Sound und Praxis
Das Finhol Analog Multiboard erwacht durch Einstecken eines Klinkenkabels in den Instrumenteneingang. Schade, ein Netzschalter wäre noch etwas auf der Wunschliste für die nächste Generation, zumindest für mich. Der Grundsound verhält sich, wie vom Hersteller versprochen, völlig neutral gegenüber dem eingegebenen Signal. Die Akustikgitarre klingt am Ausgang, egal ob am unsymmetrischen Klinkenanschluss oder aber an der symmetrischen XLR-Buchse, ohne spürbare Verluste an Dynamik oder im Frequenzspektrum.
Kompressor
Die Parameter des Kompressors wurden von Finhol gut ausgewählt. Schließlich gilt es, mit nur einem Poti (COMP) Parameter wie Attack und Release zu steuern. Zum Ausgleich des Pegels dient das Volume-Poti des Kompressors, das trotz des rauen Laufs recht gut zu dosieren ist. Bis gut drei Viertel Aufregeln des COMP-Potis ist der Klang wunderbar warm und angedickt, erst bei Potistellungen jenseits der 15 Uhr Stellung beginnt das Signal dann zu pumpen, was aber natürlich auch ein Stilmittel sein kann.
Booster
Einen satten Lautstärkeschub liefert der Booster als zweiter Effekt an Bord des Finhol Analog Multiboards. Das geht eine ganze Weile gut, nämlich auch bis ca. zur Hälfte des Regelwegs. Dann beginnen unschöne Verzerrungen, was natürlich aber auch immer abhängig vom angeschlossenen Instrument und dessen Pegel ist. Hier gilt es also sich ranzutasten, um einen perfekten Übergang zwischen einem Rhythmus- und einem Solosound einzustellen.
Stereochorus
Zweifellos DAS Highlight beim Finhol Analog Multiboard! Da können sich die Hersteller mit Programmieren von Algorithmen für die DSPs ihrer Modulationseffekte noch so bemühen: Wer diesen analogen Chorus gehört hat, der schaltet nie wieder einen anderen ein. Und diesen möchte man am liebsten gar nicht mehr ausschalten, so schillernd, funkelnd und breit fliegt es aus den Lautsprechern! Einziger Wermutstropfen sind die Störsignale, die speziell bei weit aufgeregeltem DEPTH-Poti auftreten. Hier sind die Schwingungen des LFOs in Spielpausen deutlich wahrzunehmen.
wer es bei einem simplen Chorus nicht schafft, Geräusche des LFO aus dem Audiosignal raushalten, versteht grundlegend sein Handwerk nicht.
Entweder das Platinenlayout ist Mist, oder die Kabelführung. Zeigt doch mal Bilder von Innenleben! Bei so manchem Effekt irgendwelcher Boutique-Kasper steht der Anblick da in bemerkenswertem Kontrast zum polierten Äußeren. Ich würde auch fast drauf wetten, dass die Schaltungen mehr oder weniger Klone bekannter Klassiker sind, evtl nichtmal unbedingt für A-Gitarre.
Der Preis dürfte hier wohl vor allem dem Design Marke “die neue Spießigkeit“ geschuldet sein. Naja, die zugezogenen Flaumbärtchen vom Prenzlauer Berg werden’s schon kaufen…
@roseblood11 Nachtrag:
– wie kommt es zu der Aussage, der Chorus sei stereo, wo doch der Ausgang nur mono ist?
– ist der Booster wirklich schaltungstechnisch vor dem Chorus angeordnet? Das wäre arg merkwürdig, da so ein Chorus mit ollen BBD-Chips eh kaum Headroom hat. Wenn man davor noch boostet, wird der doch schnell zum Verzerrer…