen Ebene hielten. Frei vom Label und dem zweiten Sänger, engagierte man James LaBrie als Sänger, der bis heute der Band angehört und nahm in dieser Kernbesetzung das wohl wichtigste Album der Band „Images And Words“ im Jahr 1991/92 auf, das nicht nur eines der kommerziell erfolgreichsten Metal-Alben aller Zeiten war, sondern auch die überragenden Fähigkeiten der Musiker und deren unverwechselbaren Stil eindrucksvoll zur Schau stellte.

John Petrucci

Ein Vorbild – mittlerweile für Generationen von Musikern

John Petrucci – sein Stil

An dem virtuosen Klangbild und den erfrischenden Kompositionen die auf „Images and Words“ zu finden sind, hatte John Petrucci als Songwriter, Background-Sänger, besonders aber als Instrumentalist einen großen Anteil. So sind die teilweise sehr harten und dabei komplexen Gitarrenriffs schnell ein besonderes Markenzeichen der Band geworden. Dabei bleiben die Melodien und Harmonien der Gitarre aber auch der anderen Instrumente bei aller Experimentierfreudigkeit stets eingängig und sind selten schwer verdaulich, wie es bei vielen anderen Progressive Metal-Bands, besonders der frühen Tage, oft der Fall war. Hinzu kam ein Solospiel, das in seinem melodischen Einfallsreichtum und der angewendeten Technik im ersten Album von Null auf Hundert neue Standards setzte. So zum Beispiel die Gitarrensoli aus „Take the Time“ und „Under a Glass Moon“, die einen eindeutig weiter gehenden Anspruch an Virtuosität und musikalischer Abhebung verdeutlichen als viele Metal-Bands dieser Zeit. Dabei ist sein Stil vor allem von technisch sehr sauber ausgeführten und schnell gespielten Pickings, oft unter Verwendung von Kirchentonleitern und chromatischen Passagen, die immer wieder als „Anlauf“ zu einzelnen, lang gezogenen Noten dienen, ähnlich wie bei seinem immer wieder genannten Vorbild Steve Morse. Auch setzt Petrucci bei vielen Soli ausgedehnte Tappingpassagen ein, was vor allem auch auf den Einfluss van Halens zurückgehen dürfte. Aber auch David Gilmour gehört nach eignen Angaben zu seinen Vorbildern. Zusätzlich nutzt er häufig siebensaitige Gitarren und Bariton-Instrumente, um mehr Flexibilität, vor allem bei harten Gitarrenriffs, zu erlangen.

Die große Bandbreite seiner Fähigkeiten zeigt sich neben der Arbeit mit DreamTheateraber auch in zahlreichen Nebenprojekten wie der Fusion-Metal-Gruppe Liquid Tension Experiment, in der unter anderem Tony Levin mitwirkt, sein Engagement bei Konzertreihe G3und nicht zuletzt sein Soloalbum „Suspended Animation“ von 2005, auf dem er zwar unverwechselbare, aber stilistische deutlich von DreamTheaterverschiedene instrumentale Rocksongs einspielte.Die Gitarren

John Petrucci

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Ersten Bildern der Kernbesetzung von Dream Theaterbzw. Majestyist zu entnehmen, dass Petrucci wohl unter anderen Instrumenten eine Gitarre im Gibson SG-Stil spielte. Allerdings schon im Video der ersten Singleauskopplung vom „Images and Words“ Ist John mit einem seiner berühmten Custom Ibanez RG-Modelle, die lange Zeit sein Markenzeichen waren, zu sehen. Diese Gitarren verfügten über einen Lindenkorpus, den für RG-Modelle typischen flachen Hals mit Palisandergriffbrett und 24 Jumbo-Bünden. Natürlich durfte das obligatorische Floyd Rose Vibratosystem nicht fehlen. Er tourte schon damals sowohl mit sechssaitigen als auch mit siebensaitigen Gitarren mit unterschiedlichen Tunings. Was die Gitarren so besonders machte, war allerdings ihre einzigartige Optik, die von Dan Lawrence gestaltet wurde. Dieser verwandelte die Gitarrenbodys in bunte Kunstwerke mit kubistischen Motiven. 1995 wurde dann mit derIbanez JPM100 P1 auch ein Signature auf Basis eines seiner Custom-Modelle auf den Markt gebracht, deren Produktion allerdings nur bis zum Jahr 2000 lief und dann gänzlich eingestellt wurde.

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Die Ibanez JPM100 P1

Bei den Custom-Modellen und auch bei der Signatur-Gitarre wurden Pickups von DiMarzio verbaut. So wählte John für seine Instrumente eigens für ihn designte Pickups, die von Steve Blutcher entwickelt wurden und beim Signaturemodell kamen ein AirNorton und ein Steves Special zum Einsatz.

Nachdem die Liaison mit Ibanez für John Petrucci beendet war, entwickelte er zusammen mit dem amerikanischen Gitarrenhersteller Ernie Ball / Music Man ein Custom-Modell auf Basis der Music Man Silhouette, die auch als Grundlage der Signature-Instrumente von Steve Morse diente. Bei den Petrucci-Modellen wurde vor allem die Form des Korpus etwas umgestaltet, um dem Instrument gleichzeitig einen etwas kantigeren, aggressiveren Look zu verpassen und dabei die Ergonomie zu verbessern. Bei den verwendeten Materialien wählte man wieder Linde für den Korpus, Ahorn für den Hals und Palisander für das Griffbrett. Auch bei den Pickups blieb John Petrucci der Marke DiMarzio treu und setzte auf eine Bestückung mit dem Crunch Lab in der Brückenposition und dem LiquiFire am Hals. Zusätzlich wurden die Gitarren mit Piezosystemen von Fishman ausgestattet, sodass bei Livekonzerten auch Passagen mit akustischer Gitarre bestritten werden können.

Auch wich das Floyd-Rose-Vibratosystem einem Music Man eigenen Vibratoblock im Vintage-Style. Die JP-Modelle von Music Man umfassen auch Siebensaiter und Bariton-Gitarren, die alle auf der Silhouette basieren. Obwohl die Gitarren optisch über die Jahre ähnlich blieben, veränderten sich die Spezifikationen sehr oft und fast jedes Jahr präsentiert John eine neue, leicht veränderte Version seiner Gitarre.
So haben die neueren Modelle unter anderem leicht veränderte Pickup Spezifikationen oder sind mit anderen Tonhölzern ausgestattet. Das letzte Modell, die JP-13, hat etwa auf dem Lindekorpus eine Decke aus Ahorn und ist mit Tonkammern und einem Mahagoniblock in der Mitte des Korpus ausgestattet.

 

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Music Man John Petrucci JP12

Zu besonderen Anlässen wurden auch immer wieder mal besondere Modelle mit kleinen Abweichungen der Spezifikationen und besonders schönen Hölzern angefertigt. Diese Instrumente haben den Beinahmen Ball Familiy Reserve oder kurz BFR. Diese sind die Premiumversionen der Signature-Gitarre und fallen vor allem durch ihre besonders schönen Decken auf.

JP BFR

Zusätzlich benutzte John Petrucci im Studio schon länger eine Taylor 30th Anv. 712 CE Akustikgitarre, die die Band auch auf der letzten großen Tour begleitete und bei einigen Akustikversionen bekannter DT-Songs zum Einsatz kam.

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Taylor 712ce

Kam letztes Jahr mit der JP13 noch ein überarbeitetes Modell der Signaturgitarre zum Einsatz, hat für das Jahr 2014 die völlig neu konzipierte Music Man Majesty ihren Weg in Petruccis Hände gefunden. Mit einer neuen und bis dato so noch nie gesehenen Korpusform und einigen revolutionären Stilelementen, beherrschte sie lange eine Vielzahl an Foren und die Informationspolitik seitens Music Man bezüglich ihrer neuesten Kreation, war von Geheimniskrämerei und häppchenweiser Enthüllungen geprägt. Mittlerweile sind die Gitarre und ihr Äußeres jedoch bekannt und beworben.

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Forum
  1. Profilbild
    TobyB RED

    Hallo Tilmann,

    Sehr guter Artikel, ich mach zwar selber eher elektronische Musik aber John Petrucci, Jordan Rudess und DT sind mal ganz weit vorne. Das Berklee College ist ein guter Ort zum lernen, tu dir mal diese junge Dame an.
    Von der werden wir noch viel hören.

    http://youtu.be/ggPooXtzUD0

    • Profilbild
      tilmann.seifert RED

      @TobyB Hallo Toby,

      vielen Dank für das Lob und auch für den Link! Das grooved ja mächtig und wirkt alles sehr symphatisch – vielleicht dürfen wir sie auch in ein paar Jahren in dieser Serie aufnehmen. Wer Weiß?

      Grüße, Tilmann

    • Profilbild
      MatthiasH

      @TobyB Sehr geil, danke für den Link! Während meiner Zeit in Boston habe ich fast jeden Abend bei den (fast immer kostenlosen) Studentenrecitals am Berklee College zugebracht. Alissia Benveniste ist sicherlich einer der Megastars im Berklee-Umfeld; wie anderswo gibt es auch dort Licht und Schatten. Insgesamt habe ich aber nur 2-3 Studenten erlebt, die eindeutig dank reicher Eltern reingekommen waren ;)

      Mein bisheriger Favorit in Sachen Groove war dieses Soulive-Cover von 2009: https://www.youtube.com/watch?v=aEULi6jkx0c
      Wenn ihr ab 5:15 genau aufpasst, könnt ihr mich im Hintergrund derbstens abgehen hören :)

  2. Profilbild
    TobyB RED

    Hallo Tilmann,

    der Jazzclub Ffm versucht die hierher zu holen. Ich hoffe das es klappt.

    Ich denke mal so das die in Berklee nicht allzuviel falsch machen.

    Grüsse

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