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Test: Arturia FX Collection 2, Effekt Plug-ins

70 Jahre Studiotechnik in einem Paket

28. Juni 2021
arturia fx collection 2 test

Arturia FX Collection 2, Effekt Plug-ins

Was wäre Popmusik ohne sie? Jeder populäre Musikstil braucht und nutzt sie: Effekte. Ob nun Effekte zur Dynamikbearbeitung oder zeitbasierte Effekte wie Hall, Delay oder Chorus. Effekte prägen die Musik seit Beginn der Tonaufzeichnung. Insbesondere die Tools der analogen Ära faszinieren uns, weil sie nicht nur zum Schrauben und Experimentieren einladen, sondern auch einen ganz speziellen Sound aufweisen, der uns zurück in eine längst vergessen geglaubte Zeit führt. Die Entwickler von Arturia haben sich wieder einmal das Ziel gesetzt, uns diese Zeit zurückzubringen und präsentieren die Arturia FX Collection 2.

Arturia

Viele Worte müssen über den französischen Hersteller von Software und Hardware wohl nicht mehr verloren werden. Frédéric Brun und Gilles Pommereuil trafen am Grenoble Institute of Technology aufeinander, wo sie gemeinsam im Orchester der Universität spielten. Als Ingenieure haben sie sich in den Kopf gesetzt, die Technik und Instrumente der frühen Ära der Musikproduktion für die Nachwelt zu erhalten und in das digitale Zeitalter zu transferieren. Dazu nutzen sie ihre True Analog Emulation (TAE) Technologie.

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Kein Synthesizer und kein Effektgerät scheint vor Arturia sicher zu sein, schaut man sich die Liste der bereits emulierten Instrumente und Geräte an. Doch auch mit Hardware befasst man sich bei Arturia. Die analogen Synthesizer wie MiniBrute 2, MicroBrute, MatrixBrute und PolyBrute erfreuen sich ebenso großer Beliebtheit wie die Controller der KeyStep, BeatStep und KeyLab Serien.

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Alle Effekte der Arturia FX Collection 2 im Überblick

Arturia FX Collection 2

Schon die erste Arturia FX Collection konnte die Fachpresse und die Anwender überzeugen. 15 Plug-ins, darunter Filter aus drei berühmten Synthesizern, klassische Delays und Reverbs, Preamps und Kompressoren finden sich darin.

Nun haben Arturia die Messlatte mit der Arturia FX Collection 2 noch etwas höher gelegt und das Paket auf 22 Plug-ins erweitert, darunter der Phaser BI-TRON, der Chorus JUN-6, der Comp DIODE-609 Kompressor und das neue Mix-Tool Bus FORCE. 200 neue Presets, ein neuer Preset-Browser und erweiterte In-App Tutorials gehören ebenso dazu wie die Implementierung von NKS, dem Native Kontrol Standard von Native Instruments, was die Plug-ins auch kompatibel zu den Native Instruments Controllern macht.

Neu hinzugekommen ist auch die Möglichkeit, die Preamps vom beliebten Delay TAPE-201 zu wechseln. Zur Auswahl stehen nun die Optionen „kein Preamp“, „RE-201 Pre-Amp“ und „Germanium Preamp“.

Installation & Kompatibilität der Arturia FX Collection 2

Starten wir mit dem interessantesten und zugleich beeindruckendsten Teil der Arturia FX Collection 2, den Plug-ins. Die Plug-ins lassen sich in einer VST-, AAX- und einer AU-Version installieren und sind somit kompatibel zu allen großen DAWs am Markt. Wie immer erfolgen der Download und die Aktivierung über das Arturia Software Center. Für die Registrierung wird ein kostenloser Arturia Account benötigt. Hat man den Account eingerichtet, das Produkt dort registriert und ASC heruntergeladen sowie auf dem Rechner installiert, kann es mit der Installation der FX Collection 2 losgehen.

Nach dem Start fragt das ASC zunächst nach den Account-Daten. Sind diese eingegeben, verbindet es sich mit dem Arturia Server und stellt die dort registrierten Produkte zum Download bereit. Die Installation nimmt einige Minuten in Anspruch, es reicht locker für einen Kaffee zwischendurch.

Übrigens und unabhängig von der Installation: Es bietet sich an, das ASC im Alltag von Zeit zu Zeit immer wieder mal zu starten, um nach Updates zu schauen. Auch diese lassen sich nämlich per ASC installieren.

Die Hardware-Anforderungen für die Arturia FX Collection 2 sind sehr moderat. Ein Windows oder MacOS kompatibler Computer mit mindestens 2 GHz CPU und 4 GB RAM-Speicher sind erforderlich. Unterstützt werden Betriebssysteme ab Windows 8.1 und MacOS 10.13. Die Plug-ins benötigen 8 GB Festplattenspeicher. Kompatibel sind sie zu jeder Software mit VST 2.4, VST 3, AAX, AU und NKS – je in der 64 Bit Version. 32 Bit-Schnittstellen werden nicht mehr unterstützt.

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Die Plug-ins der FX Collection 2

Zunächst einmal sei erwähnt, dass alle Plug-ins optisch sehr ansprechend gestaltet sind. Gerade bei den Rekreationen fühlt man sich sofort in die entsprechende Zeit versetzt. Alle Plug-in-Fenster verfügen nun über eine Resize-Funktion, sodass man die Größe des Fensters an die Monitorgröße anpassen kann. Das wird insbesondere Benutzer von Laptops freuen.

Folgende Plug-ins sind im Bundle enthalten:

Chorus/Flanger/Phaser

  • Chorus JUN-6: Der Effekt, ohne den wohl der Sound der analogen Roland Juno-6/60/106 Synthesizer nicht die Berühmtheit erlangt hatte, die er bis heute besitzt. Neben den zwei klassischen Chorus-Presets I und II gibt es noch die Möglichkeit, die drei Parameter Rate, Depth und Phase selbst über Schieberegler einzustellen.
    arturia-fx-collection-2-jun-6-v-chorus

    Junos Liebling: Der berühmte Chorus-Effekt der Roland Juno-Reihe als Emulation

     

  • Chorus DIMENSION-D: Der Roland DIMENSION-D Chorus hat unzählige Produktionen seit seinem Erscheinen im Jahr 1979 veredelt. Im Gegensatz zu den sonst üblichen Chorus-Effekten fehlte dem DIMENSION-D eine Sache: das typische Leiern. Stattdessen verbreitert er die Stereobasis, komprimiert das Eingangssignal und verstimmt es sehr subtil. Das Ergebnis ist ein sehr breiter und lebendiger Klang. Gleiches erledigt das Plug-in und fügt den spärlichen Bedienelementen des Originals noch einige weitere Eingriffsmöglichkeiten wie Oscillator Shape, Dynamic Color, Width und Mix hinzu.
    arturia-fx-collection-2-Chorus Dimendion D

    Ein weiterer berühmter Chorus, der den Sound der 1980er maßgeblich geprägt hat: Der Roland Dimension D Chorus hier in der Arturia Emulation.

     

  • Flanger BL-20: Vorbild war der BF-20 Stereo Flanger von BEL Electronics. Das Original aus den 1970er Jahren wurde von Künstlern wie den Rolling Stones oder Phil Collins genutzt und war in zahlreichen britischen Studios zu finden. Entwickelt hat ihn BEL-Gründer Mick Barnard, der einige Monate bei Genesis gespielt hat, bevor er durch Steve Hackett ersetzt wurde. Auch der BL-20 wurde durch einige Funktionen erweitert, die das Original nicht besaß, so zum Beispiel um einen Function-Generator aus dem Arturia Synth Pigments, einem Highpass-Filter, einer Auswahl von vier LFO-Shapes sowie einer Möglichkeit, um die Breite der Stereobasis zu verändern.arturia-fx-collection-2-Flanger BL20
  • Phaser BI-TRON: Kraftwerk, Prince und viele andere nutzten den Mu-Tron Bi-Phase Phaser. Arturia haben das Original per TAE nachgebildet. Der Dual-Phaser war einzigartig und schaffte einen schönen breiten Effekt, der auf Instrumenten wie Gesang gleichermaßen eine gute Figur machte. Der Phaser BI-TRON emuliert diesen Effekt und lässt sich sehr gut einsetzen, um ein sprödes Signal aufregender zu gestalten.

Kompressoren Plug-ins der Arturia FX Collection 2

  • Comp VCA-65: Dieser Kompressor ist, wie schon am Namen zu erkennen, dem legendären dbx 165A Over Easy Compressor/Limiter nachempfunden. Die Over-Easy-Funktion ermittelte die Attack- und Release-Zeiten programmabhängig und der Punch dieses VCA-Kompressors ist legendär. Unzählige Bass-Aufnahmen durchlaufen bis heute diesen Kompressor. Arturia haben den Funktionen des Originals noch erweiterte Sidechain-Funktionen wie ein Pre-Delay (Timewarp) oder einen SSL-Style EQ hinzugefügt.
  • Comp FET-76: Ein weiterer Klassiker, im Original unter dem Namen UREI 1176 bekannt. Dieser Kompressor ist steht für die Färbung, die er den Signalen hinzufügt. Statt einem Threshold-Regler verfügte das Original über einen Input-Regler. Gemeinsam mit dem Output-Regler, den Buttons für die Kompressionsrate sowie den zwei Reglern für Attack und Release und dem großen beleuchteten VU-Meter bot der 1176 Limiting Amplifier genügend Möglichkeiten, um Gesangsspuren oder Instrumentenspuren im Mix zusammenzukleben oder nach vorne springen zu lassen. Obwohl er in verschiedenen Rekreationen am Markt erhältlich ist, bleibt der 1176 auch als Software-Emulation ein beliebtes Tool. Wie schon den Comp VCA-65 haben Arturia einen Sidechain mit zahlreichen Features wie Auswahl des Detection Modes, Highpass, Lowpass und ein EQ-Band mit einstellbarer Frequenz sowie einem Compression Range-Parameter zur Limitierung der Gain-Reduction hinzugefügt.
  • Comp TUBE-STA: Wollte man die Lautheit eines Signals erhöhen, zum Beispiel für eine Radiosendung, griff man Ende der 1950er-Jahre zum Gates STA-Level Röhrenkompressor. Dieser Kompressor verfügte nur über eine Eingangs- und Ausgangsregelung sowie einen Schalter für eine zweistufige Auswahl der Release-Zeit zwischen „Single“ und „Double“. Das VU-Meter zeigte die Gain-Reduction an. Arturia haben das Konzept um einen Mix-Regler, einen Input-Output-Link und Sidechain-Controls erweitert und damit auf ein modernes Niveau gehoben.

Arturia FX Collection 2: Delay Effekte

  • Delay ETERNITY: Eigenkreation für abgefahrene Delay-Effekte mit Bit-Crusher, Filter, Envelope-Follower, Eingangs-EQ und vielem mehr.
  • Delay MEMORY-BRIGADE: Emulation, die sich am Eimerketten-Delay Deluxe Memory Man von Electro-Harmonix orientiert. Die Möglichkeiten des Original-Fußtreters wurden erneut durch Arturia beträchtlich erweitert. Dazu zählt zum Beispiel eine Sync-Funktion zur Synchronisation zum Tempo der DAW, Modulation von Parametern und vieles mehr.
  • Delay TAPE-201: Ein funktionierendes ROLAND Space Echo RE-201 auf dem Gebrauchtmarkt zu einem vernünftigen Preis zu erzielen, ist gar nicht so einfach. Doch warum nicht einfach mit einer Emulation arbeiten? Das Arturia Delay TAPE-201 emuliert den Sound und die Möglichkeiten des Originals und erweitert diese durch Parameter wie Flutter und Noise, um das Alter des Space Echo zu simulieren, außerdem gibt es Eingangsfilter und einen LFO zur Steuerung beliebiger Parameter. Neu ist außerdem, dass der Vorverstärker entweder ausgeschaltet oder zwischen einem Germanium-Preamp und einer Nachbildung des originalen Eingangsverstärkers umgeschaltet werden kann.

    arturia-fx-collection-2-Tape_201-Screenshot

    Alter Bekannter mit neuen Preamp-Optionen

Reverb Effekte

  • Rev PLATE-140: Die EMT-140 Hallplatte zählt bis heute zu den besten Hallplatten. Hallplatten waren lange Zeit das Mittel der Wahl, wenn es um die Erzeugung dichter Hallfahnen ging. Sie wurden als Alternative zu Hallkammern genutzt, weil sie im Gegensatz zur Hallkammer eine flexible Nachhallzeit über einen Dämpfer ermöglichten. Das Rev PLATE-140 Plug-in bildet eine EMT-140 Hallplatte ab und ergänzt sie durch erweiterte Kontrollmöglichkeiten, eine Filterschaltung sowie einen Chorus-Modulationseffekt.
  • Rev SPRING-636: Die Grampian Reverberation Unit Type 636 war eine Hallspirale für den Studioeinsatz. Günstiger und vor allem platzsparender und leichter als die EMT-140 Hallplatte waren Hallspiralen wie die Grampian 636 das Mittel der Wahl, wenn es um Halleffekte für Instrumente und manchmal auch die Stimme ging. Doch nicht nur für Hall wurde die Grampian 636 genutzt, sondern auch für Verzerrungseffekte. So nutzte Pete Townsend sie auf der Bühne zur Erzeugung eines Fuzz-Effekts. Arturia hat dem Plug-in außerdem Emulationen verschiedener Hallspiralen spendiert, außerdem einen Post-EQ und ein Pre-Delay/Pre-Filter. Natürlich lässt sich auch der The Who Fuzz-Sound erzeugen.
  • Rev INTENSITY: Diese Arturia Eigenkreation ist eine Spielwiese für den Sounddesigner. Der Digitalhall lässt keine Wünsche offen und bietet von dichten Hallfahnen bis hin zu abgedrehten Sounds durch Modulation und Envelope-Follower alles, was das Herz begehrt.

Die neuen Mix Bus Effekte der FX Collection 2

  • Bus FORCE: Arturia Eigenkreation für den Mix-Bus mit Filter, Kompressor, Sättigungsstufe, Equalizer. Es gibt drei verschiedene Signalpfade, DRY, COMP und PATH, die mit je verschiedenen Stufen bestückt sind. DRY ist mit der EQ-Stufe bestückt, bei COMP durchläuft das Signal EQ, Filter und Kompressor und bei SAT zusätzlich noch die Sättigungsstufe. Die einzelnen Pfade lassen sich parallel einsetzen und stufenlos mischen. Außerdem lassen sich die Pfade frei gestalten und der Signalpfad ändern.
    arturia-fx-collection-2-BUS-FORCE

    Perfekt für das Mastering: Arturia Bus Force

     

  • Comp DIODE 609: Dieser Kompressor basiert auf einem Neve 33609 Stereo-Kompressor. Erneut haben Arturia nicht nur den Sound des Neve-Originals emuliert, sondern auch in seiner virtuellen Form auf die Höhe der Zeit gebracht: Sidechain-Processing, M/S-Bearbeitung und einiges mehr gehören zum Plug-in wie selbstverständlich dazu.arturia-fx-collection-2-Comp-DIODE-609
  • EQ SITRAL-295: Nachbildung der Module einer Siemens Broadcast Konsole: Siemens Sitral W293-Style Highpass-Filter, Sitral W294-Style Lowpass-Filter, Sitral W295b EQ. Erweiterung des Konzeptes durch M/S-Processing und Charakter-Schaltung (Original, Alternativ).arturia-fx-collection-2-EQ-SITRAL-295

Arturia FX Collection 2 – Preamps

  • Pre 1973: „Nachbau“ eines Neve 1073 Preamps, einem auch heute noch sehr beliebten „Rock“-Preamp, der Signale bei hohen Gain-Settings schön andickt. Erweitert wurde das klassische Konzept durch Goodies wie eine Umschaltung der Übertrager zwischen Carnhill (klassisch) und Marinair, M/S-Modus, stufenlose Regler anstelle der gerasterten Originalpotis und einem Output-Trim.
  • Pre TidA:  Emulation des Trident A Range Preamps. Es wurden nur 13 Trident A Range Konsolen gebaut und verkauft. Arturia haben den Kanal 3 der Trident A Range Konsole von Flemming Rasmussen (Metallica, Blind Guardian) analysiert und emuliert. 4-Band-EQ, Lowpass, Highpass, Stereo-Link, M/S-Modus, Phaseninvertierung eines Kanals und vieles mehr gehören zur Ausstattung dieses interessanten Plug-ins.
  • Pre V76: 60s Sound in Reinkultur. Der V76 Vorverstärker, entwickelt in den 1950er-Jahren vom Institut für Rundfunktechnik (IRT), gehörte zum Standard der großen Tonstudios wie Abbey Road, den EMI Studios und anderen. Als Röhrenvorverstärker bietet er einen schön gesättigten Klang, der vom Pre V76 emuliert werden soll. Erweitert wurde das Konzept durch eine Emulation des Telefunken V612 2-Band-EQs, einem M/S-Modus, Output-Trim, Stereo-Link und einigen weiteren nützlichen modernen Features.

Filter Plug-ins von Arturia

  • Filter SEM: Filterschaltung eines Oberheim SEM. Arturia machen die Filterschaltung aus ihrer Synth-Emulation nun auch als Standalone-Plug-in verfügbar.
  • Filter M12: Filterschaltung eines Oberheim Matrix 12, erneut übernommen aus der Arturia Synth-Emulation
  • Filter Mini: Emulation eines Minimoog Ladder-Filters

Auch die drei Filter-Emulationen wurden durch Erweiterungen aufpoliert. Dazu gehören Erweiterungen durch Modulations-Features, einem Noise-Oszillator beim SEM oder einem Step-Sequencer.

Praxiseinsatz im Studio

22 Plug-ins in einem einzigen Testbericht unterzubringen, ist so gut wie unmöglich. Wer mehr über die Möglichkeiten der einzelnen Plug-ins erfahren möchte, sei daher auf die sehr gute Arturia Produktseite zur FX Collection 2 verwiesen. Dort gibt es auch zu jedem Plug-in zahlreiche Klangbeispiele mit A/B-Vergleichsmöglichkeit, Hintergrundinformationen, Produktvideos und vieles mehr.

Auch der Vergleich mit der Original-Hardware ist aus verständlichen Gründen nicht möglich. Und selbst dann, wenn eines der Vorbilder zur Verfügung stünde, ergibt das meines Erachtens nur eingeschränkt Sinn, denn analoge Vintage-Geräte gleichen nicht gerade wie ein Ei dem anderen. Verschiedene Revisionen, Bauteiltoleranzen oder Bauteilalterungen machen selbst den Vergleich zweier Hardware-Originale so gut wie unmöglich.

Ich habe mir deshalb bei den Emulationen einen anderen Aspekt für die Bewertung vorgenommen: Wie gut lässt sich mit den Plug-ins die zeitliche Ära des Originals nachbilden? Dazu gehören meines Erachtens nicht nur der eigentliche Klang, sondern auch das GUI und die Möglichkeiten, die diese bietet. Anders als heute waren die Geräte damals recht eingeschränkt und manchmal sind es berühmte Fehlbedienungen, die einen gewissen Sound erst ermöglicht haben (z. B. der „All Button Mode“ des 1176 Kompressors). Da Arturia die Funktionalität der Originale deutlich erweitert hat, stellt sich die Frage, ob sich damit noch so arbeiten lässt, wie zur damaligen Zeit? Erlaubt es das Plug-in, aus der DAW-Routine mit Tausenden Möglichkeiten auszubrechen und sich ganz auf den Sound zu konzentrieren?

arturia fx collection 2 test

Die Antwort ist ganz einfach: Ja, das geht wunderbar. Das liegt vor allem daran, dass Arturia einige der neuen Features versteckt haben. Nur durch das Drücken des Advanced-Buttons kommen sie zum Vorschein. So sieht der Comp FET-76 nach dem ersten Laden zunächst fast originalgetreu wie ein 1176 aus und erst der Advanced-Modus klappt die übrigen Features aus. Beim Durchhören der Presets darf man sich allerdings nicht täuschen lassen. Viele Presets machen von den neuen Fähigkeiten Gebrauch. Damit man auch bei eingeklapptem Advanced-Bedienfeld merkt, dass nicht nur die Urfähigkeiten eingesetzt werden, erscheint bei diesen Presets neben dem Advanced-Button ein gelber Punkt. Das ist gut gelöst.

Bei 22 Plug-ins kann man sich tatsächlich schnell in den Presets verlieren. Es wird einige Zeit dauern, bis man alle Plug-ins mal eingesetzt hat. Es empfiehlt sich, vielleicht einfach mal ein altes DAW-Projekt zu laden und die Plug-ins von Arturia ins Projekt einzubauen. So lernt man am schnellsten, mit den Plug-ins zu arbeiten und lernt auch den Klang kennen und wofür sie sich gut eignen. Beeindruckt hat mich die Performance – getestet wurde auf einem neuen Mac Mini M1 mit 16 GB Arbeitsspeicher. Als DAW kam das bereits an den M1 Prozessor angepasste Logic und Ableton Live 10 zum Einsatz. Ableton Live 10 ist noch nicht an den ARM-Prozessor angepasst und wird demzufolge unter Rosetta 2 ausgeführt. Doch auch das scheint weder Ableton Live noch die Plug-ins von Arturia in irgendeiner Weise zu beeindrucken. Alles läuft flüssig und ohne Aussetzer oder hörbare Artefakte.

Klanglich besonders beeindruckt hat mich Rev INTENSITY, das hauseigene Arturia Hall-Plug-in, das eine wahre Spielwiese ist und aus jedem noch so drögen Sound riesige Klangwelten zaubert.

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Fazit

Die Arturia FX Collection 2 ist jeden Cent wert und mehr Plug-ins braucht man tatsächlich nicht. Schon die mitgelieferten Plug-ins der meisten DAWs sind heutzutage so hochwertig, dass man sehr lange Zeit gut ausschließlich damit arbeiten kann. Die Arturia FX Collection 2 ist für mich ein Farbkasten mit alternativen Farben, der die bereits lang genutzten Farben erweitert oder vielleicht auch die eine oder andere lang genutzte Farbe ersetzt. Auch für Besitzer der ersten Arturia FX Collection lohnt sich das Upgrade, denn es gibt nicht nur neue Plug-ins, sondern auch aktualisierte Versionen der älteren Plug-ins. Die Arturia FX Collection 2 ist derzeit als Einführungspreis bis zum 31.07.2021 im Download für 279,- Euro anstelle von 399,- Euro zu erstehen. Upgrades sind ab 99,- Euro erhältlich.

Plus

  • Preis
  • Umfang
  • Klang
  • Performance
  • GUI

Preis

  • 279,- Euro (Einführungspreis bis 31.07.2021, Download)
  • 399,- Euro
  • Upgrades ab 99,- Euro
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Forum
  1. Profilbild
    Flowwater AHU

    Bei Arturia scheint leider gerade irgend etwas schief zu gehen. Vor zwei Tagen konnte ich auf der Website den im Artikel erwähnten Einführungspreis von EUR 279,00 noch sehen … zusammen mit dem Hinweis, dass man noch einmal einen bevorzugten Preis bekommt, wenn man sowieso schon bei Arturia Kunde ist. Arturia macht so etwas ja sehr gerne.

    Im Moment gibt es aber nur den »Normal«-Preis von EUR 399,00.

    • Profilbild
      tomeso

      @Flowwater Zur Produkteinführung gab es zeitlich begrenzt (bis zum 25. Juni) günstige Angebote für Arturia Bestandskunden (Upgrades, Crossgrades etc) direkt im Arturia Shop.
      Das ist nun vorbei und das Paket kostet nun bei Arturia den regulären Preis von EUR 399,-. Auch die Angebotsphase für Upgrades und Crossgrades ist nun rum.

      Die Vertriebe und der Fachhandel können aber verlängert den Einführungspreis von EUR 299,- anbieten. Amazona orientiert sich bei den Preisangaben gerne beim Musikhaus in Treppendorf, dort wird das Paket derzeit noch für EUR 279, angeboten.

      Also: bei Arturia ab sofort regulär 399, im Fachhandel noch eine Weile für 299 zu haben.

      • Profilbild
        zeitlos

        @tomeso „Bestandskunden (Upgrades, Crossgrades etc.“
        Ja, dann hat sich ja erledigt. Für mich. Geld gespart : )

        • Profilbild
          tomeso

          @zeitlos Vielleicht habe ich mich etwas unklar ausgedrückt: Der noch aktuelle Einführungspreis von EUR 299 (respektive EUR 279 bei manchen Händlern) gilt natürlich für alle interessierten Musiker/Produzenten. :-)

          • Profilbild
            zeitlos

            @tomeso Wenn ich höre, wie Diskonaut schreibt, dass man den Download für 49 Euro beim Besitz von anderer Arturiasoftware bekommen konnte, werde ich jetzt nicht so blöd sein, es nun für 299, 279 oder 399 Euronen kaufen. Es gibt ja noch andere Softwarefirmen, die gerade ein Sommerangebot machen . . .

    • Profilbild
      PiQuadrat

      @Flowwater Ich habe, als es rauskam, als Kunde mit Fx- und V-Collection direkt den Download für 49 Euro angeboten bekommen. Bisher bin ich ganz angetan von den neuen Mastering-Compressoren. Allerdings könnte sich Arturia langsam mal Gedanken über ein alternatives GUI à la Pigments3 machen. Das finde ich wirklich toll! Fabfilter finde ich aber bei FX deutlich effizienter in der Anwendung. Das ist für mich, neben dem Sound, aktuell die Benchmark.

    • Profilbild
      Chufu

      @Flowwater Ich habe diverse Arturia Produkte und habe das Update für 99€ bekommen. Es kommt also darauf an was man so alles von Arturia so hat. So bekommt man unterschiedliche Angebote gemacht. Wie schon erwähnt, bei mir waren es 99€ und ich muss sagen, die war es auch Wert. Schade das ich nicht das günstigste Angebot bekommen habe. Dazu wäre dann die Vorgängerversion von der FX-Selction zusätzlich nötig gewesen. Anderer Seits 299€ oder gar 399€ sind schon überzogen. Finde ich.
      In meinem vorhandenen Fundus hab ich schon sehr Leistungsfähige Effekt Plugins. Zum Beispiel von Native Instruments.

  2. Profilbild
    SoundForger2000

    Ich muß sagen, daß ich speziell vom Bus Force „Masteringprocessor“ sehr angetan bin.
    Damit kann man schon wirklich in sehr guter Qualität so einiges machen. Gerade ältere Aufnahmen lassen sich prima „aufpeppen“. Freilich muß man mit der Saturation Regelung sehr aufpassen, wird hier doch schnell ein zumindest für mich unerträgliches Maß an Verzerrungen produziert. Für manchen „Mättler“ aber sicherlich cool. ;-)

    Wünschenswert fände ich bei allen derartigen Prozessoren aber einen integrierten True Peak – Brickwall Limiter, gerät man bei fast allen Einstellungen doch sogleich in den Bereich digitaler Übersteuerung. Allerdings kenne ich tatsächlich keinen einzigen Kompressor, EQ oder Saturator, der einen solchen integriert hat. So muß ich stets ein weiteres Plugin nachschalten.

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