Endlich scharfe Kurven
Das Update auf Ableton Live 10.1 steht kurz bevor, die Betatestphase ist bald zu Ende. Was für Neuerungen bringt das kostenlose Update für alle Ableton Live 10 Besitzer? Die wichtigsten Neuerungen betreffen Workflow und Automation, beginnen wir aber zunächst mit dem Offensichtlichen.
VST 3
Mit der Version 10.1 gibt es jetzt auch VST3-Support. Ableton Live 10.1 arbeitet dabei ausschließlich mit 64 Bit Plugins.
Wavetables Synth in Ableton Live 10.1
Im Wavetable Synthesizer gibt es nun eine neue Wellenformkategorie namens User. Wählt man diese aus, so kann man einfach per Drag‘n‘Drop eigene Samples als Basis des Wavetable-Synths benutzen. Ein Algorithmus sorgt dafür, dass die Enden des Samples auch zu einer sinnvollen Wavetable führen. Über den Raw-Schalter kann man das importierte Sample auch im Original benutzen.
Channel EQ
Es gibt einen neuen EQ in Ableton Live 10.1 – den Channel EQ. Dieser ist eine Mischung aus dem simplen EQ-Three und einem Band des EQ-Eight. Er besitzt drei Bänder, wobei sich die Mittenfrequenz selber wählen lässt. Zusätzlich besitzt er ein Highpass-Filter bei 80 Hz. Er ist einfach zu bedienen und liefert schnell brauchbare Ergebnisse und ist dabei intuitiver als EQ-Three und EQ-Eight. Vom Klang her orientiert er sich auch eher am EQ-Eight.
Bye bye Simple Delay and Ping Pong – hello Delay
Zwei der ältesten Delays quittieren ihren Dienst: Simple Delay und Ping Pong gibt es nicht mehr. Sie werden ersetzt durch Delay, das die Eigenschaften beider Plugins miteinander vereint. Hinzugekommen ist die Einstellung des Verhaltens bei Veränderung der Delay-Zeit: Repitch (wie ein Bandecho), Fade (die Delays werden ineinander geblendet) und Jump (es wird einfach direkt auf die neue Delay-Zeit gesprungen).
Dabei muss man sich zunächst keine Sorgen um die Kompatibilität mit früheren Projekten machen. Lädt man ein Projekt mit den ausgedienten Delays, so werden deren Einstellungen automatisch in das neue Delay konvertiert und es klingt dann auch genau wie vorher, das konnte ich in einem Test bestätigen. Wird der Delay-Parameter Free Time allerdings von einem Macro oder einer Max4Live-Device gesteuert, so wird diese Funktionalität nicht kopiert – eine 100-prozentige Kompatibilität besteht also nicht.
Ableton Live 10.1 Automation endlich auf der Höhe
Endlich gibt es die Möglichkeit, periodische Schwingungsformen in der Automation zu nutzen; diese befinden sich im Kontextmenü und können durch Selektieren eines Zeitabschnitts eingefügt werden. Auch ist es nun endlich möglich, Werte von bestehenden Automationspunkten über die Tastatur einzugeben. Mit einem Rechtsklick kann man nun manuell Werte für neue Automationspunkte eingeben.
Die gesamte Automationskurve lässt sich nun intuitiv verschieben und versteht sogar, ob man kurvenähnliche Verläufe benutzt. Diese können dann wie S-Splines verstellt werden. Endlich keine blockigen Automationen mehr.
Nimmt man ohne Quantisierung auf, z. B. über einen externen Controller, oder zeichnet man diese manuell ein, werden die Eingabewerte nun endlich geglättet, so dass keine Parametersprünge entstehen. Wo es geht, werden aus vielen Punkten, wenn möglich Kurven erzeugt, die sich dann leichter bearbeiten lassen.
Um nicht mit Automation und Modulation innerhalb eines Clips durcheinander zu kommen, kann man nun in der Envelopes Info-Box zwischen beiden umschalten.
Das Ende der Scrollerei in Ableton Live 10.1
Eine winzige Änderung nimmt einem viel Arbeit ab: Die Arrangement-Ansicht kann nun mit den Buttons bzw. den Tasten H und W umgeschaltet werden. Ein Klick auf H und die Ansicht zeigt alle Spuren an. Ein Klick auf W und man hat das Arrangement von Anfang bis Ende in der Ansicht. Hinzu kommt, dass man die vertikale Darstellung der Übersicht nun deutlich vergrößern kann. Bei der vertikalen Übersicht werden auch alle Spuren ausgeklappt, so dass man deren Inhalt sehen kann.
Sidechain, Freeze und Co.
Tracks die Sidechain-Routing nutzen, also beispielsweise Kompressoren, können nun eingefroren werden. Zusätzlich dazu bieten eingefrorene Spuren nun einen Post-FX-Ausgang, so dass diese auch im eingefrorenen Zustand als Sidechain-Quelle dienen können.
Was nicht geht, ist das Einfrieren eines Send-Tracks aus einem Instrument, wie z. B. Impulse heraus. Versucht man das, bekommt man (in der Beta-Version 10.1.b12) eine Fehlermeldung.
Passend dazu gibt es eine neue Rendering-Option: Include return and master effects, die die Ausgabe aller Return-Spuren (inklusive Master) als einzelne Dateien speichert.
Andere Neuerungen betreffen den Umgang mit Trackpad/Touchscreen-Eingaben. Alle Details zum Update findet man hier: Live 10 Beta Release Notes.
Send Effekte einfrieren?. Geht das überhaupt?. Ich habe gegoogelt aber
nichts gefunden.
@PLan9 Ja, das muss mir auch mal einer erklären, wie das gehen soll.
@Coin Ich mein so rein von der Überlegung her kann
es eigentlich nicht gehen.
Postfader Inserts werden schon nicht gefreezed.
Effeckt spuren können ja mehere Sends haben.
Und wenn es wirklich so wäre das der send effeckt
mitgefrezed würde dann würde das gefreezte beim
abspielen nochmal durch den send gehen. Und
Postfader sends geht schon mal garnicht.
Aber ich harre der Erleuchtung.
Kritikpunkt:
“ keine 100%-Kompatibilität des neuen „Delay“ mit „Simple Delay“ und „Ping Pong“ “
Halte ich für einen konstruierten Minus Punkt. Denn das Delay kann beide sehr wohl zu 100% ersetzen. Schreibt der Autor ja selbst. Ich habe bei meinen alten Sessions bisher auch keinerlei Probleme diesbezüglich wahrnehmen können.
Wenn man dann zusätzlich noch andere Modulationen mit Dritthersteller Software einbaut hat das mit dem Plug-in an sich erstmal nichts zu tun.
Nach immer mal wieder Demo installieren, deinstallieren weil ich mit der linearen Arbeitsweise/Darstellung irgendwie nicht zurecht kam habe ich mich jetzt noch mal intensiver mit der 10.1 beschäftigt und siehe da…ich komme nun aufeinmal zurecht was soweit geht das ich mir Live zulegen werde.
Ob dies jetzt am Update liegt kann ich gar nicht sagen, auf jedem Fall ist der „Schleiher“ der Bedienung etc. der mich in den letzten Jahren immer einen Bogen um Live hat machen lassen komplett verschwunden! Jetzt macht es mir sogar Spaß damit loszulegen.
Mir selbst ein Rätsel – aber die vielen begeisterten User und Profis können ja nicht irren ;-) dachte ich mir.
Danke für den Test.
Mir fällt schwer, die Minuspunkte nachzuvollziehen.