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Test: Drawmer 1972, Mikrofonvorverstärker

Drawmer: 1972 goes 2022

24. Oktober 2022
drawmer 1972 test

Drawmer 1972, Mikrofonvorverstärker

Der britische Pro Audio Hersteller Drawmer bringt einen neuen Vertreter der 1970er-Familie auf den Markt. Der Dual Mic/Line/Inst. Preamplifier 1972 tritt als Studioallrounder in Sachen Vorverstärkung an und wird im Test sein Können beweisen müssen.

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Anmerkung: Den Drawmer 1970 hatte ich bereits im Studio zum Test und den Drawmer 1960 nutze ich seit mehr als 20 Jahren im täglichen Studiogeschäft.

Zur Firmenhistorie gibt es hier weitere Informationen.

 

Drawmer 1972 Front

Drawmer 1972 Front

Drawmer 1972 – was kann er, was macht er?

Nun, nur puristisch vorverstärken ist nicht das Ding der Briten. Wie auch bei den anderen Drawmer Preamps, hat der Drawmer 1972 neben der reinen Vorverstärkung, einen 2-Band-EQ zur Seite gestellt bekommen. LoCUT und HiCUT machen zwar aus EQ Sicht keine allumfassenden Rieseneingriffe möglich, doch sollen diese Funktionen eher die Kernfrequenzen herausheben und störendes Low-End oder High-End im aufgenommenen Signal wegfiltern. Für diese Feinjustierung können diverse Flankenwinkel geschaltet werden. Dynamische oder Bändchenmikrofone können mit 4 Impedanzen gepegelt werden, Kondensator-Mikrofone mit Phantompower versehen werden. Dreht man den Wahlschalter weiter, bedient er den Line-Eingang und zuletzt den Instrumenteneingang, im Detail dazu später mehr.

drawmer 1972 test

Die maximale Input-Aussteuerung reicht bis 66 dB, der Output-Trim reicht bis +12 dB Pegel. Ein Phasendreher ist genauso integriert wie auch eine VU-Meter-Anzeige, die fast schon zum optischen Aushängeschild bei vielen Drawmer 19″-Produkten geworden ist. Die Nadel der VU-Anzeige kann per Druckschalter auf Wunsch im Wirkungsgrad um +10 dB angepasst werden.

Grundsätzlich sagt der Name „Dual“ schon alles aus. Der Preamp ist 2-fach identisch aufgebaut, ohne jedoch eine Verlinkungsoption zu besitzen. Dafür sind die Drehregler alle mit Feinrasterung versehen, so dass mühelos dieselben Einstellungen für beide Channels vorgenommen werden können.

drawmer 1972 test

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Rückseitig wird es dann sehr übersichtlich. Über der gut erreichbaren Fuse-Sicherung wird der Kaltgerätestecker gesteckt. Der Drawmer 1972 verträgt 115 V und 230 V, die Sicherung ist jedoch dem jeweilig anliegenden Strom anzupassen.Die Eingänge sind für Mikrofone mit XLR-Kabel ausgelegt, das Line-In-Signal kann per Kombibuchse XLR/Großklinke eingespeist werden. Es liegt dort automatisch ein Level von 24 dB an. Der Output wird per XLR-Buchse weitergegeben.

Drawmer 1972 Power Fuse

Drawmer 1972 Power Fuse

An der Frontseite ist noch die „Instrument In“-Buchse platziert, das ist absolut studiotauglich gelöst, denn wie oft ist schnell mal ein Bass oder eine Gitarre einzustöpseln. So werden umständliche Wege der Verkabelung gespart.

Apropos umständlich, zwar ist der An- und Ausschalter nah am Stromstecker angesetzt, doch eben leider rückseitig. Für ein 19″-Gerät würde der Power-on/off an der Frontseite durchaus mehr Sinn ergeben.

drawmer 1972 test

EQ Shaping des Drawmer 1972

Der Drawmer 1972 Preamp bietet, wie schon erwähnt, einen 2-Band-EQ, der mit etwas Geschick durchaus zu einem gefühlten 3-Band-EQ umfunktioniert werden kann. Werden die tiefen und hohen Flanken entsprechend scharf gesetzt, so bleibt ja zwangsläufig die Mitte über. Mit der Frequenz-Parametrik kann der mittlere Bereich dann gedehnt oder gestaucht werden. Wer sich diesen Trick zu Nutze macht, hat schnell ein günstig beschnittenes Signal zum Recorden freigestellt und darum geht es ja am Ende des Tages.

Die Grafik zeigt zum einen die Wirkungsweise des Lift-Buttons, der sehr leise Signale zunächst stärker anhebt, das aber nur bis zu einer gewissen Lautstärke unterstützt. Zum anderen zeigt die Grafik die Wirkungsweise der EQ-Flanken. Ihr kennt sicher den Begriff „Badewannen-EQ“ oder „Badewannenkurve“ oder auch „Smiley EQ“. Für dieses Bild müssen beide Shape-Buttons gedrückt sein. Die Breite der Wirkungsweise hängt jetzt vom Zusammenspiel der Frequenzbänder ab. Oftmals ist genau das zum Sound machen erwünscht.

drawmer 1972 test

Möchte ich den umgekehrten Effekt haben, also einen Bass-Cut und einen High-Cut, sind die Shape-Buttons draußen und der Knopf über den Frequenzen ist reingedrückt. Auch hier steuern die tiefen und hohen Bänder die Breite dieser Einstellung. Diese Einstellung zielt eher auf die Freistellung der Signale an, eventuell auftretende Störgeräusche oben und untenrum können so etwas unter den Teppich gekehrt werden.

Der EQ macht unten und oben herum keine komplette Absenkung, so dass man von diesen Frequenzen gar nichts mehr hört, das muss ehrlicherweise auch gesagt werden. Wir reden also über ein Shaping, das das aufzunehmende Signal entsprechend in Szene setzen und mit kleinen Beigaben präziser darstellen soll. Einen vollwertigen Equalizer mit entsprechender Bandbreite Bändern und weitreichenderen Absenkungen bzw. Anhebungen ersetzt der EQ im 1972 freilich nicht.

Drawmer 1972 Lift Button EQ Shapings

Drawmer 1972 Lift Button EQ Shapings

Lift me up

Für schwache Pegel kann der Lift-Button das gegebene Signal anheben. Sinnvollerweise tritt die Lift-Schaltung jedoch nur unterhalb von 0 dB in Aktion, so wie es die Grafik erkennen lässt. In der Praxis zeigt sich die durchdachte Zusatzfunktion als schlau, denn bei stark dynamischen Signalen wie etwa einer lauter werdenden Atmo, können per gedrücktem Lift sehr leise Signale etwas Pep erhalten. Werden diese dann lauter, wird automatisch das Stützrädchen sachte weggenommen und verschwindet bei 0 dB gänzlich aus der Rechnung. Wer den vollen Dynamikumfang gerne roh haben möchte, lässt den Lift-Schalter einfach unangetastet. Ein Nebeneffekt wird in den Klangbeispielen noch beschrieben.

Mikrofon-Impendanzen des Drawmer 1972

Als überaus komfortabel empfinde ich die Wahlmöglichkeiten, die der 1972 in Sachen Mikrofonwiderstände anbietet: 200, 600 oder 2400 Ohm können dem jeweilig anliegenden dynamischen oder Bändchenmikrofon zugeordnet werden. Jetzt fragt sich sicher der eine oder andere, wieso ist das überhaupt notwendig?

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Drawmer 1972
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Sagen wir mal so, nice to have trifft es wohl in diesem Fall am besten. Ein Beispiel: Wer exotische Mikros oder solche mit wenig Output besitzt, muss zwangsläufig das Input-Gain weit aufdrehen, um einen vernünftigen Pegel zu erzielen. Der Gain-Bereich zieht als Nebenwirkung aber auch alle Signale im Einfluss des Mikrofons mit hoch, auch wenn diese nicht erwünscht sind. Körperschall, Raumrauschen, ein vorbeifahrendes Auto, was auch immer, diese sollen gar nicht oder zumindest weniger zu hören sein. Jetzt kann die unterschiedliche Impedanzlast punkten und einem Mikro mit schwachen Output oder generell einem sehr leisen Signal Starthilfe geben, ohne gleich alles unerwünschte mit im Gain-Bereich hochziehen zu müssen. Außerdem lassen sich mit den 2 getrennten Kanälen und deren Wahlschaltern verschiedene Mikrofontypen miteinander kombinieren.

Drawmer 1972 Input Selections und Trim

Drawmer 1972 Input Selections und Trim

Phase Reverse

Diesem Druckknopf, der ja fast schon selbstverständlich in jedem Gerät vorhanden sein muss, das Mikrofone angeschlossen hat, wird oft viel zu wenig Beachtung zuteil. Wer schon mal unschöne Erfahrungen mit Kammfiltereffekten gemacht hat, wird den Phasendreher zu schätzen wissen. Sicher muss der unschöne Effekt zuerst wahrgenommen werden, um ihn dann in die ewigen Jagdgründe schicken zu können, doch passieren bei falscher Mikrofonie eben genau solche Fehler. Der gedrückte Phasendreher macht logischerweise nur bei einem Channel Sinn, würde man den Dreher bei beiden Channels anwenden, bestünde ein eventuelles Kammfilterproblem nach wie vor.

Klangbeispiele zum Drawmer 1972

Line-In-Recording,  Quelle: Der hybride Plug-in Synthie. Die Signale durchlaufen verschiedene Shapings. Durch den immergleichen Sequencersound sind die geshapten Frequenzen gut erkennbar.

Instrument-Recording: SKC Bogart Bass Großklinke mit Zugabe des Lift-Buttons und leichter Bassanhebung. Das macht untenrum eine Art zusätzliche Sättigung. Je nach Genre würde ich mich bei einem anstehenden Mix über diesen erzielten Sound durchaus freuen.

Die E-Saite trägt ein störendes Geräusch, das ich leider technisch noch nicht eleminieren konnte, doch interessanterweise kann das EQ-Shaping des Drawmer 1972 das Scheppern komplett wegfiltern. Klar, dass auch erwünschte Frequenzen daruter leiden und mitbeschnitten werden, doch das ist in diesem Fall das kleinere Übel und wird gerne in Kauf genommen.

Mic-Recording: Taylor 12-String, Beyerdynamic MC 930 + 48 V in Kombi mit Sennheiser MD 421.

Hier punktet der dual aufgebaute Preamp. Ich kann jede Kleinigkeit einstellen, die den angeschlossenen Mikros nützlich sind. Das sich ergebene akustische Bild der Gitarre klingt ganz ordentlich, wobei ich eine X/Y-Aufnahme einer A/B-Aufnahme vorziehe.

Dasselbe processed Klangbeispiel ist hier noch mal als mittiges Panorama dargestellt.

Ein weiteres Klangbeispiel enthält absichtlich erzeugten Trittschall, der schön störend durchläuft. Das Getrete auf den Mikroständer kann das Shaping nur erahnbar abmildern bzw. verändern, aber nicht wirklich filtern und leider verschwinden dann auch Frequenzen, die der Gitarre sonst gut zu Gesicht stehen. Der Trittschall ist im Beispiel nicht tieffrequent genug für das Filter.

Line-Recording: 3 per Subgruppe zusammengefasste Signale mit einen Drumgroove, zuerst dry und dann mit EQ-Shaping und gegen Ende auch zugeschalteter Lift-Funktion.

Die Drum-Signale sind per Glyn Johns Methode aufgenommen. Front-Top-Side-Recording mit 3 Kondensator-Mikros. Zusammengefasst in der DAW per Subgruppe und dann dual mono auf den Drawmer gegeben. Hier wollte ich die Möglichkeiten des EQ-Shapings aufzeigen, die dem Signal noch einige Nuancen dazugeben. Speziell der Lift-Effekt addiert eine Art Sättigung zum BD-Signal.

drawmer 1972 test

Dual Mono oder doch Stereo?

Der Drawmer 1972 ist ein mit 2 Kanälen identisch aufgenauter dualer Mono-Preamp. Bei Mikrofonaufnahmen sind jedoch Übersprechungen möglich, jetzt stellt sich die Frage: Nach erfolgter Aufnahme auf 2 Monospuren in eine DAW, sollte der Bounce dann dual Mono mittig gemischt oder doch Stereo links-rechts im Panorama gemacht werden?

Ich bin auf die Kommentare gespannt.

Als Beispiel die mikrofonierte Gitarren-Aufnahme, zuerst mittig, dann links-rechts.

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Fazit

Der Drawmer 1972 zeigt sich als starker Preamp-Allrounder. Dual identisch aufgebaut sind seine 2 Channels mit feinen EQ-Shaping-Möglicheiten zur Signaloptimierung ausgestattet. Alleine seine intelligenten Impedanz-Wahlschalter machen ihn zum universalten Preamp, wenn verschiedene Mikrofontypen zur selben Signalquelle kombiniert werden sollen. Klanglich sauber und klar definiert reicht sich der 1972 nahtlos in die gewohnte britische Drawmer Fertigungsqualität ein. Studioanwender mit einem Faible für klare Signaltrennung werden den 1972 gerne ausprobieren und probehören.

Plus

  • Sound
  • Grundausstattung
  • Impedanz Wahlschalter für Mikrofonanpassung

Minus

  • Power-Schalter rückseitig

Preis

  • 1.049,- Euro
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