ANZEIGE
ANZEIGE

Test: Erica Synths Bass Drum, Bassline, Snare, Hi-Hats, Eurorack Drum Module

Komplettes System für Techno?

8. Februar 2019
erica synths drumodule

Erica Synths Bass Drum, Bassline, Snare, Hi-Hats

Es scheint rau herzugehen im baltischen Land. Oder vielleicht auch nur in den kreativen Köpfen der lettischen Synthesizer-Manufaktur Erica Synths. Debütiert mit der Polivoks-inspirierten Acidbox wussten die Letten wohl schon von Anfang an, wo es hingehen sollte: analoger Crunch, rabenschwarzer Look und ordentlich Charakter. Wäre Erica Synths ein Kleidungsstück, dann wohl eine Lederjacke eines rebellischen James-Dean-Charakters. Doch was steckt hinter der rauen Fassade?

Im Verlauf des folgenden Tests werden wir ja sehen, ob Hunde, die bellen, auch beißen können und einen Einblick in einige der aktuellen Eurorack-Module gewinnen. Großzügerweise wurde eine ganze Armada der Drum-Module entsendet, die auch im auf der Superbooth prämierten „Techno System“ enthalten sind – und das ist eine ganze Menge. Im hauseigenen schlicht-schwarzen Eurorack-Case stehen sie auf dem Tisch und werden allesamt im heutigen Test inspiziert: Bassline, Bass Drum, Snare, Toms, Clap, Hi-Hats D und Cymbals geben sich die Ehre. Genug der Einleitung, wir fangen direkt an.

ANZEIGE

Erica Synths Bass Drum, Bassline & Co. – äußere Werte

Wie schon in der Einleitung erwähnt, ist bei allen Modulen eine klare ästhetische Linie zu erkennen. Alle Module sind schwarz lackiert und wurden mit kleinen grauen Tetris-Strukturen versehen. Kontrastreich obenauf befinden sich Schriftzeichen und kleine Illustrationen, die über die Funktionen der Potentiometer und Patch-Buchsen aufklären.

Ansicht 3

Die Module in der Übersicht

Die Schwarz-Weiß-Optik behalten die Potentiometer bei, Logo und Modulname sind am unteren Ende ebenfalls in Weiß gedruckt. Zusätzlich zu den Potis und Buchsen gibt es zwei weitere Bedienelemente: einen kleinen Drucktaster und traditionelle Kippschalter auf dem Bassline-, Hi-Hats D-, und Cymbals-Modul. Die simple, aber klare Ästhetik ist zumindest für mich optisch ansprechend und alle Funktionen sind ganz klar erkennbar. Als optischer Indikator sind bei den Drum-Modulen auch noch kleine rote Leuchtdioden über dem Trigger-Eingang vorgesehen, die mit jedem eingehenden Trigger-Signal aufleuchten. Und hier schlage ich dann auch den Bogen zum …

Interface der Erica Synths Drum-Module

Die Bedienung der Erica-Module folgt dem WYSIWYG-Prinzip „You see is what you get“ und alles ist auf einen Blick ersichtlich. Hier gibt es kein Menü-Diving, Tastenkombinationen oder versteckte Funktionen. Perfekt für diejenigen, die besonders auf intuitives Spielen und weniger auf vertrackte Programmierung aus sind. Wie sich diese überspannende Charakteristik im Einzelnen äußert, werde ich jetzt aufzeigen. Angefangen bei …

Erica Synths Bassline

Das Bassline-Modul beinhaltet 9 Potentiometer und 9 Patch-Buchsen und die oben genannten Kippschalter. In chronologischer Reihenfolge sind das Tune, Suboszillator-Level, Detune, Cutoff, Resonance, FM-Level, Cutoff-CV, VCF-Envelope und VCA-Envelope. Einen Volume-Regler gibt es nicht, diese Aufgabe muss von einem Mixer übernommen werden. Aufmerksame Leser können hier entnehmen: Das Bassline-Module verfügt über ein eingebautes Filter sowie einen FM-Eingang. Der Kippschalter kann zwischen drei verschiedenen Schwingungsformen wechseln, namentlich Square- Sawtooth- und Triangle-Wave.

BASSLINE

Bassline Modul

Zwei der genannten Potentiometer sind mit je einer Patch-Buchse gekoppelt. Denn wo die Patch-Inputs zur Cutoff-Modulation und für den FM-Eingang vorhanden sind, agieren diese als Attenuator. Sie regulieren die Modulationstiefe durch das anliegende Signal. Der zweite Kippschalter wechselt den Filter-Modus zwischen Lowpass und Bandpass. Zum Abschluss bleibt noch der Accent-Eingang, der direkt beim Trigger-Eingang sitzt. Schickt man ein Trigger-Signal, kann man noch die Länge des Anschlags mit dem VCA-Envelope-Potentiometer anpassen. Leider ist dieser Parameter nicht modulierbar, was wahrscheinlich auf ganz einfachen Platzmangel zurückzuführen ist. Mit dem Suboszillator-Level darf ein Suboszillator zum Ausgangssignale beigemischt werden.

Mit insgesamt drei zur Verfügung stehenden Schwingungsformen plus dem eingebauten Filter kommt der Bassline-Synthesizer im Rack-Format bei mir sehr gut an. Dieses Modul hat mich wirklich etwas erstaunt. Mit präzisem und druckvollem Grundsound kann man dank des Multimode-Filters, dem dazu regelbaren Suboszillator und dem Detune-Parameter eine große Bandbreite verschiedener Bass-Typen abdecken. Das Bassline-Modul beherrscht schön tiefe Subbässe, wo es meiner Meinung nach aber richtig glänzt, sind hochviskose Acidlines. Mit etwas Modulation am Filter-CV-Eingang und ordentlich Resonance speit das Modul Säure, ohne dabei an Klarheit zu verlieren. Selbst in den extremen Bereichen bewahrt das Modul seine Contenance und fügt sich wunderbar in den Mix ein.

ANZEIGE

Dabei steht noch ein besonderes Feature bereit, um den Sound ordentlich zu verformen: Mit der Möglichkeit der FM-Modulation durch ein externes Signal können noch ganz andere Klänge aus dem Bassline-Synth gekitzelt werden. Im Klangbeispiel habe ich dafür einmal ein LFO und einmal eine Sine-Wave auf Audiorate eingesetzt. Die Möglichkeiten, mit diesem Parameter von außen noch mehr Kontrolle über den Klang des Moduls zu erhalten, sind groß und können aus dem Bass-Sound mal eben eine metallische Lead oder ein waberndes Bleep-Geräusch formen. Beim Selbstpatchen aus einem der Triangle- oder Squarewave-Ausgänge geht es etwas chaotisch zu, da die Phasen der Schwingungsformen freilaufend sind. Somit ergeben sich ständig verschiedende Tonhöhen. Da aber der Einfluss mit dem FM-Level-Potentiometer heruntergeregelt werden darf, kann man diese Modulation in homöopathischen Dosen einsetzen und einfach nur ein bisschen mehr Bewegung reinbringen.

Bassline & Bass Drum

Erica Synths Bass Drum

Auch beim Bass Drum Modul findet man 9 Potentiometer, im Gegensatz zum Bassline-Modul aber einen Drucktaster und 6 Patch-Buchsen. Über die Potentiometer können die Parameter Pitch, Tune, Tune-Depth, Attack, Decay, Drive, Pitch-CV, Decay-CV und Drive-CV reguliert werden. Ein Signal-Ausgang und ein Trigger- sowie Accent-Eingang regeln die Basisfunktion und werden durch Eingänge zur Pitch-, Decay- und Drive-Modulation genutzt.

BASSDRUM

Bass Drum Modul

Auch hier dienen drei der Potentiometer zur Abschwächung des anliegenden Modulationssignals dieser Parameter. Der Drucktaster ist ein manueller Trigger. Mit ihm kann man sehr schnell den gewünschten Sound einstellen, ohne dass ein Sequencer benötigt wird.

Welche Erwartungen werden an ein Bass Drum-Modul gestellt, um in einem „Techno System“ zu landen? Ordentlich scheppern sollte es, tiefen Bass mit knackigen Transienten vereinen und sich im Mix durchsetzen können. In diesem Sinne liefert das Erica-Modul echt ab und mimt mit 909-verwandtem Biss den Dampfhammer im Rack.

Mit dem überraschend weitreichenden Pitch-Parameter können ebenso tiefbrummende sowie durchdringende Kicksounds in einer ungefähr Mid-Tom entsprechenden Höhe erzeugt werden. Der in Reichweite und Modulationstiefe einstellbare Tune-Sweep tut sein Übriges, um vor dem bauchigen Abklang eine energische Transiente zu erzeugen.

Wenn das alleine nicht reicht, dann kann es mit dem Drive-Potentiometer noch weiter gehen. Eine angenehme Übersteuerung verbreitert die mittleren Frequenzanteile des Signals und kann gerade bei einer tiefen Bass-Drum als das entscheidende Stück zur Abgrenzung von anderen basslastigen Songelementen dienen.

Im Test konnte ich auch feststellen, dass das Abstimmen des Moduls auf die jeweiligen Umstände sehr schnell von der Hand geht. Was mich am meisten gestört hat, ist die Reichweite des Decay-Reglers. Selbst in der Minimalposition und einem kurzen Trigger-Signal kommt ein Decay von ca. 300 ms zustande. Aber das ist nur ein kleiner Makel, der auch der analogen Architektur des Moduls zuzuschreiben ist. Was dem Bass Drum-Modul an Feinmotorik abgeht, holt es durch schiere Power wieder heraus.

Bass Drum

ANZEIGE
Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    Flying C (DeSanto)

    Nach dem Noise & Drone System (dem ich persönlich jetzt nicht soviel abgewinnen konnte) nun etwas für Menschen die es gerne etwas technoider mögen. Alle gefeatureten Module in einem System…YES! Die haben wirklich gute Sachen am Start, Verarbeitung tip-top was ich so gehört habe.

    P.S.: Das HiHat-A Modul würde mich interessieren…

Kommentar erstellen

Die AMAZONA.de-Kommentarfunktion ist Ihr Forum, um sich persönlich zu den Inhalten der Artikel auszutauschen. Sich daraus ergebende Diskussionen sollten höflich und sachlich geführt werden. Politische Inhalte und Statements werden durch die Redaktion gelöscht.

Haben Sie eigene Erfahrungen mit einem Produkt gemacht, stellen Sie diese bitte über die Funktion Leser-Story erstellen ein. Für persönliche Nachrichten verwenden Sie bitte die Nachrichtenfunktion im Profil.

X
ANZEIGE X