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My 10 Favorites, AMAZONA.de-Autor Sven Rosswog

10 Alben, die mich musikalisch geprägt haben

22. August 2021

Bevor ich angefangen habe, Musik zu machen, habe ich viel Musik gehört und das mache ich bis heute. Musik hören entspannt mich. Musik hören treibt mich an. Musik hören beruhigt mich. Musik fängt mich auf, wenn es mir schlecht geht. Musik erlaubt es mir, mich von der aufdringlichen Außenwelt abzuschotten und mir näher zu kommen. Musik nahm mir in hoffnungslosen Zeiten die Angst vor der Hoffnungslosigkeit und ersetzte sie mit Hoffnung. Nun mache ich selbst Musik und ich schreibe über Musik und Musikinstrumente. Aufgehört, Musik zu hören und Musik zu kaufen, habe ich nicht.

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Musik hören hat neben den vorherigen genannten Funktionen auch einen Aspekt der Fortbildung und Inspiration. Ich höre nun auch analytisch und überlege mir, wie die Kollegen und Kolleginnen ihre Werke erschaffen haben. Ich werde nach wie vor oft überrascht und bin nicht in der Lage, hinter die Kulisse mancher Werke zu blicken. Sie entziehen sich meinem derzeitigen Wissensstand und lassen mich nach Luft schnappen. Ich weiß jetzt, wie schwierig es ist, Musik zu erschaffen, die emotional berührt und gut klingt. Schallwellen, die durch die Luft transportiert werden, haben es in sich. Sie machen high. Dass sie noch nicht verboten wurden, wundert mich.

Sven in frühen Jahren am Schlagzeug

Natürlich ist diese Best-of nur eine derzeitige Bestandsaufnahme, die sich schon verändert hat, nachdem der Artikel erschienen ist, weil sich das bei mir täglich ändert. Zu viel hat mich beeinflusst und wird mich beeinflussen.

Nostalgie: Ich kann mich erinnern, dass ich mit Freunden neue LPs oder CDs am Stück gehört habe, ohne einmal zu reden. Man hat dagesessen, hat geraucht, was getrunken und hat sich der Musik hingegeben. Ich erinnere mich an den Ausdruck der Gesichter, wenn die Schallwellen von den Ohren interpretiert wurden und emotionale Reaktionen auslösten.

Heutzutage ist es nicht mal mehr möglich, einen Film zu sehen, ohne dass jemand auf sein Handy blickt oder irgendwas vor sich hin plappert. Musik hören ist Übung und verlangt Konzentration, wenn man etwas mehr von Schallwellen erwartet als nur ein Lufthauch. Es ist unglaublich, was Musik erreichen kann, einfach mal ausprobieren. Vorsicht: macht süchtig.

Yello – Claro Que Si

Zwei Schweizer befreit von Kuhglocken, Alphörnern und Jodeln

Yello gehört zu den Bands, deren Werk ich sammele. Daher könnte auch eine andere zur Sprache kommen, aber Claro Que Si war einer der Ersten, die mich fand. Für mich war diese Band als Teenager ein großes Rätsel. Auf den Covern waren immer diese zwei schmierigen Typen in Anzügen und zu viel Gel in den Haaren zu sehen, dazu diese merkwürdigen gestutzten Schnurrbärte. Aber sie hatten nicht die Coolness und guten Geschmack eines Bryan Ferrys und Robert Palmers. Dazu waren die Jacketts zu bunt und es war ein Wunder, dass das Gel nicht aus ihren Haaren tropfte. Yello waren immer eine Spur schräger, lustiger und übertriebener und deswegen liebe ich ihre Musik.

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Das war alles andere als cool und passte auch überhaupt nicht mit dieser merkwürdigen Musik zusammen. Ich bin in der Gegend um Freiburg aufgewachsen, also im Dreiländereck zu dem Deutschland, Schweiz und die Frankreich gehört. Eine sehr ländliche Gegend, die vom Alemannischen, Schweizerdeutschen und Elsässischen geprägt wurde. Lange hörte ich nur die Musik der beiden, sah die Videos und las ihre Interviews. Es war ein gewaltiger Schock für mich, als ich diese beiden merkwürdigen Typen zum ersten Mal reden hörte, natürlich in Schweizerdeutsch. Das konnte ich mit diesem merkwürdigen Dandylook und dem unglaublich vielen Gel im Haar überhaupt gar nicht mehr zusammenbringen. Es ist eine Sprache, die so gar nicht nach diesen radikalen und ungewöhnlichen Soundgebilden von Yello klingt und nicht in das biedere Dreiländereck passt.

Damals machte Boris Blank Musik, die an die Schweizer Alpen erinnert, hoch, zerklüftet, geheimnisvoll und radikal. Davon hat sich Yello verabschiedet und erinnert heute an eine virtuelle 3-D Designer Welt, die Boris Blank im Computer nach seinem Geschmack gestaltet. Beides hat seinen Reiz.

Kein anderes Album lässt einen solchen Kinofilm in mir ablaufen. Die Geschichten, welche Dieter Meier erzählt, sehe ich in meinem Kopf. Der durchgeknallte Lastwagenfahrer auf Speed, der Typ in der Kneipe, der die Flaschen im Regal zählt und schon versackt ist, obwohl der Abend noch jung ist und natürlich regnet es wie einem französischen schwarz-weiß Film aus den 50ern und eine Dame kommt vorbei und fragt nach Feuer. Es sind für mich nicht nur Texte, sondern ein Film läuft in meinem Kopf ab. Ich sehe die Kneipe, ich sehe die Puppen, ich sehe den Lastwagenfahrer, ich sehe den manischen Flipperspieler.

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Es ist schwer zu erklären, aber die Kombination mit Boris Blanks Musik ist einfach außergewöhnlich und gestaltet den Film in meinem Kopf zu etwas Besonderem. Die Geschichten sind nicht außergewöhnlich, sie sind erschreckend banal, aber die Musik verdichtet sie zu etwas Außergewöhnlichem. Zu dieser Platte wurde ein Film gedreht, der nie erschienen ist.

In Südbaden befindet sich der  Europapark und da gibt es die Piraten von Batavia und Urwaldszenerien, durch die man mit einem Boot geschleust wird. Ich war immer überzeugt, Homer Hossa dort gehört zu haben oder Musik, die von Homer Hossa inspiriert war. Quad El Habib ist auch der Hammer, die Kombination von arabischem Gesang und Elektroklängen ist bis heute außergewöhnlich und in dieser Qualität unerreicht. Wer fragt, was in diesem Stück gesungen wird: Es ist wohl eine banale Liebesgeschichte. Jeder, der elektronische Musik macht oder mag und noch nicht mit dem Werk von Yello in Berührungen gekommen ist, sollte dies schleunigst nachholen.

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Monolake – Interstate

Sample & Hold und Reverb Welten

1999 hatte ich wohl zu viel Geld, weswegen ich einmal die Woche im Plattenladen war. Deswegen schob mir der Plattendealer Interstate von Monolake zu, mit der Bitte, mal reinzuhören. Das habe ich getan und damit ist Robert Henke auch bis heute in mein Leben getreten, weil ich auch seine Werke versuche zu sammeln. Robert Henke, bekannt als Ableton Gründer, Ingenieur und Multimediartist. Auf Interstate war Monolake noch ein Duo, Gerhard Behles überlies Monolake Robert Henke, weil er sich voll auf Ableton konzentrierte.

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Interstate fliest wie Wasser. Diese Aufnahme ist einfach nass und wird durch höchst merkwürdige Delays bestimmt, die sich um die Musik legen. Gleichzeitig ist es auch ein Werk, das zeitlos ist, weil sie außerhalb jedes elektronischen Modetrends funktioniert. Es scheinen hier und da Elemente der Berliner Techno Dub Bewegung durch, aber Monolake geht viel weiter, weil alles nass und flüssig ist, weil es zu regnen scheint, weil Wasserfälle und Flüsse hörbar werden. Diese Stimmung erzeugt Monolake mit großen Hallräumen und Sample & Hold Sounds.

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Damals konnte ich das noch nicht definieren, aber seitdem liebe ich Sample & Hold Modulation, weil es Wasser, Bewegung und Modulation bedeutet. Das Stück Gecko verdient seinen Namen zu Recht. Man hört die kehligen Laute, die Echsen machen und plötzlich fängt dieses Tier wie wild im Zickzack herumzurennen. Ein wunderbares, schönes und zeitloses Werk, das an Vielfältigkeit und Tiefe bis heute nichts eingebüßt hat.

Laurie Anderson – Bright Red

Traumland Exkursion

Auch Laurie Anderson gehört meiner besonderen Bewunderung und ich würde sagen, dass ich mich in ihrem Werk ziemlich gut auskenne. Bright Red war sicher nicht die erste Platte, die ich von Laurie Anderson hörte, es ist aber meine absolute Lieblingsscheibe von Laurie Anderson. Von Laurie Anderson kann man viel lernen. Die absolute Angstfreiheit, die Gestaltung von Stimmungen und absolutes geniales Sounddesign.

Ich würde sagen, dass Laurie Anderson nie mehr so groovig war wie auf dieser Platte. Der Rhythmus und Dynamik spielt eine große Rolle. Wer diese Aufnahme nicht kennt und das Entstehungsjahr sieht, könnte annehmen, dass aufgrund der Wichtigkeit von Rhythmus diese Platte von der Technobewegung beeinflusst sein könnte. Das ist aber nicht der Fall. Es kommen so gut wie keine Drummachines auf dieser Aufnahme vor, aber echtes Schlagzeug und ganz viel Percussion.

Die Grooves sind wohl auf Cyro Baptista zurückzuführen, einfach mal seinen Wikipedia Eintrag lesen, dann wird einem alles klar. Die Synthesizer-Sounds sind so außergewöhnlich, dass sie eine Ausnahmestellung in dem Werk von Laurie Anderson einnehmen. Ich könnte mir vorstellen, dass dies auf die Produktion und dem Einfluss von Brian Eno zurückzuführen ist. Natürlich verrät Brian Eno in den Linernotes nichts von seinen Werkzeugen.

Wenn er mitspielte, wird er mit meistens mit dem Hinweis „Treatments“ aufgeführt. Was für eine coole Sau. Fast genauso cool wie die Hinweise von Prince auf seinen Aufnahmen mit „Whatever“. Wie Synthesizer und Percussion aufeinandertreffen, wird in Freefall am deutlichsten. Wahrscheinlich einer der Höhepunkte auf der Platte. An der Gitarre hört man Andrian Bellew. Weiter Gäste auf dem Album sind außerdem Lou Reed und Arto Lindsay.

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Wer die Namen dieser Mitspieler liest, könnte annehmen, dass diese Platte sehr düster sein könnte. Ich würde sagen, Laurie Anderson und Brian Eno schafften einen traumähnlichen Zustand auf dieser Platte. Alles klingt surreal. Alles klingt verschoben, auch wenn Stücke erklingen, die in sich harmonisch gestaltet sind, sind sie doch so ungewöhnlich, dass eine massive Verschiebung in der Realität stattfindet, wie z. B. auf Muddy River, das nur aus Schlagzeug und einem harmonischen Gesang besteht.

Wenn sich zu den Grooves, dem Bass, den Synthesizer-Sounds auch noch ein Bandeon gesellt und man meint, sich in einem Stück von Astor Piazolla zu befinden, dreht sich das Karussell. Guy Klucevsek noch so ein Jazzer. Das passiert alles „In a Beautiful Pea Green Boat“ und zusätzlich nimmt uns Laurie Anderson mit auf eine Reise durch ein Bilderbuch und es ist einfach der Hammer. Nach 52 Minuten ist alles vorbei und man denkt sich einfach nur: Wow.

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Bright Red ist bis jetzt nicht auf Schallplatte erschienen.

Ministry – Filth Pig

Psychedelische Härte

Ministry und ich trafen zum ersten Mal bei Psalm 69 aufeinander. Ich war sofort begeistert von der kompromisslosen Härte, die einfach alles in den Schatten stellte, was sich da Punk, Metal, Rock und alles andere nannte. Das Album war jahrelang auf meiner Hitliste und dementsprechend hoch waren meine Erwartungen, als 1995 endlich Filth Pig erschienen ist. Ich war 19 Jahre alt und maßlos enttäuscht.

Ich empfand die Platte als unendlich langsam und den Sound empfand ich einfach nur als schlecht. Es klang nach einer Demoaufnahme, die in einer Garage aufgenommen wurde. Es hat Jahre gedauert, bis ich endlich verstanden habe, was Al Jourgensen und Paul Braker da eigentlich im Sinn hatten. Nun ist sie neben The Mind is a Terrible Thing to Taste, Rio Grande Blood und From Beer to Eternity einer meiner absoluten Lieblingsproduktionen. Das liegt genau an den Eigenschaften, die ich 1995 nicht verstanden hatte.

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Die Stücke sind überwiegend langsam und unglaublich laut, sie klingen, als wären sie in einer Garage aufgenommen worden. In Wahrheit ist es eine durch und durch elektronische Schallplatte. Um das zu verstehen, muss man schon ein bisschen Ahnung von Produktionstechniken haben und auch das Ohr besitzen, das zu hören. Auch wenn bei Ministry die E-Gitarren zu dominieren scheinen, ist es eine elektronische Band und dahingehend ist Al Jourgensen auch mein ganz großes Vorbild, weil er voller Kreativität steckt, die sich nicht nur in Ministry niedergeschlagen hat.

Wie viele Technoacts verfügt er über unzählige Pseudonyme, unter den sich über die Jahre ein unglaublicher Output ergeben hat. Lard, 1000 Homo DJs, Surgical Meth Machine sind nur als einige Höhepunkte hervorzuheben. Doch zurück zu Filth Pig, welches sicherlich eines von Ministrys psychedelischsten Platten ist. Es ist möglich, sich in diese Stücke fallen zu lassen. Auf dem Cover sind Pilze abgedruckt, und das sicherlich nicht ohne Grund.

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Diese Platte ist unglaublich düster und schwebt in sich selbst. Sie krempelt das Innere nach außen und klingt dabei so trashig, dass es eine wahre Freude ist. Diese Langsamkeit und Repetitionen haben auch Type O Negativ auf World Comming Down aufgegriffen. Bei ihnen klingt die Härte nicht so schmutzig wie bei Ministry. Wer sich auf den Lärm einlässt, wird höchst interessante musikalische Strukturen in Filth Pig finden, denn Al drangsaliert z. B. die Mundharmonika und die Sampler. Es gibt kaum eine Platte, auf der eine Bassgitarre so fies kling, wie auf Filth Pig. Die Musik, wird durch die schleppenden und scheppernden Beats noch verstärkt.

Die Gitarrensaiten scheinen nur locker aufgezogen sein, weil die Akkorde unendlich lang nachschwingen. Die Musik wirkt, als würde sie an einer ausgeleierten Stahlfeder hängen und das schwingt und schwingt und schwingt. Warum mich das Stück Dead Guy so unglaublich mitreißt, kann ich mir bis heute nicht erklären. Vielleicht kann jemand dieses Stück musiktheoretisch für mich analysieren und mir erklären, was da passiert? Wenn die Chöre einsetzen … oh Mann.

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Die Platte beinhaltet übrigens einen kleinen Hit, eine Coverversion des Bob Dylan Songs Lay Lady Lay. Al zeigt es nicht immer, aber sein musikalischer Geschmack ist sehr weit gefächert. Er hat auch eine politische Botschaft, die er nicht müde ist, bis heute konsequent zu verkünden. Er arbeitet sich an den Themen ab, die bis heute unsere Gesellschaft erschüttern, wie z. B. Umweltzerstörung, Krieg, Rassismus, Gewalt, Kapitalismus, Drogen. Was soll er auch machen?  Woran denkt man sonst, wenn man sich Ministerium nennt?

2006 konnte ich Ministry zum ersten Mal live sehen. Ich war bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht auf solch einem Konzert. Die Support Acts haben mir nicht gefallen. Ich dachte mir, ich bin hier total falsch und gehe gleich wieder. Als Ministry dann auftraten, war die Energie eine ganz andere, mehr Härte, mehr Kraft, mehr Spielfreude. Eine reine Freude. Diese Band hat trotz ihrer Botschaft Humor! Seitdem lasse ich mir kein Ministry Konzert mehr ergehen.

Ich freue mich wie Schnitzel auf die neue Platte Moral Hygiene.

Leila K. – Carousel

Eurodance Punk

Ich bin ein Kind der 1990er und in meiner Jugend eroberte das Genre Eurodance die Hitparaden und es war unmöglich, sich als Teenager dieser geballten Kraft der Kreativität zu entziehen. Schulkameraden von mir waren genauso musikverrückt wie ich und wir machten mal auch eine zeitlang so Jungendiscos, wo wir unsere CD-Sammlung zusammengeschmissen haben.

Ich habe schon immer sehr gerne die Linernotes gelesen und da stand verdammt oft: Produced by Denniz Pop. In einer Zeit, als es kein Google gab, war es nicht so einfach herauszufinden, was es sich mit dem Typen auf sich hat, aber in seinem viel zu kurzen Leben dominierte er die Charts in Europa.

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Er ist für Leila K, Ace of Base, Dr. Alban und Backstreet Boys, NSYNC und viele andere verantwortlich. Denniz Pop schüttete über seine Produkte, aber nicht den Zuckerrübensirup, wie das z. B. Dieter Bohlen oder Frank Farian machen würden. Denniz Pop blieb konsequent cool und vor allem geschmackssichererer Visionär, der sich nicht in absoluter Blödheit und Billigproduktionen verstrickte, wie es bei vielen Hits des Eurodance-Genre der Fall war.

Leila K. Ist die Punkerin der Eurodance-Szene. Bevor sie mit Denniz Pop arbeitete, hatte sie sich schon mit Rob n’Raz ein Namen im Hip Hop gemacht und konnte einige Hits zu verbuchen, wie z. B. Rok the Nation. Denniz Pop hat Leila K. auf ein ganz neues Niveau gehoben und ein kreatives Potenzial in ihrer Stimmen freigelegt, das bis zu diesem Zeitpunkt nicht zu hören war.

Ihre Stimme ist unglaublich rotzig, frech und voller Kraft und Energie und wird von Denniz Pop in eine Produktion verpackt, die bis heute ihre Berechtigung hat. Die Stimme von Leila K. Ist einfach der Hammer. Jedes Mal wenn ich versuche, das nachzumachen, was Leila K. mit ihrer Stimme macht, endet es bei mir in einem Hustenanfall und Schmerzen auf den Stimmbändern. Hört euch einfach mal das Intro von Check The Dan an.

Ich würde gerne mit dieser Frau zusammenarbeiten und diese Stimme für meine Produktionen nutzen dürfen. Wenn jemand meint, er verfüge über einen ähnlich Rotz und Reibeisen in der Stimme, darf sich gern bei melden. Ein echte Reaggemuffin und Shouterin und Rapperin also, deren Stimme angenehm überschlagen darf, aber immer in Tune bleibt und klingt, als wäre sie gegen den Strich gebürstet.

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Diese Platte erschöpft sich nicht nur im Genre des Eurodance, sondern bildet auch Rock, Reggae und Pop ab. Eine unglaubliche kreative Vielfalt steckt in den Aufnahmen. Auf einigen Stücken hat Leila K. auch nur eine begleitenden Funktion und Denniz Pop tobt sich einfach aus, wie z. B. im absoluten großartigen Opener Carousel. Nach meiner Meinung nimmt in Pyramid Denniz Pop und Leila K. das vorweg, was ein paar Jahre später für Underworld mit Born Slippy zu einem Megahit wurde.

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Nach Carrousel veröffentlichte Leila K. eine weitere LP, die leider an den Vorgänger nicht heranreicht. Die Stücke von Denniz Pop und Max Martin sind ausnahmslos fett produziert, andere Stücke erreichen nicht diese Qualität. Electric wurde zu einem weiteren Hit. Mit dem Tod von Denniz Pop starb die Karriere von Leila K, wie von vielen Künstlern und Künstlerinnen, die Denniz Pop produzierte.

In den letzten Jahren machte Leila K. mit Obdachlosigkeit in der schwedischen Presse auf sich aufmerksam. Mittlerweile scheint es ihr wieder gut zu gehen, sie tritt wieder auf. Sie ist auch mit dem schwedischen Superstar Håkan Hellström, vergleichbar mit Grönemeyer oder Lindenberg, aufgetreten und hat mit ihm gearbeitet.

Ich wünsche mir von ganzen Herzen, dass Leila K. ein erfolgreiches Comeback erlebt, das natürlich von guten Produzenten und Songwritern abhängig ist, die das Niveau und Können eines Denniz Pop besitzen und Musik und Stimme nebeneinander glänzen lassen können.

 

Wall Of Voodoo – The Index Masters

Post Punk Synthesizer Rocker

Als das Post-Punk-Zeitalter begann, war ich viel zu jung, um es bewusst zu erleben. Alle Bands aus dieser Bewegung habe ich also viel später entdeckt, als sie es schon nicht mehr gab oder sie sich musikalisch in eine andere Richtung bewegt hatten. An dieser Stelle könnte auch ein Album von The Stranglers, Talking Heads oder B52s stehen. Ich habe mich für Wall Of Voodoo entschieden, weil ich diese Band als junger Mensch sehr merkwürdig fand. Die Instrumentierung, die Inhalte der Songs und der unglaubliche Gesang von Stan Ridgway haben mich frühzeitig fasziniert.

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Ich liebe die Kombination von elektronischem Schlagzeug und Gitarren. Wall Of Voodoo ergänzen aber den stumpfen Beat der Drummachine mit einem echten Schlagzeug oder sie spielten Percussion dazu. Ich bin zwar kein großer Fan der Country Music, aber die sequenzierte Version von Ring Of Fire ist wirklich einmalig. Ansonsten geht es um rohe Schwingungsformen und hart geschrammmelte Riffs und den Klang von scheppernden Drummachines.

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The Index Masters ist so etwas wie eine Zusammenstellung, aber keine Best-of. Die Scheiben werden von einem Studioteil und einem Liveteil getrennt. Die Musik ist einfach extrem cool, total unromantisch aufgeladen und voller Schweiß. Zwischendurch hört man immer mal wieder elektronische Experimente mit Tonband-Samples.

Den Einfluss aus Western Filmmusik finde ich übrigens auch genial, auch wenn ich Country Musik nicht mag. Wenn aber die Country Lead-Gitarre über diesen Post-Punk-Riffs erklingt, erinnert das an Hank Marvin oder eben an typische Countrysongs. Wall Of Voodoo sind aber viel rotziger, cooler und weit entfernt von jeglichen Pathos und Kitsch.

Als reguläre Platte möchte ich The Dark Continet empfehlen, der Nachfolger Call the West enthält den Hit Mexican Radio. Danach entschloss sich Stan Ridgway, eine Solokarriere einzuschlagen. Wall Of Voodoo machten weiter, haben sich aber stark verändert und konnten nicht mehr in der Strahlkraft scheinen, wie sie das auf The Index Masters, Dark Continet und Call the West machten.

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Ich habe bewusst das Video dieses seltenen Liveauftritts hinzugefügt. Eine extrem gute Band und beneidenswertes Equipment, das auch noch heute jeder gerne benutzen möchte. Wall Of Voodoo machten keine Kompromisse.

 The Art Of Noise – The Ambient Collection

Bekiffte elektronische Jazzband, die von klassischer Musik beeinflusst ist.

Auch hier ist es eigentlich egal, welches Album man vorstellen möchte. Die Alben von The Art Of Noise kann man blind kaufen. Klar geht es bei The Art Of Noise auch um Trevor Horn, aber der war nur in der Anfangszeit und immer mal wieder Zwischendurch Teil der Truppe. Viel wichtiger sind Anne Dudley und J. Jeczalik und Gary Langan. The Ambient Collection ist eine gemixte Zusammenstellung und folgt dem, was KLF mit Chillout begonnen haben und mit The Orb’s Adventures Beyond the Ultraworld fortgesetzt wurde.

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Niemand anders als Martin Glover aka. Youth, der Gründer von Killing Joke, durfte sich aus dem Katalog von The Art Of Noise bedienen und erschuf ein wunderbares Album, das man auch noch heute in einem Rutsch durchhören kann. Er wählte alle Stücke von The Art Of Noise aus, die eine träumerische, romantische, aber niemals kitschige Atmosphäre erzeugten. Es sind Stücke, die nie Hits wurden, aber im Katalog von The Art Of Noise eine unglaubliche Strahlkraft haben, weil sie unglaublich aufwendig und witzig orchestriert wurden.

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Die Stücke werden von den typischen psychedelischen Soundartefakten von The Art Of Noise zusammengehalten. Auf den regulären Alben gehen diese leisen Stücke manchmal unter, weil The Art Of Noise auch laut und Pop sein wollten. Hier hat man den Eindruck einer unglaublich bekifften elektronischen Jazzband zuzuhören, die stark von Miles Davis Kind Of Blue beeinflusst ist, aber auch ganz viel Debussy im Blut hat und nichts anders möchte, als das sonntägliche Brunch-Publikum in eine andere Welt zu entführen und mit ihnen zu entspannen. Danke Youth. Zeitlos.

Air Liquide – Neue Frankfurter Elektronik Schule

Visionär und futuristisch

LP-Version in schwarzem, neutralen Cover

Die Zeit, als Techno jung war. Die Zeit, als EMI das Harvest Label aus der Versenkung holte und jungen Musikern aus Köln die Möglichkeit gab, ihre Werke unter die Leute zu bringen. Es war schon merkwürdig, denn das Harvest Label kannte man vor allem von frühen und schrägen Pink Floyd Veröffentlichungen und war vor allem in der Zeit aktiv, als Krautrock auf der Welt legendär war. Es war daher ein logischer Schritt, Harvest zu reaktiveren, weil Air Liquide viel mehr als reiner Techno war.

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Es ist allem sehr gut gemachte atmosphärische und psychedelische elektronische Musik. Es war nicht vorgesehen, Trance dem Raubtierkapitalismus zum Fraß vorzuwerfen und jegliches billige Klischee und Kitsch der New Age Musik zu bedienen.
Bei Air Liquide ging es geschmacklich um die frühen Tangerine Dream, Klaus Schulze und sicher auch Can und vieles andere. Air Liquide modernisierten diese Musik und kreierten dadurch einen neuen eigenständigen Stil, der bis heute seine Gültigkeit hat.

CD-Version

Man merkt nicht, dass diese Platte 1991 aufgenommen wurde, sie existiert in ihrer eignen Zeitblase. Es war unglaublich, was man damals für Musik zu hören bekommen hat. So neu, frisch und unerhört, ohne jede Formel und Erwartungshaltung. Diese Unschuld hat Techno schon längst verloren, aber das ist auch vollkommen ok so, denn dadurch kann sich die elektronische Musik erneuern und eine Neue Frankfurter Elektronik Schule hervorbringen. Hallo Theo Wiesengrund Adorno!

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Ich empfehle übrigens die LP-Version dieses Meisterwerks. Die CD-Version wurde um 3 Tracks ergänzt, die sich aber thematisch und harmonisch nicht so gut einfügen. Es geht um die Stücke Tanz der Lemminge, Sunprogress, Unser Elektronischer Mikrokosmos und Coffeine, die auch noch heute stauen lassen.

Jean Michel Jarre – Magnetic Fields

Revolution aus Frankreich

Ich sammel alles von JMJ. Nach meiner Meinung hat er einen ganz eigenen Stil erschaffen, der sich von allen anderen elektronischen Musikern unterscheidet. Jarre erkennt man sofort, wie man die Rolling Stones erkennt. Er hat außerdem wie kein anderer dazu beigetragen, elektronische Musik populär zu machen.

Magnetic Fields ist sicher nicht Jarres legendärste Platte, aber es ist die Platte, welche am meisten Einfluss auf mich ausgeübt hat. Jedes Mal, wenn ich die Sequenzen starte, packen sie mich und richten mich innerlich wieder auf. Das kann diese Platte, sie ist in der Lage, die unwegsamen Wege des Lebens auszugleichen. Wenn ich diese Scheibe höre, geht es mir besser. Im ersten Teil gibt es diese unglaublich unvorhersehbaren Brüche, die sich zwischen psychedelischem Sounddesign und industriellem Sounddesign bewegen.

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Es ist die erste Jarre Platte, auf der ein Fairlight zu hören ist, doch diesem wird auf Zoolook ein Denkmal gesetzt. Auf Magnetic Fields dominieren die analogen Synthesizer. Auf seinem dritten Album verzichtete Jarre auf die Tricks, die er auf seinen ersten großen Aufnahmen Oxygene und Equinoxe vorgeführt hat.

Jarre begab sich auf neue Wege und strukturierte die Sounds neu und setzte bewusst musikalische Brüche, die in neue Sounddesign Ideen führten. Vielleicht, weil man Samples von menschlichen Stimmen hört, vielleicht weil der Small Stone und die String-Machines nicht mehr so eine prägnante Vormachtstellung einnehmen. Magnetic Fields ist geprägt von schnellen Sequenzen und auch orientalischen Einflüssen, die schon die Chinareise im folgenden Jahr vorwegnehmen. Es klingt immer noch alles sehr groß und die Melodien sind unverkennbar JMJ, aber alles ist anders.

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Mit einer Tradition hat er aber nicht gebrochen, die Alleinunterhalterstücke, welche in dieser Form auch von Khan und Erobique später gemacht werden: Orgeln mit Begleitautomatik klingen so schrullig und kitschig, dass es einfach zum Lachen ist. Jarre bedient das Klischee und den Kitsch perfekt. Man sieht vor seinem inneren Ohr übergewichtige Männer in braunen Polyesteranzügen, die zu viel Drinks intus haben und mit der geliebten Ehefrau mit Dauerwelle und Blümchenkleid zum letzten Rumba tanzen. Sicher eine Reminiszenz an Hank Marvin, mit dem JMJ 1988 auf dem Album Revolutions arbeiten wird.

Ich suche Interrior Music im Original, wer sie in meine Sammlung übergeben möchte, wäre ich vom Herzen dankbar.

João Gilberto – João Voz E Violão

Schönheit

Lange ist her, da habe ich den Deutschlandfunk für mich entdeckt. Damals hatte der Deutschlandfunk ein unglaublich geniales Nachtprogramm, echte Redakteure und Redakteurinnen mit einer eigenen Persönlichkeit, die für die Nacht thematische Radiosendungen mit Anspruch produzierten. Filmmusik, Abseitiges und Interessantes mit viel Hintergrundwissen wurde präsentiert. Heutzutage werden Konserven gesendet, die die Nachrichten des Tages wiedergeben.

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Ich lag also mal wieder in der Nacht wach und plötzlich legte der Redakteur diese Scheibe auf und ich traute meinen Ohren nicht. Sicher ist João Gilberto eine echte Bossa Nova Legende, über die es nichts weiter zu sagen gibt, weil sein Werk bekannt ist und Welthits erzeugte. Nach 11 Jahren ging er wieder in das Studio und wird von keiner Band begleitet, sondern man hört nur ihn alleine und wie er auf der Gitarre spielt. Diese Platte ist unglaublich leise.

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Eigentlich bin ich kein Fan von lateinamerikanischer Musik, da mir der Gute-Laune-Aspekt meistens auf den Geist geht. Bossa Nova ist aber immer von einer gewissen Melancholie umrankt, die mir sehr gut gefällt. Außerdem ist Portugiesisch eine unglaublich schöne Sprache.

Interessant ist auch die Mixentscheidung, die auf diesem Album getroffen worden ist. Es wurden die Mitten und der Bass betont, besonders auf der Stimme scheint der Bass durch. Man hat den Eindruck, dass die Höhen zurückgedrängt wurden. Dadurch wird eine unglaubliche Wärme und Intimität erzeugt, auch weil João Gilberto sehr nah in das Mikrofon singt. Es klingt, als würde er sich in das Ohr des Hörers einschmeicheln. Es ist durchaus nicht selbstverständlich, das Platten, die auf akustischer Gitarre und Gesang basieren, so abgemischt werden. 2001 gab es dafür einen Grammy. Das Cover dieser Aufnahme spricht Bände: Einfach mal die Klappe halten und zuhören.

João Voz E Violão wurde bis heute nicht auf Vinyl veröffentlicht – na ja in Japan schon.

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Fazit

Es ist mir sehr schwergefallen, meine Top 10 rauszusuchen. Hier stehen ein paar tausend Tonträger und viele haben mich beeinflusst. Ich fühle mich gegenüber jeder Platte, die ich nicht vorstellen konnte, schuldig.

Ich muss mich daher erst mal bei Prince und Miles Davis entschuldigen, weil deren Werke im Gesamtkonzept betrachtet werden sollten und man dann wegen der unglaublichen musikalischen Vielfalt in Schockstarre verfallen könnte. Es ist mir auch nicht gelungen, ein Werk von Fiona Apple aufzunehmen, aber bitte höre doch mal auch Fiona Apple, wenn ihr sie nicht kennt.

Es ist eigentlich so, dass diese Top 10 nur eine tagesaktuelle Bestandsaufnahme ist.  Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung bin ich von einer ganz anderen Platte beeinflusst, die mich bis in Mark erschüttert und ich jeden Ton in mir aufsauge. Sonst würde hier auch sicher auch eine Sven Väth Scheibe dabei sein, die von Ralf Hildenbeutel produziert wurde und mit Sicherheit auch eine Scheibe aus dem Frühwerk von Pink Floyd oder den Beatles und Lou Reed, der zum Glück von Laurie Anderson vertreten wird.

Außerdem habe ich FM Einheit vor den Einstürzenden Neubauten gehört und für die Abwesenheit von Skinny Puppy und Coldcut schäme ich mich zutiefst, aber immerhin steht Skinny Puppy mit Ministry und Art Of Noise in Verbindung. Coldcut ist irgendwie mit Air Liquide verbandelt. Und wo ist meine geliebte Rickie Lee Jones? Wo ist Juan Atkins, Rainald Goetz Word oder Biomechanik von Anthony Rother, Caspar Brötzmann, The Bionaut. Zurzeit höre ich nicht viel Ryuichi Sakamoto, aber er hat mich sicherlich zutiefst beeinflusst. Alles, was er mit Alva Noto gemacht hat, ist hier.

Aber soll ich die Top Ten jetzt schon wieder umschmeißen? Nein, es reicht! Ich habe wieder jeglicher Ökonomie sowieso über weit mehr wie 10 Scheiben geschrieben und dann wieder rausgeschmissen und ersetzt und wieder revidiert.

Was hat sich Peter Grandl nur dabei gedacht? Unmöglich, einfach nur unmöglich. Eine Schande, eine einzige Schande! Wendet euch mit Grausen von dieser Arroganz ab und schlagt die Hände über den Kopf zusammen und fragt zu Recht: Oh, warum nur, warum nur? Tagesaktuell, die Betonung liegt auf tagesaktuell.

Ich muss noch anfügen, dass es für mich nicht infrage kam Alben auszuwählen, die von Kollegen und Kolleginnen schon besprochen wurden. Ich höre auch einige dieser Scheiben aktiv und es gibt in ihnen so viel zu entdecken, denn ich liebe Details.

Ich habe es nicht mal im Fazit geschafft alle meine Einflüsse einzubringen.

P.S. Ich suche Miles Davis Doo Bop auf Vinyl.

 

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Forum
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    Flowwater AHU

    Monolake (Robert Henke)!!!
    Einer meiner drei aktuellen Musik-Götter (neben Vladislav Delay/Sasu Ripati und Gas/Wolfgang Voigt). Das ich DAS mal erleben darf, dass diese Musik auch noch jemand anderes gut findet. *freu*

    P.S.: Wenn man Herrn Henke mal für ein Interview bekommen könnte … das wäre sicherlich extrem spannend.

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      Sven Rosswog RED

      @Flowwater Hallo Henrik,

      Mir fehlt Hong Kong auf CD. Leider sind Gebrauchtmarktpreise echt jenseits von Gut und Böse. Robert Henke ist echt ein Multitalent. Ich weiss echt nicht, wie der das alles auf einmal stemmt.
      Die GAS Alben wurden von Kompakt vor kurzen auch neu aufgelegt, falls da was in deiner Sammlung fehlen sollte. Valdislav Delay ist natrülich auch cool. Ne Plastikman / Richie HAwtin hätte ich auch noch aufnehmen können, oder eine Khan & Walker, Cristian Vogel, The Bionaut, Anthony Rother, Model 500, es ist einfach zu wenig Platz gewesen. Eine Top 1000 wäre evtl. hingekommen ;-)

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        Flowwater AHU

        @Sven Rosswog > Mir fehlt Hong Kong auf CD. Leider sind Gebrauchtmarktpreise echt jenseits von Gut und Böse.

        Die habe ich sogar … so richtig mit der Chain-Reaction-Blechdose außen rum. Allerdings sage ich mal vorsichtig und ganz subjektiv und ohne irgend jemandem auf die Füße treten zu wollen, dass dieses Album noch nicht wirklich »Monolake« ist. Das ging erst mit dem von Dir vorgestellten »Interstate« los. (schwärm)

        Dafür fehlt mir Archeopteryx, bei dem ich zu lange gezögert habe, als das Album heraus kam.

        > … Valdislav Delay …

        Sein Whistleblower ist seit Erscheinungsdatum meine tägliche (kein Witz!) Droge.

        > … Anthony Rother …

        Ich liebe seine Kommentare hier im Forum (wenn es DER Anthony Rother ist). Er wäre doch auch mal ein dankbarer Interview-Partner, oder? 🙂

        Jedenfalls danke noch mal für Deine Liste. Das sind wieder viele gute Tipps, die ich mal anhören muss.

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          Sven Rosswog RED

          @Flowwater Ja,
          du hast recht Interstate ist ein reisen Schritt nach vorne und als die neu war, war es einfach unglaublich. Archeopteryx habe ich. Die hat er auf 200 limitiert…..Da ich in München bin, werde ich mir die Computer Show in Insbruck am 3.09 gönnen.

          Ich frage mich auch immer, ob es der Anthony Rother ist :-) Es gibt grad ein tolles aktuelle Interview mit ihm auf Youtube….Einen von den Fanta4 habe ich hier auch schon gelesen, aber ist er es wirklich? :-)

          Oh man und wieso habe ich keine Autechre in die Liste aufgenommen. Es ist echt so peinlich :-)

          Whisleblower werde ich mal reinhören, danke für den Tipp.

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    Dimitri RED

    Endlich mal jemand, der die Filth Pig zu schätzen weiß. Schön auf den Punkt gebracht – habe auch sehr spät zu der Platte zurückgefunden und sie ist tatsächlich über die Jahre zu meinem Favoriten geworden.

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      Sven Rosswog RED

      @Dimitri Ja,
      ich denke der Bruch nach Psalm 69 war einfach zu heftig. Hätten sie stillistisch eine ähnliche Platte aufgelegt, wäre die warscheinlich durch die Decke gegangen. Er ist halt Künstler und Künstler erfüllen nicht immer gerne Erwartungshaltungen. Wenn man aber die Türe von Filth Pig öffnet….

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    Tyrell RED

    Viele tolle Tipps dabei, denen ich mich mal widmen werde. AON und YELLO waren auch bei mir einschneidende Erlebnisse, die mich bis heute nicht losgelassen haben :)

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      Sven Rosswog RED

      @Tyrell Hi Peter,

      Das freut mich. Du hattest ja die große Ehre mit Boris sprechen zu dürfen. Voll cool. Ein tolles Amazona.de Interview ist es geworden.
      Falls du es nicht mitbekommen hast: Vor ein paar Wochen kam ein Livealbum von AON raus, 1986 Live in Tokyo, tolle Aufnahme. Annes Liner Notes sind echt lustig. Großartig ist auch das Solo Album von Anne Dudley auf dem Sie AON Stücke am Flügel spielt und sich von dezenter Elektronik unterstützen lässt. Beide Alben gingen aus meiner Sicht ein bisschen unter, deshalb empfehle ich sie hier.

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    0gravity

    Die einführenden Worte zur persönlichen Bedeutung von Musik kann ich nur voll und ganz unterschreiben.
    Ich denke das geht vielen hier so, aber Sven hat es gut auf den Punkt gebracht.
    Ansonsten ist es wieder eine gute Mischung aus sehr geschätzten alten Bekannten, JMJ, AON, YELLO, AIR LIQUIDE, und Tipps zur Horizonterweiterung. Speziell mit Monolake, Laurie Anderson und Leila K muss ich mich nochmal näher beschäftigen.
    Laurie Anderson habe ich sogar mal live mit dem Kronos Quartett gesehen. Tolles und auch sehr lustiges Konzert, trotzdem habe mich leider mit Ihrem sonstigen Werk bishet kaum befasst.

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      Sven Rosswog RED

      @0gravity Oh cool,

      war das in der Elbphilharmonie in Hamburg mit dem Kronos Quartet? Die dazugehörige Platte habe ich…. Beinedenswert. Ich habe sie einmal 2003 gesehen. War großartig, mit Band und viel Elektronik. Laurie Anderson ist schon eine ganz große, die hat so viel Ahnung. Leider wird sie immer nur zu ihrem künslterischen Konzeptern gefragt, ich würde sie mal gern von Equipment und Synthesizer nerden hören. Die erzählt da ja auf der Kronosquartet Scheibe die Story von dem Typ dessen Körper mit ganz vielen Mikrophen bestückt wurde.
      Leila K. ist halt ne SweMix Produktion, sicher der Aussreiser. Aber wenn ich ihre Stimme höre, dass passt halt überhaupt nicht in diese glattgebüglete Popwelt von heute. Ich hab mal gelesen, dass Lady Gaga von ihr beinflusst sei, aber ob es stimmt?
      Ich weiss ja nicht, welches Equipment du nutzt, aber falls es Ableton Live ist, hast du dich mit Robert Henke aka. Monolake schon sehr ausführlich beschäftigt ;-)

      Wieso ist eigentlich keine Grace Jones in meiner Liste? Oh je, oh je….

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        0gravity

        @Sven Rosswog Das Laurie Anderson Konzert war glaube ich vor sieben Jahren in der Brooklyn Academy of Music und das war eher ein glücklicher Zufall, weil das nur 15 Gehminuten von meinem Hotel entfernt war und es Kartenrückläufer an der Abendkasse gab.

        Gegen Schweden Mix habe ich überhaupt nichts, eher im Gegenteil. Die Musik der frühen Ace of Base hat eine spannende und intensive Phase in meinem Leben begleitet. Da spielt die emotionale Bindung eine viel größere Rolle als die intellektuelle Einsicht, dass es sich dabei ja „nur“ um mainstream Popmusik handelt.

        Und ich bin von Notator über Logic bei Cubase gelandet, von daher hatte ich noch keinen Kontakt zu Monolake ;-)

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          Sven Rosswog RED

          @0gravity Komischerweise nutze ich auch hauptsächlich Logic. Ich habe aber eine Ableton Live Lite Version, um nicht komplett den Anschluß zu verlieren. ;-)

          Aus Schweden kamen in der Zeit sehr viel. Nicht nur im Pop, sondern auch im Metal Berreich. Da stand auf den CDs immer irgendwas vom schwedischen Staat gefördert.

          Army of Lovers fand ich total lustig :-)

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    KallePeng 1

    Wochen später…
    Aber ich habe nicht immer Zeit alle Blogs jeden Abend zu verfolgen ;-)
    Wall Of Voodoo ach ja, das erinnert mich an die Zeit, als ich in der böswillig plattgemachten, technischen Kaufhauskette ‚Binkmann‘ im Musikkeller um den Roland D50 rumgeschlichen bin.
    ‚Hollywood The Second time‘ wahnsinns Preset.
    Aber auch die Texte. ‚The Grass is Greener‘ ist mein Favorit.
    Yello ist ganz großes Kopfkino. Auch Laurie Anderson mag ich.
    Jean Michel Jarre war auch unter meinen ersten selbstgekauften Künstlern.
    Als Cutter fürs Fernsehen bedauerte ich, das Jarre irgendwann auf dem Index für die Untermalung von Fernsehbeiträgen stand, weil der so gut war, das er einfach zu oft passte.
    Genau wie Yello ‚The Race‘ oder ‚Jump‘ von van Halen.
    Wenn ich heute im Schnitt sitze und ein Autor noch schnell irgendeine passende Musik für einen Beitrag braucht habe ich immer mein Handy mit 11500 selbsdigitalisierten und handgetaggten Titeln dabei. Da jubel ich den begeisterten Jungredakteuren, die diese Musi teilweise noch nie gehört haben, die ollen Kammellen wieder unter.
    Bei Dir, Sven, kann ich mir auch gut vorstellen, dass hier auch Siouxie oder Sisters of Mercy in der Liste erscheinen könnten?
    Was mir auffällt, ist, dass ich hier von noch niemandem Tangerine Dream oder Klaus Nomie gelesen habe.
    Aber mein allererster volleelektronischer Titel Fehlt: Popcorn. Die Mutter des Oktavbass

    • Profilbild
      Sven Rosswog RED

      @KallePeng Hallo KallePeng,

      Ja, jahrelang war der Orientexpress von jmj die Erkennungsmelodie von einer Sendung auf DLF,haben sie dann rausgeschmissen. Durch Zufall habe ich auch die letzte Sendung mit dem Orient Express gehört, wo der Moderator das auch bedauerte.
      Schön, dass du deine Mukke noch an den Mann bringen kannst. Ich hoffe, dass wird vergütet 🙂
      Ja, na klar mag ich die von dir genannten Bands. Es ist halt immer die Frage, wie man Gewichtet. Wie gesagt, alle die nicht zur Sprache kommen, bedaure ich zutiefst. Es sind nun mal 10. Ich bin mit meinen Anne Clark Remix jedenfalls mit einem Mercy Mitglied auf der CD vertreten, dessen Remix ausgezeichnet ist. Natürlich ist Klaus Noemi großartig und wahnfried, mirage, Transfer, Irrlicht von Schulze sind auch nicht aus meiner Bio wegzudenken. Rubycon von TD habe ich endlos gehört.
      Gershon Kinsley, war seiner Zeit wirklich voraus…..wie gesagt, 10 reichen nicht wirklich. So ab 50 hätte ich ein halbwegs ruhiges Gewissen, aber es sind immer noch zu wenig. Ich möchte nur wenige meiner Scheiben missen.
      Popcorn war ja ein Song, aber Peter kann ja ein neues Thema öffnen: die 10 Songs, die am meisten geprägt haben.

  6. Profilbild
    Aljen AHU

    Danke für den Artikel! Ganz besonders für die Absätze zu „Bright Red“. Lauries Œuvre meine ich auch ziemlich gut zu kennen, doch dieses Album hat mich damals umgehauen. Nicht nur, weil es so sehr musikalisch, emotional ist und dem Hörer keine profunden Kenntnisse von Mahabharata, Thomas Pynchon, Susan Sontag und angewandter Hermeneutik unbedingt abfordert. Ergreifend ist diese Musik auch, weil sie so kameral konzentriert, introvertisch fast schon, daherkommt: keine Spur von opulenten Multimedia-Shows, keine Chöre, keine Fanfaren. Mit anderen Worten: Gänsehaut statt struktureller ästhetischen Analyse. Das hat LA kaum zuvor und nie wieder danach geschafft.

    Dass das Album nie auf lp erschien, halte ich für nur konsequent. Als es veröffentlicht wurde, war die Schallplatte de facto klinisch tot. Laurie Anderson machte sowieso vom Anfang an regen Gebrauch von den technischen Möglichkeiten der CD Audio.

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