Flexibler Controller mit scharfem Display
Schon seit vielen Jahren fertigt Mathias Fuchs aus Hamburg unter dem Namen Faderfox universell einsetzbare USB-MIDI-Controller. In Kombination mit Synthesizern, als Fernsteuerung für Plugins und DAW oder im DJ-Bereich lassen sie sich einsetzen. Eine der neuesten Kreationen ist der Faderfox EC4. Was dieser bietet und wo und wie man ihn am besten einsetzt, erfahrt ihr im folgenden Test.
Schlankes, übersichtliches Design
Mit den Maßen 180 x 105 x 70 mm und einem Gewicht von 350 g gehört der Faderfox EC4 zu den kompaktesten Controllern. Die Bedienoberfläche ist nach vorne geneigt, so dass man alle Bedienelemente gut überblicken, vor allem aber das Display sehr gut ablesen kann. Geliefert wird der EC4 in einem einfachen Pappkarton. Für den Transport ist der Controller in Luftpolsterfolie eingewickelt. Neben dem Controller befinden sich ein deutsch-/englischsprachiger Quick-Start-Guide, ein USB-Kabel sowie ein Adapterkabel von 3,5 mm Miniklinke auf MIDI-DIN im Karton. Die Bedienungsanleitungen bietet Faderfox zusätzlich auch als Download auf seiner Website an.
Das scharfe OLED-Display zeigt in kleiner, aber sehr gut lesbarer Schrift alle aktuellen Einstellungen der Endlosdrehregler an. Neben diesen 16 Reglern (alle mit Push-Funktion ausgestattet) bietet der EC4 sieben Buttons für globale Funktionen, diese können allerdings nicht MIDI-mäßig genutzt werden. Auf der Rückseite befinden sich der USB-Port für den Anschluss an den Computer sowie zwei Miniklinkenbuchsen für MIDI-Verbindungen. Die mobilen Musiker und Produzenten werden sich freuen, dass der EC4 auch am iPad funktioniert. Der Anschluss erfolgt über das Camera Connection Kit.
Mit dieser guten Ausstattung lassen sich mit dem EC4 bis zu 4.096 Parameter steuern. Denn die 16 Push-Encoder sind in 16 Setups à 16 Gruppen schaltbar, woraus sich 256 Parameter pro Setup ergeben. Damit man hierbei den Überblick bewahrt, kann man jedem Encoder in jeder Gruppe und in jedem Setup vier Buchstaben/Zahlen zuweisen, beispielsweise OSC, LFO, Env1, FX2 etc.
Zwar kann es bei so vielen zu steuernden Parameter auch damit schnell unübersichtlich werden, doch wenn man seine Kommandos einigermaßen clever programmiert, beispielsweise Gruppe 1 für alle Sends der DAW, Gruppe 2 für Mute/Solo usw., dann lässt sich der große Funktionsumfang des EC4 sehr gut und übersichtlich nutzen.
Die 16 Push-Encoder weisen alle einen angenehmen Drehwiderstand auf und verrichten ihre Push-Funktion mit einem gut hörbaren Klick. Auch die sieben Buttons lösen sauber aus. Die Verarbeitung weiß zu überzeugen, hier gibt es nichts auszusetzen.
Inbetriebnahme und Bedienung
Die Installation bzw. Inbetriebnahme des EC4 ist einfach und schnell erledigt. Möchte man den Controller mit einem Synthesizer nutzen, kann dieser über den Miniklinken-MIDI-Adapter angeschlossen werden. Die Programmierung aller Parameter erfolgt dabei am EC4, alternativ lässt sich dies auch über einen Browser-basierten Editor bewerkstelligen. Dieser funktioniert derzeit aber nur unter Google Chrome. Hat man alle Elemente programmiert, wird das Setup per Sysex-Dump an den EC4 übertragen.
Nutzt man den EC4 mit MIDI-Hardware, wird für die Stromversorgung ein 5 V/100 mA USB-Netzteil benötigt. Schließt man den Controller über USB an einen Computer an, entfällt dies.
Ab Werk senden alle Encoder Standard-CC-Befehle mit 7 Bit Auflösung aus. Für die Steuerung von sensiblen Parametern wie Filter-Cutoffs o. ä. kann der EC4 aber auch in 14 Bit Auflösung Befehle senden.
Der Faderfox EC4 bietet sechs Arbeitsmodi, die für folgende Aufgaben vorgesehen sind:
Controller-Mode
Dies ist die Hauptbetriebsart des EC4. Nach Auswahl eines Setups und einer Gruppe werden im Display in Form einer 4×4 Matrix die zugewiesenen Namen der 16 Push-Encoder angezeigt. Dreht oder drückt man einen Encoder, wechselt die Anzeige auf den aktuellen Wert. Dieser kann entweder numerisch oder grafisch in Form eines Balkens angezeigt werden.
Ableton Live-Mode
Setup 16 des Faderfox EC4 ist ab Werk für den Einsatz mit Ableton vorbereitet. In Kombination mit dem Control-Surface-Script „Faderfox Universl“ steuert man hier bspw. die ersten 16 Tracks von Ableton. Ab Werk ist Gruppe 1 für Volume programmiert, Gruppe 2 für das Panorama usw. Die weiteren Gruppen sind für Macro-Parameter, Sends oder als eine Art Channelstrip für Send A, Send B, Panorama und Volume für vier Tracks gleichzeitig ausgelegt. Eigene Anpassungen sind natürlich möglich.
Setup-Mode
Wie der Name bereits vermuten lässt, kann man im Setup-Mode globale Einstellungen, MIDI-Routings, Display-Helligkeit und mehr einstellen. Damit man nicht bei jeder Encoder-Programmierung komplett bei Null startet, lassen sich komplette Setup- oder Gruppen-Einstellungen kopieren. Einzelne Encoder-Settings können nur eingeschränkt kopiert werden. Bspw. kann man im Edit-Mode einzelne Eigenschaften wie CC-Nummer von MIDI-Kanal von einem auf die gesamten Encoder einer Gruppe kopieren.
Schön ist die Möglichkeit, für jeden Encoder ggf. eine Beschleunigung zu programmieren. Dies kann in vier Stufen eingestellt werden, wobei Stufe 0 keiner Beschleunigung entspricht. Ansonsten lassen sich für jeden Encoder der MIDI-Kanal, die CC-Nummer und ein Min/Max-Wert festlegen.
Name-Mode
Wie bereits erwähnt, lässt sich jedem Encoder, jeder Gruppe und jedem Setup ein Name mit bis zu vier Buchstaben/Zahlen zuweisen. Eingegeben werden diese über die Encoder, wobei jeder (im guten alten Handy-SMS-Stil) für drei Buchstaben/Zahlen zuständig ist. Auch Groß- und Kleinschreibung sowie einige Sonderzeichen sind möglich.
Learn-Mode
Praktischerweise verfügt der EC4 über einen MIDI-Learn-Mode. Aktiviert man diesen, „lauscht“ der Controller am MIDI-Eingang nach eingehenden Befehlen, wobei neben Control-Change auch Program-Change, NRPN, Aftertouch, Pitchbend und Noten als gültige Befehle erkannt werden. Nach eingehendem Befehl ist der zuvor ausgewählte Encoder passend programmiert.
Praxis
Als erstes habe ich den EC4 als Fernsteuerung für Cubase 10.5, Studio One 4.5 und Ableton unter macOS getestet. Die Einbindung war überall problemlos möglich, der Controller wurde in allen DAWs sofort erkannt und lief einwandfrei. Bei Cubase und Studio One muss man natürlich zunächst festlegen, was der EC4 steuern soll, die Programmierung geht aber schnell von der Hand. Als überaus praktisch stellt sich die Möglichkeit heraus, die Anzeige des EC4 zwischen Encoder-Benennung (sobald man an einem Regler dreht, wird der aktuelle Wert angezeigt, springt danach wieder auf den Namen zurück), einer Balkenansicht und den reinen zugewiesenen CCs umzuschalten. So hat man stets einen passenden Überblick.
Vermisst habe ich letztlich nur, aber das liegt in der Natur des Controllers, ein paar Buttons um, On/Off-Parameter zu steuern. Wer dies oft benötigt und möglicherweise für die Kanalzüge lieber Fader anstatt Encoder nutzen möchte, sollte evtl. schauen, ob er nicht lieber zum Faderfox UC4 greift. Der kommt allerdings ohne das schicke OLED-Display daher.
Als Ableton User profitiert man natürlich von dem vorgefertigten Setup des EC4. Hier hat man wie gesagt sofort 12 fertig programmierte Gruppen auf den Encodern liegen, mit denen man seine Tracks, Sends und mehr steuern kann. Im Test funktionierte auch das einwandfrei, die Integration könnte aber durchaus noch tiefgehender sein, beispielsweise um die Namen der Macro-Parameter anzuzeigen. Aber das ist Kritik auf hohem Niveau.
Zu guter Letzt muss sich der Controller noch als Hardware-Steuerung mit Elektrons Analog Four beweisen. Hier kommt nun der mitgelieferte MIDI-Adapter zum Einsatz. Zunächst einmal gilt es, die beiden Devices MIDI-mäßg abzustimmen. Sobald das geregelt ist, stellt der EC4 eine clevere Möglichkeit dar, eine bestimmte Vielzahl von Parametern fernzusteuern und bietet im Gegensatz zu vielen anderen USB-Controller die Möglichkeit, auch Hardware zu steuern. Damit ist er deutlich flexibler aufgestellt.
Find ich total klasse die Faderfox Produkte. Hatte mal den SC4 Sequential Controller davon.
Empfehlenswert m.M.n.