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Test: Flame Mäander, Synthesizer, Filterbank, Sequencer

3 in 1: Synthesizer, Sequencer und Filterbank

27. Mai 2020
Test: Flame Mäander, Synthesizer, Filterbank, Sequenzer

Test: Flame Mäander, Synthesizer, Filterbank, Sequencer

Übersicht und Konzept des Flame Mäander

Um es vorweg zu nehmen: Der Mäander macht subtraktive Synthese. Und er hat einen Sequencer. Und beides macht er anders.

Hier die Features:

  • 4-stimmige digitale Oszillatorsektion, die 78 Wavetables, Sägezahn, Rechteck oder einen speziellen FM-Modus bietet
  • Rauschgenerator mit eigenem VCA und ADSR-Hüllkurve
  • externer Audioeingang mit eigenem VCA und Hüllkurve
  • Analoge Filterbank mit 12 Bändern und jeweils mit eigenen Attack/Release-Hüllkurven und simulierten Standardfiltermodellen
  • ausgefuchster Live-Sequencer zum Abspielen von Noten und Triggern der Hüllkurven
  • 100 Speicherplätze für eigene Klänge und Sequenzen
  • 2 flexible LFOs
  • Anschlüsse für Fußschalter und Expression-Pedal
  • USB- und DIN-MIDI-Anschlüsse
  • Stereoausgang und Kopfhörerausgang mit separaten Lautstärkereglern

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Ganz grob zusammengefasst ist die Struktur des Mäander folgende:

  1. Die 4-stimmige Oszillatorsektion kann von einem polyphonen Noten-Sequencer gesteuert werden. Rauschgenerator und externer Audioeingang verfügen über eigene Hüllkurven, die vom Trigger-Sequencer angesteuert werden können.
  2. Die Klangquellen werden alle summiert in die Filterbank geführt.
  3. Hier können alle Bänder auf einmal über simulierte Filtermodelle geregelt werden, jedes Band ist aber einzeln vom Sequencer triggerbar und hat dabei seine eigene Hüllkurve.

Die Klangerzeugung (insbesondere die Filtersektion) und der Sequencer gehen im Mäander eine solide Partnerschaft ein.

Zur Veranschaulichung der Struktur hier ein Bild aus dem Handbuch:

Die Struktur des Mäander

Die Struktur des Mäander

Der Mäander verfügt über ein, wie ich finde, hervorragend und verständlich geschriebenes Handbuch in deutscher Sprache. Das Konzept und die Funktionen sind wirklich gut und einleuchtend erklärt. Vieles kann man kaum besser beschreiben. Das erspart es mir, eine bessere Bedienungsanleitung schreiben zu müssen.

Ich versuche mich mehr auf die persönlichen Eindrücke zu fokussieren und Dinge, die mir im Handbuch nicht sofort ganz klar wurden, zu beleuchten.

Äußeres und Anschlüsse des Mäander

Der Mäander kommt in einem schlichten Karton. Als Zubehör liegen ein Faltblatt mit einer knappen Funktionsübersicht und ein externes Steckernetzteil bei. Bei diesem handelt es sich erfreulicherweise um eines der schmaleren Gattung.

Der Mäander selbst ist gemessen an der Größe (er passt ziemlich genau auf ein DIN-A4 Blatt) erstaunlich schwer. Das Gehäuse ist komplett aus Metall gefertigt, neigt sich dem Benutzer einladend in Form eines Pultes entgegen und wirkt sehr robust.

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Anschlussseitig kann man beim Mäander nicht meckern: Via USB-B-Buchse können Updates durchgeführt und Wavetables geladen, aber auch eine MIDI-Verbindung zum Computer hergestellt werden. Im DIN-Format sorgen zwei MIDI IN Buchsen, MIDI OUT und THRU für die Verbindung zu Keyboards oder anderen Sequencern. Für den Strom gibt es eine DC-Buchse mit darunterliegendem Netzschalter. Die Audiobuchsen sind als große Klinken ausgeführt. Hier gibt es ein- und ausgangsseitig jeweils getrennte Buchsen für links und rechts. Zum Wechseln von Patches kann ein Doppel-Fußtaster angeschlossen werden und die Filterfrequenz kann über ein angeschlossenes Expression-Pedal geregelt werden.

Ein Kopfhörerausgang mit vom Main-Out unabhängigen Pegelregler rundet das Bild ab. Hier wird nicht gekleckert, sondern geklotzt.

Die Klinkenbuchsen sind leider nicht mit dem Gehäuse verschraubt, was sich beim Herausziehen eines Kabels in einer leichten Vibration aller Anschlüsse bemerkbar macht. Dennoch wirken sie sehr stabil. Beim Einstecken bringen sie dem Klinkenstecker im letzten Drittel aber einen etwas ungewohnten Widerstand entgegen.

Hingucker beim Mäander sind die 15 Schieberegler (um hier mal das Wort Flachbahnregler zu umgehen), die ein wenig an einen grafischen EQ erinnern. Die roten Federkappen sehen einfach schick aus. Oberhalb jedes Schiebereglers gibt eine LED Auskunft über die Aktivität der jeweiligen Audioquelle bzw. des Filterbandes. Die Regler haben eine angenehme Schwergängigkeit und lassen sich feinfühlig einstellen.

Auch die Drehregler, Kippschalter und Taster fühlen sich wertig an. Obgleich die Regler nicht mit dem Gehäuse verschraubt sind, wirken sie robust.

Die Taster sind mit LEDs ausgestattet, die über den Zustand einer Funktion (an oder aus) Auskunft geben. Die Position der meisten Drehregler wird mit den Patches gespeichert und stimmt nach Laden eines Patches unter Umständen nicht mit dem gespeicherten Wert überein. Dieser muss durch Drehung dann erst abgeholt werden.

Die Position der Schieberegler wird nicht mit abgespeichert, da es sich hier um analoge Abschwächer handelt. Hier gilt immer was auch gerade eingestellt ist.

Bedienung: Synthesizer, Filterbank, Sequencer

Die Klangerzeugung selbst lässt sich auch ohne Bedienungsanleitung gut erschließen. Die meisten klangrelevanten Funktionen verfügen über klar beschriftete Potis. Der Mäander weist aber Besonderheiten auf, in denen er von der Struktur gewöhnlicher subtraktiver Synthesizer und Sequencer abweicht. Daraus resultierend bildeten sich anfangs hier und da kleine Fragezeichen auf der Stirn des Testers.

Für Sequencer und Utility-Funktionen (z. B. MIDI-Kanal wechseln) sollte die Bedienungsanleitung studiert werden. Hier ist der Mäander nicht unbedingt selbsterklärend. Wenn das Grundkonzept, insbesondere des Sequencers verinnerlicht ist, lässt sich der Mäander sehr flüssig und direkt bedienen.

Vieles passiert über die Tasten unter den Schiebereglern, die in den meisten Modi die drei Audioquellen bzw. die Bänder repräsentieren. Die Sektion rechts daneben bestimmt dann, was die Tasten machen. Hier gibt es:

  • MUTE-Modus:  Audioquellen und Filterbänder lassen sich über die jeweilige Taste stummschalten. Das Audiosignal ist dann, das gemutete Filterband ist inaktiv.
  • Im HOLD-Modus werden die gedrückten Quellen und Bänder von der Aufnahme ausgenommen.
  • Die im SHOTS-Modus gedrückten Tasten bewirken, dass für die jeweilige Audioquelle (Noise und Input) oder das Filterband ein Trigger in den Sequencer eingespielt wird.
  • Im ENVELOPE-Modus lassen sich einfache Hüllkurven einstellen. Durch Druck auf Noise, Input und die Filterbänder lässt sich auswählen, für wen die gerade editierte Hüllkurve gilt.
  • Im RANDOM-Modus lässt sich festlegen, ob Input, Noise und die Filterbänder in Lautstärke und Hüllkurvenzeit von zufälligen Werten variiert werden. Die Taste, die nicht leuchtet, ist von dieser Art der Beeinflussung ausgenommen.

Von diesem „Die Tasten repräsentieren Audioquellen und Bänder“-System ausgenommen sind der TRANS-, der SCALE– und der ARP-Modus. Bei diesen ist die Beschriftung auf der Frontplatte, im Gegensatz zu den anderen Modi, auch in Rot, statt in Schwarz gehalten.

Die drei Modi werde ich später noch etwas genauer beleuchten.

Über die durch einen Strich abgesetzten Tasten gibt es noch übergeordnete Funktionen:

  • PATCH öffnet das Menü zum Laden einer Kombination aus Klang und Sequencer-Einstellungen
  • WAVE öffnet das Menü zur Auswahl der Wavetables und anderen Syntheseformen
  • MIDI öffnet das Menü für diverse MIDI-Einstellungen
  • SWING, hui hier gibt es Swing in 15 Abstufungen …
  • SAVE speichert eine Kombination aus Klang und Sequencer-Einstellung

Die aufgerufenen Funktionen lassen sich über den EDIT-Encoder verändern. Die ENTER-Funktion, die dieser Encoder bei Druck auslöst, habe ich im Verlauf des Tests nur ein einziges Mal verwenden müssen: beim Laden der Wavetables via USB. Besonders am Anfang habe ich bei Funktionen wie dem Speichern oder Laden eines Patches aus alter Gewohnheit verzweifelt auf den EDIT-Encoder gedrückt, im Glauben, den Vorgang dadurch zu bestätigen. Beim Mäander ist in solchen Fällen dann aber der erneute Druck auf PATCH bzw. SAVE gefragt – vergiss die ENTER-Funktion …

Die restlichen Tasten sind für den Sequencer-Betrieb notwendig und selbsterklärend bzw. werden später besprochen.

Die Klangerzeugung des Mäander

Der Audiofluss im Mäander

Die Oszillator-Sektion

ist 4-stimmig und lässt sich in Feinstimmung im Bereich von +/-  einem Halbton regeln. Die Tonhöhe ist über zwei LFOs modulierbar. Zur Regelung der Intensität gibt es aber nur einen einzigen Regler. Außerdem gibt es einen UNISONO-Modus, in dem die Verstimmung der 4 Stimmen zueinander über DETUNE geregelt werden kann. Das geht von sanft bis in einen dissonanten Bereich. Gegen Ende klingt es dann wieder konsonant.

Das Ergebnis kann dann so klingen:

Durch die GLIDE-Funktion lässt sich dem Audiosignal in manchen Einstellungen etwas Perkussivität aufprägen. Es klingt dann fast so, als ob eine synthetische Bassdrum das Pattern begleitet.

Die Oszillatoren können unter anderem als Wavetable-Oszillatoren arbeiten. Jeweils 39 Wavetables stehen in zwei Bänken zur Verfügung, es können auch eigene Wavetables eingeladen werden. Eine Wavetable besteht aus 64 Schwingungsformen, die dann mit weichen Übergängen durchfahren werden können. Das geschieht manuell über den COLOUR-Regler und automatisiert über 2 LFOs. Deren Intensität wird über den LFO Amount-Regler eingestellt.

Eine Hüllkurve zur Modulation steht nicht zur Verfügung, die LFOs sind aber sehr potent aufgebaut, so dass das mir nicht negativ auffiel. Hierzu später mehr.

Die Wavetables decken eine gute Bandbreite an klanglichen Möglichkeiten ab: Metallische, vokalartige, weiche und harsche Klänge werden hier als Rohmaterial bereitgestellt.

Die Auswahl der Wavetables erfolgt im Menü WAVE. Nochmaliger Druck auf WAVE wechselt die Wavetable-Bank auf BANK B. Über einen weiteren Druck gelangt man auf BANK C, wo sich über den Encoder dann Sägezahn, Rechteck und FM auswählen lassen.  Die Oszillatoren werden von einem eigenen Prozessor berechnet, herstellerseitig sind in Zukunft auch weitere Syntheseformen denkbar.

Wenn Rechteck gewählt ist, regeln COLOUR und der nebenstehende LFO-Amount die Pulsbreite. Ist Sägezahn aktiviert, lässt sich nur die Tonhöhe modulieren – COLOUR und COLOUR LFO Amount sind dann funktionslos.

KLANGBEISPIELE: Sägezahn, Rechteck:

Der seit dem letzten Firmeware-Update implementierte FM-Modus stellt pro Stimme zwei Sinusoszillatoren bereit. Einer ist hörbar und der andere wird zur Modulation des ersten Oszillators herangezogen. COLOUR regelt dann die Modulation und DETUNE die Tonhöhe des Modulationsoszillators. UNISONO funktioniert zwar noch, aber die Verstimmung der Oszillatoren zueinander ist nicht mehr veränderbar.

KLANGBEISPIELE FM:

Schon durch die Wavetables ist klanglich viel möglich: glockig, metallisch, böse Bässe, E-Pianos … Im FM-Modus gelingen dann weiche, Marimba-artige Klänge. Auch 808-Kick-artige Bässe sind mit der Oszillatorsektion möglich.

AUDIO-INPUT und NOISE

NOISE (ein weißes Rauschen) und der externe Audioeingang wandern jeweils durch einen eigenen VCA mit dedizierter Attack/Release-Hüllkurve. Sie müssen immer getriggert werden, um hörbar zu sein. Im Allgemeinen erfolgt das über den Sequencer.

Es kann zwar auch jeweils eine MIDI-Note festgelegt werden, auf denen die Hüllkurven dann getriggert werden, das erfolgt aber auf einem anderen MIDI-Kanal als die Steuerung der Oszillatoren. Man müsste also ein zweites MIDI-Keyboard nur zur Steuerung von NOISE und INPUT anschließen. Siehe Grafik:

Für den externen Eingang hätte ich mir gewünscht, diesen auch dauerhaft aktivieren zu können – auch ohne laufenden Sequencer. Leider geht dies nicht, evtl. wird diese Funktion aber noch nachgereicht.

Da das INPUT-Signal momentan bewusst über den Sequencer angeschaltet werden muss, kommen schnell Tremolo- oder Gate-Effekte zustande. Das klingt gut, aber manchmal soll ein Signal auch durchlaufen. Will man das Signal durchgängig hören, kann man die Hüllkurve lang einstellen und sie oft triggern. Aber leider muss dafür der Sequencer laufen.

Für die NOISE-Sektion hätte ich mir gewünscht, dass der Noise-VCA bzw. dessen Hüllkurve auch auf demselben MIDI-Kanal wie die Oszillator-Sektion empfangen werden könnte. Dann wäre es möglich, den Noise-Generator auch beim reinen Spielen via MIDI-Keyboard ohne Sequencer in den gespielten Klang zu integrieren.

Abgesehen von diesen Wünschen eröffnet das separate Triggern des NOISE-Signals großartige Möglichkeiten in Richtung analoger Percussion für HiHat und Snare.

Die Filtersektion des Mäander

Sie ist das Herzstück und eine echte Besonderheit. Basis ist eine Filterbank, bestehend aus 11 steilflankigen Bandpässen und einem Hochpassfilter. Alle Filter haben eine feste Frequenz.

Sind die Regler ganz unten, ist das jeweilige Band komplett stummgeschaltet.

Mit diesem Setup lassen sich über die Schieberegler schon einmal bestimmte Frequenzen absenken. So kann man dem klanglichen Rohmaterial durch die damit einhergehende Betonung der nicht abgesenkten Frequenzen Formanten aufprägen. So weit, so gut.

Der Clou ist nun aber, dass die Pegel der einzelnen Bänder jeweils über einen eigenen VCA geregelt werden. Glücklicherweise muss man die VCAs nicht einzeln ansteuern, sondern sie können gemeinsam über den Cutoff-Regler und die Modulatoren gesteuert werden.

Die Art und Weise wie das genau passiert, ist in verschiedenen Modi festgelegt.

So bewirkt der Modus LP (Lowpass) z. B., dass bei niedrigster Position des Cutoff-Reglers nur das unterste Band im Pegel angehoben wird. Bei etwas höherer Position wird zusätzlich das nächsthöhere Band geöffnet usw. bis schließlich bei höchster Position alle Bänder, auch das oberste Band  in voller Lautstärke zu hören ist. Das Ergebnis entspricht klanglich so ziemlich einem in Cutoff-Frequenz modulierbaren Tiefpassfilter.

Auf diese Weise modelliert der Mäander verschiedenste Filtertypen. Außerdem lässt sich jedes Band zu jeder Zeit über die Schieberegler absenken, so dass zusätzlich zum simulierten Filtertyp auch Kerben im Frequenzspektrum möglich sind.

8 verschiedene Modi stehen zur Verfügung und decken mehr ab, als ich es mir von einem subtraktiven Synthesizer wünsche. Die Modi sind bequem über einen Regler wählbar:

  • Tiefpass
  • Tiefpass + Hochpass
  • Tiefpass + Bandpass
  • Notch
  • Hochpass
  • drei verschiedene Bandpass-Typen

Dass es in diesem Konzept von Filtersimulationen keinen Resonanzparameter gibt, ist mir nicht ein einziges Mal als Manko aufgefallen. Man kann ja jederzeit über die Regler in einzelne Bänder eingreifen.

Als Modulatoren stehen für die Cutoff-Frequenz die AMP-Hüllkurve und beide LFOs zur Verfügung. Auch ein angeschlossenes Expression-Pedal kann zur Steuerung verwendet werden. In Kombination mit dem Audioeingang freut das nicht nur den WahWah-Pedal affinen Gitarristen.

Doch damit nicht genug: Unabhängig vom gewählten Filtertyp sind die VCAs der Filterbänder einzeln über den Trigger-Sequencer steuerbar. Jedes Band verfügt dabei über eine eigene Hüllkurve. So kann die rhythmische Sequenz eines Mittenbandes unabhängig von einer langsamen Filterbewegung für Lebendigkeit sorgen.

Durch unterschiedliche Hüllkurven-Trigger für die Bänder lassen sich schon aus dem NOISE-Signal Snare und HiHat generieren.

Der BANDLEVEL-Regler überblendet zwischen der Modulation durch die getriggerten Hüllkurven und den anderen Modulatoren. Ganz nach links gedreht, sind die Hüllkurven dann unwirksam. Das erlaubt eine Zustandsänderung von flächigem Klang zu mehr und mehr rhythmischem Geschehen.

Die Filterbank arbeitet mono. Die Ausgänge der unteren beiden Filter-Bänder sind auf beide Ausgänge gelegt. Die anderen Bänder sind im Panorama abwechselnd links und rechts verteilt, so dass sich auf diese Art ein lebendiges Stereobild einstellt.

Wenn BANDLEVEL auf SYNTH steht, fällt bei manchen Einstellungen ein leichtes Rauschen auf, das aber verdeckt wird, wenn die oberen Bänder aktiv sind. In Filtersequenzen fällt es durch die sporadische Triggerung der Bänder nicht ins Gewicht. Mich hat es nicht gestört, andere Gemüter sind da womöglich empfindlicher.

Die Modulatoren

Zum einen gibt es da den AMP EG – eine ADSR-Hüllkurve, die vornehmlich der Steuerung des Pegels der Oszillatoren dient. Diese ist, wenn man die vier Oszillatoren via Keyboard spielt, dankenswerterweise polyphon. Die eingestellte Hüllkurve wirkt also auf alle Oszillatoren getrennt.

Die Hüllkurve ermöglicht perkussive Einstellungen und auch in langsamen Gefilden arbeitet sie gut.

Die beiden LFOs sind identisch aufgebaut.

Als Schwingungsformen gibt es Puls und Zufall. Außerdem kann stufenlos zwischen fallendem Sägezahn, Dreieck und aufsteigendem Sägezahn überblendet werden.

Die LFOs können bei Bedarf mit jeder neuen Note getriggert werden laufen aber ansonsten weiter frei und in Schleife.

Im One Shot-Modus werden die LFOs nur einmal bei angespielter Note abgefeuert. Sie fungieren so als kleine Hüllkurven. Das ist besonders zum Durchfahren der Wavetables oder der FM-Intensität nützlich. Außerdem können die LFOs synchron zum Sequencer laufen. Der Rate-Regler stellt dann den Teiler von einem Takt bis zu 32tel Triole ein. Hier hätte ich mich auch über etwas längere Zeiten, wie 2 oder 4 Takte gefreut. Besonders in Kombination mit der Modulation des Wavetables.

Laufen die LFOs frei, sind über den Rate-Regler  langsame Zeiten möglich. Sie reichen bis in den Audiobereich.

Eine Besonderheit ist die  clevere Ein-Knopf-Regelung der LFO-Intensität, die in der Oszillator-Sektion und der Filter-Sektion Anwendung findet:

  • von 0 bis 10 Uhr blendet LFO1 langsam ein
  • In der Mitte sind beide LFOS gleichermaßen aktiv
  • Ab 2 Uhr ist nur noch LFO 2 aktiv und blendet dann zunehmend aus

Das gibt viel Modulation auf wenig Platz. Toll! Der Nachteil kommt am ehesten bei der Tonhöhenmodulation zum Tragen: Verstörendes Leiern und gleichzeitig feines Vibrato sind so einigermaßen möglich. Beides nur ein bisschen geht leider nicht.

Die Einstellung der Attack/Release (AR) Hüllkurven für NOISE, INPUT und die Bänder geht sehr schnell, wenn Einstellungen für alle Bänder identisch sein dürfen. Wenn jedes Band seine eigene Hüllkurvenzeit und Einstellung haben soll, ist sie etwas zeitaufwendiger, aber dennoch komfortabel.

  • Im ENVELOPE-Modus wird ausgewählt, welche Hüllkurven (der Bänder bzw. INPUT, NOISE) gerade editiert wird.
  • Jede Hüllkurve kann dann via Encoder entweder als AR, reine Release oder reine Attack-Hüllkurve geschaltet werden.
  • Die Hüllkurvenzeit wird mit dem ENVELOPE-Regler eingestellt. Im AR-Modus werden Attack und Release gleichermaßen in ihrer Länge verändert.

Ich habe meist mit identischen Einstellungen für alle Hüllkurven gestartet. Hier und da habe ich mir dann ein Band oder z.B. den externen Audioeingang herausgepickt und mit eigenen Einstellungen versehen. Gemessen an der Menge der Möglichkeiten ist die Bedienung bei sehr wenig Platzbedarf hervorragend gelöst.

Bewegung durch SEQUENCER und SHOTS

Auch hier beschreitet der Mäander andere Pfade, als man es gewohnt ist.

Grundsätzlich nimmt der Sequencer immer auf, es sei denn, man nimmt eine der Spuren von der Aufnahme aus. Das ist erst einmal ungewöhnlich. Ich habe beim Loslegen ohne Handbuch zuerst den Record-Knopf gesucht, um dann sehr schnell und verwundert festzustellen, dass der Mäander immer aufnehmen will.

Eine Sequenz kann bis zu 4 Takte (BARs) lang sein. Toll ist, dass die Takte jeweils über einen eigenen Tasten verfügen. Werden z. B. die Tasten für Takt 2 und Takt 4 gedrückt, spielt der Mäander diese beiden Takte abwechselnd. Durch Druck auf z. B. die dritte Taste kann dann auch nur der dritte Takt abgespielt werden. So kann man in Ruhe diesen Takt editieren und muss bei einer 4-taktigen Sequenz nicht immer alle Takte durchhören. Aber auch im Live-Spiel einfach mal nur den hinteren Teil der Sequenz wiedergeben zu können, schafft Abwechslung. Man kann die 4 BARs auch als 4 unterschiedliche 1-Takt-Patterns innerhalb eines Patches verwenden: Intro, Part 1, Part 2. und Break.

Die Sequencer-Sektion teilt sich in einen Noten-Sequencer und einen 14-Spur Trigger-Sequencer

Der Noten-Sequencer nimmt für die Oszillatoren bis zu 4-stimmig polyphon Noten und Trigger-Daten auf. Der Trigger löst in dem Fall den AMP EG aus. Die Aufnahme kann über ein MIDI-Keyboard erfolgen. Oder die Noten werden im EDIT-Modus über die unter den BAND-Reglern befindlichen Tasten für die Töne und den Encoder für die Oktavlage eingegeben. Beides funktioniert gut. Ich präferiere die Eingabe über ein MIDI-Keyboard.

Für Input, Noise und die einzelnen Bänder können Trigger aufgenommen werden, die dann die jeweilige VCA-Hüllkurve auslösen. Dabei kann für jede Trigger-Spur eine eigene Länge definiert werden. So verschieben sich die Spuren rhythmisch gegeneinander. Die Aufnahme erfolgt durch Drücken der jeweiligen Taste (NOISE, INPUT, Band) in Kombination mit den Einstellungen der SHOTS-Sektion. Einen Step-Edit-Modus gibt es für die Trigger nicht.

Die SHOTS-Sektion ist für die Programmierung, insbesondere des Trigger-Sequencers, von zentraler Bedeutung. Über dedizierte Regler und zwei Kippschalter können sowohl die Lautstärke als auch die Dauer und die Quantisierung des gerade aufgenommen Events eingestellt werden.

Das funktioniert extrem intuitiv und schnell. Kein Menü – einfach während des Spielens am VELOCITY-Regler drehen und schon ist der Lautstärkeverlauf mit aufgenommen.

Auch automatische Verläufe gibt es: Steht VELOCITY z. B. auf fallendem Dreieck, wird ein absteigender Verlauf für die aufgenommenen Trigger generiert.

Besonders interessant ist der REPEATS-Regler: Dieser wirkt wie ein Echo-Effekt für die Trigger von INPUT, NOISE und den Bändern.

  • Steht er auf unendlich, wird der aufgenommene Trigger in Schleife wiedergegeben.
  • Steht er auf einem geringeren Wert , z. B. 1, wird der aufgenommene Trigger nur 1x gespielt und dann gelöscht.
  • Steht der Regler auf CLEAR, werden alle Trigger sofort gelöscht.

Leider wirkt der REPEATS-Regler nicht auf die Oszillator-Sektion. Die Vorstellung, auch die gespielten Noten im Echo wegwehen zu hören – mmmh das hätte was…

Durch die Unabhängigkeit der Rhythmik der einzelnen Filterbänder entsteht schnell der Eindruck von mehreren perkussiven Drum-Stimmen, die parallel zur melodischen Sequenz laufen. Und irgendwie ist der Sequencer des Mäanders wirklich ein echter Live-Sequencer. Selten habe ich so intuitiv und wirklich schnell Patterns eingespielt. Alles geht flüssig und der SHOTs-Generator ist wirklich mächtig.

Tonverschieber

Der SCALE-Modus erlaubt es, die aufgenommen Notensequenzen nachträglich in der Tonart zu verändern.

Die aufgenommenen Töne werden dann auf die der Tonart entsprechenden Töne verschoben. Die eingestellte Tonleiter wirkt sich auch auf eingehende MIDI-Noten aus.

16 Tonleitern stehen hier zur Verfügung und können über den Encoder verändert werden. Das Display gibt seinen Möglichkeiten entsprechend Auskunft über die eingestellte Tonart. Obwohl nur drei Zeichen ins Display passen, ist das sehr hilfreich. Da das Ganze nur beim Abspielen greift, kann man hier einfach rumprobieren und es gibt ein paar interessante Überraschungen. Die SCALE-Einstellung wird mit dem Patch abgespeichert. So kann man sich ein paar tonale Variationen seines Patterns abspeichern und zwischen diesen umschalten.

TRANS erlaubt die Transposition einer Sequenz über die mit Notennamen beschrifteten Tasten unter den roten Schiebereglern. Die Oktave lässt sich dann über den EDIT-Regler auswählen. Leider gibt es keine Transposition über MIDI. Bei FLAME denkt man aber darüber nach, das in einem Update nachzureichen.

Der ARP-Modus bietet alternativ zum Noten-Sequencer einen Arpeggiator. Die Trigger für NOISE, INPUT und die FILTER-Bänder laufen unabhängig davon weiter.

Ein gespielter Akkord wird dann entweder aufwärts, abwärts, alternierend in zwei Varianten, zufällig oder in der Reihenfolge, in der die Noten gespielt wurden, wiedergegeben. Die Quantisierung und Notenlänge des Arpeggiators werden schnell und komfortabel über die SHOTS-Sektion eingestellt. Leider ist der REPEATS-Regler hier inaktiv. Ein einstellbares Ausblenden des Arpeggios wäre der Hammer gewesen.

Update und Wavetables

Das Laden von neuer Wavetables und Firmware-Updates gestaltet sich unkompliziert und erfolgt mit Hilfe eines Computers über USB-MIDI. Es wird ein Programm benötigt, das Sysex-Datenpakete senden kann.

Die Übertragung einer kompletten Wavetable-Bank mit 39 Wavetables kann gut 10 Minuten in Anspruch nehmen, man wird aber wahrscheinlich auch nicht häufig neue Wavetables einladen.

Das Erstellen eigener Wavetables ist laut FLAME über zwei Freeware-Programme möglich, die unter Windows laufen. Da ich meine letzten tieferen Windows-Erfahrungen mit Windows 3 unter MS-DOS 5.0 gemachte habe, habe ich hier nicht weiter geforscht. Die implementierten Wavetables sind für mein Empfinden aber schon mehr als ausreichend.

Klang und Schlussworte

Klanglich finde ich den Mäander überaus gelungen. Er hat eine sauberen analytischen Klang, ohne steril oder blutarm zu wirken – spektrale Lebendigkeit! Der Klang der Filterbank erinnert mich zuweilen an den Buchla Spectral Processor. Besonders in  Kombination mit den Wavetable-Oszillatoren, aber auch den Oszillatoren im FM-Modus.

Durch die unabhängige Triggerung der einzelnen Filterbänder entsteht schnell der Eindruck von mehreren perkussiven Drum-Stimmen, die parallel zur melodischen Sequenz laufen. Fest eingestellte Filter erlauben es den Klängen, Formanten aufprägen und manchmal spricht der Mäander. In Kombination mit dem Noise-Signal ist er auch zur Kreation einer artifiziellen Schlangensprache gut geeignet.

Für mich ist der Mäander der perfekte Live-Synthesizer. Das beginnt bei der Anschlussmöglichkeit für die Fußtaster zur Patch-Umschaltung und setzt sich im Aufbau des Sequencers fort. Überhaupt – der Sequencer! Durch die Möglichkeit, die 4 Takte getrennt anzuwählen, sind bereits aufgenommene Sequenzen auch nachträglich frei kombinierbar. Und Trigger lassen sich über die SHOTs-Sektion sehr bequem einspielen. Das Filterkonzept ist auf positive Weise anders, als man es von der üblichen subtraktiven Synthese gewohnt ist. Trotzdem ermöglicht es die gleiche Arbeitsweise und setzt noch einen oben drauf!

Der Flame Mäander on YouTube

Hier ein tolles Sounddemo von Bonedo

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Mehr Informationen

Und hier ein ausführliches Tutorial:

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Fazit

Der Mäander ist mehr als die Summe seiner Teile. Die Oszillator-Sektion bietet abwechslungsreiches Klangfutter. Sie ist flexibel, aber doch mit wenigen Handgriffen veränderbar. Die Filterbank klingt hervorragend und lässt sich durch den Sequencer zu sehr komplexen Klanggebilden bewegen. Das leichte Rauschen mancher Bänder fällt in den meisten Einstellungen nicht ins Gewicht. Der Mäander lebt von der Kombination der Filterbank mit dem Sequencer. Er lässt sich auch ohne Sequencer spielen, viele seiner Möglichkeiten bleiben einem dann aber verwehrt. Mit Sequencer macht der Mäander mehr Spaß und hier liegt eine seiner großen Stärken. Für den klassischen Keyboarder, der E-Pianos und Vangelis-Pads ausschließlich direkt übers Keyboard einspielen möchte, ist der Mäander wohl nicht die erste Wahl. Wer aber einen sehr gut klingenden Synthesizer mit eigenständigem Konzept sucht und auch Live schnell und intuitiv Noten einspielen und loopen möchte, für den kann ich eine klare Kaufempfehlung aussprechen. Ich bin Fan!

Plus

  • innovatives Filterkonzept mit gut klingender analoger Filterbank
  • guter Klang der Oszillatoren
  • sehr intuitiv bedienbarer Sequencer
  • umfangreiche MIDI-Anschlussmöglichkeiten
  • Main- und Kopfhörerausgang getrennt regelbar
  • Steuerung der Patch-Auswahl via Fusstaster

Minus

  • leichtes Rauschen der unteren Bänder im Synthmodus

Preis

  • 1049,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    phyl0x1

    Scheint ja ein klasse Teil zu sein.
    Das Design wirkt als sei es von MFBs Tanzmaus inspiriert …. oder?

  2. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    In jedem meiner neuen Tracks läuft zur Zeit mindestens eine Mäanderspur. Das Teil klingt einfach wunderschön.
    Habe auch schon den Filtersequenzer als Midilooper für mein Drumpad missbraucht… geil, die Loops können langsam ausklingen. Das geht sonst nur mit dem Echometer.

    • Profilbild
      Leo Solter RED

      Hallo Herr Blum, ich bin auch begeistert (wie im Testfazit ja ersichtlich) . Ich hatte ein Video mit einem Auftritt von Dir bei Schneidersladen gesehen. Hat mir sehr gefallen :-) Da war das Drumpad auch schon dabei- ich hatte mich schon gefragt was da genau passiert…Du hast die Drum-MIDI-Noten verwendet um die Bandtrigger aufzunehmen und dann wieder ins Drumpad geschickt (oder 1010 Blackbox)?

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