Soundtracks for Mystery & more
Wer bei EastWest Ghostwriter evtl. glaubt, er könne sich nun zurück lehnen und darauf warten, dass ein anderer kostengünstig und kreativ seine Tracks schreiben würde, der irrt sich gewaltig. Ghostwriter ist eine Workstation für Song-Writing, sondern ein weiteres Tool für Filmmusik-Komponisten, die Palette möglicher Klänge in Richtung Horror und Mysterien zu erweitern.
Seit Shyamalans 1999 mit „Sixth Sense“ über Nacht ein neues Genre aus der Taufe gehoben hat, sind unzählige Mystery-Movies in die Kinos gekommen. Manchmal mehr, manchmal weniger gut – und spätestens seit dem Erfolg der TV-Serie „The Walking Dead“ geht Materie Hand in Hand mit blutrünstigen Zombie und Horror-Streifen.
Wo in den 80ern Carpenter für „The Fog“, „Aussault“ und „Halloween“ nur ein paar Moogs benötigte, verlangt der Hans Zimmer verwöhnte Konsument heute eine deutliche breitere Palette an Klängen.
Hallo Peter,
sehr guter Artikel, ich für mich persönlich widerspreche vehement, was die John Carpenter Scores angeht, ich hab mir grade mal wieder Das Ding… angesehen und bin immer noch wohlig gegruselt :-) The Fog steht für sich und ist für mich ein Benchmark. Der Hans Zimmer verwöhnte Konsument würde sicher noch nicht mal Nuancen im Werk mitbekommen, geschweige obs eine Solokomposition war, oder eine Kolloboration. Allenfalls wenn der Abspann langsam läuft. :-)
Eine solche Library kann dazu dienen, einige Sekunden in eine bestehende Komposition einzumischen, als Effektklang, mehr jedoch nicht.
Ich habe einige Probleme mit dem, was man seit einiger Zeit Sounddesign nennt: Mir sind in dieser Library die Drums überkompromiert. Zum Glück wird der Faltungshall relativ vorsichtig eingesetzt, sieht man von manchen Drumssequenzen ab. Relativ oft klingt er durchweg nach einer Plastikscheibe, hinter der sich die Musik tummeln darf. Ich kenne bislang keine neuere Library, die ich anschaffen würde. ‚Voices of Passion‘ und ‚Diva‘, lang ist es her, das war noch was. Oder, dafür wird man mich wahrscheinlich steinigen, die uralten Emu-Streicher, die weiterhin erstaunlich nach Streicher klingen können.
Am Produkt selbt habe ich nichts zu kritisieren.
Aber, auch wenn ich mich bereits an anderer stelle dazu geäussert habe: diese Instand Dramatik führt letztendlich zu einer weiteren Verflachung und Abstumpfung der Hör- und Sehgewohnheiten.
Bin derzeit durch Krankheit ans Bett gefesselt, und was macht man, man schaut relativ viel TV.
Das Ergebnis ist niederschmetternd und kopfschmerz erregend:
Flache 0815 Themen werden durch schrille Sounddramatik versucht, dem Zuschauer noch das letzte verbliebene Quäntchen Aufmerksamkeit zu wecken, bevor er völlig entgleitet.
Bei jedem Furz ein Downshifter, kaum blinzelt der Arzt besorniserregend über der Diagnose Nagelpilz, vermelden tremolierende Geigencluster die Hiobsbotschaft. das vom Teller gefallene Stück Zwiebelkuchen in Rachs Restaurant Tester muss auch auf jeden Fall mit einem Triple Strike bejaht werden.
In jeder 5 Minuten Doku werden mittlerweile mindesten 50 Musikthemen in inflatrorischem Aussmaß verheizt, weil aber auch zu jedem Scheiss irgendwas drauf gesetzt werden muss.
Ich halte das Rummelbudennivau nicht mehr aus, der Gipfel der Belanglosigkeit ist nahe
Das Filme Vertonen ist mittlerweile Aufgabe von DJs geworden, die nebenbei noch nen Kontakt Player bedienen können.
@vssmnn Da hat der vssmnn mal verdammt Recht. Dauernd dreht man den Ton leiser, weil der Soundscore nervt, um beim nächsten Dialog nichts zu verstehen und man macht wieder lauter.
Wahrscheinlich einer der Hauptgründe, dass ich vorzugsweise englische und schwedische (Krimi-)Serien schaue, die haben´s einfach drauf.
@Armin Bauer Na ja, jede Uhrzeit hat in der Filmfernsehbranche eigene Gesetze, das wird hier schnell mal vergessen.
Zum Beispiel ist das Film-Vorabendprogramm in der Regel mit sehr viel Musik untermalt. Musik hat im Film ja die Funktion, emotionale und dramatische Ebenen zu transportieren.
Da aber gerade im Vorabendprogramm wenige Menschen Zeit zum „Schauen“ haben, wird die Musik gerade da für jegliche Handlung eingesetzt.
Es ist halt Branchenspezifisch. Ein Tatort wiederum hat eigene, andere „Gesetze“.
Schwedische Krimis Beispielsweise sind für ein ganz anderes, viel konzentrierteres Publikum gemacht.
Ich hoffe, ich konnte ein wenig aufklären.
Den Satz „Wo in den 80ern Carpenter … nur ein paar Moogs benötigte, verlangt der Hans Zimmer verwöhnte Konsument heute eine deutliche breitere Palette an Klängen“ könnte man umschreiben in „heute muss (will??) der Konsument zugedröhnt werden“.
Immer bombastischer, lauter, aber keineswegs besser – dieser Gedanke kommt mir auch bei den Demos dieser Library. Die einzigen zwei Sounds die im Kopf hängenbleiben sind die Veteranen „E-Piano durch Leslie“ und „Mellotron“ – und das kann ich auch mit Freeware hinbekommen, dafür braucht’s keine 60GB für 400€.
„The Fog“ oder „Der Exorzist“ wären mit diesen überkomprimierten Loops wohl nicht so ein Erfolg geworden. Als Arbeitsgerät für termingeplagte Fernsehfilmmusiker mag sowas seine Berechtigung haben. Innovativ und „ohne Wettbewerber“ ist es nicht, und einen Oskar für den Soundtrack wird man damit (hoffentlich) auch nicht bekommen.
vssmn,
der Dj kann nichts dazu. Der Produzent heuert ihn an, weil er sich davon einen Kostenvorteil erhofft. Auf der anderen Seite sitzt ein Produzent der wiederum die Vorgabe hat das Bugdet nicht zu überschreiten. Hintendran sitzt ein Sender, der an diesem Downsizing noch prächtig verdient. Das ist keine Fiktion sondern real. Auf der einen Seite braucht es die Musik, um den Nagelfurz melodramatisch aufzupushen, auf der anderen Seite darf es nichts kosten. Aber hier kann auch die beste Software nicht helfen, weil Ideenreichtum, Musikalitãt und Kreativität unbezahlbar sind.