ISA Sound im Doppelpack
Mit dem ISA Two bietet Focusrite einen klassischen 2-Kanal Preamp in 19“/1 HE an. Was die moderne Reinkarnation des originalen ISA 110 zu leisten imstande ist, wir werden es im Test des Focusrite ISA Two erfahren.
Historie
Wie immer, wenn der Name Rupert Neve fällt, wird wohl jeder Tontechniker auf diesem Planeten hellhörig. Der immer noch recht umtriebige Entwickler hat in über 50 Jahren so einige Klassiker ins Leben gerufen. Das Ursprungsprodukt zur ISA-Reihe ist der ISA 110, der 1985 für die AIR-Monserrat Studios von Beatles Produzent George Martin in Modulbauweise gefertigt wurde.
Focusrite hat das ISA Konzept in eine ganze Reihe adaptiert. Neben dem hier zu beurteilenden ISA Two wird der einkanalige ISA One, H I E R getestet von Kollegen Steinwachs, angeboten. Mit dem ISA 428 MkII und dem ISA 828 ist ein 4- bzw. 8-kanaliges Modell erhältlich und der ISA 430 MkII liefert einen vollständigen 1-Kanal Channelstrip.
Der Focusrite ISA Two
Der Mic-Preamp ist ein Dual-Mono-Gerät, im 19“-Gehäuse sitzen also zwei identische Kanäle.
Neben den XLR-Mikrofoneingängen bietet der ISA Two auch Line- und Instrumenteneingänge als Klinke. Pro Kanal ist ein Einschleifweg für externes Equipment als symmetrisches Klinkenpaar vorhanden. Die Ausgänge sind mit XLR-Buchsen bestückt. Die Anschlüsse sitzen auf der Rückseite, allein die Instrumenteneingänge wurden gut erreichbar links außen auf der Frontplatte platziert.
Die Gain-Anpassung wird mit zwei großen, griffigen Potis vorgenommen. Für den Mikrofoneingang wird mit einem vierstufigen Rasterdrehregler der Bereich von 0 dB bis 30 dB in 10er Schritten ausgewählt, ein Umschalter erhöht diese Schaltstufen um 30 dB. Zusätzlich kann das Gain mit dem darauf folgenden Trimpoti stufenlos um weitere 20 dB erhöht werden. Es ist also ein Gain-Umfang von 0 – 80 dB zu erzielen.
Für den Line-Input wird mit dem Rasterdrehregler der Wertebereich von -20 bis +10 dB abgedeckt, auch hier packt das Trimpoti nochmals 20 dB oben drauf. Der Schalter 30 – 60 ist hier inaktiv, die erzielbare Verstärkung beträgt also maximal 50 dB.
Wird der Instrumenteneingang gewählt, ist die Gain-Anpassung allein mit dem Trimregler vorzunehmen, +10 dB bis +40 dB ist hier der Wertebereich.
Angewählt wird der verwendete Eingang über einen Drucktaster, der die drei Optionen durchschaltet und den gewählten Input mit einer LED anzeigt.
Für den Mikrofoneingang ist eine 48 Volt Phantomspeisung vorhanden, der Phasenumkehrer greift bei allen drei Inputs. Mit dem Z-In-Schalter ist die Impedanz des Mikrofoneingangs veränderbar, zwischen 600 Ohm (Low) über die originale ISA 110 Impedanz bei 1,4 Kiloohm sind noch Med mit 2,4 Kiloohm und High mit 6,8 Kiloohm anzuwählen.
Wieder für alle Eingangssignale steht das Lowcut-Filter zur Verfügung, das stufenlos von 16 bis 420 Hz bei einer Flankensteilheit von 18 dB pro Oktave eingreift. Auch der schaltbare Insert-Send und Return ist bei allen Signalwegen nutzbar.
Zwei 8-stufige LED-Ketten helfen bei der Aussteuerung der Kanäle. Als Besonderheit kann das LED-Meter kalibriert werden und somit optimal auf den verwendeten Wandler angepasst werden. Dafür bietet die Rückseite einen Kalibrierungsregler.
Lieferumfang und Verarbeitung des Focusrite ISA Two
Im Karton befinden sich das 19“-Gerät, zwei Netzkabel und die Bedienungsanleitung mit Registrierkarte. Weil es ja inzwischen üblich ist, wenn überhaupt, dann höchstens eine dünne Anweisung beizulegen, hier ein großes Lob an Focusrite. Eine detaillierte DIN A4 Bedienungsanleitung in drei Sprachen wird mitgeliefert, die wirklich praxisgerecht auf jede Funktion des Preamps eingeht.
Der Focusrite ISA Two wird mit einem Schaltnetzteil mit Strom versorgt, das sich von 100 – 240 Volt, 50/60 Hz anpasst, die beiliegenden Stromkabel enden auf Schukostecker und dem englischen Pendant.
Das Stahlblech des Gehäuses fällt stabil aus, was sich auch mit 3,7 kg im Gesamtgewicht bemerkbar macht. Schön griffig sind die großen Drehregler, die sich angenehm bedienen lassen und wackelfrei auf der Frontplatte verschraubt sind. Auch die Taster arbeiten sauber und zeigen entweder durch Hintergrundbeleuchtung oder korrespondierende LEDs zweifelsfrei die Schaltzustände an.
Die beliebte Rubrik „Aufschrauben des Gehäuses“ gerät diesmal zur Fleißarbeit, 14 Schrauben sind zu lösen damit der Blick auf das Innere frei wird.
Hier zeigt sich eine sauber bestückte Hauptplatine, zentral ins Auge fallen die beiden Eingangsübertrager von Lundahl des Typs LL1538, die schon im Original ihren Dienst taten.
Der Übertrager ist für seine neutrale, detaillierte und nach oben offene Klangstruktur bekannt, ich bin gespannt, wie sich das im Gesamtkontext niederschlägt.
Danke für den interessanten Test und das Bild vom Inneren. Ich habe den Eindruck, dass das ISA Konzept etwas in die Jahre gekommen ist. Es gibt mittlerweile einfach bessere Vorverstärker der sauberen Gattung.
Der technische Aufbau des Geräts ähnelt dem sehr aufwendigen und anfälligen Original ISA110 auch nur noch was die Eingangsübertrager und die Teile der Schaltungslogik angeht. Ansonsten kommen hier günstigere Bauteile und eine andere Netzteiltechnologie zum Einsatz. Der Preis und die schicke Frontplatte sind hier wohl das einzige Argument für eine Anschaffung.
Hi,
sehe ich nicht ganz so.
Ich denke der Test hat gezeigt, dass Besitzer eines Audio Interfaces mit wirklich guten Mik Preamps nicht unbedingt einen externen Preamp dieser Klasse benötigen. Für Interfaces der unteren und mittleren Klasse ist hier aber schon eine deutliche Aufwertung möglich.
Zudem ist der Preis mit ca. 400,- Euro pro Kanal wirklich günstig, wenn man sich mal die Mitbewerber anschaut.
Dazu kommt die wirklich gute und übersichtliche Bedienung und praktische Detaillösungen.
Wenn ich nicht den Millennia hätte, den ich natürlich v.a. für Studioarbeit habe, hätte ich den ISA Two für den genannten Live Recording Einsatzzweck behalten.
Was natürlich stimmt, gleiche Technik wie die alten Geräte ist ganz klar eine Werbeaussage. Auch der schon von mir getestete Red 1 500 beruft sich auf das ISA 110 Konzept, klingt aber doch anders. Hat ja auch noch einen Ausgangsübertrager drin.
@Armin Bauer Das ist mir auch schon länger aufgefallen: Focusrite macht eigentlich ständig mit dem ISA-Sound Werbung. Auch die Clarett-Interfaces sollen ja per Knopfdruck den ISA-Sound haben – dann wird immer noch der Name Rupert Neve erwähnt und fertig ist der Eindruck: das ist High-End.
Wobei ich nichts gegen Focusrite habe, die machen gute Geräte – nur die Werbemasche ist eben oft diesselbe.
@Armin Bauer @ Armin: Du hast es doch in Deiner Antwort selbst gut beschrieben. Der ISA sitzt zwischen den Stühlen. Er ist einerseits nicht wirklich high-endig und macht andererseits gerade mal ein wenig mehr Sound (und das dafür mit Rauschteppich) als MicPres die man heute in Semi-Pro Audio Interfaces findet.
Das Teil sitzt zwischen den Stühlen und ist nicht mehr zeitgemäss.
Für 400€/Kanal bekommst Du z.B. schon einen Lake People Mic-Amp F311 D der sogar mit dem Millenia (ist ja auch nicht mehr ganz die neueste Technik) um die Wette spielt.
Also ich sehe da eigentlich nur noch den legendären Namen als Kaufargument. Ein Kumpel hat gerade seinen vintage ISA110 vertickt, weil der ihn nur noch mit Reparaturen genervt hat und der Sound nicht mehr wirklich konkurrenzfähig ist. Dafür gibt es, was Mic Pres angeht, mittlerweile einfach zu viele gute Alternativen in allen Geschmacksrichtungen.
Hi psv-ddv,
dass Lake People gute Geräte baut ist unbestritten. Hast du den 311 schon gehört? Der 355 ist ja durchaus Referenz, liegt in der Class-A Ausführung finanziell aber auch im HV-3C Bereich. Kann mir nicht vorstellen, dass Lake People für nicht mal die Hälfte des Preises ein gleichwertiges Produkt entwickelt haben. Falls ja, muss ich mir unbedingt schnellstens anhören.
Nicht vergessen darfst du auch nicht die Ausstattungsdetails des ISA, Insert, Impedanzanpassung, Line/Instr Input, kalibrierbare Meter. Wer´s nicht braucht zahlt es natürlich umsonst, wer es haben möchte kann sich umschauen, wo er es her bekommt.
Bleibe dabei, in die Jahre gekommen oder nicht, der ISA Two ist ein grundsolides Arbeitstier zum ordentlichen Kurs. Konkurrenzfrei ist er aber sicher nicht.
@Armin Bauer Ja, habe ich. Da die LPs sehr neutral klingen sind die Unterschiede nicht sooo riesig. Ich persönlich würde den 355 über dem HV-3C einordnen und den 311 knapp darunter, je nach Anwendung und Mikrofon. Ist definitiv ’ne Empfehlung.
Na, dann werde ich doch probieren ob wir den 311 zum Test kriegen können.
Grüße
@Armin Bauer Top! Ich bin auf Dein Urteil gespannt :)
Das ist mir auch schon länger aufgefallen: Focusrite macht eigentlich ständig mit dem ISA-Sound Werbung. Auch die Clarett-Interfaces sollen ja per Knopfdruck den ISA-Sound haben – dann wird immer noch der Name Rupert Neve erwähnt und fertig ist der Eindruck: das ist High-End.
Wobei ich nichts gegen Focusrite habe, die machen gute Geräte – nur die Werbemasche ist eben oft diesselbe.