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Test: British Pedal Company Vintage Series Rangemaster, Effektgerät

Eine Legende neu aufgelegt

4. September 2022

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Der Dallas Rangemaster Treble Booster war ein Effektgerät, das in den 1960er-Jahren entwickelt wurde und hatte zwei Funktionen: das Boosten des Gesamtsignals bei gleichzeitiger Anhebung der hohen Frequenzen. Der Bedarf an einem solchen Effekt entstand Mitte der 1960er-Jahre, da britische Röhrenverstärker wie der Vox AC30 oder der Marshall JTM45 dazu neigten, bei Übersteuerung einen eher dunklen, matschigen Sound zu liefern. Reißt man Röhrenverstärker wie beispielsweise einen Vox AC 30 oder damals erhältliche Marshalls (ohne Mastervolume-Regler) bis zur Halskrause auf, entsteht die sogenannte „Endstufenverzerrung“, die dafür sorgt, dass der Klang matschig, unkonkret wird und deutlich an Höhen verliert.

Abhilfe schaffte ein Vorverstärker, der auch die Höhen verstärkte. Darüber hinaus konnte die Rangemaster-Schaltung charakteristische Verzerrungen und Obertöne hinzufügen, die den Sound färbten, ähnlich wie bei moderneren Verzerrer-Pedalen.

Natürlich gibt es nicht allzu viele Gelegenheiten, einen Röhrenverstärker bei voller Lautstärke zu spielen, das geht, wenn überhaupt, nur im Studio oder auf großen Bühnen. Vor einem klar eingestelltem Amp wie etwa ein Fender Twin Reverb macht ein Rangemaster keinen Sinn, da eine Anhebung der Höhen hier vollkommen unnötig wäre und den Klang zu spitz bzw. ungenießbar machte.

Der Rangemaster Treble Booster wurde erstmals in den 1960er-Jahren von der Londoner Firma Dallas Musical Ltd. hergestellt, die 1959 gegründet wurde. Sie stellte Gitarren und Verstärker unter verschiedenen Markennamen her, darunter Dallas, Shaftesbury und Rangemaster. Der verbaute Transistor war ein Mullard oder ein OC44 ohne Markenzeichen bzw. ein Mullard OC71.

Seit den 1980er-Jahren waren Treble-Booster dann absolut aus der Mode gekommen, da man die Endstufenverzerrung nur noch selten benötigte und viele Verstärker nun mit einem Mastervolume-Regler ausgestattet waren, lediglich die Vorstufe des Verstärkers das Signal verzerrte und die Gesamtlautstärke dann mit dem Mastervolume gebändigt werden konnte. Die gewünschte Verzerrung musste somit nicht mehr über die Röhren-Endstufe erzeugt werden, wobei man festhalten muss, dass Letztere gleichfalls maßgeblich für den Gesamtsound verantwortlich ist.

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British Pedal Company Vintage Series Rangemaster
British Pedal Company Vintage Series Rangemaster
Kundenbewertung:
(2)

Die Anzahl der original gebauten Dallas Rangemaster Treble Booster ist unbekannt. Aufgrund des begrenzten Angebots erzielen Originale auf dem Sammlermarkt mittlerweile astronomische Preise. Wenn man bedenkt, dass ein Rangemaster nur eine Handvoll Bauteile besitzt und ein entsprechender Bausatz gerade mal 20,- Euro kostet, „poppt die Frage auf“, ob dies noch im richtigen Verhältnis steht. Aber nur ein Original ist und bleibt ein Original und wenn man eines haben will, muss man bereit sein, dafür zu zahlen. Mit einem originalen Klon-Centaur-Pedal oder Vintage-Instrumenten verhält sich dies ähnlich. Viele Original-Rangemasters sehen aber mittlerweile komplett „heruntergerockt“ aus und man muss sich die Frage stellen, ob man diese überhaupt auf einer Bühne einsetzten wollte. Die Vintage-Teile rauschen nämlich wie die Hölle und auch die Kondensatoren könnten mittlerweile vertrocknet sein oder ihre Werte über die Jahre verändert haben. Hier geht es also meist nur um das Sammeln in der Hoffnung, der Wert würde zukünftig steigen.

Eines ist klar: Der Rangemaster verhalf einigen weltbekannten Gitarristen zu ihrem Signatur-Sound, hierzu gehören vor allem Richie Blackmore und Brian May, aber auch Rory Gallagher, Tony Iommi, Marc Bolan und Billy Gibbons setzten dieses Teil ein, um ihren einzigartigen Ton zu erzeugen.

British Pedal Company Vintage Series Rangemaster, Front, iPhone

Dem Vintage-Original zum Verwechseln ähnlich

Die British Pedal Company

British Pedal Company sind ein Team von Elektronikern und Entwicklern mit bereits über 60 Jahren Erfahrung im Musikbusiness. Mit der Entwicklung, dem Design und der Neugestaltung von Pedalen für die Marke JMI in den frühen 2000er-Jahren hatte das Team bereits Erfolge zu verzeichnen, 2011 trennten sie sich aber von der Marke JMI und brachten im Jahr 2014 ihr eigenes Sortiment unter dem neuen Namen British Pedal Company auf den Markt.

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British Pedal Company Rangemaster – Facts & Features

Das Effektgerät (kein Pedal, sondern eher standalone, welches man auf den Verstärker stellt), ist eine detailgetreue Nachbildung des originalen Dallas Rangemaster von 1965. Der Effekt hängt normalerweise „always on“ in der Effektkette.

Alles sieht genauso aus wie ein Original. Das gefaltete Metallgehäuse (Abmessungen von 132 x 105 x 71 mm) wurde dick mit grauem Hammerschlaglack (Silber Hammerit) lackiert. Das Gewicht beläuft sich auf 653 g, mitgeliefert wird auch ein sogenanntes Echtheitszertifikat.

Angeblich werden alle verbauten Transistoren nach eigenen Spezifikationen hergestellt, um ein geringes Rauschen zu gewährleisten (man darf das glauben, muss es aber nicht). Da die Stromaufnahme sich gerade mal auf quasi zu vernachlässigende 6 mA beläuft, kann (muss) das Gerät mit Batterie betrieben werden. Eine Stromversorgung mittels eines Netzteils ist nicht vorgesehen.

Gelegentlich wird dieses Thema unter Gitarren-Nerds in diversen Internetforen behandelt und behauptet, eine Batterie würde anders klingen als ein Netzteil bzw. Batterien unterschiedlicher Hersteller oder Typ (Alkaline etc.) würden unterschiedlich klingen. Das ist auch tatsächlich richtig, denn eine Batterie wie beispielsweise ein 9-Volt-Block verliert mit der Zeit an Spannung, wodurch sich dann auch der Sound des Effektgeräts, insbesondere eines Overdrives oder Boosts) verändert. Ob Batterien unterschiedlicher Hersteller tatsächlich unterschiedlich klingen, muss jeder selbst beurteilen. Auch wenn ich behauptete, es selbst zu hören, würde dies niemanden anders interessieren, das Publikum einer Queen-Coverband schon gar nicht. Man kann es mit dem Voodoo auch übertreiben, denn nur die Summe vieler Faktoren erzeugt den Ton, vor allem die Finger, daran scheinen viele Gitarristen nicht zu denken, die glauben, ein bestimmtes Produkt wie ein Verstärker oder Effektgerät würde sie dazu bemächtigen, genauso wie das Vorbild zu klingen oder zu spielen.

Die Maße und auch das Logo wurden vom Original übernommen. Die Verarbeitung des Effekts ist sehr solide, wie man dies vom Vorbild kennt. Die Anzahl der gebauten Einheiten des Treble-Boosters ist nach Angabe des Herstellers limitiert.

British Pedal Company Rangemaster – Bedienelemente

Dieser Absatz gestaltet sich erfreulich kurz. Das Gerät ist extrem einfach aufgebaut und besteht aus einer grauen Metallbox (Hammerschlaglack) mit Ein-/Ausschalter, einem Potentiometer für die Booster-Einstellung sowie Ein- und Ausgangsbuchsen. Es ist so konstruiert, dass es auf einem Verstärker steht und nicht auf dem Boden (also kein Pedal, das man mittels eines Fußschalters aktiviert bzw. inaktiv schaltet. Neben dem Potentiometer (meist 10 k, gelegentlich 20 k) und dem Ein-/Ausschalter enthält die Schaltung lediglich einen Germaniumtransistor, vier Kondensatoren, drei Widerstände und eine Batterie.

Rückseite

Auch die Rückseite wurde dem Original nachempfunden. Das Klinkenkabel wird zum Betrieb einfach in den Eingang des Verstärkers gesteckt.

British Pedal Company Vintage Series Rangemaster, Back

Rückseite mit Kabelfach und Batterie-Zugang

Das Wechseln der Batterie geht leicht vonstatten. Man löst die Mutter an der Rückseite und zieht das goldene Blech ab, sogleich findet man die Batterie.

British Pedal Company Vintage Series Rangemaster, Front, Battery

Geöffnetes Batteriefach

Der Sound des British Pedal Rangemaster

Unser Testobjekt wird sinnvollerweise nur vor einem bereits angezerrten Verstärker (oder möglicherweise einem Verzerrerpedal) platziert. Wir hören eine Strat (SSH) im verzerrten Kanal meines Peaveys bei moderatem Gain (leicht angezerrt). Nach einigen Sekunden wird dann der Rangemaster angeschaltet. Der Lautstärkezuwachs ist zunächst moderat eingestellt.

Wie auch bei den alten Originalen festzustellen, so entsteht auch bei der exakten Replika ein deutlich wahrzunehmendes Rauschen, was in der Natur der Sache liegt. Der Verstärker wird ja nun „härter angefahren“, zerrt mehr und gewinnt an Höhen, Obertönen und Durchsetzungsvermögen. Man sollte also besser gleich ein Noise-Gate in die Effektkette platzieren.

Hören wir nun den Stegtonabnehmer mit einem Hauch mehr Gain, wobei der Rangemaster auch hier erst nach einigen Sekunden aktiviert wurde:

Man muss diesem Teil attestieren, auch wenn es so simpel aufgebaut ist, dass es den Klang angenehm beeinflusst und einen klassischen Rockton mit viel Sustain erzeugt, ohne dabei unnatürlich zu klingen. Der Rangemaster erhält auf angenehme Weise die Charakteristik des Verstärkers, wie wir man dies auch von Richie Blackmore (Marshall) und Brian May (Vox) kennen.

Hier ein weiteres Klangbeispiel, der Gain-Regler meines Amps stand hier auf 5:

Wenn der Amp bereits etwas mehr zerrt, erhält man einen klassischen 70er-Jahre Rocksound.

Die Klangbeispiele wurden mit folgendem Equipment aufgenommen:

Strat SSH – Peavey Classic 20 MH – MESA/Boogie 1x 12″ Thiele Box mit Creamback Celestion Lautsprecher – Shure SM57 – MOTU M4 – Mac mit Logic (etwas Hall vom Verstärker hinzugefügt).

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Fazit

Der British Pedal Company Vintage Series Rangemaster ist für absolute Pedal-Nerds oder Sammler sicherlich interessant. Klanglich liefert er exakt die Ergebnisse des Vintage-Vorbilds, also einen lebendigen, gleichfalls rohen und singenden, obertonreichen Ton, wie man ihn von den Gitarrenhelden der späten 60er und 70er kennt. Leider ist der Preis des Geräts „recht happig“.

Plus

  • Sound
  • Original-Design
  • Verarbeitung

Minus

  • Preis

Preis

  • 289,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    LOTHAR TRAMPERT AHU

    Danke für die schöne, Voodoo-freie Beschreibung des legendären Rangemaster und seiner Geschichte! Ein großartiges Tool, aber kein Klangzauberer, wie viele Gitarristinnen & Gitarreros sich das immer erhofft haben. Wenn der klangliche wie spielerische Input stimmt, und auch der Röhren-Amp dahinter was taugt, kann der Rangemaster wirklich glänzen und glänzen lassen – mit Singlecoil-Pickups und mit Hals-Humbuckern, denen er bei verzerrten Sounds den Mulm nehmen kann. „Der magische Sound des Boosters entsteht durch die Interaktion zwischen Gitarren-Pickup, Booster und Röhrenvorstufe“, schreibt FX-Guru Bernd Meiser, der das Thema Treble-Booster ja auch intensiv bearbeitet hat.

    Wahrscheinlich bringt es aber vielen Musikern mehr, die 400 Euro in kompetenten Unterricht und einen Equipment-Check zu investieren, denn wenn die o.g. Basics nicht stimmen bzw. passen, hilft dieser Klangmeister auch nicht weiter.

    • Profilbild
      RainerJTM

      @LOTHAR TRAMPERT Interessant wäre einmal die Gegenüberstellung zu dem Dallas Rangemaster Varitone aus der Vintage Series.
      Mit der Einführung einer neuen, linearen Verstärkungsschaltung und eines modifizierten Tone-Setups bietet der Treble Booster einen variablen Frequency Selector in 11 Stufen, der es ermöglichen soll, den perfekten Sweet-Spot für den Boost und den Frequenzbereich einzustellen. Der Dallas Rangemaster Varitone nutzt einen speziell hergestellten OC75-Transistor.

      Angeblich soll der den Bassklau mildern.

      Ansonsten halte ich das Teil für irrational teuer und in der Regel auch nur bedingt sinnhaft.

      Es sei denn man möchte den Eric von Cream mit seinem Marshall SuperLead covern und höchst selbst in der Royal Albert Hall auftreten.

      Aber dazu reicht wohl der Besitz des gesamten Equipments nicht aus.

      Wer mal versucht hat den SLP oder auch nur den 1987x jenseits der 2 im HighInput ohne Attenuator zu geniessen, der weiß was ich meine.

      Kleine Anekdote am Rande:

      Die Gibson Les Paul „Mark Knopfer“ kostet ca. 9000 Euronen.
      Das schrieb mal einer: „In den Händen der allermeisten betuchten Hobbymusiker ist eine solche Gitarre auch nur Holz. Denn zu dem Ton von Knopfler brauchst Du schon etwas mehr“
      Geil oder?

  2. Profilbild
    whitebaracuda

    Lustig, der eingebettete Affiliate Link vom grossen T sagt dass das Kästchen bloss 289€ kostet…
    N Schnäppchen ;)

    • Profilbild
      mfk AHU

      @whitebaracuda Das ist ein anderes Kästchen und kostet vom Material her wahrscheinlich nur 8€ und nicht 10.

      Thomann hat da mehrere Varianten im Angebot.

  3. Profilbild
    Johannes Krayer RED

    Euro 289,- für die getestete Variante.

    Thomann bietet inzwischen auch zwei weitere Varianten an (OC44 und die nochmals kostenintensivere NOS-Variante, welche zur Zeit der Recherche dieses Tests noch nicht online war.

    • Profilbild
      Dirk Matten RED

      @Johannes Krayer Ich habe die Preisangabe und den Link zu Thomann entsprechend korrigiert, war mein Fehler.

  4. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Vielleicht ist ja der Laney TI-BOOST Tony Iommi Signature Booster ne adäquate Alternative, kostet weniger als die Hälfte!?!

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